Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
schaffen zu sein, und ihre Kinder eben so zu erzie-
hen, geben wollte. Busch erfuhr zwar doch, wie
Frau Suschen noch immer gegen ihn und seine So-
phie zu Felde zog, er hatte sich auch vorgenommen,
ihr den Dank dafür nicht schuldig zu bleiben; da
aber Schnitzer krank und es erklärt war, daß er
nicht wieder genesen würde, so beschloß er, bis nach
seinem Hinscheiden zu warten, damit er an der
Kränkung, die seiner Frau zugedacht war, oder
vielmehr an dem Lerm, welchen sie darüber verführen
würde, nicht Theil nehmen möchte.

Somit war um und um Friede, auch hatte
Johann Jacob die Freude, daß wieder Personen
von gutem Ruf und von Würde in seinem Gasthof
einkehrten. Gern verzieh er meiner Mutter jetzt
alles, womit sie ihn vorhin beleidigt und seinen
Tod befördert hatte, er hielt sie für völlig geändert,
ließ alles beim alten, und starb sehr ruhig in den
Armen seines geliebten Suschens, als ich mein sie-
bentes Jahr angetreten hatte.


Zweiter
ſchaffen zu ſein, und ihre Kinder eben ſo zu erzie-
hen, geben wollte. Buſch erfuhr zwar doch, wie
Frau Suschen noch immer gegen ihn und ſeine So-
phie zu Felde zog, er hatte ſich auch vorgenommen,
ihr den Dank dafuͤr nicht ſchuldig zu bleiben; da
aber Schnitzer krank und es erklaͤrt war, daß er
nicht wieder geneſen wuͤrde, ſo beſchloß er, bis nach
ſeinem Hinſcheiden zu warten, damit er an der
Kraͤnkung, die ſeiner Frau zugedacht war, oder
vielmehr an dem Lerm, welchen ſie daruͤber verfuͤhren
wuͤrde, nicht Theil nehmen moͤchte.

Somit war um und um Friede, auch hatte
Johann Jacob die Freude, daß wieder Perſonen
von gutem Ruf und von Wuͤrde in ſeinem Gaſthof
einkehrten. Gern verzieh er meiner Mutter jetzt
alles, womit ſie ihn vorhin beleidigt und ſeinen
Tod befoͤrdert hatte, er hielt ſie fuͤr voͤllig geaͤndert,
ließ alles beim alten, und ſtarb ſehr ruhig in den
Armen ſeines geliebten Suschens, als ich mein ſie-
bentes Jahr angetreten hatte.


Zweiter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0084" n="80"/>
&#x017F;chaffen zu &#x017F;ein, und ihre Kinder eben &#x017F;o zu erzie-<lb/>
hen, geben wollte. Bu&#x017F;ch erfuhr zwar doch, wie<lb/>
Frau Suschen noch immer gegen ihn und &#x017F;eine So-<lb/>
phie zu Felde zog, er hatte &#x017F;ich auch vorgenommen,<lb/>
ihr den Dank dafu&#x0364;r nicht &#x017F;chuldig zu bleiben; da<lb/>
aber Schnitzer krank und es erkla&#x0364;rt war, daß er<lb/>
nicht wieder gene&#x017F;en wu&#x0364;rde, &#x017F;o be&#x017F;chloß er, bis nach<lb/>
&#x017F;einem Hin&#x017F;cheiden zu warten, damit er an der<lb/>
Kra&#x0364;nkung, die &#x017F;einer Frau zugedacht war, oder<lb/>
vielmehr an dem Lerm, welchen &#x017F;ie daru&#x0364;ber verfu&#x0364;hren<lb/>
wu&#x0364;rde, nicht Theil nehmen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p>Somit war um und um Friede, auch hatte<lb/>
Johann Jacob die Freude, daß wieder Per&#x017F;onen<lb/>
von gutem Ruf und von Wu&#x0364;rde in &#x017F;einem Ga&#x017F;thof<lb/>
einkehrten. Gern verzieh er meiner Mutter jetzt<lb/>
alles, womit &#x017F;ie ihn vorhin beleidigt und &#x017F;einen<lb/>
Tod befo&#x0364;rdert hatte, er hielt &#x017F;ie fu&#x0364;r vo&#x0364;llig gea&#x0364;ndert,<lb/>
ließ alles beim alten, und &#x017F;tarb &#x017F;ehr ruhig in den<lb/>
Armen &#x017F;eines geliebten Suschens, als ich mein &#x017F;ie-<lb/>
bentes Jahr angetreten hatte.</p>
        </sp>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zweiter</hi> </hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0084] ſchaffen zu ſein, und ihre Kinder eben ſo zu erzie- hen, geben wollte. Buſch erfuhr zwar doch, wie Frau Suschen noch immer gegen ihn und ſeine So- phie zu Felde zog, er hatte ſich auch vorgenommen, ihr den Dank dafuͤr nicht ſchuldig zu bleiben; da aber Schnitzer krank und es erklaͤrt war, daß er nicht wieder geneſen wuͤrde, ſo beſchloß er, bis nach ſeinem Hinſcheiden zu warten, damit er an der Kraͤnkung, die ſeiner Frau zugedacht war, oder vielmehr an dem Lerm, welchen ſie daruͤber verfuͤhren wuͤrde, nicht Theil nehmen moͤchte. Somit war um und um Friede, auch hatte Johann Jacob die Freude, daß wieder Perſonen von gutem Ruf und von Wuͤrde in ſeinem Gaſthof einkehrten. Gern verzieh er meiner Mutter jetzt alles, womit ſie ihn vorhin beleidigt und ſeinen Tod befoͤrdert hatte, er hielt ſie fuͤr voͤllig geaͤndert, ließ alles beim alten, und ſtarb ſehr ruhig in den Armen ſeines geliebten Suschens, als ich mein ſie- bentes Jahr angetreten hatte. Zweiter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/84
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/84>, abgerufen am 14.05.2024.