Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 99 Im Munde den Honig, im Herzen den Stachel. - Nass. Schulbl., XIV, 5. 100 In einen verschlossenen Mund dringt keine Fliege. Ein Gedicht von Ch. F. Gellert trägt den Spruch als Ueberschrift. (Düsseldorf II.) Engl.: A close mouth catcheth no flies. - Dumb folks get no lands. (Bohn II, 79 u. 88.) Frz.: En bouche close n'entre point de mouche. (Kritzinger, 81a.) Holl.: In eenen toegesloten mond komen geene vliegen. (Harrebomee, II, 99b.) It.: In bocca chiusa (serrada) non entra mosca. (Pazzaglia, 34, 11; Gaal, 1568.) Span.: En boca cerrada no entra mosca. (Bohn I, 221.) 101 Je flüchtiger sich der Mund bewegt, je weniger das Herz sich regt. Wider die Schwätzer. 102 Je reger der Mund, je träger die Hände. Holl.: Als de mond gaat, staan de handen gewoonlijk. (Harrebomee, II, 96a.) 103 Jeder Mund schmeckt in eigener Weise. Holl.: Zoo veel huizen, zoo veel daken; zoo veel monden, zoo veel smaken. (Harrebomee, II, 100b.) 104 Keuscher (stiller) Mund und treue Hand gehen (gelten) durch das ganze Land. - Gaal, 1164. Lat.: Os castum verbis et candida palma vehuntur. (Gaal, 1164.) 105 Lass den Mund verschlossen sein, so schluckst du keine Fliegen (Mücken) ein. - Masson, 284. Frz.: En close bouche n'entre mouche. (Cahier, 248; Bohn I, 9; Leroux, I, 120.) 106 Lügt auch der Mund, so lügt das Herz doch nicht. Holl.: Al liegt de mond, het hart liegt niet. (Harrebomee, II, 96a.) 107 Mache den Mund zu, so fliegt keine Fliege hinein. Schweigen erspart Unannehmlichkeiten. 108 Man kann auch mit lachendem Munde die Wahrheit sagen. Lat.: Ridentem dicere verum quid vetat? (Horaz.) (Binder I, 1557; II, 2969; Fischer, 201, 29; Seybold, 569; Philippi, II, 158.) 109 Man kann aus Einem Munde kalt und warm blasen. 110 Man kann den Mund lange aufhalten, bis eine gebratene Taube hineinfliegt. Dän.: Man skal laenge gabe, för en stegt due flyver een i munden. (Bohn I, 389.) Engl.: You may gape long enough ere a bird fall into your mouth. (Bohn II, 97.) 111 Man muss dem Munde nur was bieten. - Simrock, 7154a. 112 Man muss den Mund nach dem Bissen richten. 113 Man muss den Mund nicht zu voll nehmen. Lat.: Ne magna loquaris. (Philippi, II, 14.) 114 Man muss nicht dem auf den Mund sehen, der spricht, sondern dem ins Gesicht, der ihn zum Sprechen bringt. (Türk.) 115 Man mut den Mund so stell'n, dat de Rüch Fräd hett. (Süderdithmarschen.) Man muss den Mund so stellen, dass der Rücken Frieden hat. 116 Man sol den Mund schmieren. - Petri, II, 465. 117 Mancher Mund, wenn er in Schwang kommt, hört eine Stunde nicht auf zu läuten. - Gutzkow, IV, 1, 373. 118 Mässiger Mund erhält den Leib gesund. Dän.: Afholdig mund giör kroppen sund. (Prov. dan., 16.) Holl.: Een matige mond maakt 't lijf gezond. - Weinig in den mond is het hart gezond. (Harrebomee, II, 97b u. 100b.) 119 Me ka nid vom Mund auf in Himel fahre. - Sutermeister, 130. 120 Mein Mund ist wol weiss, sagt der Flaschenkürbis, aber gegessen habe ich nicht. (Surinam.) Wenn jemand der Sündenbock anderer sein muss, weil der Schein wider ihn ist. Die Schale des Flaschenkürbis dient nämlich zur Aufbewahrung von Bananenmehl, wenn man etwas daraus nimmt, wird der Rand weiss. (Wullschlägel.) 121 Mein Mund mag wohl riechen und deiner mag stinken. 122 Mit dem Munde trommeln ist nicht schwer. Mit dem Munde kann man alles machen, denn Reden ist viel leichter als thun. [Spaltenumbruch] 123 Mit follem Mund ist böss blasen. - Gruter, III, 69; Lehmann, II, 412, 72; Petri, II, 481; Henisch, 405, 57; Eiselein, 477; Simrock, 7154; Körte, 4330; Braun, I, 2784. Zwei widerstrebende Dinge lassen sich nicht zu gleicher Zeit thun. Tunnicius (885): Mit vullem munde is quat blasen. (Ore quidem pleno durum spirasse ciborum.) Mhd.: Noh tune maht nieht follen munt haben melues unde doh blasen. (Altd. Bl.) - Blasen und mel an dem munt han daz mag nit wol bei einander gestan. (Wackernagel, Leseb., 835, 19.) Holl.: Met een' vollen mond is het kwaad blazen. (Bohn I, 334; Harrebomee, II, 100a.) Lat.: Simul flare et sorbere haud facile. (Plautus.) 124 Mund und Beutel muss man so viel als möglich geschlossen halten. Böhm.: Rtove a zuby, zavory dvoji. (Celakovsky, 79.) Dän.: Det var godt at man bandt saa vel for munden som for pungen. (Prov. dan., 45.) Span.: La boca y la bolsa, cerrada. (Bohn I, 225.) 125 Mund und Herz sind eine ganze Spanne voneinander. - Simrock, 7158; Körte, 4327; Masson, 223. Mhd.: Vil lihte sprichet der munt, daz dem herzen ist unkunt. (Freidank.) (Zingerle, 104.) Dän.: Mund og hierte fölges ei altid ad. (Prov. dan., 419.) Frz.: Tel chante qui n'est pas joyeux. (Masson, 223.) Schwed.: Munnen och hiertat föllias intet altid at. (Grubb, 533.) 126 Mund und Magen nehmen einander beim Kragen. Ich esse, was mir schmeckt, sagt der Mond; und ich leide, was ich muss, erwidert der Magen. Frz.: Entre la bouche et l'estomach souuent la guerre. Lat.: Inter os et stomachum, saepe duellum. (Bovill, III, 73.) 127 Mund, was willst du? Bauch, was kannst du? In Welschtirol: Bocia cie ueste e, venser, cie pueste? (Hörmann, 24.) 128 Mund, wat segst (sprekst) du? Hart, wat denkst du? (Oldenburg.) - Bueren, 845; Firmenich, I, 233, 55; Eichwald, 1341; Hauskalender, I; Schlingmann, 1054. Die Menschen sprechen oft ganz anders, als sie es im Herzen meinen. 129 Mund zu und Augen offen, hat es oft getroffen. Böhm.: Hubu zapni, oci napni. - Jazyk nechavej doma a venku usi. - Usta zavirej a oci otvirej. (Celakovsky, 77.) Holl.: Mond toe, oogen open. (Harrebomee, II, 100a.) It.: Bocca chiusa ed occhi aperti. (Bohn I, 75.) 130 'N dunen (trunkener) Mund spreckt Hartensgrund. - Bueren, 903; Kern, 505; Hauskalender, I. 131 Nach dem mund gehet die bekanteste heerstrasse. - Henisch, 269, 5; Petri, II, 485. 132 Nach dem todten Munde muss der Kläger seine Klage wider die Erben beweisen. - Hertius, II, 3, 293; Eisenhart, 559; Pistor., VI, 49; Hassl., 15; Eiselein, 600; Simrock, 5707; Graf, 221, 269. Der Sinn des Sprichworts nach Eisenhart ist: Wenn der Kläger von dem Beklagten einen Eid gefordert, dieser aber stirbt, eh' er ihn leisten kann, so muss sich jener (der Kläger) um andere Beweismittel zur Begründung seiner Klage bemühen und kann nicht verlangen, dass die Erben des Beklagten den verlangten Eid leisten. Bei Graf heisst es einfach: "Weiss der Erbe nichts vom Bestande einer Schuld und widerspricht er sie, sobald er zur Zahlung aufgefordert wird, so ist es Sache des Gläubigers sein Recht genügend zu begründen. Und die Beweisführung war den Gläubigern nicht ganz leicht gemacht. Das Hamburgerrecht sagt: Wer sich weigert, mit dem Kranken zu rechten, dem wird nach dem Tode (desselben) nicht geglaubt." Und (Homeyer, Richtsteig, 10) sagt: "Der Erbe, der nicht um eigene Mitwissenschaft geschuldigt wird, kann nur mit 72 Männern zur Zahlung nach todter Hand genöthigt werden." Nach manchen Rechten war der Zeugenbeweis ganz ausgeschlossen oder liess nur den Beweis durch Urkunden zu. So heisst es im Altprager Stadtrecht: "Nach todter Hand soll man die Schuld weisen redlich und mit gesiegelten Briefen, mit dem Stadtbuche, mit dem Rathe, mit den Schöffen." (Rössler, I, 81.) 133 'Ne stelle Munk1 un en rein Hand gohn durch et ganze Land. (Köln.) - Weyden, III, 9. 1) Stiller Mund. 134 Niemand kann jedem den Mund stopfen. Lat.: Auditu efficitur detractio pessima solo. (Chaos, 155.) 135 Nüchterner Mund erhält den Körper gesund. Schwed.: Nöchter mund gör kroppen sund. (Grubb, 262.) 136 Offt wird mit dem Mund etwas abgeschlagen, dass das Hertz willig ist zu thun. - Lehmann, 2, 16.
[Spaltenumbruch] 99 Im Munde den Honig, im Herzen den Stachel. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 100 In einen verschlossenen Mund dringt keine Fliege. Ein Gedicht von Ch. F. Gellert trägt den Spruch als Ueberschrift. (Düsseldorf II.) Engl.: A close mouth catcheth no flies. – Dumb folks get no lands. (Bohn II, 79 u. 88.) Frz.: En bouche close n'entre point de mouche. (Kritzinger, 81a.) Holl.: In eenen toegesloten mond komen geene vliegen. (Harrebomée, II, 99b.) It.: In bocca chiusa (serrada) non entra mosca. (Pazzaglia, 34, 11; Gaal, 1568.) Span.: En boca cêrrada no entra mosca. (Bohn I, 221.) 101 Je flüchtiger sich der Mund bewegt, je weniger das Herz sich regt. Wider die Schwätzer. 102 Je reger der Mund, je träger die Hände. Holl.: Als de mond gaat, staan de handen gewoonlijk. (Harrebomée, II, 96a.) 103 Jeder Mund schmeckt in eigener Weise. Holl.: Zoo veel huizen, zoo veel daken; zoo veel monden, zoo veel smaken. 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99 Im Munde den Honig, im Herzen den Stachel. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
100 In einen verschlossenen Mund dringt keine Fliege.
Ein Gedicht von Ch. F. Gellert trägt den Spruch als Ueberschrift. (Düsseldorf II.)
Engl.: A close mouth catcheth no flies. – Dumb folks get no lands. (Bohn II, 79 u. 88.)
Frz.: En bouche close n'entre point de mouche. (Kritzinger, 81a.)
Holl.: In eenen toegesloten mond komen geene vliegen. (Harrebomée, II, 99b.)
It.: In bocca chiusa (serrada) non entra mosca. (Pazzaglia, 34, 11; Gaal, 1568.)
Span.: En boca cêrrada no entra mosca. (Bohn I, 221.)
101 Je flüchtiger sich der Mund bewegt, je weniger das Herz sich regt.
Wider die Schwätzer.
102 Je reger der Mund, je träger die Hände.
Holl.: Als de mond gaat, staan de handen gewoonlijk. (Harrebomée, II, 96a.)
103 Jeder Mund schmeckt in eigener Weise.
Holl.: Zoo veel huizen, zoo veel daken; zoo veel monden, zoo veel smaken. (Harrebomée, II, 100b.)
104 Keuscher (stiller) Mund und treue Hand gehen (gelten) durch das ganze Land. – Gaal, 1164.
Lat.: Os castum verbis et candida palma vehuntur. (Gaal, 1164.)
105 Lass den Mund verschlossen sein, so schluckst du keine Fliegen (Mücken) ein. – Masson, 284.
Frz.: En close bouche n'entre mouche. (Cahier, 248; Bohn I, 9; Leroux, I, 120.)
106 Lügt auch der Mund, so lügt das Herz doch nicht.
Holl.: Al liegt de mond, het hart liegt niet. (Harrebomée, II, 96a.)
107 Mache den Mund zu, so fliegt keine Fliege hinein.
Schweigen erspart Unannehmlichkeiten.
108 Man kann auch mit lachendem Munde die Wahrheit sagen.
Lat.: Ridentem dicere verum quid vetat? (Horaz.) (Binder I, 1557; II, 2969; Fischer, 201, 29; Seybold, 569; Philippi, II, 158.)
109 Man kann aus Einem Munde kalt und warm blasen.
110 Man kann den Mund lange aufhalten, bis eine gebratene Taube hineinfliegt.
Dän.: Man skal længe gabe, før en stegt due flyver een i munden. (Bohn I, 389.)
Engl.: You may gape long enough ere a bird fall into your mouth. (Bohn II, 97.)
111 Man muss dem Munde nur was bieten. – Simrock, 7154a.
112 Man muss den Mund nach dem Bissen richten.
113 Man muss den Mund nicht zu voll nehmen.
Lat.: Ne magna loquaris. (Philippi, II, 14.)
114 Man muss nicht dem auf den Mund sehen, der spricht, sondern dem ins Gesicht, der ihn zum Sprechen bringt. (Türk.)
115 Man mut den Mund so stell'n, dat de Rüch Fräd hett. (Süderdithmarschen.)
Man muss den Mund so stellen, dass der Rücken Frieden hat.
116 Man sol den Mund schmieren. – Petri, II, 465.
117 Mancher Mund, wenn er in Schwang kommt, hört eine Stunde nicht auf zu läuten. – Gutzkow, IV, 1, 373.
118 Mässiger Mund erhält den Leib gesund.
Dän.: Afholdig mund giør kroppen sund. (Prov. dan., 16.)
Holl.: Een matige mond maakt 't lijf gezond. – Weinig in den mond is het hart gezond. (Harrebomée, II, 97b u. 100b.)
119 Me ka nid vom Mund ûf in Himel fahre. – Sutermeister, 130.
120 Mein Mund ist wol weiss, sagt der Flaschenkürbis, aber gegessen habe ich nicht. (Surinam.)
Wenn jemand der Sündenbock anderer sein muss, weil der Schein wider ihn ist. Die Schale des Flaschenkürbis dient nämlich zur Aufbewahrung von Bananenmehl, wenn man etwas daraus nimmt, wird der Rand weiss. (Wullschlägel.)
121 Mein Mund mag wohl riechen und deiner mag stinken.
122 Mit dem Munde trommeln ist nicht schwer.
Mit dem Munde kann man alles machen, denn Reden ist viel leichter als thun.
123 Mit follem Mund ist böss blasen. – Gruter, III, 69; Lehmann, II, 412, 72; Petri, II, 481; Henisch, 405, 57; Eiselein, 477; Simrock, 7154; Körte, 4330; Braun, I, 2784.
Zwei widerstrebende Dinge lassen sich nicht zu gleicher Zeit thun.
Tunnicius (885): Mit vullem munde is quât blasen. (Ore quidem pleno durum spirasse ciborum.)
Mhd.: Nóh tune mâht nieht fóllèn munt hâben melues unde dôh blasen. (Altd. Bl.) – Blasen und mel an dem munt hân daz mag nit wol bî einander gestân. (Wackernagel, Leseb., 835, 19.)
Holl.: Met een' vollen mond is het kwaad blazen. (Bohn I, 334; Harrebomée, II, 100a.)
Lat.: Simul flare et sorbere haud facile. (Plautus.)
124 Mund und Beutel muss man so viel als möglich geschlossen halten.
Böhm.: Rtové a zuby, závory dvojí. (Čelakovsky, 79.)
Dän.: Det var godt at man bandt saa vel for munden som for pungen. (Prov. dan., 45.)
Span.: La boca y la bolsa, cerrada. (Bohn I, 225.)
125 Mund und Herz sind eine ganze Spanne voneinander. – Simrock, 7158; Körte, 4327; Masson, 223.
Mhd.: Vil lihte sprichet der munt, daz dem herzen ist unkunt. (Freidank.) (Zingerle, 104.)
Dän.: Mund og hierte følges ei altid ad. (Prov. dan., 419.)
Frz.: Tel chante qui n'est pas joyeux. (Masson, 223.)
Schwed.: Munnen och hiertat föllias intet altid åt. (Grubb, 533.)
126 Mund und Magen nehmen einander beim Kragen.
Ich esse, was mir schmeckt, sagt der Mond; und ich leide, was ich muss, erwidert der Magen.
Frz.: Entre la bouche et l'estomach souuent la guerre.
Lat.: Inter os et stomachum, saepe duellum. (Bovill, III, 73.)
127 Mund, was willst du? Bauch, was kannst du?
In Welschtirol: Bocia cie ueste e, venser, cie pueste? (Hörmann, 24.)
128 Mund, wat segst (sprekst) du? Hart, wat denkst du? (Oldenburg.) – Bueren, 845; Firmenich, I, 233, 55; Eichwald, 1341; Hauskalender, I; Schlingmann, 1054.
Die Menschen sprechen oft ganz anders, als sie es im Herzen meinen.
129 Mund zu und Augen offen, hat es oft getroffen.
Böhm.: Hubu zapni, oči napni. – Jazyk nechávej doma a venku uši. – Usta zavírej a oči otvírej. (Čelakovsky, 77.)
Holl.: Mond toe, oogen open. (Harrebomée, II, 100a.)
It.: Bocca chiusa ed occhi aperti. (Bohn I, 75.)
130 'N dunen (trunkener) Mund spreckt Hartensgrund. – Bueren, 903; Kern, 505; Hauskalender, I.
131 Nach dem mund gehet die bekanteste heerstrasse. – Henisch, 269, 5; Petri, II, 485.
132 Nach dem todten Munde muss der Kläger seine Klage wider die Erben beweisen. – Hertius, II, 3, 293; Eisenhart, 559; Pistor., VI, 49; Hassl., 15; Eiselein, 600; Simrock, 5707; Graf, 221, 269.
Der Sinn des Sprichworts nach Eisenhart ist: Wenn der Kläger von dem Beklagten einen Eid gefordert, dieser aber stirbt, eh' er ihn leisten kann, so muss sich jener (der Kläger) um andere Beweismittel zur Begründung seiner Klage bemühen und kann nicht verlangen, dass die Erben des Beklagten den verlangten Eid leisten. Bei Graf heisst es einfach: „Weiss der Erbe nichts vom Bestande einer Schuld und widerspricht er sie, sobald er zur Zahlung aufgefordert wird, so ist es Sache des Gläubigers sein Recht genügend zu begründen. Und die Beweisführung war den Gläubigern nicht ganz leicht gemacht. Das Hamburgerrecht sagt: Wer sich weigert, mit dem Kranken zu rechten, dem wird nach dem Tode (desselben) nicht geglaubt.“ Und (Homeyer, Richtsteig, 10) sagt: „Der Erbe, der nicht um eigene Mitwissenschaft geschuldigt wird, kann nur mit 72 Männern zur Zahlung nach todter Hand genöthigt werden.“ Nach manchen Rechten war der Zeugenbeweis ganz ausgeschlossen oder liess nur den Beweis durch Urkunden zu. So heisst es im Altprager Stadtrecht: „Nach todter Hand soll man die Schuld weisen redlich und mit gesiegelten Briefen, mit dem Stadtbuche, mit dem Rathe, mit den Schöffen.“ (Rössler, I, 81.)
133 'Ne stelle Munk1 un en rein Hand gohn durch et ganze Land. (Köln.) – Weyden, III, 9.
1) Stiller Mund.
134 Niemand kann jedem den Mund stopfen.
Lat.: Auditu efficitur detractio pessima solo. (Chaos, 155.)
135 Nüchterner Mund erhält den Körper gesund.
Schwed.: Nöchter mund gör kroppen sund. (Grubb, 262.)
136 Offt wird mit dem Mund etwas abgeschlagen, dass das Hertz willig ist zu thun. – Lehmann, 2, 16.
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