Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.treibens. Endlich nimbt er ihme für/ sein Leben zu verendern/ und sich umb ernstiliche Besserung anzunehmen. Was/ sagt er ihme selber/ thue ich armseliger Mensch allda? Ich geniesse der Welt/ und geniesse ihr doch nicht Ich leide viel wieder meinen Willen: Vieler Sachen muß ich manglen/ die ich gern haben wolt: Ich bin in der Dienststbarkeit/ und ein Knecht/ wer lohnt mir? Ich hab ja bißher gar leicht können sehen/ was der Welt Lohn und Danck ist/ nach dem schon einer lang dienet. Vnd gesetzt/ daß ich in solchem Wollust schwimmen könte/ die mein Hertz begehren/ und wünschen möchte/ wie lang würde das wehren? Bin ich doch meines Lebens nicht eines Tags sicher: Dieses probieren die Verstorbene/ die mann täglich zu Grab trägt. O Ewigkeit/ wann du nicht werest! O Ewigkeit/ wann du ausserhalb deß Himmels bist/ und man dich schon in das allerbeste Pflaum und Feder-Beth legte/ so bist du unlustig/ herb und bitter: Hart gehet es zu (die Warheit zu sagen) sich von denen Dingen abzuziehen/ deren wir gewohnt haben. Schwer kompt es an/ sich von täglicher guten Tractation im Essen und Trincken / und lieber Gesellschafft abzusondern. Wann wir uns aber lang wehren/ besinnen und auffhalten so kompt uns der Tod vor/ und raffler diß alles mit sich hinweg Was hälst du dann dich lang auff? Sollest du dir nicht mit löblicher Dapf- treibens. Endlich nimbt er ihme für/ sein Leben zu verendern/ und sich umb ernstiliche Besserung anzunehmen. Was/ sagt er ihme selber/ thue ich armseliger Mensch allda? Ich geniesse der Welt/ und geniesse ihr doch nicht Ich leide viel wieder meinen Willen: Vieler Sachen muß ich manglen/ die ich gern haben wolt: Ich bin in der Dienststbarkeit/ und ein Knecht/ wer lohnt mir? Ich hab ja bißher gar leicht können sehen/ was der Welt Lohn und Danck ist/ nach dem schon einer lang dienet. Vnd gesetzt/ daß ich in solchem Wollust schwimmen könte/ die mein Hertz begehren/ und wünschen möchte/ wie lang würde das wehren? Bin ich doch meines Lebens nicht eines Tags sicher: Dieses probieren die Verstorbene/ die mann täglich zu Grab trägt. O Ewigkeit/ wann du nicht werest! O Ewigkeit/ wann du ausserhalb deß Himmels bist/ und man dich schon in das allerbeste Pflaum und Feder-Beth legte/ so bist du unlustig/ herb und bitter: Hart gehet es zu (die Warheit zu sagen) sich von denen Dingen abzuziehen/ deren wir gewohnt haben. Schwer kompt es an/ sich von täglicher guten Tractation im Essen und Trincken / und lieber Gesellschafft abzusondern. Wann wir uns aber lang wehren/ besinnen und auffhalten so kompt uns der Tod vor/ und raffler diß alles mit sich hinweg Was hälst du dann dich lang auff? Sollest du dir nicht mit löblicher Dapf- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0657" n="637"/> treibens. Endlich nimbt er ihme für/ sein Leben zu verendern/ und sich umb ernstiliche Besserung anzunehmen. Was/ sagt er ihme selber/ thue ich armseliger Mensch allda? Ich geniesse der Welt/ und geniesse ihr doch nicht Ich leide viel wieder meinen Willen: Vieler Sachen muß ich manglen/ die ich gern haben wolt: Ich bin in der Dienststbarkeit/ und ein Knecht/ wer lohnt mir? Ich hab ja bißher gar leicht können sehen/ was der Welt Lohn und Danck ist/ nach dem schon einer lang dienet. Vnd gesetzt/ daß ich in solchem Wollust schwimmen könte/ die mein Hertz begehren/ und wünschen möchte/ wie lang würde das wehren? Bin ich doch meines Lebens nicht eines Tags sicher: Dieses probieren die Verstorbene/ die mann täglich zu Grab trägt. O Ewigkeit/ wann du nicht werest! O Ewigkeit/ wann du ausserhalb deß Himmels bist/ und man dich schon in das allerbeste Pflaum und Feder-Beth legte/ so bist du unlustig/ herb und bitter: Hart gehet es zu (die Warheit zu sagen) sich von denen Dingen abzuziehen/ deren wir gewohnt haben. Schwer kompt es an/ sich von täglicher guten Tractation im Essen und Trincken / und lieber Gesellschafft abzusondern. Wann wir uns aber lang wehren/ besinnen und auffhalten so kompt uns der Tod vor/ und raffler diß alles mit sich hinweg Was hälst du dann dich lang auff? Sollest du dir nicht mit löblicher Dapf- </p> </div> </body> </text> </TEI> [637/0657]
treibens. Endlich nimbt er ihme für/ sein Leben zu verendern/ und sich umb ernstiliche Besserung anzunehmen. Was/ sagt er ihme selber/ thue ich armseliger Mensch allda? Ich geniesse der Welt/ und geniesse ihr doch nicht Ich leide viel wieder meinen Willen: Vieler Sachen muß ich manglen/ die ich gern haben wolt: Ich bin in der Dienststbarkeit/ und ein Knecht/ wer lohnt mir? Ich hab ja bißher gar leicht können sehen/ was der Welt Lohn und Danck ist/ nach dem schon einer lang dienet. Vnd gesetzt/ daß ich in solchem Wollust schwimmen könte/ die mein Hertz begehren/ und wünschen möchte/ wie lang würde das wehren? Bin ich doch meines Lebens nicht eines Tags sicher: Dieses probieren die Verstorbene/ die mann täglich zu Grab trägt. O Ewigkeit/ wann du nicht werest! O Ewigkeit/ wann du ausserhalb deß Himmels bist/ und man dich schon in das allerbeste Pflaum und Feder-Beth legte/ so bist du unlustig/ herb und bitter: Hart gehet es zu (die Warheit zu sagen) sich von denen Dingen abzuziehen/ deren wir gewohnt haben. Schwer kompt es an/ sich von täglicher guten Tractation im Essen und Trincken / und lieber Gesellschafft abzusondern. Wann wir uns aber lang wehren/ besinnen und auffhalten so kompt uns der Tod vor/ und raffler diß alles mit sich hinweg Was hälst du dann dich lang auff? Sollest du dir nicht mit löblicher Dapf-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/657>, abgerufen am 26.06.2024. |