Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] die Güter unter ihnen gemein sein müssen, sie also Gut und Blut zusammen verheirathen und der überlebende Ehegatte den Verstorbenen ganz allein mit Ausschliessung der nächsten Anverwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, beerbt. Nach der Zeitschrift für deutsches Recht (X, 19) ist der Rechtsspruch schon im 15. Jahrhundert bekannt und kommt im nürnberger Stadtrecht vor. 71 Leib, bubber' nicht, hast im Sommer gut gelebt. (Alt-Pillau.) Bubbern = beben, namentlich vor Frost und Unwohlsein. 72 Leib für Leib. - Graf, 336, 294. In den alten deutschen Rechtsbüchern beschränkt sich das Wiedervergeltungsrecht (Jus talionis) auf die äussere Gleichartigkeit des zu vergeltenden Uebels. Ursprünglich denselben fremd, ging es aus dem mosaischen Recht in dieselben über. In der Einleitung zu den angelsächsischen Gesetzen des Königs Alfred heisst es schon: "Wenn jemand dem andern das Auge ausschlägt, so geb' er sein eigenes dagegen, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuss um Fuss, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule." Altfries.: Lyff voor lyff. (Richthofen, 511, 12.) 73 Leib für Leib, Glied für Glied (s. d. 18). - Graf, 336, 295. Altfries.: Lyff wer lyff ende led weer leed. (Richthofen, 515, 58.) 74 Leib, muckse nicht, wenn der Geist spricht. It.: Il corpo deve servir all' anima, non l'anima al corpo. (Pazzaglia, 68, 1.) 75 Leib ohne Ehr' hält man für todt. - Klingen, 41a, 1; Graf, 342, 370. Wer durch eine Strafe ehrlos geworden, galt für bürgerlich todt, weil die bürgerliche Ehre des Mannes höchstes Kleinod ist. 76 Leib um Leib, Gut um Gut. - Graf, 153, 71. Im Stadtrecht von Schwerta heisst es: "Lyff ümme lyff, Guidt ümme guidt." (Steinen, I, 5, 1512.) 77 Leib und Gut gehen miteinander. - Hillebrand, 123, 173; Pistor., VI, 69; Simrock, 6296. In Bezug auf die Gütergemeinschaft unter Eheleuten. 78 Leib und Lähmung muss man mit Land besetzen. - Graf, 300, 118. In sehr vielen Fällen konnte nach deutschem Recht, wer ein Strafgesetz übertreten, durch Stellung eines Bürgen sich vor persönlicher Haft schützen. Bei schweren Verbrechen aber, wo die Flucht des Thäters zu erwarten war, liess man, um nicht die Strafverfolgung zu vereiteln, entweder gar keine Bürgschaft zu, oder sie wurde, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, in Liegenschaften gefordert. Altfries.: Lif and lemethe skel ma mit londe bisetta. (Hettema, I, 191, 211.) 79 Leib und Noth scheiden alle Gebot. - Oec. rur. I, 16. "Vmb essender Waar willen kann man keinen hengen." 80 Leib und Seele lacht, wenn man sich früh aufmacht. 81 Man mot sinem Liwe kene Stefmoime (Stiefmutter) sein. (Hannover.) - Schambach, I, 228. 82 Mancher ist mit dem leib gegenwärtig vnd mit dem Hertzen in der fern. - Lehmann, 247, 29. 83 Mancher sorgt für seinen Leib mehr als für seine Seele. Schwed.: Mangen sörier mehr för Sijfwet, än Siälen. (Grubb, 557.) 84 Mit gesundem Leib und gutem Gewissen ist gut schlaffen. - Sutor, 583. 85 Mit leib, blut vnd gut sitzt man ins Keisers reich; mit glaub vnd gewissen in Gottes reich. - Henisch, 438, 48; Sailer, 228; Simrock, 3949. 86 Mit 't vulle Leif studert sick nich god. - Hauskalender, I. 87 Niemand kann sein Leib und Gut zusammen verbrechen. - Eisenhart, 617; Simrock, 6299; Eiselein, 417. Noch aus der Zeit, als es Reichsgrundsatz war, dass der, welcher an Leib und Leben bestraft wurde, nicht gleichzeitig zu einer Geldstrafe verurtheilt, am allerwenigsten mit der Einziehung seines Vermögens bestraft werden konnte. Man ist später von diesem Grundsatze abgekommen. Frz.: On ne peut tenir le corps et les biens. (Loysel, 801.) 88 Niemand kann seines Leibes Länge eine Elle zusetzen. Dän.: Ingen kand giöre sit legem laengere, eller forstand större. (Prov. dan., 380.) [Spaltenumbruch] 89 Niemandt kann seinen leib erlengern vnd niemand seinen verstandt ergrössern. - Lehmann, 797, 7. Lat.: Splendescit vsu ratio, inusu agit situm. (Lehmann, 797, 7.) 90 Schwach von Leib ist starck von rath. - Petri, II, 503. 91 'T treckt sich all na'n Leiw', säd' de Sneider, un sett't den Aermel ins Taschenloch. (Mecklenburg.) (S. Ziehen.) 92 Up 'n grautet Leiw gehört sick 'ne graute Böcks (Hose). (Minden.) - Firmenich, I, 359, 3. 93 Vber einen grossen Leib gehört ein gross Kleid. - Petri, II, 553. 94 Vber viel Leibe gehören viel Kleide. - Petri, II, 553. 95 Verkrüppelt Leib, verkrüppelt Geist. Dän.: Vanskabt legem, vanskabt sind. (Prov. dan., 559.) 96 Voller Leib ist selten keusch. - Petri, II, 577. 97 Wann der leib ist gnug gefült, das heubt viel eh in freuden quilt (spihlt). - Loci comm., 180; Sutor, 86. Lat.: Tunc caput est laetum, dape corpus quando repletum. (Sutor, 86.) 98 Was dem Leibe wohl thut, thut der Seele weh. Böhm.: Co telu libo, dusi zel. (Celakovsky, 26.) Poln.: Co cialo lubi, to dusze gubi. (Celakovsky, 26.) 99 Was ich im Leibe habe, sagte der Affe, gehört mir, was in den Backentaschen ist, dem Jäger. (Surinam.) Sicher hat man nur, was man genossen, nicht, was man noch zu geniessen hofft. 100 Was nicht in Leib geht, dass geht in die Säck, wie bey einem, der vor den Morgen nicht wolt sorgen, vnnd ein par Feldhüner zum vorrath sackirt. - Lehmann, 232, 32. 101 Was soll ein Leib, darinn kein Herz ist! - Lehmann, II, 836, 172. Dän.: Hvad skal et liv da intet hierte udi. (Prov. dan., 388.) 102 Wem ich meinen Leib gönne, dem gönn' ich auch mein Gut. - Eisenhart, 137; Estor, I, 308; Hillebrand, 122, 170; Eiselein, 417; Simrock, 6295; Graf, 152, 60. Princip der Gütergemeinschaft unter Eheleuten. 103 Wenn der Leib auffhört zu blühen, so welcket die weissheit vnnd vernunfft. - Lehmann, 886, 68. 104 Wenn der Leib gesund soll leben, müssen ihm alle Glieder geben. - Froschm., Ziii. 105 Wenn der Leib (schon) kraftlos, das Herz saftlos, der Kopf sinnlos und die Hände gewinnlos, da ist die Busse heillos. - Parömiakon, 3197. 106 Wenn der Leib seine Arbeit getragen, so lass das Herz fröhlich sein. 107 Wenn der Leib todt ist, so verachten jhn auch die fliegen. - Henisch, 1147, 1; Petri, II, 636. 108 Wenn du am Leibe nicht stark bist, so lerne Weisheit und List; denn magst du diese zweie han, so bist du ein starker Mann. - Liedersaal. 109 Wenn einer also wird am Leib gestrafft, wenn er ein andern hat beschädigt, der hat nicht vrsach zu klagen. - Lehmann, 731, 56. Lat.: Qui patitur que fecit, nihil acerbi est. (Lehmann, 731, 56.) 110 Wenn man auch den Leib badet, eine schwarze Seele wird nicht weiss davon. It.: Indarno si lava il corpo, se non si lava l'anima. (Pazzaglia, 16.) 111 Wer einem zu Leibe will, findet leicht aine Ursache. - Kritzinger, 140. 112 Wer Leib und Leben wagen will, ist zollfrei. - Eisenhart, 648; Pistor., I, 99; Simrock, 6303; Graf, 510, 172; Körte, 3749; Braun, I, 2211. Unter Zoll ist hier das Geld zu verstehen, das man bei der ehemaligen Unsicherheit der Landstrassen an den Landesherrn zahlte, um sich seinen Schutz zu erkaufen. Man musste diese Abgabe nicht zahlen, musste aber dann auch auf sicheres Geleit sowie auf jeden Schutz verzichten, konnte auch ebenso wenig wegen eines erlittenen Verlustes auf Ersatz Anspruch machen.
[Spaltenumbruch] die Güter unter ihnen gemein sein müssen, sie also Gut und Blut zusammen verheirathen und der überlebende Ehegatte den Verstorbenen ganz allein mit Ausschliessung der nächsten Anverwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, beerbt. Nach der Zeitschrift für deutsches Recht (X, 19) ist der Rechtsspruch schon im 15. Jahrhundert bekannt und kommt im nürnberger Stadtrecht vor. 71 Leib, bubber' nicht, hast im Sommer gut gelebt. (Alt-Pillau.) Bubbern = beben, namentlich vor Frost und Unwohlsein. 72 Leib für Leib. – Graf, 336, 294. In den alten deutschen Rechtsbüchern beschränkt sich das Wiedervergeltungsrecht (Jus talionis) auf die äussere Gleichartigkeit des zu vergeltenden Uebels. Ursprünglich denselben fremd, ging es aus dem mosaischen Recht in dieselben über. In der Einleitung zu den angelsächsischen Gesetzen des Königs Alfred heisst es schon: „Wenn jemand dem andern das Auge ausschlägt, so geb' er sein eigenes dagegen, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuss um Fuss, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule.“ Altfries.: Lyff voor lyff. (Richthofen, 511, 12.) 73 Leib für Leib, Glied für Glied (s. d. 18). – Graf, 336, 295. Altfries.: Lyff wer lyff ende led weer leed. (Richthofen, 515, 58.) 74 Leib, muckse nicht, wenn der Geist spricht. It.: Il corpo deve servir all' anima, non l'anima al corpo. (Pazzaglia, 68, 1.) 75 Leib ohne Ehr' hält man für todt. – Klingen, 41a, 1; Graf, 342, 370. Wer durch eine Strafe ehrlos geworden, galt für bürgerlich todt, weil die bürgerliche Ehre des Mannes höchstes Kleinod ist. 76 Leib um Leib, Gut um Gut. – Graf, 153, 71. Im Stadtrecht von Schwerta heisst es: „Lyff ümme lyff, Guidt ümme guidt.“ (Steinen, I, 5, 1512.) 77 Leib und Gut gehen miteinander. – Hillebrand, 123, 173; Pistor., VI, 69; Simrock, 6296. 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Man musste diese Abgabe nicht zahlen, musste aber dann auch auf sicheres Geleit sowie auf jeden Schutz verzichten, konnte auch ebenso wenig wegen eines erlittenen Verlustes auf Ersatz Anspruch machen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0018]
die Güter unter ihnen gemein sein müssen, sie also Gut und Blut zusammen verheirathen und der überlebende Ehegatte den Verstorbenen ganz allein mit Ausschliessung der nächsten Anverwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, beerbt. Nach der Zeitschrift für deutsches Recht (X, 19) ist der Rechtsspruch schon im 15. Jahrhundert bekannt und kommt im nürnberger Stadtrecht vor.
71 Leib, bubber' nicht, hast im Sommer gut gelebt. (Alt-Pillau.)
Bubbern = beben, namentlich vor Frost und Unwohlsein.
72 Leib für Leib. – Graf, 336, 294.
In den alten deutschen Rechtsbüchern beschränkt sich das Wiedervergeltungsrecht (Jus talionis) auf die äussere Gleichartigkeit des zu vergeltenden Uebels. Ursprünglich denselben fremd, ging es aus dem mosaischen Recht in dieselben über. In der Einleitung zu den angelsächsischen Gesetzen des Königs Alfred heisst es schon: „Wenn jemand dem andern das Auge ausschlägt, so geb' er sein eigenes dagegen, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuss um Fuss, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule.“
Altfries.: Lyff voor lyff. (Richthofen, 511, 12.)
73 Leib für Leib, Glied für Glied (s. d. 18). – Graf, 336, 295.
Altfries.: Lyff wer lyff ende led weer leed. (Richthofen, 515, 58.)
74 Leib, muckse nicht, wenn der Geist spricht.
It.: Il corpo deve servir all' anima, non l'anima al corpo. (Pazzaglia, 68, 1.)
75 Leib ohne Ehr' hält man für todt. – Klingen, 41a, 1; Graf, 342, 370.
Wer durch eine Strafe ehrlos geworden, galt für bürgerlich todt, weil die bürgerliche Ehre des Mannes höchstes Kleinod ist.
76 Leib um Leib, Gut um Gut. – Graf, 153, 71.
Im Stadtrecht von Schwerta heisst es: „Lyff ümme lyff, Guidt ümme guidt.“ (Steinen, I, 5, 1512.)
77 Leib und Gut gehen miteinander. – Hillebrand, 123, 173; Pistor., VI, 69; Simrock, 6296.
In Bezug auf die Gütergemeinschaft unter Eheleuten.
78 Leib und Lähmung muss man mit Land besetzen. – Graf, 300, 118.
In sehr vielen Fällen konnte nach deutschem Recht, wer ein Strafgesetz übertreten, durch Stellung eines Bürgen sich vor persönlicher Haft schützen. Bei schweren Verbrechen aber, wo die Flucht des Thäters zu erwarten war, liess man, um nicht die Strafverfolgung zu vereiteln, entweder gar keine Bürgschaft zu, oder sie wurde, was der Sinn des obigen Sprichworts ist, in Liegenschaften gefordert.
Altfries.: Lif and lemethe skel ma mit londe bisetta. (Hettema, I, 191, 211.)
79 Leib und Noth scheiden alle Gebot. – Oec. rur. I, 16.
„Vmb essender Waar willen kann man keinen hengen.“
80 Leib und Seele lacht, wenn man sich früh aufmacht.
81 Man mot sinem Liwe kene Stêfmoime (Stiefmutter) sein. (Hannover.) – Schambach, I, 228.
82 Mancher ist mit dem leib gegenwärtig vnd mit dem Hertzen in der fern. – Lehmann, 247, 29.
83 Mancher sorgt für seinen Leib mehr als für seine Seele.
Schwed.: Mången sörier mehr för Sijfwet, än Siälen. (Grubb, 557.)
84 Mit gesundem Leib und gutem Gewissen ist gut schlaffen. – Sutor, 583.
85 Mit leib, blut vnd gut sitzt man ins Keisers reich; mit glaub vnd gewissen in Gottes reich. – Henisch, 438, 48; Sailer, 228; Simrock, 3949.
86 Mit 't vulle Lîf studêrt sick nich gôd. – Hauskalender, I.
87 Niemand kann sein Leib und Gut zusammen verbrechen. – Eisenhart, 617; Simrock, 6299; Eiselein, 417.
Noch aus der Zeit, als es Reichsgrundsatz war, dass der, welcher an Leib und Leben bestraft wurde, nicht gleichzeitig zu einer Geldstrafe verurtheilt, am allerwenigsten mit der Einziehung seines Vermögens bestraft werden konnte. Man ist später von diesem Grundsatze abgekommen.
Frz.: On ne peut tenir le corps et les biens. (Loysel, 801.)
88 Niemand kann seines Leibes Länge eine Elle zusetzen.
Dän.: Ingen kand giøre sit legem længere, eller forstand større. (Prov. dan., 380.)
89 Niemandt kann seinen leib erlengern vnd niemand seinen verstandt ergrössern. – Lehmann, 797, 7.
Lat.: Splendescit vsu ratio, inusu agit situm. (Lehmann, 797, 7.)
90 Schwach von Leib ist starck von rath. – Petri, II, 503.
91 'T treckt sich all nâ'n Lîw', säd' de Snîder, un sett't den Aermel ins Taschenloch. (Mecklenburg.) (S. Ziehen.)
92 Up 'n grautet Lîw gehört sick 'ne graute Böcks (Hose). (Minden.) – Firmenich, I, 359, 3.
93 Vber einen grossen Leib gehört ein gross Kleid. – Petri, II, 553.
94 Vber viel Leibe gehören viel Kleide. – Petri, II, 553.
95 Verkrüppelt Leib, verkrüppelt Geist.
Dän.: Vanskabt legem, vanskabt sind. (Prov. dan., 559.)
96 Voller Leib ist selten keusch. – Petri, II, 577.
97 Wann der leib ist gnug gefült, das heubt viel eh in freuden quilt (spihlt). – Loci comm., 180; Sutor, 86.
Lat.: Tunc caput est laetum, dape corpus quando repletum. (Sutor, 86.)
98 Was dem Leibe wohl thut, thut der Seele weh.
Böhm.: Co tĕlu líbo, duši žel. (Čelakovský, 26.)
Poln.: Co ciało lubi, to duszę gubi. (Čelakovský, 26.)
99 Was ich im Leibe habe, sagte der Affe, gehört mir, was in den Backentaschen ist, dem Jäger. (Surinam.)
Sicher hat man nur, was man genossen, nicht, was man noch zu geniessen hofft.
100 Was nicht in Leib geht, dass geht in die Säck, wie bey einem, der vor den Morgen nicht wolt sorgen, vnnd ein par Feldhüner zum vorrath sackirt. – Lehmann, 232, 32.
101 Was soll ein Leib, darinn kein Herz ist! – Lehmann, II, 836, 172.
Dän.: Hvad skal et liv da intet hierte udi. (Prov. dan., 388.)
102 Wem ich meinen Leib gönne, dem gönn' ich auch mein Gut. – Eisenhart, 137; Estor, I, 308; Hillebrand, 122, 170; Eiselein, 417; Simrock, 6295; Graf, 152, 60.
Princip der Gütergemeinschaft unter Eheleuten.
103 Wenn der Leib auffhört zu blühen, so welcket die weissheit vnnd vernunfft. – Lehmann, 886, 68.
104 Wenn der Leib gesund soll leben, müssen ihm alle Glieder geben. – Froschm., Ziii.
105 Wenn der Leib (schon) kraftlos, das Herz saftlos, der Kopf sinnlos und die Hände gewinnlos, da ist die Busse heillos. – Parömiakon, 3197.
106 Wenn der Leib seine Arbeit getragen, so lass das Herz fröhlich sein.
107 Wenn der Leib todt ist, so verachten jhn auch die fliegen. – Henisch, 1147, 1; Petri, II, 636.
108 Wenn du am Leibe nicht stark bist, so lerne Weisheit und List; denn magst du diese zweie han, so bist du ein starker Mann. – Liedersaal.
109 Wenn einer also wird am Leib gestrafft, wenn er ein andern hat beschädigt, der hat nicht vrsach zu klagen. – Lehmann, 731, 56.
Lat.: Qui patitur que fecit, nihil acerbi est. (Lehmann, 731, 56.)
110 Wenn man auch den Leib badet, eine schwarze Seele wird nicht weiss davon.
It.: Indarno si lava il corpo, se non si lava l'anima. (Pazzaglia, 16.)
111 Wer einem zu Leibe will, findet leicht aine Ursache. – Kritzinger, 140.
112 Wer Leib und Leben wagen will, ist zollfrei. – Eisenhart, 648; Pistor., I, 99; Simrock, 6303; Graf, 510, 172; Körte, 3749; Braun, I, 2211.
Unter Zoll ist hier das Geld zu verstehen, das man bei der ehemaligen Unsicherheit der Landstrassen an den Landesherrn zahlte, um sich seinen Schutz zu erkaufen. Man musste diese Abgabe nicht zahlen, musste aber dann auch auf sicheres Geleit sowie auf jeden Schutz verzichten, konnte auch ebenso wenig wegen eines erlittenen Verlustes auf Ersatz Anspruch machen.
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