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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 18 Viel Feiertage machen schlechte Werkeltage. - Simrock, 2339; Körte, 1328.

19 Was man am Feiertag verzehrt, muss man am Werktage darben.

20 Was man am feyertag verthut, dass muss man am Werktag büessen. - Henisch, 1092; Graf, 391, 588.

Die dummen Streiche vom Sonntag muss man Montags bezahlen.

21 Wenn der Feiertag (jüdisch-deutsch: Jontev, jom tob) vorüber ist, hat man Schulden (Choowes) und beschmuzte Wäsche. - Tendlau, 814.

22 Wer alle Feiertage feiern will, wird kein Doctor.

Lat.: Nil sine magno vita labore dedit mortalibus. (Horaz.)

*23 Einem Feiertag geben (machen).

Ihn entlassen.

*24 Er geht, um den Feiertag zu verkünden. - Kirchhofer, 336.

*25 Feiertage geigen.

Mit den Füssen läuten.

*26 Ich wollte, dass die Feiertage aus wären. - Meisner, 51.

*27 Kannst mir auf d' Feitig1 kommen. (S. Ellenbogen 6.)

1) Feiertage.

*28 Sie hat einen Feiertag verkündet. - Eiselein, 164; Wurzbach III, 73.

"Damit will man sagen, dass ein Mädchen oder eine Frau Blösse bis übers Knie gegeben habe; wahrscheinlich daher, weil vor Feiertagen hier und da Mädchen aus Aberglauben sich völlig entkleiden, um zu erfahren, was sie für einen Mann bekommen und durch solche Handlung im voraus die Ankunft der Feiertage verkünden." So klagt Adam: "O hätt' i nit in Apfel bissa, so wär i oh Makel und Sünde, und dörft koine Feitig verkünda." Vielleicht auch weil ein Fall, wie er oben angenommen wird, den Basen Stoff zu einem Kaffeeklatsch für einen Tag liefert.

*29 Verspülgete Feiertage.

Lat.: Festa abrogata. (Geiler.)


Feiertagskleid.

Auss Feyertags Kleidern werden alletags Hosen. - Lehmann, 772, 8 u. 872, 44; Simrock, 2346; Körte, 1329.


Feige (Adj.).

1 De nich fege is, starvt nich. - Eichwald, 484.

Das Wort "feige" bezeichnet hier nicht wie in der hochdeutschen Schriftsprache unwürdige Furcht vor dem Tode, sondern: für den Tod bestimmt, dem Tode geweiht sein. Es ist von Fe, Fee, Fei, Feine abzuleiten. "In den Feen", sagt W. von Waldbrühl, "verehrte der altdeutsche Volksglaube göttliche Frauenerscheinungen, welche die Schlachten und Kämpfe lenkten, den Helden Sieg oder Tod brachten. Die Stammsilbe mag mit dem Fe in Feod (dargeliehenes, übertragenes Gut) gleichbedeutend sein und soviel heissen als >Spenderin des Schicksals<, die auch Walküre genannt wurde. Da der Volksglaube auch Wasser- und Höhlengeister u. s. w. kannte, so können hier viele Verwechselungen vorgekommen sein, sodass man bei dem Namen Fee im allgemeinen ziemlich die Walküre bis auf den obigen Ausdruck vergessen hat." Nach dieser Vorausschickung bedeutet "feige" den Zustand eines Menschen, welcher der Fei, der Walküre, verfallen ist, welcher den Einfluss der Gottheit fühlt und einsieht, dass er verloren ist. Später bezeichnete man mit dem Worte "feige" nicht blos den im Gefecht Verlorenen, sondern jeden, dem die Auflösung bevorsteht, jeden, der dem Grabe verfallen scheint. Da alte Helden in dem Augenblicke, da sie von der Fee angehaucht wurden, oft den starren Muth verloren, so mag das Wort dadurch seine jetzige unedle und abgeleitete Bedeutung in der Schriftsprache erhalten haben. (Vgl. Frommann, III, 46.) Ueber "Feen" vgl. Grimm, Myth., 2. Ausgabe, S. 382, und über "Feige" ebendaselbst, S. 816.

2 Well fege1 is, den kann unse Hergod sülvst nich helpen. (Oldenburg.) - Goldschmidt, II, 5.

1) Hier ebenfalls in dem altdeutschen Sinne: zum Tode bestimmt.

3 Wi beide sünt noch nicht fege, wi levt noch een Jahr tosamen. - Eichwald, 485.

*4 Feige wie ein Kaninchen.


Feige (die).

1 Auf die Feige Wasser, auf die Birne Wein. (Ital.) - Wurzbach II, 103; Magazin, XXXII, 570.

Gesundheitsrücksichten gebieten, nach dem Genusse von Feigen Wasser zu trinken, da der Wein sie unverdaulich machen soll.

[Spaltenumbruch] 2 Der die Feigen frist, der muss sie wider speyen. - Lehmann, II, 62, 95; Simrock, 2349.

Holl.: Als hij vijgen eet, moeten hem de tanden kraken. (Harrebomee, II, 379.)

3 Die Feige braucht zwei Dinge: den Hals eines Gehängten und das Hemd eines Bettlers. (Ital.) Wurzbach II, 103.

Der Italiener bezeichnet damit den höchsten Grad ihrer Reife, da sie nämlich ihren Hals wendet und ihre Haut zerreisst.

4 Die Feige, die der Reiche austheilt, ist saurer als der Holzapfel, den der Arme reicht.

5 Expliunt, die Feigen sind den Bauern ungesund.

6 Feigen liest man nicht vom Dornstrauch.

7 Feigen nach Fisch zieren die Disch. - Eyering, II, 617.

Lat.: A carnibus legumina. - A pisce ficum. - Ab esu carnium caseum. - Ab esu piscium nuces. - Ficus post pisces. - Pomum post coenam. - Potum post ovum. - Potum post pisces. - Saltum post pomum. (Eyering, II, 618.)

8 Halb Feige, halb Rosine. - Wurzbach II, 104.

Frz.: Moitie figue, moitie raisin. (Bohn I, 39.)

Dies französische Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Handel der Venetianer mit Korinthen, die sehr theuer und selten waren. Da die Inselbewohner über Gebühr gewinnen wollten, so mengten sie Feigen unter die Korinthen, wodurch sie schwerer wurden. Man gebraucht die Redensart von Waaren, die an Güte gemischt sind, wie von betrügerischen Geschäften überhaupt.

9 Man kann nicht Feigen lesen von Disteln (vom Dornstrauch). - Matth. 7, 16; Schulze, 197; Zehner, 441; Lange, 10; Henisch, 1043.

Lat.: Squilla non nascitur rosa. (Philippi, I, 135.)

10 Man liest keine Feigen von Dornhecken. - Luc. 6, 44; Eiselein, 163; Körte, 1332a.

11 Man lisst nit feigen vonn dornhecken, noch weinbeer oder trauben von disteln. - Franck, II, 56a; Eyering, III, 197; Simrock, 2348; Sailer, 147; Henisch, 734.

12 Man sucht oft Feigen und findet nur Blätter. - Scheidemünze, II, 135.

13 Tidlicks1 'ne Fige, ät lange van en Pund. (Münster.) - Firmenich, I, 298, 42; Frommann, VI, 426, 54.

1) Manchmal, zuweilen.

14 Wer reife Feigen essen kann, seinen Daumen leckt derselbe Mann. - Simrock, 2350.

*15 Da sind keine Feigen zu lesen.

*16 Das heisst Feigen von Disteln lesen.

Holl.: Dat is vijgen aan de distels gezocht. (Harrebomee, II, 379.)

*17 Das sind Feigen nach Ostern.

Holl.: Dat sijn al vighen nae paschen.

Lat.: Ut ficus pascha transacto sunt tua facta. (Fallersleben, 722.)

*18 Eine Feige machen.

Der alte Volksgebrauch gegen den bösen Blick den Daumen einschlagen. (Vgl. den Artikel Die neapolitanischen Jettatori in der Schlesischen Zeitung, 1860, Nr. 577.)

Frz.: Faire la figue (a quelqu'un). (Leroux, I, 48; Lendroy, 749.)

Holl.: Iemand de vijg geven. (Harrebomee, II, 379.)

*19 Einem die Feigen weisen. - Körte, 1332 u. 1652; Lendroy, 749; Eiselein, 163; Parömiakon, 1087; Wurzbach I, Nr. 63; II, S. 101; Schottel, 1114a; schlesisch bei Gomolcke, 449 u. 597; Franck, II, 20a; Henisch, 1043; Eyering, I, 678.

Mit geballter Faust drohen. (Adelung.) Von der Aehnlichkeit der Faust mit der Frucht des Feigenbaums hergenommen. Diese Redensart wird von einigen aus dem italienischen far la fica abgeleitet und soll ihren Ursprung in folgender Begebenheit haben. Die Mailänder empörten sich wider Friedrich I. (Rothbart) und gingen so weit, seine Gemahlin Beatrix auf die schimpflichste Weise zu behandeln. Man setzte sie nämlich rücklings auf einen alten Maulesel, das Gesicht dem Schwanze zugekehrt, zwang sie, so die Stadt zu verlassen und ermordete so dann die Besatzung. Friedrich schwur, sich zu rächen. Als er die Stadt erobert hatte, liess er sie schleifen und schenkte nur denen das Leben, die sich der Bedingung unterwarfen, mit ihren Zähnen eine Feige aus dem Hintern des Maulesels herauszuholen, auf welchen man vorher die Kaiserin gesetzt hatte, und sie dann wieder auf dieselbe Weise ohne Hülfe der Hände, bei Strafe auf der Stelle gehängt zu werden, an denselben Ort zu bringen. Der Henker war gegenwärtig. Jedesmal, wenn einem Mailänder die Aufgabe gelang, sagte er mit

[Spaltenumbruch] 18 Viel Feiertage machen schlechte Werkeltage.Simrock, 2339; Körte, 1328.

19 Was man am Feiertag verzehrt, muss man am Werktage darben.

20 Was man am feyertag verthut, dass muss man am Werktag büessen.Henisch, 1092; Graf, 391, 588.

Die dummen Streiche vom Sonntag muss man Montags bezahlen.

21 Wenn der Feiertag (jüdísch-deutsch: Jontev, jom tob) vorüber ist, hat man Schulden (Choowes) und beschmuzte Wäsche.Tendlau, 814.

22 Wer alle Feiertage feiern will, wird kein Doctor.

Lat.: Nil sine magno vita labore dedit mortalibus. (Horaz.)

*23 Einem Feiertag geben (machen).

Ihn entlassen.

*24 Er geht, um den Feiertag zu verkünden.Kirchhofer, 336.

*25 Feiertage geigen.

Mit den Füssen läuten.

*26 Ich wollte, dass die Feiertage aus wären.Meisner, 51.

*27 Kannst mir auf d' Feitig1 kommen. (S. Ellenbogen 6.)

1) Feiertage.

*28 Sie hat einen Feiertag verkündet.Eiselein, 164; Wurzbach III, 73.

„Damit will man sagen, dass ein Mädchen oder eine Frau Blösse bis übers Knie gegeben habe; wahrscheinlich daher, weil vor Feiertagen hier und da Mädchen aus Aberglauben sich völlig entkleiden, um zu erfahren, was sie für einen Mann bekommen und durch solche Handlung im voraus die Ankunft der Feiertage verkünden.“ So klagt Adam: „O hätt' i nit in Apfel bissa, so wär i oh Makel und Sünde, und dörft koine Feitig verkünda.“ Vielleicht auch weil ein Fall, wie er oben angenommen wird, den Basen Stoff zu einem Kaffeeklatsch für einen Tag liefert.

*29 Verspülgete Feiertage.

Lat.: Festa abrogata. (Geiler.)


Feiertagskleid.

Auss Feyertags Kleidern werden alletags Hosen.Lehmann, 772, 8 u. 872, 44; Simrock, 2346; Körte, 1329.


Feige (Adj.).

1 De nich fege is, starvt nich.Eichwald, 484.

Das Wort „feige“ bezeichnet hier nicht wie in der hochdeutschen Schriftsprache unwürdige Furcht vor dem Tode, sondern: für den Tod bestimmt, dem Tode geweiht sein. Es ist von Fe, Fee, Fei, Feine abzuleiten. „In den Feen“, sagt W. von Waldbrühl, „verehrte der altdeutsche Volksglaube göttliche Frauenerscheinungen, welche die Schlachten und Kämpfe lenkten, den Helden Sieg oder Tod brachten. Die Stammsilbe mag mit dem Fe in Feod (dargeliehenes, übertragenes Gut) gleichbedeutend sein und soviel heissen als ›Spenderin des Schicksals‹, die auch Walküre genannt wurde. Da der Volksglaube auch Wasser- und Höhlengeister u. s. w. kannte, so können hier viele Verwechselungen vorgekommen sein, sodass man bei dem Namen Fee im allgemeinen ziemlich die Walküre bis auf den obigen Ausdruck vergessen hat.“ Nach dieser Vorausschickung bedeutet „feige“ den Zustand eines Menschen, welcher der Fei, der Walküre, verfallen ist, welcher den Einfluss der Gottheit fühlt und einsieht, dass er verloren ist. Später bezeichnete man mit dem Worte „feige“ nicht blos den im Gefecht Verlorenen, sondern jeden, dem die Auflösung bevorsteht, jeden, der dem Grabe verfallen scheint. Da alte Helden in dem Augenblicke, da sie von der Fee angehaucht wurden, oft den starren Muth verloren, so mag das Wort dadurch seine jetzige unedle und abgeleitete Bedeutung in der Schriftsprache erhalten haben. (Vgl. Frommann, III, 46.) Ueber „Feen“ vgl. Grimm, Myth., 2. Ausgabe, S. 382, und über „Feige“ ebendaselbst, S. 816.

2 Well fege1 is, den kann unse Hergod sülvst nich helpen. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 5.

1) Hier ebenfalls in dem altdeutschen Sinne: zum Tode bestimmt.

3 Wi beide sünt noch nicht fege, wi levt noch een Jahr tosamen.Eichwald, 485.

*4 Feige wie ein Kaninchen.


Feige (die).

1 Auf die Feige Wasser, auf die Birne Wein. (Ital.) – Wurzbach II, 103; Magazin, XXXII, 570.

Gesundheitsrücksichten gebieten, nach dem Genusse von Feigen Wasser zu trinken, da der Wein sie unverdaulich machen soll.

[Spaltenumbruch] 2 Der die Feigen frist, der muss sie wider speyen.Lehmann, II, 62, 95; Simrock, 2349.

Holl.: Als hij vijgen eet, moeten hem de tanden kraken. (Harrebomée, II, 379.)

3 Die Feige braucht zwei Dinge: den Hals eines Gehängten und das Hemd eines Bettlers. (Ital.) Wurzbach II, 103.

Der Italiener bezeichnet damit den höchsten Grad ihrer Reife, da sie nämlich ihren Hals wendet und ihre Haut zerreisst.

4 Die Feige, die der Reiche austheilt, ist saurer als der Holzapfel, den der Arme reicht.

5 Expliunt, die Feigen sind den Bauern ungesund.

6 Feigen liest man nicht vom Dornstrauch.

7 Feigen nach Fisch zieren die Disch.Eyering, II, 617.

Lat.: A carnibus legumina. – A pisce ficum. – Ab esu carnium caseum. – Ab esu piscium nuces. – Ficus post pisces. – Pomum post coenam. – Potum post ovum. – Potum post pisces. – Saltum post pomum. (Eyering, II, 618.)

8 Halb Feige, halb Rosine.Wurzbach II, 104.

Frz.: Moitié figue, moitié raisin. (Bohn I, 39.)

Dies französische Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Handel der Venetianer mit Korinthen, die sehr theuer und selten waren. Da die Inselbewohner über Gebühr gewinnen wollten, so mengten sie Feigen unter die Korinthen, wodurch sie schwerer wurden. Man gebraucht die Redensart von Waaren, die an Güte gemischt sind, wie von betrügerischen Geschäften überhaupt.

9 Man kann nicht Feigen lesen von Disteln (vom Dornstrauch).Matth. 7, 16; Schulze, 197; Zehner, 441; Lange, 10; Henisch, 1043.

Lat.: Squilla non nascitur rosa. (Philippi, I, 135.)

10 Man liest keine Feigen von Dornhecken.Luc. 6, 44; Eiselein, 163; Körte, 1332a.

11 Man lisst nit feigen vonn dornhecken, noch weinbeer oder trauben von disteln.Franck, II, 56a; Eyering, III, 197; Simrock, 2348; Sailer, 147; Henisch, 734.

12 Man sucht oft Feigen und findet nur Blätter.Scheidemünze, II, 135.

13 Tidlicks1 'ne Fige, ät lange van en Pund. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 42; Frommann, VI, 426, 54.

1) Manchmal, zuweilen.

14 Wer reife Feigen essen kann, seinen Daumen leckt derselbe Mann.Simrock, 2350.

*15 Da sind keine Feigen zu lesen.

*16 Das heisst Feigen von Disteln lesen.

Holl.: Dat is vijgen aan de distels gezocht. (Harrebomée, II, 379.)

*17 Das sind Feigen nach Ostern.

Holl.: Dat sijn al vighen nae paschen.

Lat.: Ut ficus pascha transacto sunt tua facta. (Fallersleben, 722.)

*18 Eine Feige machen.

Der alte Volksgebrauch gegen den bösen Blick den Daumen einschlagen. (Vgl. den Artikel Die neapolitanischen Jettatori in der Schlesischen Zeitung, 1860, Nr. 577.)

Frz.: Faire la figue (à quelqu'un). (Leroux, I, 48; Lendroy, 749.)

Holl.: Iemand de vijg geven. (Harrebomée, II, 379.)

*19 Einem die Feigen weisen.Körte, 1332 u. 1652; Lendroy, 749; Eiselein, 163; Parömiakon, 1087; Wurzbach I, Nr. 63; II, S. 101; Schottel, 1114a; schlesisch bei Gomolcke, 449 u. 597; Franck, II, 20a; Henisch, 1043; Eyering, I, 678.

Mit geballter Faust drohen. (Adelung.) Von der Aehnlichkeit der Faust mit der Frucht des Feigenbaums hergenommen. Diese Redensart wird von einigen aus dem italienischen far la fica abgeleitet und soll ihren Ursprung in folgender Begebenheit haben. Die Mailänder empörten sich wider Friedrich I. (Rothbart) und gingen so weit, seine Gemahlin Beatrix auf die schimpflichste Weise zu behandeln. Man setzte sie nämlich rücklings auf einen alten Maulesel, das Gesicht dem Schwanze zugekehrt, zwang sie, so die Stadt zu verlassen und ermordete so dann die Besatzung. Friedrich schwur, sich zu rächen. Als er die Stadt erobert hatte, liess er sie schleifen und schenkte nur denen das Leben, die sich der Bedingung unterwarfen, mit ihren Zähnen eine Feige aus dem Hintern des Maulesels herauszuholen, auf welchen man vorher die Kaiserin gesetzt hatte, und sie dann wieder auf dieselbe Weise ohne Hülfe der Hände, bei Strafe auf der Stelle gehängt zu werden, an denselben Ort zu bringen. Der Henker war gegenwärtig. Jedesmal, wenn einem Mailänder die Aufgabe gelang, sagte er mit

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[[481]/0509] 18 Viel Feiertage machen schlechte Werkeltage. – Simrock, 2339; Körte, 1328. 19 Was man am Feiertag verzehrt, muss man am Werktage darben. 20 Was man am feyertag verthut, dass muss man am Werktag büessen. – Henisch, 1092; Graf, 391, 588. Die dummen Streiche vom Sonntag muss man Montags bezahlen. 21 Wenn der Feiertag (jüdísch-deutsch: Jontev, jom tob) vorüber ist, hat man Schulden (Choowes) und beschmuzte Wäsche. – Tendlau, 814. 22 Wer alle Feiertage feiern will, wird kein Doctor. Lat.: Nil sine magno vita labore dedit mortalibus. (Horaz.) *23 Einem Feiertag geben (machen). Ihn entlassen. *24 Er geht, um den Feiertag zu verkünden. – Kirchhofer, 336. *25 Feiertage geigen. Mit den Füssen läuten. *26 Ich wollte, dass die Feiertage aus wären. – Meisner, 51. *27 Kannst mir auf d' Feitig1 kommen. (S. Ellenbogen 6.) 1) Feiertage. *28 Sie hat einen Feiertag verkündet. – Eiselein, 164; Wurzbach III, 73. „Damit will man sagen, dass ein Mädchen oder eine Frau Blösse bis übers Knie gegeben habe; wahrscheinlich daher, weil vor Feiertagen hier und da Mädchen aus Aberglauben sich völlig entkleiden, um zu erfahren, was sie für einen Mann bekommen und durch solche Handlung im voraus die Ankunft der Feiertage verkünden.“ So klagt Adam: „O hätt' i nit in Apfel bissa, so wär i oh Makel und Sünde, und dörft koine Feitig verkünda.“ Vielleicht auch weil ein Fall, wie er oben angenommen wird, den Basen Stoff zu einem Kaffeeklatsch für einen Tag liefert. *29 Verspülgete Feiertage. Lat.: Festa abrogata. (Geiler.) Feiertagskleid. Auss Feyertags Kleidern werden alletags Hosen. – Lehmann, 772, 8 u. 872, 44; Simrock, 2346; Körte, 1329. Feige (Adj.). 1 De nich fege is, starvt nich. – Eichwald, 484. Das Wort „feige“ bezeichnet hier nicht wie in der hochdeutschen Schriftsprache unwürdige Furcht vor dem Tode, sondern: für den Tod bestimmt, dem Tode geweiht sein. Es ist von Fe, Fee, Fei, Feine abzuleiten. „In den Feen“, sagt W. von Waldbrühl, „verehrte der altdeutsche Volksglaube göttliche Frauenerscheinungen, welche die Schlachten und Kämpfe lenkten, den Helden Sieg oder Tod brachten. Die Stammsilbe mag mit dem Fe in Feod (dargeliehenes, übertragenes Gut) gleichbedeutend sein und soviel heissen als ›Spenderin des Schicksals‹, die auch Walküre genannt wurde. Da der Volksglaube auch Wasser- und Höhlengeister u. s. w. kannte, so können hier viele Verwechselungen vorgekommen sein, sodass man bei dem Namen Fee im allgemeinen ziemlich die Walküre bis auf den obigen Ausdruck vergessen hat.“ Nach dieser Vorausschickung bedeutet „feige“ den Zustand eines Menschen, welcher der Fei, der Walküre, verfallen ist, welcher den Einfluss der Gottheit fühlt und einsieht, dass er verloren ist. Später bezeichnete man mit dem Worte „feige“ nicht blos den im Gefecht Verlorenen, sondern jeden, dem die Auflösung bevorsteht, jeden, der dem Grabe verfallen scheint. Da alte Helden in dem Augenblicke, da sie von der Fee angehaucht wurden, oft den starren Muth verloren, so mag das Wort dadurch seine jetzige unedle und abgeleitete Bedeutung in der Schriftsprache erhalten haben. (Vgl. Frommann, III, 46.) Ueber „Feen“ vgl. Grimm, Myth., 2. Ausgabe, S. 382, und über „Feige“ ebendaselbst, S. 816. 2 Well fege1 is, den kann unse Hergod sülvst nich helpen. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 5. 1) Hier ebenfalls in dem altdeutschen Sinne: zum Tode bestimmt. 3 Wi beide sünt noch nicht fege, wi levt noch een Jahr tosamen. – Eichwald, 485. *4 Feige wie ein Kaninchen. Feige (die). 1 Auf die Feige Wasser, auf die Birne Wein. (Ital.) – Wurzbach II, 103; Magazin, XXXII, 570. Gesundheitsrücksichten gebieten, nach dem Genusse von Feigen Wasser zu trinken, da der Wein sie unverdaulich machen soll. 2 Der die Feigen frist, der muss sie wider speyen. – Lehmann, II, 62, 95; Simrock, 2349. Holl.: Als hij vijgen eet, moeten hem de tanden kraken. (Harrebomée, II, 379.) 3 Die Feige braucht zwei Dinge: den Hals eines Gehängten und das Hemd eines Bettlers. (Ital.) Wurzbach II, 103. Der Italiener bezeichnet damit den höchsten Grad ihrer Reife, da sie nämlich ihren Hals wendet und ihre Haut zerreisst. 4 Die Feige, die der Reiche austheilt, ist saurer als der Holzapfel, den der Arme reicht. 5 Expliunt, die Feigen sind den Bauern ungesund. 6 Feigen liest man nicht vom Dornstrauch. 7 Feigen nach Fisch zieren die Disch. – Eyering, II, 617. Lat.: A carnibus legumina. – A pisce ficum. – Ab esu carnium caseum. – Ab esu piscium nuces. – Ficus post pisces. – Pomum post coenam. – Potum post ovum. – Potum post pisces. – Saltum post pomum. (Eyering, II, 618.) 8 Halb Feige, halb Rosine. – Wurzbach II, 104. Frz.: Moitié figue, moitié raisin. (Bohn I, 39.) Dies französische Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Handel der Venetianer mit Korinthen, die sehr theuer und selten waren. Da die Inselbewohner über Gebühr gewinnen wollten, so mengten sie Feigen unter die Korinthen, wodurch sie schwerer wurden. Man gebraucht die Redensart von Waaren, die an Güte gemischt sind, wie von betrügerischen Geschäften überhaupt. 9 Man kann nicht Feigen lesen von Disteln (vom Dornstrauch). – Matth. 7, 16; Schulze, 197; Zehner, 441; Lange, 10; Henisch, 1043. Lat.: Squilla non nascitur rosa. (Philippi, I, 135.) 10 Man liest keine Feigen von Dornhecken. – Luc. 6, 44; Eiselein, 163; Körte, 1332a. 11 Man lisst nit feigen vonn dornhecken, noch weinbeer oder trauben von disteln. – Franck, II, 56a; Eyering, III, 197; Simrock, 2348; Sailer, 147; Henisch, 734. 12 Man sucht oft Feigen und findet nur Blätter. – Scheidemünze, II, 135. 13 Tidlicks1 'ne Fige, ät lange van en Pund. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 42; Frommann, VI, 426, 54. 1) Manchmal, zuweilen. 14 Wer reife Feigen essen kann, seinen Daumen leckt derselbe Mann. – Simrock, 2350. *15 Da sind keine Feigen zu lesen. *16 Das heisst Feigen von Disteln lesen. Holl.: Dat is vijgen aan de distels gezocht. (Harrebomée, II, 379.) *17 Das sind Feigen nach Ostern. Holl.: Dat sijn al vighen nae paschen. Lat.: Ut ficus pascha transacto sunt tua facta. (Fallersleben, 722.) *18 Eine Feige machen. Der alte Volksgebrauch gegen den bösen Blick den Daumen einschlagen. (Vgl. den Artikel Die neapolitanischen Jettatori in der Schlesischen Zeitung, 1860, Nr. 577.) Frz.: Faire la figue (à quelqu'un). (Leroux, I, 48; Lendroy, 749.) Holl.: Iemand de vijg geven. (Harrebomée, II, 379.) *19 Einem die Feigen weisen. – Körte, 1332 u. 1652; Lendroy, 749; Eiselein, 163; Parömiakon, 1087; Wurzbach I, Nr. 63; II, S. 101; Schottel, 1114a; schlesisch bei Gomolcke, 449 u. 597; Franck, II, 20a; Henisch, 1043; Eyering, I, 678. Mit geballter Faust drohen. (Adelung.) Von der Aehnlichkeit der Faust mit der Frucht des Feigenbaums hergenommen. Diese Redensart wird von einigen aus dem italienischen far la fica abgeleitet und soll ihren Ursprung in folgender Begebenheit haben. Die Mailänder empörten sich wider Friedrich I. (Rothbart) und gingen so weit, seine Gemahlin Beatrix auf die schimpflichste Weise zu behandeln. Man setzte sie nämlich rücklings auf einen alten Maulesel, das Gesicht dem Schwanze zugekehrt, zwang sie, so die Stadt zu verlassen und ermordete so dann die Besatzung. Friedrich schwur, sich zu rächen. Als er die Stadt erobert hatte, liess er sie schleifen und schenkte nur denen das Leben, die sich der Bedingung unterwarfen, mit ihren Zähnen eine Feige aus dem Hintern des Maulesels herauszuholen, auf welchen man vorher die Kaiserin gesetzt hatte, und sie dann wieder auf dieselbe Weise ohne Hülfe der Hände, bei Strafe auf der Stelle gehängt zu werden, an denselben Ort zu bringen. Der Henker war gegenwärtig. Jedesmal, wenn einem Mailänder die Aufgabe gelang, sagte er mit

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [481]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/509>, abgerufen am 22.11.2024.