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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *593 Einen Esel zum Lautenschläger machen. - Henisch, 938.

Holl.: Dat is een ezel aan de luit gesteld. (Harrebomee, I, 187.)

*594 Eines Esels Mittagmal. - Henisch, 938.

Mahl ohne Trunk.

*595 Er beschlägt den Esel, um nach Narrenberg zu fahren. - Brandt, Nsch., 94; Kloster, I, 724.

Ist auf dem Wege ein Narr zu werden.

*596 Er führt einen Esel im Wappen.

Ist ein beschränkter, dummer Mensch. Uebrigens kann jemand einen Esel im Wappen führen und doch sehr gescheit sein. Das Wappen der französischen Stadt Bourges ist ein im Grossstuhl sitzender Esel.

Frz.: Les armes de Bourges, un ane au fauteuil. (Leroux, I, 213.)

*597 Er hilft einen Esel auf eine Kiste lüften (heben). (Eifel.)

Ironisch von jemand, der sehr geschäftig thut oder sich wichtiger Dinge rühmt.

*598 Er ist auf dem Esel. - Kirchhofer, 273.

*599 Er ist bei den Eseln in die Schule gegangen.

Der Dumme, Grobe.

*600 Er ist ein Esel.

Die Franzosen sagen etwas zarter: Il a de l'animal d'Arcadie. (Leroux, I, 188.)

*601 Er ist schwer auf den Esel zu bringen und ebenso hart herunter. - Eiselein, 153.

Ferdinand I. von seinem Bruder Karl V.

*602 Er ist vom Esel aufs Pferd gekommen. - Parömiakon, 999.

"Er hat den Eselstupfer mit dem Scepter vertauscht; da ist er von langen Ohren zu langen Ehren gekommen."

*603 Er ist von einem Esel gefallen. - Henisch, 937.

D. i. "er hat etwas gethan, darvon er mit schanden hat müssen ablassen".

*604 Er ist wie der Esel des Papstes, welcher nicht frisst als zu seiner Stunde.

Von einem Erzstarrkopfe.

*605 Er ist wie der hoffärtige Esel. - Körte, 1216.

Entstanden von der Fabel des kumanischen Esels, der im Walde eine Löwenhaut gefunden und angezogen und sich als Löwe dargestellt, Menschen und Thiere zugleich durch Stimme und Schwanz erschreckend. Anspielung auf eine Erzählung von einem Esel, der Heilthümer (Reliquien) getragen, vor denen die Bauern die Mützen abgenommen, was der Esel aber auf sich bezogen und daher übermüthig sich geberdete und nicht mehr Last tragen wollte, bis ihn sein Herr durch eine Tracht Prügel belehrte, dass jene Ehrfurchtsbeweise nicht ihm, sondern den Heilthümern gegolten hätten.

*606 Er kann einen Esel nicht von einem Ochsen unterscheiden.

*607 Er kann nicht einmal an zwei Esel gleiches Mass von Stroh vertheilen. (Türk.)

*608 Er kann seinem Esel wol den Schwanz verbergen, aber die Ohren lässt er gucken.

*609 Er lässt den Esel fressen, was er gewinnt.

*610 Er läutet einem Esel zu Grabe.

Wenn einer mit den Beinen baumelt.

*611 Er muss den Esel reiten. - Henisch, 938; Eyering, II, 405.

Sagt man: "Wann es vmb ein nit wol thut stehn, und sein sachen ein Krebsgang gehn."

*612 Er reit ein bösen esel. - Franck, II, 74a; Eyering, II, 223; Simrock, 2182.

Lat.: Sunt asini multi solum bino pede fulti.

*613 Er reitet auf dem Esel davon. - Kirchhofer, 273.

*614 Er reitet auf dem rothen Esel.

Früher ein rothes Strafwerkzeug bei den Soldaten in Holland.

*615 Er sieht einen schlesischen Esel für aller Hasen Grossmutter an. - Fischart, Gesch.; Kloster, VIII, 221; Weinhold, 18.

*616 Er stellt Esel und Gaul zusammen.

*617 Er sucht den Esel und sitzt darauf. - Simrock, 2194; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 74.

Frz.: Il cherche son ane et il est dessus. (Lendroy, 41.) - Il cherche son ane et il est monte dessus. (Leroux, I, 89.)

Holl.: Hij slacht den boer die naar zijn' ezel zocht, en hij zat er zelf op. (Harrebomee, I, 180.)

Lat.: Ab asinis ad boves transcendere. (Plautus.) (Binder II, 21; Eiselein, 150; Faselius, 3; Philippi, I, 1; Seybold, 1; Wiegand, 828.)

*618 Er will den Esel scheren.

Holl.: Hij wil wol van den ezel scheren. (Harrebomee, I, 189.)


[Spaltenumbruch]

*619 Es geht ihm wie dem Esel, der zwei Brüdern diente; jedweder meinte, er sei beim andern gefüttert worden. - Simrock, 2189; Eiselein, 151.

*620 Es ist als ob der Esel einen Dudelsack (Sackpfeife) hört.

Lat.: Sus tubam audivit. (Binder I, 1708; II, 3259; Philippi, II, 208; Erasm., 527; Seybold, 592.)

*621 Es ist als ob mich ein Esel getreten hätte.

Wenn man eine erlittene Grobheit nicht erwidern will.

*622 Es ist als wann einer eim Esel mit Seiffen zwagen will. - Henisch, 938.

Ueberflüssiges, Unnützes thun.

*623 Es ist ein Esel auf dem Dache.

Etwas Unerhörtes.

Lat.: Asinus in tegulis. (Binder II, 260; Petron., 63, 414.)

*624 Es ist ein Esel, der Wein trägt und Wasser säuft. - Harrebomee, I, 180.

Holl.: Hij gelijkt Bileams ezel, die wijn draagt, en niet dan water drinkt. (Harrebomee, I, 180.)

*625 Es ist ein Esel in Löwens Haut. - Henisch, 939.

Holl.: Het is een ezel in eene leeuwenhuid. (Harrebomee, I, 188.)

Lat.: Asinus in pelle leonis. (Binder I, 92; II, 259; Seybold, 40; Philippi, I, 44; Novarin, 576.)

*626 Es ist ein Esel von Rottweil.

Die Rottweiler werden, wenn auch nicht wie die Schlesier gerade Eselsfresser (s. d.), aber, was noch verletzender erscheint, Esel selbst genannt. Sie fanden nämlich einst, wie man erzählt, einen grossen Kürbis auf dem Felde, den sie für ein Ei hielten. Da sie nicht wussten, was für ein Vogel es gelegt haben könne, beschlossen sie, dass der Bürgermeister es ausbrüten solle. Zwar machte er die kräftigsten Gegenvorstellungen, aber sie blieben erfolglos; und so sass er denn Tag und Nacht und brütete. Als aber durchaus nichts zum Vorschein kommen wollte, hielt man das Ei für faul und warf es über die Mauer. Sobald jedoch der Kürbis zur Erde fiel und platzte, sprang erschreckt ein Hase, der an der Mauer geschlafen hatte, auf und lief davon. Da die Rottweiler steif und fest glaubten, er sei aus dem Kürbis gekommen, riefen sie aus: "Schaut, schaut, ein junger Esel ist in dem Ei gewesen!" Seitdem führen sie den Namen Esel von Rottweil. (Reinsberg V, 103.) - Uebrigens steht Deutschland darin nicht allein. Eine Menge Schweizerdörfer, z. B. Bremgarten, führen den Spottnamen Esel. Auch Frankreich hat mehrere Städte, deren Einwohner den Namen Esel führen. Der Spottname "Esel von Beaune" (Reinsberg V, 141) reicht bis ins 13. Jahrhundert hinauf. In jener Zeit fand sich in der genannten Stadt eine Familie von Kaufleuten, welche Asne hiess und die einen so ausgebreiteten Handel trieb, dass man, sobald von blühenden Geschäften die Rede war, stets die der Asne von Beaune anführte. Als sich später die Bewohner von Dijon und von Beaune gegenseitig zu necken anfingen, waren es jene, welche von Leuten, die keinen Ueberfluss an Verstand besassen, zu sagen pflegten, sie wären aus oder gehörten nach Beaune. Auch Piron, der Gegner Voltaire's, der sich über die Bewohner von Beaune zu beklagen hatte, trug dazu bei, die Zahl der Geschichten, die man von Beaune erzählt, zu vermehren. So soll einst ein dortiger Bürgermeister die Thore der Stadt haben schliessen lassen, weil seiner Tochter ein Canarienvogel davongeflogen sei. Auch die Einwohner von Flessel wer den mit denen von Courgi, Saint-Florentin und Fransart Esel genannt, und zwar wegen folgender Geschichte, die man von ihnen erzählt. Ein Bauer belud seinen Esel mit Latten, dem bedeutendsten Handelsartikel von Flessel, band sie aber nicht der Länge, sondern der Quere nach auf, sodass der Esel in Amiens nicht ins Thor hineinkonnte. Der Bauer kehrte daher um und klagte überall darüber, dass die Thore von Amiens zu eng wären, und es unmöglich sei, in die Stadt zu kommen. - Die Bezeichnung "Esel von Meung" ist im Jahre 1338 entstanden, wo eine furchtbare Hungersnoth in ganz Frankreich herrschte. Die Müller und Bäcker, an denen die Stadt sehr reich war, luden mit menschenfreundlichem Eifer ihre Waarenvorräthe auf Esel und brachten sie nach Orleans. Als sie die ausgehungerten Einwohner der letztern Stadt kommen sahen, gingen sie ihnen entgegen und riefen: "Allons chercher du pain, voila les anes de Meung qui arrivent." (Kommt, Brot holen, die Esel von Meung kommen an.) Allmählich ging diese Bezeichnung auf die Besitzer der Esel über und blieb ihnen als Ehrengedächtniss. (Lottin in: Recherches historiques sur la ville d'Orleans, Orleans 1836; Reinsberg V, 128.) - Die Einwohner der kleinen Stadt Beaugency nennt man Katzen. Als im Jahre 1567 der Prinz von Conde, das Haupt der Protestanten, von Gouverneur die Erlaubniss erbeten und erhalten hatte, durch die Stadt marschiren zu dürfen, liess der letztere, ein Katholik, als Conde's Heer zur Hälfte in der Stadt war, plötzlich die Zugbrücke aufziehen. Diese Treulosigkeit müssen die daran unschuldigen Bürger der Stadt durch die Bezeichnung "Katzen von Beaugency" sprichwörtlich büssen.

[Spaltenumbruch] *593 Einen Esel zum Lautenschläger machen.Henisch, 938.

Holl.: Dat is een ezel aan de luit gesteld. (Harrebomée, I, 187.)

*594 Eines Esels Mittagmal.Henisch, 938.

Mahl ohne Trunk.

*595 Er beschlägt den Esel, um nach Narrenberg zu fahren.Brandt, Nsch., 94; Kloster, I, 724.

Ist auf dem Wege ein Narr zu werden.

*596 Er führt einen Esel im Wappen.

Ist ein beschränkter, dummer Mensch. Uebrigens kann jemand einen Esel im Wappen führen und doch sehr gescheit sein. Das Wappen der französischen Stadt Bourges ist ein im Grossstuhl sitzender Esel.

Frz.: Les armes de Bourges, un âne au fauteuil. (Leroux, I, 213.)

*597 Er hilft einen Esel auf eine Kiste lüften (heben). (Eifel.)

Ironisch von jemand, der sehr geschäftig thut oder sich wichtiger Dinge rühmt.

*598 Er ist auf dem Esel.Kirchhofer, 273.

*599 Er ist bei den Eseln in die Schule gegangen.

Der Dumme, Grobe.

*600 Er ist ein Esel.

Die Franzosen sagen etwas zarter: Il a de l'animal d'Arcadie. (Leroux, I, 188.)

*601 Er ist schwer auf den Esel zu bringen und ebenso hart herunter.Eiselein, 153.

Ferdinand I. von seinem Bruder Karl V.

*602 Er ist vom Esel aufs Pferd gekommen.Parömiakon, 999.

„Er hat den Eselstupfer mit dem Scepter vertauscht; da ist er von langen Ohren zu langen Ehren gekommen.“

*603 Er ist von einem Esel gefallen.Henisch, 937.

D. i. „er hat etwas gethan, darvon er mit schanden hat müssen ablassen“.

*604 Er ist wie der Esel des Papstes, welcher nicht frisst als zu seiner Stunde.

Von einem Erzstarrkopfe.

*605 Er ist wie der hoffärtige Esel.Körte, 1216.

Entstanden von der Fabel des kumanischen Esels, der im Walde eine Löwenhaut gefunden und angezogen und sich als Löwe dargestellt, Menschen und Thiere zugleich durch Stimme und Schwanz erschreckend. Anspielung auf eine Erzählung von einem Esel, der Heilthümer (Reliquien) getragen, vor denen die Bauern die Mützen abgenommen, was der Esel aber auf sich bezogen und daher übermüthig sich geberdete und nicht mehr Last tragen wollte, bis ihn sein Herr durch eine Tracht Prügel belehrte, dass jene Ehrfurchtsbeweise nicht ihm, sondern den Heilthümern gegolten hätten.

*606 Er kann einen Esel nicht von einem Ochsen unterscheiden.

*607 Er kann nicht einmal an zwei Esel gleiches Mass von Stroh vertheilen. (Türk.)

*608 Er kann seinem Esel wol den Schwanz verbergen, aber die Ohren lässt er gucken.

*609 Er lässt den Esel fressen, was er gewinnt.

*610 Er läutet einem Esel zu Grabe.

Wenn einer mit den Beinen baumelt.

*611 Er muss den Esel reiten.Henisch, 938; Eyering, II, 405.

Sagt man: „Wann es vmb ein nit wol thut stehn, und sein sachen ein Krebsgang gehn.“

*612 Er reit ein bösen esel.Franck, II, 74a; Eyering, II, 223; Simrock, 2182.

Lat.: Sunt asini multi solum bino pede fulti.

*613 Er reitet auf dem Esel davon.Kirchhofer, 273.

*614 Er reitet auf dem rothen Esel.

Früher ein rothes Strafwerkzeug bei den Soldaten in Holland.

*615 Er sieht einen schlesischen Esel für aller Hasen Grossmutter an.Fischart, Gesch.; Kloster, VIII, 221; Weinhold, 18.

*616 Er stellt Esel und Gaul zusammen.

*617 Er sucht den Esel und sitzt darauf.Simrock, 2194; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 74.

Frz.: Il cherche son âne et il est dessus. (Lendroy, 41.) – Il cherche son âne et il est monté dessus. (Leroux, I, 89.)

Holl.: Hij slacht den boer die naar zijn' ezel zocht, en hij zat er zelf op. (Harrebomée, I, 180.)

Lat.: Ab asinis ad boves transcendere. (Plautus.) (Binder II, 21; Eiselein, 150; Faselius, 3; Philippi, I, 1; Seybold, 1; Wiegand, 828.)

*618 Er will den Esel scheren.

Holl.: Hij wil wol van den ezel scheren. (Harrebomée, I, 189.)


[Spaltenumbruch]

*619 Es geht ihm wie dem Esel, der zwei Brüdern diente; jedweder meinte, er sei beim andern gefüttert worden.Simrock, 2189; Eiselein, 151.

*620 Es ist als ob der Esel einen Dudelsack (Sackpfeife) hört.

Lat.: Sus tubam audivit. (Binder I, 1708; II, 3259; Philippi, II, 208; Erasm., 527; Seybold, 592.)

*621 Es ist als ob mich ein Esel getreten hätte.

Wenn man eine erlittene Grobheit nicht erwidern will.

*622 Es ist als wann einer eim Esel mit Seiffen zwagen will.Henisch, 938.

Ueberflüssiges, Unnützes thun.

*623 Es ist ein Esel auf dem Dache.

Etwas Unerhörtes.

Lat.: Asinus in tegulis. (Binder II, 260; Petron., 63, 414.)

*624 Es ist ein Esel, der Wein trägt und Wasser säuft.Harrebomée, I, 180.

Holl.: Hij gelijkt Bileams ezel, die wijn draagt, en niet dan water drinkt. (Harrebomée, I, 180.)

*625 Es ist ein Esel in Löwens Haut.Henisch, 939.

Holl.: Het is een ezel in eene leeuwenhuid. (Harrebomée, I, 188.)

Lat.: Asinus in pelle leonis. (Binder I, 92; II, 259; Seybold, 40; Philippi, I, 44; Novarin, 576.)

*626 Es ist ein Esel von Rottweil.

Die Rottweiler werden, wenn auch nicht wie die Schlesier gerade Eselsfresser (s. d.), aber, was noch verletzender erscheint, Esel selbst genannt. Sie fanden nämlich einst, wie man erzählt, einen grossen Kürbis auf dem Felde, den sie für ein Ei hielten. Da sie nicht wussten, was für ein Vogel es gelegt haben könne, beschlossen sie, dass der Bürgermeister es ausbrüten solle. Zwar machte er die kräftigsten Gegenvorstellungen, aber sie blieben erfolglos; und so sass er denn Tag und Nacht und brütete. Als aber durchaus nichts zum Vorschein kommen wollte, hielt man das Ei für faul und warf es über die Mauer. Sobald jedoch der Kürbis zur Erde fiel und platzte, sprang erschreckt ein Hase, der an der Mauer geschlafen hatte, auf und lief davon. Da die Rottweiler steif und fest glaubten, er sei aus dem Kürbis gekommen, riefen sie aus: „Schaut, schaut, ein junger Esel ist in dem Ei gewesen!“ Seitdem führen sie den Namen Esel von Rottweil. (Reinsberg V, 103.) – Uebrigens steht Deutschland darin nicht allein. Eine Menge Schweizerdörfer, z. B. Bremgarten, führen den Spottnamen Esel. Auch Frankreich hat mehrere Städte, deren Einwohner den Namen Esel führen. Der Spottname „Esel von Beaune“ (Reinsberg V, 141) reicht bis ins 13. Jahrhundert hinauf. In jener Zeit fand sich in der genannten Stadt eine Familie von Kaufleuten, welche Asne hiess und die einen so ausgebreiteten Handel trieb, dass man, sobald von blühenden Geschäften die Rede war, stets die der Asne von Beaune anführte. Als sich später die Bewohner von Dijon und von Beaune gegenseitig zu necken anfingen, waren es jene, welche von Leuten, die keinen Ueberfluss an Verstand besassen, zu sagen pflegten, sie wären aus oder gehörten nach Beaune. Auch Piron, der Gegner Voltaire's, der sich über die Bewohner von Beaune zu beklagen hatte, trug dazu bei, die Zahl der Geschichten, die man von Beaune erzählt, zu vermehren. So soll einst ein dortiger Bürgermeister die Thore der Stadt haben schliessen lassen, weil seiner Tochter ein Canarienvogel davongeflogen sei. Auch die Einwohner von Flessel wer den mit denen von Courgi, Saint-Florentin und Fransart Esel genannt, und zwar wegen folgender Geschichte, die man von ihnen erzählt. Ein Bauer belud seinen Esel mit Latten, dem bedeutendsten Handelsartikel von Flessel, band sie aber nicht der Länge, sondern der Quere nach auf, sodass der Esel in Amiens nicht ins Thor hineinkonnte. Der Bauer kehrte daher um und klagte überall darüber, dass die Thore von Amiens zu eng wären, und es unmöglich sei, in die Stadt zu kommen. – Die Bezeichnung „Esel von Meung“ ist im Jahre 1338 entstanden, wo eine furchtbare Hungersnoth in ganz Frankreich herrschte. Die Müller und Bäcker, an denen die Stadt sehr reich war, luden mit menschenfreundlichem Eifer ihre Waarenvorräthe auf Esel und brachten sie nach Orleans. Als sie die ausgehungerten Einwohner der letztern Stadt kommen sahen, gingen sie ihnen entgegen und riefen: „Allons chercher du pain, voilà les ânes de Meung qui arrivent.“ (Kommt, Brot holen, die Esel von Meung kommen an.) Allmählich ging diese Bezeichnung auf die Besitzer der Esel über und blieb ihnen als Ehrengedächtniss. (Lottin in: Recherches historiques sur la ville d'Orleans, Orléans 1836; Reinsberg V, 128.) – Die Einwohner der kleinen Stadt Beaugency nennt man Katzen. Als im Jahre 1567 der Prinz von Condé, das Haupt der Protestanten, von Gouverneur die Erlaubniss erbeten und erhalten hatte, durch die Stadt marschiren zu dürfen, liess der letztere, ein Katholik, als Condé's Heer zur Hälfte in der Stadt war, plötzlich die Zugbrücke aufziehen. Diese Treulosigkeit müssen die daran unschuldigen Bürger der Stadt durch die Bezeichnung „Katzen von Beaugency“ sprichwörtlich büssen.

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[[439]/0467] *593 Einen Esel zum Lautenschläger machen. – Henisch, 938. Holl.: Dat is een ezel aan de luit gesteld. (Harrebomée, I, 187.) *594 Eines Esels Mittagmal. – Henisch, 938. Mahl ohne Trunk. *595 Er beschlägt den Esel, um nach Narrenberg zu fahren. – Brandt, Nsch., 94; Kloster, I, 724. Ist auf dem Wege ein Narr zu werden. *596 Er führt einen Esel im Wappen. Ist ein beschränkter, dummer Mensch. Uebrigens kann jemand einen Esel im Wappen führen und doch sehr gescheit sein. Das Wappen der französischen Stadt Bourges ist ein im Grossstuhl sitzender Esel. Frz.: Les armes de Bourges, un âne au fauteuil. (Leroux, I, 213.) *597 Er hilft einen Esel auf eine Kiste lüften (heben). (Eifel.) Ironisch von jemand, der sehr geschäftig thut oder sich wichtiger Dinge rühmt. *598 Er ist auf dem Esel. – Kirchhofer, 273. *599 Er ist bei den Eseln in die Schule gegangen. Der Dumme, Grobe. *600 Er ist ein Esel. Die Franzosen sagen etwas zarter: Il a de l'animal d'Arcadie. (Leroux, I, 188.) *601 Er ist schwer auf den Esel zu bringen und ebenso hart herunter. – Eiselein, 153. Ferdinand I. von seinem Bruder Karl V. *602 Er ist vom Esel aufs Pferd gekommen. – Parömiakon, 999. „Er hat den Eselstupfer mit dem Scepter vertauscht; da ist er von langen Ohren zu langen Ehren gekommen.“ *603 Er ist von einem Esel gefallen. – Henisch, 937. D. i. „er hat etwas gethan, darvon er mit schanden hat müssen ablassen“. *604 Er ist wie der Esel des Papstes, welcher nicht frisst als zu seiner Stunde. Von einem Erzstarrkopfe. *605 Er ist wie der hoffärtige Esel. – Körte, 1216. Entstanden von der Fabel des kumanischen Esels, der im Walde eine Löwenhaut gefunden und angezogen und sich als Löwe dargestellt, Menschen und Thiere zugleich durch Stimme und Schwanz erschreckend. Anspielung auf eine Erzählung von einem Esel, der Heilthümer (Reliquien) getragen, vor denen die Bauern die Mützen abgenommen, was der Esel aber auf sich bezogen und daher übermüthig sich geberdete und nicht mehr Last tragen wollte, bis ihn sein Herr durch eine Tracht Prügel belehrte, dass jene Ehrfurchtsbeweise nicht ihm, sondern den Heilthümern gegolten hätten. *606 Er kann einen Esel nicht von einem Ochsen unterscheiden. *607 Er kann nicht einmal an zwei Esel gleiches Mass von Stroh vertheilen. (Türk.) *608 Er kann seinem Esel wol den Schwanz verbergen, aber die Ohren lässt er gucken. *609 Er lässt den Esel fressen, was er gewinnt. *610 Er läutet einem Esel zu Grabe. Wenn einer mit den Beinen baumelt. *611 Er muss den Esel reiten. – Henisch, 938; Eyering, II, 405. Sagt man: „Wann es vmb ein nit wol thut stehn, und sein sachen ein Krebsgang gehn.“ *612 Er reit ein bösen esel. – Franck, II, 74a; Eyering, II, 223; Simrock, 2182. Lat.: Sunt asini multi solum bino pede fulti. *613 Er reitet auf dem Esel davon. – Kirchhofer, 273. *614 Er reitet auf dem rothen Esel. Früher ein rothes Strafwerkzeug bei den Soldaten in Holland. *615 Er sieht einen schlesischen Esel für aller Hasen Grossmutter an. – Fischart, Gesch.; Kloster, VIII, 221; Weinhold, 18. *616 Er stellt Esel und Gaul zusammen. *617 Er sucht den Esel und sitzt darauf. – Simrock, 2194; Kirchhofer, 273; Reinsberg IV, 74. Frz.: Il cherche son âne et il est dessus. (Lendroy, 41.) – Il cherche son âne et il est monté dessus. (Leroux, I, 89.) Holl.: Hij slacht den boer die naar zijn' ezel zocht, en hij zat er zelf op. (Harrebomée, I, 180.) Lat.: Ab asinis ad boves transcendere. (Plautus.) (Binder II, 21; Eiselein, 150; Faselius, 3; Philippi, I, 1; Seybold, 1; Wiegand, 828.) *618 Er will den Esel scheren. Holl.: Hij wil wol van den ezel scheren. (Harrebomée, I, 189.) *619 Es geht ihm wie dem Esel, der zwei Brüdern diente; jedweder meinte, er sei beim andern gefüttert worden. – Simrock, 2189; Eiselein, 151. *620 Es ist als ob der Esel einen Dudelsack (Sackpfeife) hört. Lat.: Sus tubam audivit. (Binder I, 1708; II, 3259; Philippi, II, 208; Erasm., 527; Seybold, 592.) *621 Es ist als ob mich ein Esel getreten hätte. Wenn man eine erlittene Grobheit nicht erwidern will. *622 Es ist als wann einer eim Esel mit Seiffen zwagen will. – Henisch, 938. Ueberflüssiges, Unnützes thun. *623 Es ist ein Esel auf dem Dache. Etwas Unerhörtes. Lat.: Asinus in tegulis. (Binder II, 260; Petron., 63, 414.) *624 Es ist ein Esel, der Wein trägt und Wasser säuft. – Harrebomée, I, 180. Holl.: Hij gelijkt Bileams ezel, die wijn draagt, en niet dan water drinkt. (Harrebomée, I, 180.) *625 Es ist ein Esel in Löwens Haut. – Henisch, 939. Holl.: Het is een ezel in eene leeuwenhuid. (Harrebomée, I, 188.) Lat.: Asinus in pelle leonis. (Binder I, 92; II, 259; Seybold, 40; Philippi, I, 44; Novarin, 576.) *626 Es ist ein Esel von Rottweil. Die Rottweiler werden, wenn auch nicht wie die Schlesier gerade Eselsfresser (s. d.), aber, was noch verletzender erscheint, Esel selbst genannt. Sie fanden nämlich einst, wie man erzählt, einen grossen Kürbis auf dem Felde, den sie für ein Ei hielten. Da sie nicht wussten, was für ein Vogel es gelegt haben könne, beschlossen sie, dass der Bürgermeister es ausbrüten solle. Zwar machte er die kräftigsten Gegenvorstellungen, aber sie blieben erfolglos; und so sass er denn Tag und Nacht und brütete. Als aber durchaus nichts zum Vorschein kommen wollte, hielt man das Ei für faul und warf es über die Mauer. Sobald jedoch der Kürbis zur Erde fiel und platzte, sprang erschreckt ein Hase, der an der Mauer geschlafen hatte, auf und lief davon. Da die Rottweiler steif und fest glaubten, er sei aus dem Kürbis gekommen, riefen sie aus: „Schaut, schaut, ein junger Esel ist in dem Ei gewesen!“ Seitdem führen sie den Namen Esel von Rottweil. (Reinsberg V, 103.) – Uebrigens steht Deutschland darin nicht allein. Eine Menge Schweizerdörfer, z. B. Bremgarten, führen den Spottnamen Esel. Auch Frankreich hat mehrere Städte, deren Einwohner den Namen Esel führen. Der Spottname „Esel von Beaune“ (Reinsberg V, 141) reicht bis ins 13. Jahrhundert hinauf. In jener Zeit fand sich in der genannten Stadt eine Familie von Kaufleuten, welche Asne hiess und die einen so ausgebreiteten Handel trieb, dass man, sobald von blühenden Geschäften die Rede war, stets die der Asne von Beaune anführte. Als sich später die Bewohner von Dijon und von Beaune gegenseitig zu necken anfingen, waren es jene, welche von Leuten, die keinen Ueberfluss an Verstand besassen, zu sagen pflegten, sie wären aus oder gehörten nach Beaune. Auch Piron, der Gegner Voltaire's, der sich über die Bewohner von Beaune zu beklagen hatte, trug dazu bei, die Zahl der Geschichten, die man von Beaune erzählt, zu vermehren. So soll einst ein dortiger Bürgermeister die Thore der Stadt haben schliessen lassen, weil seiner Tochter ein Canarienvogel davongeflogen sei. Auch die Einwohner von Flessel wer den mit denen von Courgi, Saint-Florentin und Fransart Esel genannt, und zwar wegen folgender Geschichte, die man von ihnen erzählt. Ein Bauer belud seinen Esel mit Latten, dem bedeutendsten Handelsartikel von Flessel, band sie aber nicht der Länge, sondern der Quere nach auf, sodass der Esel in Amiens nicht ins Thor hineinkonnte. Der Bauer kehrte daher um und klagte überall darüber, dass die Thore von Amiens zu eng wären, und es unmöglich sei, in die Stadt zu kommen. – Die Bezeichnung „Esel von Meung“ ist im Jahre 1338 entstanden, wo eine furchtbare Hungersnoth in ganz Frankreich herrschte. Die Müller und Bäcker, an denen die Stadt sehr reich war, luden mit menschenfreundlichem Eifer ihre Waarenvorräthe auf Esel und brachten sie nach Orleans. Als sie die ausgehungerten Einwohner der letztern Stadt kommen sahen, gingen sie ihnen entgegen und riefen: „Allons chercher du pain, voilà les ânes de Meung qui arrivent.“ (Kommt, Brot holen, die Esel von Meung kommen an.) Allmählich ging diese Bezeichnung auf die Besitzer der Esel über und blieb ihnen als Ehrengedächtniss. (Lottin in: Recherches historiques sur la ville d'Orleans, Orléans 1836; Reinsberg V, 128.) – Die Einwohner der kleinen Stadt Beaugency nennt man Katzen. Als im Jahre 1567 der Prinz von Condé, das Haupt der Protestanten, von Gouverneur die Erlaubniss erbeten und erhalten hatte, durch die Stadt marschiren zu dürfen, liess der letztere, ein Katholik, als Condé's Heer zur Hälfte in der Stadt war, plötzlich die Zugbrücke aufziehen. Diese Treulosigkeit müssen die daran unschuldigen Bürger der Stadt durch die Bezeichnung „Katzen von Beaugency“ sprichwörtlich büssen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [439]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/467>, abgerufen am 22.11.2024.