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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 707 Ein Mann, der den Frauen dienen will, gelobe ihnen wenig und halte viel.

708 Ein Mann, der ein Weib genommen, ist in einen Käfig kommen.

Frz.: L'homme marie est un oiseau en cage. (Leroux, I, 69.)

709 Ein Mann, der ein Weib genommen, ist um seine Freiheit kommen.

Die Bergamasken sagen: Ein verheiratheter Mann ist ein Vogel im Käfig. Die Engländer: Der verheirathete Mann muss seinen Stab in eine Stange verwandeln. (Reinsberg I, 100 u. 145.) D. h. er darf nicht mehr frei werden, er muss ein Zelt für seine Familie aufschlagen.

Engl.: The married man must turn his staff into a stake. (Bohn II, 13.)

710 Ein Mann, der ein Weib genommen, und ein Vogel, der in Käfig kommen, sind zwei arme Thiere.

It.: Uomo ammogliato, uccello in gabbia. (Bohn I, 131.)

711 Ein Mann, der ertrinken soll, greift nach einem Strohhalm wol.

712 Ein Mann, der etwas kann, kombt durch die Welt, tregt leicht, braucht nit viel Geld. - Sutor, 407.

713 Ein Mann, der Geld, ist ein Freier, der gefällt.

Die Finnen sagen von einem hässlichen Freier, der wohlhabend oder reich ist: Der Mann ist schwarz, der Bart ist weis. (Bertram, 72.)

714 Ein Mann, der Geldes bedarf, ist besser als Geld, das eines Mannes bedarf.

715 Ein Mann, der grosse Dinge verrichten soll, muss sein wie eine Laus mit einem Flohkopf oder wie ein Hirschbraten mit Kuhfleisch gespickt. - Winckler, IV, 71.

716 Ein Mann, der heirathet, zieht in den Krieg.

Span.: Ir a la guerra ni casar, no se ha de aconsejar. (Bohn I, 225.)

717 Ein Mann, der nicht weiss, was Kummer ist, der setz' ein Weib sich aufs Genist.

718 Ein Mann, der nur in seiner Zelle, gehört dem Himmel oder der Hölle.

It.: Uomo solitario, o bestia o angiolo. (Bohn I, 131.)

719 Ein Mann, der seine Frau einmal schlägt, schlägt sie mehr.

Holl.: Wanneer een man zijne vrouw eenmal slaat, slaat hij haar meer. (Harrebomee, II, 63b.)

720 Ein Mann, der seiner Frau ein Geheimniss vermacht, wird von ihr auf den Teufelsweg gebracht.

Sagen die Neger in den französischen Colonien.

Frz.: L'homme qui veut avoir nom de discret moderement doit celer son secret. (Leroux, I, 170.)

721 Ein Mann, der sich selber beherrscht, ist stärker, als einer, der andere bekämpft.

Holl.: De man, die zich zelven bestrijd, is gelukkiger, dan die tegen eenander kampt. (Harrebomee, II, 54a.)

722 Ein Mann, der vmb sein Freyheit streittet, hat 20 Händ vnd noch so viel Hertz. - Lehmann, 202, 8.

723 Ein Mann, der will, kann mehr, als zehn, die müssen.

724 Ein Mann, der zwei Mäuler küsst, dem stinkt eins.

725 Ein Mann, ein Mann; ein Wort, ein Wort. - Petri, II, 213; Graf, 227, 11; Parömiakon, 540; Braun, I, 2531.

Frz.: Ja encuntre sa lecherie ne hums ne fame, lecheresse ne gardera weu ne promesse. - Jamais homme ni femme lache ne garde voeu ni promesse. (Leroux, I, 167.)

Lat.: Et semel emissum volat irrevocabile verbum. (Chaos, 482.)

726 Ein Mann, ein Mann, hat er gleich keinen guten Fetzen an. - Parömiakon, 3112.

So lässt Abraham a Sancta-Clara heirathssüchtige Jungfrauen und Witwen ausrufen: "Ich muss dies Jahr noch einen Mann haben, es gehe wie es wolle; es schmeckt mir kein Süppel, wenn ich nicht hab' den Lippel. Der Paul kommt mir alleweil ins Maul. In den Franz verschau' ich mich ganz. Ach, dass ich doch werde beglückt mit dem lieben Benedict. Dem Meister Berthold bin ich von Herzen hold und mit Herrn Mathies gibt's alle Tag ein Paradies." (Abrahamisches Lauberhütt, II.)

727 Ein Mann, ein Weib; ein Fleisch, ein Leib. - Henisch, 1136, 60; Petri, II, 213; Eiselein, 446.

[Spaltenumbruch] 728 Ein Mann, ein Weib, zwei Seelen und Ein Leib. - Graf, 139, 2.

In Westfalen: Man vnnd wyff heiten twee Seelen vnnd ein lyff. (Kindlinger, II, 340.)

729 Ein Mann, ein Wort. - Hillebrand, 94, 125; Graf, 227, 60.

Böhm.: Muz slovo. (Celakovsky, 345.)

730 Ein Mann, ein Wort; ein Wort, ein Mann. - Eisenhart, 340; Hillebrand, 95, 126; Reyscher, XVI, 97; Mayer, II, 182; Simrock, 11888a; Graf, 217, 18; Venedey, 138; Körte, 4083; Körte2, 7005-7006; Marin, 11.

Das Sprichwort hat die doppelte Bedeutung, dass sich Doppelzüngigkeit nicht mit der Ehre eines Mannes verträgt, und umgekehrt, dass es seine Ehre ist, dass ihm das Wort auch da zukommt, wo es gilt, ein solches zu haben, und dass es zugleich seine Pflicht ist, es zu fordern. "Wer ein Mann ist, dem gebührt das Wort." Das Sprichwort hat in den Ordalien seinen Entstehungsgrund. Man brauchte anfangs, um die Wahrheit einer Aussage zu bestätigen, nur das Zeugniss eines Freundes, der sich für die Wahrheit mit seinem deutschen Ehrenwort verbürgte, daher das obige Sprichwort. Allmählich artete der deutsche Charakter aus; man verbürgte endlich seines Vortheils willen auch Unwahrheiten. Um davor abzuschrecken, führte man die Gottesurtheile oder Ordalien ein. (Vgl. Braga und Hermode, III, 1, 155.) Wenn der Sachsenspiegel (II, 49, 7) unter "Wort" auch einen geschlossenen Ort, eine Haus- oder Hofstätte versteht (wir haben noch den Ausdruck "Wirth" für ein Grundstück), dann hat das Sprichwort auch den Sinn, dass der Besitz eines Grundstücks in der Gemeinde, mit welcher das Stimmrecht sich verband, als eine Bedingung der Mannhaftigkeit anzusehen sei. (Vgl. Sachse, Erklärung der Rechtssprichwörter in der Zeitschrift für deutsches Recht, Tübingen 1856, XVI.) Nach Reyscher drückt das Sprichwort den deutschrechtlichen Grundsatz aus, dass die blosse Einwilligung zur Verbindlichkeit der Verträge hinreiche, dass es daher weder des Gebrauchs feierlicher Worte, noch vorausgegangener Leistungen bedürfe, um einem Geschäft Klagbarkeit zu geben. (Zeitschrift für deutsches Recht, Leipzig 1841, V, 197.) Die Osmanen sagen: Sei der Mann deines Wortes. (Schlechta, 265.) Und: Wer kein Mann von Wort ist, ist gar kein Mann. (Cahier, 2780.)

Engl.: An honest man's word, is as good as his bond. (Gaal, 1751; Marin, 11.)

Frz.: Honnete homme ne manque jamais de parole. (Gaal, 1751.) - Un homme d'honneur n'a qu'une parole. (Cahier, 868.)

Holl.: Een man, een man, een woord, een woord. (Harrebomee, II, 56a.)

Lat.: Verbis opera concordare debent. ( Seneca.) (Binder II, 3508.)

Schwed.: En karl star wid sina ord. (Marin, 11.)

731 Ein Mann ein Wort, ein Wort, ein Mann; ein Mönch ein Schalk, ein Schalk, ein Mönch. - Klosterspiegel, 21, 11.

732 Ein Mann erferts am letzten, wenn sein Fraw ein Hur ist. - Lehmann, 674, 222.

"So gehts Fürsten, die zu viel trawen; vnd wenn der Schad geschehen, so sicht man erst zum Pferdt vnd will darnach alles zu Polzen drehen."

733 Ein Mann findet überall sein Brot.

Die Türken: Wer ein Mann ist, schlägt sich aus Steinen sein Brot.

734 Ein Mann gilt mehr als zehn Weiber.

Die Frauen konnten nach deutschem Recht nicht einmal ihre Güter verwalten. (S. Frau 205, 228, 492 u. 685.) Die Sprichwörter zeigen, dass der Werth der Frauen gegen den des Mannes zurückstand, auch der deutschen. (S. Bock 30 und Weiberfleisch.)

735 Ein Mann hat nicht allen Verstand. - Bertram, 47.

736 Ein Mann hat so viel Recht als der andere. - Graf, 432, 245.

Die Parteien haben vor Gericht ein gleiches Vertheidigungsrecht. (S. Einwohner 1, Gericht 23 und Kläger 18.)

Altfries.: Dat dij ena man also fulla riucht aegh to feren als en oder. (Hettema, I, 44, 14.)

737 Ein Mann hat Zeit genug, sich eine Frau zu wählen. - Bertram, 61.

738 Ein Mann im Bart sieht aus wie ein Bock, ein Mann ohne Bart sieht aus wie 'ne Dock1.

1) Die Finnen sagen: wie ein Pastor. (Bertram, 64.)

739 Ein Mann in der Stadt ist so gut als zehn draussen. - Petri, II, 213.

740 Ein Mann in schlechtem (schlichtem) Kleid ist manchmal auch gescheit.

Lat.: Vilis amictus saepius abscondit spirituale jubar. (Salut.) (Binder II, 3536.)

[Spaltenumbruch] 707 Ein Mann, der den Frauen dienen will, gelobe ihnen wenig und halte viel.

708 Ein Mann, der ein Weib genommen, ist in einen Käfig kommen.

Frz.: L'homme marié est un oiseau en cage. (Leroux, I, 69.)

709 Ein Mann, der ein Weib genommen, ist um seine Freiheit kommen.

Die Bergamasken sagen: Ein verheiratheter Mann ist ein Vogel im Käfig. Die Engländer: Der verheirathete Mann muss seinen Stab in eine Stange verwandeln. (Reinsberg I, 100 u. 145.) D. h. er darf nicht mehr frei werden, er muss ein Zelt für seine Familie aufschlagen.

Engl.: The married man must turn his staff into a stake. (Bohn II, 13.)

710 Ein Mann, der ein Weib genommen, und ein Vogel, der in Käfig kommen, sind zwei arme Thiere.

It.: Uomo ammogliato, uccello in gabbia. (Bohn I, 131.)

711 Ein Mann, der ertrinken soll, greift nach einem Strohhalm wol.

712 Ein Mann, der etwas kann, kombt durch die Welt, tregt leicht, braucht nit viel Geld.Sutor, 407.

713 Ein Mann, der Geld, ist ein Freier, der gefällt.

Die Finnen sagen von einem hässlichen Freier, der wohlhabend oder reich ist: Der Mann ist schwarz, der Bart ist weis. (Bertram, 72.)

714 Ein Mann, der Geldes bedarf, ist besser als Geld, das eines Mannes bedarf.

715 Ein Mann, der grosse Dinge verrichten soll, muss sein wie eine Laus mit einem Flohkopf oder wie ein Hirschbraten mit Kuhfleisch gespickt.Winckler, IV, 71.

716 Ein Mann, der heirathet, zieht in den Krieg.

Span.: Ir á la guerra ni casar, no se ha de aconsejar. (Bohn I, 225.)

717 Ein Mann, der nicht weiss, was Kummer ist, der setz' ein Weib sich aufs Genist.

718 Ein Mann, der nur in seiner Zelle, gehört dem Himmel oder der Hölle.

It.: Uomo solitario, o bestia o angiolo. (Bohn I, 131.)

719 Ein Mann, der seine Frau einmal schlägt, schlägt sie mehr.

Holl.: Wanneer een man zijne vrouw éénmal slaat, slaat hij haar meer. (Harrebomée, II, 63b.)

720 Ein Mann, der seiner Frau ein Geheimniss vermacht, wird von ihr auf den Teufelsweg gebracht.

Sagen die Neger in den französischen Colonien.

Frz.: L'homme qui veut avoir nom de discret modérément doit celer son secret. (Leroux, I, 170.)

721 Ein Mann, der sich selber beherrscht, ist stärker, als einer, der andere bekämpft.

Holl.: De man, die zich zelven bestrijd, is gelukkiger, dan die tegen eenander kampt. (Harrebomée, II, 54a.)

722 Ein Mann, der vmb sein Freyheit streittet, hat 20 Händ vnd noch so viel Hertz.Lehmann, 202, 8.

723 Ein Mann, der will, kann mehr, als zehn, die müssen.

724 Ein Mann, der zwei Mäuler küsst, dem stinkt eins.

725 Ein Mann, ein Mann; ein Wort, ein Wort.Petri, II, 213; Graf, 227, 11; Parömiakon, 540; Braun, I, 2531.

Frz.: Jà encuntre sa lecherie ne hums ne fame, lecheresse ne gardera weu ne promesse. – Jamais homme ni femme lâche ne garde voeu ni promesse. (Leroux, I, 167.)

Lat.: Et semel emissum volat irrevocabile verbum. (Chaos, 482.)

726 Ein Mann, ein Mann, hat er gleich keinen guten Fetzen an.Parömiakon, 3112.

So lässt Abraham a Sancta-Clara heirathssüchtige Jungfrauen und Witwen ausrufen: „Ich muss dies Jahr noch einen Mann haben, es gehe wie es wolle; es schmeckt mir kein Süppel, wenn ich nicht hab' den Lippel. Der Paul kommt mir alleweil ins Maul. In den Franz verschau' ich mich ganz. Ach, dass ich doch werde beglückt mit dem lieben Benedict. Dem Meister Berthold bin ich von Herzen hold und mit Herrn Mathies gibt's alle Tag ein Paradies.“ (Abrahamisches Lauberhütt, II.)

727 Ein Mann, ein Weib; ein Fleisch, ein Leib.Henisch, 1136, 60; Petri, II, 213; Eiselein, 446.

[Spaltenumbruch] 728 Ein Mann, ein Weib, zwei Seelen und Ein Leib.Graf, 139, 2.

In Westfalen: Man vnnd wyff heiten twee Seelen vnnd ein lyff. (Kindlinger, II, 340.)

729 Ein Mann, ein Wort.Hillebrand, 94, 125; Graf, 227, 60.

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730 Ein Mann, ein Wort; ein Wort, ein Mann.Eisenhart, 340; Hillebrand, 95, 126; Reyscher, XVI, 97; Mayer, II, 182; Simrock, 11888a; Graf, 217, 18; Venedey, 138; Körte, 4083; Körte2, 7005-7006; Marin, 11.

Das Sprichwort hat die doppelte Bedeutung, dass sich Doppelzüngigkeit nicht mit der Ehre eines Mannes verträgt, und umgekehrt, dass es seine Ehre ist, dass ihm das Wort auch da zukommt, wo es gilt, ein solches zu haben, und dass es zugleich seine Pflicht ist, es zu fordern. „Wer ein Mann ist, dem gebührt das Wort.“ Das Sprichwort hat in den Ordalien seinen Entstehungsgrund. Man brauchte anfangs, um die Wahrheit einer Aussage zu bestätigen, nur das Zeugniss eines Freundes, der sich für die Wahrheit mit seinem deutschen Ehrenwort verbürgte, daher das obige Sprichwort. Allmählich artete der deutsche Charakter aus; man verbürgte endlich seines Vortheils willen auch Unwahrheiten. Um davor abzuschrecken, führte man die Gottesurtheile oder Ordalien ein. (Vgl. Braga und Hermode, III, 1, 155.) Wenn der Sachsenspiegel (II, 49, 7) unter „Wort“ auch einen geschlossenen Ort, eine Haus- oder Hofstätte versteht (wir haben noch den Ausdruck „Wirth“ für ein Grundstück), dann hat das Sprichwort auch den Sinn, dass der Besitz eines Grundstücks in der Gemeinde, mit welcher das Stimmrecht sich verband, als eine Bedingung der Mannhaftigkeit anzusehen sei. (Vgl. Sachse, Erklärung der Rechtssprichwörter in der Zeitschrift für deutsches Recht, Tübingen 1856, XVI.) Nach Reyscher drückt das Sprichwort den deutschrechtlichen Grundsatz aus, dass die blosse Einwilligung zur Verbindlichkeit der Verträge hinreiche, dass es daher weder des Gebrauchs feierlicher Worte, noch vorausgegangener Leistungen bedürfe, um einem Geschäft Klagbarkeit zu geben. (Zeitschrift für deutsches Recht, Leipzig 1841, V, 197.) Die Osmanen sagen: Sei der Mann deines Wortes. (Schlechta, 265.) Und: Wer kein Mann von Wort ist, ist gar kein Mann. (Cahier, 2780.)

Engl.: An honest man's word, is as good as his bond. (Gaal, 1751; Marin, 11.)

Frz.: Honnête homme ne manque jamais de parole. (Gaal, 1751.) – Un homme d'honneur n'a qu'une parole. (Cahier, 868.)

Holl.: Een man, een man, een woord, een woord. (Harrebomée, II, 56a.)

Lat.: Verbis opera concordare debent. ( Seneca.) (Binder II, 3508.)

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732 Ein Mann erferts am letzten, wenn sein Fraw ein Hur ist.Lehmann, 674, 222.

„So gehts Fürsten, die zu viel trawen; vnd wenn der Schad geschehen, so sicht man erst zum Pferdt vnd will darnach alles zu Polzen drehen.“

733 Ein Mann findet überall sein Brot.

Die Türken: Wer ein Mann ist, schlägt sich aus Steinen sein Brot.

734 Ein Mann gilt mehr als zehn Weiber.

Die Frauen konnten nach deutschem Recht nicht einmal ihre Güter verwalten. (S. Frau 205, 228, 492 u. 685.) Die Sprichwörter zeigen, dass der Werth der Frauen gegen den des Mannes zurückstand, auch der deutschen. (S. Bock 30 und Weiberfleisch.)

735 Ein Mann hat nicht allen Verstand.Bertram, 47.

736 Ein Mann hat so viel Recht als der andere.Graf, 432, 245.

Die Parteien haben vor Gericht ein gleiches Vertheidigungsrecht. (S. Einwohner 1, Gericht 23 und Kläger 18.)

Altfries.: Dat dij ena man also fulla riucht aegh to feren als en oder. (Hettema, I, 44, 14.)

737 Ein Mann hat Zeit genug, sich eine Frau zu wählen.Bertram, 61.

738 Ein Mann im Bart sieht aus wie ein Bock, ein Mann ohne Bart sieht aus wie 'ne Dock1.

1) Die Finnen sagen: wie ein Pastor. (Bertram, 64.)

739 Ein Mann in der Stadt ist so gut als zehn draussen.Petri, II, 213.

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[[197]/0211] 707 Ein Mann, der den Frauen dienen will, gelobe ihnen wenig und halte viel. 708 Ein Mann, der ein Weib genommen, ist in einen Käfig kommen. Frz.: L'homme marié est un oiseau en cage. (Leroux, I, 69.) 709 Ein Mann, der ein Weib genommen, ist um seine Freiheit kommen. Die Bergamasken sagen: Ein verheiratheter Mann ist ein Vogel im Käfig. Die Engländer: Der verheirathete Mann muss seinen Stab in eine Stange verwandeln. (Reinsberg I, 100 u. 145.) D. h. er darf nicht mehr frei werden, er muss ein Zelt für seine Familie aufschlagen. Engl.: The married man must turn his staff into a stake. (Bohn II, 13.) 710 Ein Mann, der ein Weib genommen, und ein Vogel, der in Käfig kommen, sind zwei arme Thiere. It.: Uomo ammogliato, uccello in gabbia. (Bohn I, 131.) 711 Ein Mann, der ertrinken soll, greift nach einem Strohhalm wol. 712 Ein Mann, der etwas kann, kombt durch die Welt, tregt leicht, braucht nit viel Geld. – Sutor, 407. 713 Ein Mann, der Geld, ist ein Freier, der gefällt. Die Finnen sagen von einem hässlichen Freier, der wohlhabend oder reich ist: Der Mann ist schwarz, der Bart ist weis. (Bertram, 72.) 714 Ein Mann, der Geldes bedarf, ist besser als Geld, das eines Mannes bedarf. 715 Ein Mann, der grosse Dinge verrichten soll, muss sein wie eine Laus mit einem Flohkopf oder wie ein Hirschbraten mit Kuhfleisch gespickt. – Winckler, IV, 71. 716 Ein Mann, der heirathet, zieht in den Krieg. Span.: Ir á la guerra ni casar, no se ha de aconsejar. (Bohn I, 225.) 717 Ein Mann, der nicht weiss, was Kummer ist, der setz' ein Weib sich aufs Genist. 718 Ein Mann, der nur in seiner Zelle, gehört dem Himmel oder der Hölle. It.: Uomo solitario, o bestia o angiolo. (Bohn I, 131.) 719 Ein Mann, der seine Frau einmal schlägt, schlägt sie mehr. Holl.: Wanneer een man zijne vrouw éénmal slaat, slaat hij haar meer. (Harrebomée, II, 63b.) 720 Ein Mann, der seiner Frau ein Geheimniss vermacht, wird von ihr auf den Teufelsweg gebracht. Sagen die Neger in den französischen Colonien. Frz.: L'homme qui veut avoir nom de discret modérément doit celer son secret. (Leroux, I, 170.) 721 Ein Mann, der sich selber beherrscht, ist stärker, als einer, der andere bekämpft. Holl.: De man, die zich zelven bestrijd, is gelukkiger, dan die tegen eenander kampt. (Harrebomée, II, 54a.) 722 Ein Mann, der vmb sein Freyheit streittet, hat 20 Händ vnd noch so viel Hertz. – Lehmann, 202, 8. 723 Ein Mann, der will, kann mehr, als zehn, die müssen. 724 Ein Mann, der zwei Mäuler küsst, dem stinkt eins. 725 Ein Mann, ein Mann; ein Wort, ein Wort. – Petri, II, 213; Graf, 227, 11; Parömiakon, 540; Braun, I, 2531. Frz.: Jà encuntre sa lecherie ne hums ne fame, lecheresse ne gardera weu ne promesse. – Jamais homme ni femme lâche ne garde voeu ni promesse. (Leroux, I, 167.) Lat.: Et semel emissum volat irrevocabile verbum. (Chaos, 482.) 726 Ein Mann, ein Mann, hat er gleich keinen guten Fetzen an. – Parömiakon, 3112. So lässt Abraham a Sancta-Clara heirathssüchtige Jungfrauen und Witwen ausrufen: „Ich muss dies Jahr noch einen Mann haben, es gehe wie es wolle; es schmeckt mir kein Süppel, wenn ich nicht hab' den Lippel. Der Paul kommt mir alleweil ins Maul. In den Franz verschau' ich mich ganz. Ach, dass ich doch werde beglückt mit dem lieben Benedict. Dem Meister Berthold bin ich von Herzen hold und mit Herrn Mathies gibt's alle Tag ein Paradies.“ (Abrahamisches Lauberhütt, II.) 727 Ein Mann, ein Weib; ein Fleisch, ein Leib. – Henisch, 1136, 60; Petri, II, 213; Eiselein, 446. 728 Ein Mann, ein Weib, zwei Seelen und Ein Leib. – Graf, 139, 2. In Westfalen: Man vnnd wyff heiten twee Seelen vnnd ein lyff. (Kindlinger, II, 340.) 729 Ein Mann, ein Wort. – Hillebrand, 94, 125; Graf, 227, 60. Böhm.: Muž slovo. (Čelakovsky, 345.) 730 Ein Mann, ein Wort; ein Wort, ein Mann. – Eisenhart, 340; Hillebrand, 95, 126; Reyscher, XVI, 97; Mayer, II, 182; Simrock, 11888a; Graf, 217, 18; Venedey, 138; Körte, 4083; Körte2, 7005-7006; Marin, 11. Das Sprichwort hat die doppelte Bedeutung, dass sich Doppelzüngigkeit nicht mit der Ehre eines Mannes verträgt, und umgekehrt, dass es seine Ehre ist, dass ihm das Wort auch da zukommt, wo es gilt, ein solches zu haben, und dass es zugleich seine Pflicht ist, es zu fordern. „Wer ein Mann ist, dem gebührt das Wort.“ Das Sprichwort hat in den Ordalien seinen Entstehungsgrund. Man brauchte anfangs, um die Wahrheit einer Aussage zu bestätigen, nur das Zeugniss eines Freundes, der sich für die Wahrheit mit seinem deutschen Ehrenwort verbürgte, daher das obige Sprichwort. Allmählich artete der deutsche Charakter aus; man verbürgte endlich seines Vortheils willen auch Unwahrheiten. Um davor abzuschrecken, führte man die Gottesurtheile oder Ordalien ein. (Vgl. Braga und Hermode, III, 1, 155.) Wenn der Sachsenspiegel (II, 49, 7) unter „Wort“ auch einen geschlossenen Ort, eine Haus- oder Hofstätte versteht (wir haben noch den Ausdruck „Wirth“ für ein Grundstück), dann hat das Sprichwort auch den Sinn, dass der Besitz eines Grundstücks in der Gemeinde, mit welcher das Stimmrecht sich verband, als eine Bedingung der Mannhaftigkeit anzusehen sei. (Vgl. Sachse, Erklärung der Rechtssprichwörter in der Zeitschrift für deutsches Recht, Tübingen 1856, XVI.) Nach Reyscher drückt das Sprichwort den deutschrechtlichen Grundsatz aus, dass die blosse Einwilligung zur Verbindlichkeit der Verträge hinreiche, dass es daher weder des Gebrauchs feierlicher Worte, noch vorausgegangener Leistungen bedürfe, um einem Geschäft Klagbarkeit zu geben. (Zeitschrift für deutsches Recht, Leipzig 1841, V, 197.) Die Osmanen sagen: Sei der Mann deines Wortes. (Schlechta, 265.) Und: Wer kein Mann von Wort ist, ist gar kein Mann. (Cahier, 2780.) Engl.: An honest man's word, is as good as his bond. (Gaal, 1751; Marin, 11.) Frz.: Honnête homme ne manque jamais de parole. (Gaal, 1751.) – Un homme d'honneur n'a qu'une parole. (Cahier, 868.) Holl.: Een man, een man, een woord, een woord. (Harrebomée, II, 56a.) Lat.: Verbis opera concordare debent. ( Seneca.) (Binder II, 3508.) Schwed.: En karl star wid sina ord. (Marin, 11.) 731 Ein Mann ein Wort, ein Wort, ein Mann; ein Mönch ein Schalk, ein Schalk, ein Mönch. – Klosterspiegel, 21, 11. 732 Ein Mann erferts am letzten, wenn sein Fraw ein Hur ist. – Lehmann, 674, 222. „So gehts Fürsten, die zu viel trawen; vnd wenn der Schad geschehen, so sicht man erst zum Pferdt vnd will darnach alles zu Polzen drehen.“ 733 Ein Mann findet überall sein Brot. Die Türken: Wer ein Mann ist, schlägt sich aus Steinen sein Brot. 734 Ein Mann gilt mehr als zehn Weiber. Die Frauen konnten nach deutschem Recht nicht einmal ihre Güter verwalten. (S. Frau 205, 228, 492 u. 685.) Die Sprichwörter zeigen, dass der Werth der Frauen gegen den des Mannes zurückstand, auch der deutschen. (S. Bock 30 und Weiberfleisch.) 735 Ein Mann hat nicht allen Verstand. – Bertram, 47. 736 Ein Mann hat so viel Recht als der andere. – Graf, 432, 245. Die Parteien haben vor Gericht ein gleiches Vertheidigungsrecht. (S. Einwohner 1, Gericht 23 und Kläger 18.) Altfries.: Dat dij ena man also fulla riucht aegh to feren als en oder. (Hettema, I, 44, 14.) 737 Ein Mann hat Zeit genug, sich eine Frau zu wählen. – Bertram, 61. 738 Ein Mann im Bart sieht aus wie ein Bock, ein Mann ohne Bart sieht aus wie 'ne Dock1. 1) Die Finnen sagen: wie ein Pastor. (Bertram, 64.) 739 Ein Mann in der Stadt ist so gut als zehn draussen. – Petri, II, 213. 740 Ein Mann in schlechtem (schlichtem) Kleid ist manchmal auch gescheit. Lat.: Vilis amictus saepius abscondit spirituale jubar. (Salut.) (Binder II, 3536.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/211>, abgerufen am 24.11.2024.