Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.der Leichtfertigkeit/ der Hoffart und dem Vbermuth gantz ergeben war/ hette lange Zeitguts Leben/ letzlich würde er kranck/ und zehret allgemach ab. Als nun das Sterbstündlein vorhanden war / sahe er sehr schwartze Männer gantzerschrecklicher Gestalt umbs Bett herumb stehen/ die warteten auff seine Seel und wolten sie gen Höll führen. Der elende Mensch fieng an sich zu entsetzen/ schaut hin und her zitterte/ und zaget / der kalte Schweiß ran ihm übern gantzen Leib ab/ und in solchen ruffte er seinen Sohn der hieß Maximus/ und schrie mit heller Stimm: Lauff Maxime / lauff. Der Sohn kam alsbald gantz verwirth/ ersch rocken/ und traurig/ rufft auch das ander Haußgesind herzu. Es sahe aber die höllischen Moren niemand dann der Sterbende. War aber aus des Krancken Schrecken und Zittern gnugsam abzunehmen/ was für ungeladene Gäst ankommen wären. Dann der Krancke wendet sich im Bett hinumb und herumb/ er zerret sich hin und wieder/ damit er nur die schwartze höllischen Gesichter nicht dörffte ansehen/ wohin er sich aber wendet/ sahe er doch die Teufflischen Gespenster. Was soll er nun thun in grossen Aengsten/ wo soll er hinfliehen? Wen soll er umb Hülff schreyen? Soll er zu GOTT russen? Er forchte aber GOttes Zorn/ weil er in so offt beleidigt hette: Soll er sich seines Gewissens trösten? Das war ihm aber selber zu wieder / weil ers schon so offt verletzt hett Soll er eine Zuflucht zu den Heiligen der Leichtfertigkeit/ der Hoffart und dem Vbermuth gantz ergeben war/ hette lange Zeitguts Leben/ letzlich würde er kranck/ und zehret allgemach ab. Als nun das Sterbstündlein vorhanden war / sahe er sehr schwartze Männer gantzerschrecklicher Gestalt umbs Bett herumb stehen/ die warteten auff seine Seel und wolten sie gen Höll führen. Der elende Mensch fieng an sich zu entsetzen/ schaut hin und her zitterte/ und zaget / der kalte Schweiß ran ihm übern gantzen Leib ab/ und in solchen ruffte er seinen Sohn der hieß Maximus/ und schrie mit heller Stimm: Lauff Maxime / lauff. Der Sohn kam alsbald gantz verwirth/ ersch rocken/ und traurig/ rufft auch das ander Haußgesind herzu. Es sahe aber die höllischen Moren niemand dann der Sterbende. War aber aus des Krancken Schrecken und Zittern gnugsam abzunehmen/ was für ungeladene Gäst ankommen wären. Dann der Krancke wendet sich im Bett hinumb und herumb/ er zerret sich hin und wieder/ damit er nur die schwartze höllischen Gesichter nicht dörffte ansehen/ wohin er sich aber wendet/ sahe er doch die Teufflischen Gespenster. Was soll er nun thun in grossen Aengsten/ wo soll er hinfliehen? Wen soll er umb Hülff schreyen? Soll er zu GOTT russen? Er forchte aber GOttes Zorn/ weil er in so offt beleidigt hette: Soll er sich seines Gewissens trösten? Das war ihm aber selber zu wieder / weil ers schon so offt verletzt hett Soll er eine Zuflucht zu den Heiligen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0876" n="856"/> der Leichtfertigkeit/ der Hoffart und dem Vbermuth gantz ergeben war/ hette lange Zeitguts Leben/ letzlich würde er kranck/ und zehret allgemach ab. Als nun das Sterbstündlein vorhanden war / sahe er sehr schwartze Männer gantzerschrecklicher Gestalt umbs Bett herumb stehen/ die warteten auff seine Seel und wolten sie gen Höll führen. Der elende Mensch fieng an sich zu entsetzen/ schaut hin und her zitterte/ und zaget / der kalte Schweiß ran ihm übern gantzen Leib ab/ und in solchen ruffte er seinen Sohn der hieß Maximus/ und schrie mit heller Stimm: Lauff Maxime / lauff. Der Sohn kam alsbald gantz verwirth/ ersch rocken/ und traurig/ rufft auch das ander Haußgesind herzu. Es sahe aber die höllischen Moren niemand dann der Sterbende. War aber aus des Krancken Schrecken und Zittern gnugsam abzunehmen/ was für ungeladene Gäst ankommen wären. Dann der Krancke wendet sich im Bett hinumb und herumb/ er zerret sich hin und wieder/ damit er nur die schwartze höllischen Gesichter nicht dörffte ansehen/ wohin er sich aber wendet/ sahe er doch die Teufflischen Gespenster. Was soll er nun thun in grossen Aengsten/ wo soll er hinfliehen? Wen soll er umb Hülff schreyen? Soll er zu GOTT russen? Er forchte aber GOttes Zorn/ weil er in so offt beleidigt hette: Soll er sich seines Gewissens trösten? Das war ihm aber selber zu wieder / weil ers schon so offt verletzt hett Soll er eine Zuflucht zu den Heiligen </p> </div> </body> </text> </TEI> [856/0876]
der Leichtfertigkeit/ der Hoffart und dem Vbermuth gantz ergeben war/ hette lange Zeitguts Leben/ letzlich würde er kranck/ und zehret allgemach ab. Als nun das Sterbstündlein vorhanden war / sahe er sehr schwartze Männer gantzerschrecklicher Gestalt umbs Bett herumb stehen/ die warteten auff seine Seel und wolten sie gen Höll führen. Der elende Mensch fieng an sich zu entsetzen/ schaut hin und her zitterte/ und zaget / der kalte Schweiß ran ihm übern gantzen Leib ab/ und in solchen ruffte er seinen Sohn der hieß Maximus/ und schrie mit heller Stimm: Lauff Maxime / lauff. Der Sohn kam alsbald gantz verwirth/ ersch rocken/ und traurig/ rufft auch das ander Haußgesind herzu. Es sahe aber die höllischen Moren niemand dann der Sterbende. War aber aus des Krancken Schrecken und Zittern gnugsam abzunehmen/ was für ungeladene Gäst ankommen wären. Dann der Krancke wendet sich im Bett hinumb und herumb/ er zerret sich hin und wieder/ damit er nur die schwartze höllischen Gesichter nicht dörffte ansehen/ wohin er sich aber wendet/ sahe er doch die Teufflischen Gespenster. Was soll er nun thun in grossen Aengsten/ wo soll er hinfliehen? Wen soll er umb Hülff schreyen? Soll er zu GOTT russen? Er forchte aber GOttes Zorn/ weil er in so offt beleidigt hette: Soll er sich seines Gewissens trösten? Das war ihm aber selber zu wieder / weil ers schon so offt verletzt hett Soll er eine Zuflucht zu den Heiligen
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/876>, abgerufen am 16.07.2024. |