Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 220 Wer da redet, das jhm geliebt, der muss offt hören, das jhn betrübt. - Zinkgref, IV, 353. Lat.: Quem semel horrendis maculis infamia turpat, ad bene tergendum multa laborat aqua. (Chaos, 480.) 221 Wer dir zu nahe redet, schlägt dir damit noch kein Loch in den Kopf. 222 Wer do redet, wass yhn gelüstet, der muss offt horen, dass er nicht gern horet. - Agricola I, 159; Lehmann, II, 839, 235; Müller, 51, 1; Körte, 4993; Simrock, 8278. Engl.: He that speaks lavishly, shall hear as knavishly. (Gaal, 1295.) Lat.: Qui quae vult dicit, quae non vult audiet ille. (Masson, 285; Seybold, 496.) Span.: Mas vale bien callar que mal hablar. (Masson, 284.) 223 Wer dunckl vnnd verschraufft redt, der strickt garn im mund vnd gild: hab acht. - Lehmann, 648, 86. Sei auf der Hut vor ihm. 224 Wer einem nicht redet nach Sinn, der verliert den Gewinn. 225 Wer gern höret wol reden, der lässt sich leicht überreden. - Lehmann, 767, 3. 226 Wer iedem redt, was jhme gefellt, der kompt damit durch die Welt. - Lehmann, 645, 46. 227 Wer immer reden will, dem glaubt man selten viel. 228 Wer immer redet, redet übel. 229 Wer kurtz redt, ob es schon vnwitzig ist, so ists doch nur ein kurtz vnwitz. - Lehmann, 646, 52. 230 Wer kürzlich vnd wol reden kan, der ist dem Herrn ein werder man. Lat.: Est domino gratum verbum uerum breviatum. (Loci comm., 182.) 231 Wer nicht reden kan, der ist ein stummer Mann. - Eyering, III, 517-518. 232 Wer nicht reden kann, was die Leute gern hören, der ist nicht lange ihr Freund. "Welch Mann woll bey den Leuten sein, jr Freundschaft behalten in gemein, der red was man gern hören wil, oder sitz bey jn, schweig stockstil." (H. Sachs, III, LVIII, 2.) 233 Wer nicht reden will, dem geht das kürzeste Wort nicht über die Zunge. 234 Wer nicht redet, den kann man nicht hören. Frz.: Celui qui ne parle, Dieu ne l'oit pas. (Kritzinger, 509.) 235 Wer nicht übel redet, den können alle hören. It.: Chi non parla male di nessuno puo ben esser udito da ciascuno. (Pazzaglia, 387, 2.) 236 Wer nicht viel redt, der hat wenig zu verantworten. - Petri, II, 744. 237 Wer nicht weislich reden kann und schweigt, der ist ein weiser Mann. Ein brediger sprach also: Der nint wol reden kan, der sweige und scheine ein weiser man. (Frz. Pfeiffer, Sprüche deutscher Mystiker in der Germania, III, 232.) 238 Wer nicht wohl reden kann, der schweig'. - Eiselein, 522. Mhd.: Swer niht wol gereden kan, der sweige und sei ein weiser man. (Freidank.) (Zingerle, 136.) 239 Wer nicht wol (verständig) reden kan, dem stehet schweigen sehr wol (besser) an. - Werdea, Aiiij; Petri, II, 745; Lehmann, 714, 43; Pauli, Postilla, I, 570b; Mathesy, I, 24b; Chaos, 487. "Als denen die Zung gelemet, die nichts wissen, die verleumbden, die ergernus erwecken, die lügen zu marckt tragen, den Rültzen vnd Filtzen, die ihrn vnwitz plaudern, denen steht schweigen wol an, dass sie damit die lang ohren Grobianus vnnd Fabian verbergen." Dän.: Hvo ei kand tale vel, hannem lader taushed vel. (Prov. dan., 544.) 240 Wer nicht wol reden kan, wil mehr reden denn eyn ander man. - Werdea, Biiij. 241 Wer nicht zu reden weiss, der weiss auch nicht zu schweigen. Lat.: Scire loqui decus est, sed plus est scire tacere. (Seybold, 283.) 242 Wer reden kan, dass besser ist als geschwiegen, der soll nicht schweigen. - Lehmann, 711, 11. Als man einmal bei den Amyklern die Ankunft der Feinde meldete, ohne dass diese wirklich erschienen, [Spaltenumbruch] wurde gesetzlich angeordnet, dass niemand wieder die Ankunft der Feinde melden solle. Später kam der Feind wirklich, da aber niemand seine Ankunft zu melden wagte, ging die Stadt verloren. Mhd.: Die weile daz sweigot der man, so enweiz man niht waz er kan. (Diutisca.) (Zingerle, 136.) Lat.: Amyclae urbs silentio capta. (Philippi, I, 29.) - Amyclas perdidit silentium. - Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Erasm., 893.) 243 Wer reden kan, dass nutzen schafft, der macht jhme gunst, wer zu schaden schweigt, der macht jhme vngunst. - Lehmann, 711, 10. 244 Wer reden lernen will, muss erst stammeln lernen. " ... Dann wer reden will lehrnen, muss vor stamlen lehrnen." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 256.) 245 Wer reden lernen will, muss nicht den Mund verschliessen. Denn durch Reden lernt man reden, durch Schmieden wird man ein Schmied, durch Singen und Spielen lernt man die Musik. 246 Wer reden sol, bedenck sich wol. - Petri, II, 748. 247 Wer reden vnd schweigen kan, zu Rechte, der ist ain weyser man. - Agricola II, 78. 248 Wer reden will und die Wahrheit nicht sagt, der muss lügen. 249 Wer redet, der säet, wer höret (schweigt), der erntet. - Winckler, XVII, 64. It.: Chi parla semina, chi tace raccoglie. (Pazzaglia, 264, 50.) 250 Wer redet gut Latein, der trinke Edelwein. Lat.: Ille bibat vinum, qui scit dictare latinum. (Eiselein, 636.) 251 Wer redet, muss sich bereden lassen. 252 Wer redet ohne zu denken, schiesst ohne zu zielen. It.: Parlar senza pensare e tirar senza mirare. (Pazzaglia, 264, 40.) 253 Wer redet ohne Zügel, bekommt schlechten Brei in den eigenen Tiegel. 254 Wer redet ohne Zügel, verdient die erhaltenen Prügel. 255 Wer redet, rede scharf, sodass man zum Verstehen keine Zigeuner bedarf. 256 Wer redet, thut gut, wer schweigt, thut besser. 257 Wer redet, was einem jeden gefällt, der kommt glücklich durch die Welt. 258 Wer redet, was er nicht sollte, muss hören, was er nicht wollte. It.: Chi dice cio che non dovria, ode sovvente quel che non vorria. (Pazzaglia, 387, 1.) Lat.: Quae non vis audire, ea ne quoque dicito. (Chaos, 487.) 259 Wer redet, was ihn gelüstet, muss hören, was ihn entrüstet. - Suringar, CXC, 35. 260 Wer redet, will verstanden werden. Frz.: A quoi sert de parler, que pour etre entendu? (Cahier, 1271.) 261 Wer redt das best zu allen Sachen, der kan jhm gunst vnnd Freunde machen. - Lehmann, 645, 43. 262 Wer redt, was er will, muss hören, was er nicht will. - Lehmann, 649, 106; Luther, 305 u. 433; Lehmann, II, 66, 164; Simrock, 8277; Körte, 4994; Masson, 284. Böhm.: Kdo mluvi, co chce, uslysi, co by nerad. - Kdo mluvi, co se mu chce, musi slyseti, co se mu nechce. - Kdo mluvi, co vi, svych vad se dovi. (Celakovsky, 73.) Engl.: He who says what he likes, hears what he does not like. (Marin, 9.) Frz.: Qui dira tout ce qu'il voudra, ouira ce qui ne lui plaira. (Marin, 9; Masson, 284.) It.: Chi dice quel che vuole, ode quel che non vorrebbe. (Gaal, 1295.) - Chi vuol dire tutto quello che sa, ha da sentire quello che non vuole. (Pazzaglia, 96, 1.) Lat.: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (Binder II, 832; Buchler, 399.) - Os, qui non claudit, quae non vult, saepius audit. (Gaal, 1295.) - Qui, quae vult, dicit, quae non vult audiet. (Erasm., 590; Tappius, 121a; Hauer, Kij; Philippi, II, 136.) Poln.: Kto mi mowi, co chce, uslyszy, czego niechce (czego by nierad). - Kto mowi, co wie, swych sie wad dowie. (Celakovsky, 73.) 263 Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein. Die Klage ist alt. Bei Dietrich (I, 226) heisst es schon: "Unsere Deutschen sagen in jhrem Sprichwort: Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein."
[Spaltenumbruch] 220 Wer da redet, das jhm geliebt, der muss offt hören, das jhn betrübt. – Zinkgref, IV, 353. Lat.: Quem semel horrendis maculis infamia turpat, ad bene tergendum multa laborat aqua. (Chaos, 480.) 221 Wer dir zu nahe redet, schlägt dir damit noch kein Loch in den Kopf. 222 Wer do redet, wass yhn gelüstet, der muss offt horen, dass er nicht gern horet. – Agricola I, 159; Lehmann, II, 839, 235; Müller, 51, 1; Körte, 4993; Simrock, 8278. Engl.: He that speaks lavishly, shall hear as knavishly. (Gaal, 1295.) Lat.: Qui quae vult dicit, quae non vult audiet ille. (Masson, 285; Seybold, 496.) Span.: Mas vale bien callar que mal hablar. (Masson, 284.) 223 Wer dunckl vnnd verschraufft redt, der strickt garn im mund vnd gild: hab acht. – Lehmann, 648, 86. Sei auf der Hut vor ihm. 224 Wer einem nicht redet nach Sinn, der verliert den Gewinn. 225 Wer gern höret wol reden, der lässt sich leicht überreden. – Lehmann, 767, 3. 226 Wer iedem redt, was jhme gefellt, der kompt damit durch die Welt. – Lehmann, 645, 46. 227 Wer immer reden will, dem glaubt man selten viel. 228 Wer immer redet, redet übel. 229 Wer kurtz redt, ob es schon vnwitzig ist, so ists doch nur ein kurtz vnwitz. – Lehmann, 646, 52. 230 Wer kürzlich vnd wol reden kan, der ist dem Herrn ein werder man. Lat.: Est domino gratum verbum uerum breviatum. (Loci comm., 182.) 231 Wer nicht reden kan, der ist ein stummer Mann. – Eyering, III, 517-518. 232 Wer nicht reden kann, was die Leute gern hören, der ist nicht lange ihr Freund. „Welch Mann woll bey den Leuten sein, jr Freundschaft behalten in gemein, der red was man gern hören wil, oder sitz bey jn, schweig stockstil.“ (H. Sachs, III, LVIII, 2.) 233 Wer nicht reden will, dem geht das kürzeste Wort nicht über die Zunge. 234 Wer nicht redet, den kann man nicht hören. Frz.: Celui qui ne parle, Dieu ne l'oit pas. (Kritzinger, 509.) 235 Wer nicht übel redet, den können alle hören. It.: Chi non parla male di nessuno può ben esser udito da ciascuno. (Pazzaglia, 387, 2.) 236 Wer nicht viel redt, der hat wenig zu verantworten. – Petri, II, 744. 237 Wer nicht weislich reden kann und schweigt, der ist ein weiser Mann. Ein brediger sprach also: Der nint wol reden kan, der swîge und schîne ein wîser man. (Frz. Pfeiffer, Sprüche deutscher Mystiker in der Germania, III, 232.) 238 Wer nicht wohl reden kann, der schweig'. – Eiselein, 522. Mhd.: Swer niht wol gereden kan, der swîge und sî ein wîser man. (Freidank.) (Zingerle, 136.) 239 Wer nicht wol (verständig) reden kan, dem stehet schweigen sehr wol (besser) an. – Werdea, Aiiij; Petri, II, 745; Lehmann, 714, 43; Pauli, Postilla, I, 570b; Mathesy, I, 24b; Chaos, 487. „Als denen die Zung gelemet, die nichts wissen, die verleumbden, die ergernus erwecken, die lügen zu marckt tragen, den Rültzen vnd Filtzen, die ihrn vnwitz plaudern, denen steht schweigen wol an, dass sie damit die lang ohren Grobianus vnnd Fabian verbergen.“ Dän.: Hvo ei kand tale vel, hannem lader taushed vel. (Prov. dan., 544.) 240 Wer nicht wol reden kan, wil mehr reden denn eyn ander man. – Werdea, Biiij. 241 Wer nicht zu reden weiss, der weiss auch nicht zu schweigen. Lat.: Scire loqui decus est, sed plus est scire tacere. (Seybold, 283.) 242 Wer reden kan, dass besser ist als geschwiegen, der soll nicht schweigen. – Lehmann, 711, 11. Als man einmal bei den Amyklern die Ankunft der Feinde meldete, ohne dass diese wirklich erschienen, [Spaltenumbruch] wurde gesetzlich angeordnet, dass niemand wieder die Ankunft der Feinde melden solle. Später kam der Feind wirklich, da aber niemand seine Ankunft zu melden wagte, ging die Stadt verloren. Mhd.: Die wîle daz swîgot der man, so enweiz man niht waz er kan. (Diutisca.) (Zingerle, 136.) Lat.: Amyclae urbs silentio capta. (Philippi, I, 29.) – Amyclas perdidit silentium. – Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Erasm., 893.) 243 Wer reden kan, dass nutzen schafft, der macht jhme gunst, wer zu schaden schweigt, der macht jhme vngunst. – Lehmann, 711, 10. 244 Wer reden lernen will, muss erst stammeln lernen. „ ... Dann wer reden will lehrnen, muss vor stamlen lehrnen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 256.) 245 Wer reden lernen will, muss nicht den Mund verschliessen. Denn durch Reden lernt man reden, durch Schmieden wird man ein Schmied, durch Singen und Spielen lernt man die Musik. 246 Wer reden sol, bedenck sich wol. – Petri, II, 748. 247 Wer reden vnd schweigen kan, zu Rechte, der ist ain weyser man. – Agricola II, 78. 248 Wer reden will und die Wahrheit nicht sagt, der muss lügen. 249 Wer redet, der säet, wer höret (schweigt), der erntet. – Winckler, XVII, 64. It.: Chi parla semina, chi tace raccoglie. (Pazzaglia, 264, 50.) 250 Wer redet gut Latein, der trinke Edelwein. Lat.: Ille bibat vinum, qui scit dictare latinum. (Eiselein, 636.) 251 Wer redet, muss sich bereden lassen. 252 Wer redet ohne zu denken, schiesst ohne zu zielen. It.: Parlar senza pensare è tirar senza mirare. (Pazzaglia, 264, 40.) 253 Wer redet ohne Zügel, bekommt schlechten Brei in den eigenen Tiegel. 254 Wer redet ohne Zügel, verdient die erhaltenen Prügel. 255 Wer redet, rede scharf, sodass man zum Verstehen keine Zigeuner bedarf. 256 Wer redet, thut gut, wer schweigt, thut besser. 257 Wer redet, was einem jeden gefällt, der kommt glücklich durch die Welt. 258 Wer redet, was er nicht sollte, muss hören, was er nicht wollte. It.: Chi dice ciò che non dovria, ode sovvente quel che non vorria. (Pazzaglia, 387, 1.) Lat.: Quae non vis audire, ea ne quoque dicito. (Chaos, 487.) 259 Wer redet, was ihn gelüstet, muss hören, was ihn entrüstet. – Suringar, CXC, 35. 260 Wer redet, will verstanden werden. Frz.: A quoi sert de parler, que pour être entendu? (Cahier, 1271.) 261 Wer redt das best zu allen Sachen, der kan jhm gunst vnnd Freunde machen. – Lehmann, 645, 43. 262 Wer redt, was er will, muss hören, was er nicht will. – Lehmann, 649, 106; Luther, 305 u. 433; Lehmann, II, 66, 164; Simrock, 8277; Körte, 4994; Masson, 284. Böhm.: Kdo mluví, co chce, uslyší, co by nerad. – Kdo mluví, co se mu chce, musí slyšeti, co se mu nechce. – Kdo mluví, co ví, svých vad se doví. (Čelakovský, 73.) Engl.: He who says what he likes, hears what he does not like. (Marin, 9.) Frz.: Qui dira tout ce qu'il voudra, ouïra ce qui ne lui plaira. (Marin, 9; Masson, 284.) It.: Chi dice quel che vuole, ode quel che non vorrebbe. (Gaal, 1295.) – Chi vuol dire tutto quello che sà, hà da sentire quello che non vuole. (Pazzaglia, 96, 1.) Lat.: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (Binder II, 832; Buchler, 399.) – Os, qui non claudit, quae non vult, saepius audit. (Gaal, 1295.) – Qui, quae vult, dicit, quae non vult audiet. (Erasm., 590; Tappius, 121a; Hauer, Kij; Philippi, II, 136.) Poln.: Kto mi mówi, co chce, usłyszy, czego niechce (czego by nierad). – Kto mówi, co wié, swych się wad dowié. (Čelakovský, 73.) 263 Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein. Die Klage ist alt. Bei Dietrich (I, 226) heisst es schon: „Unsere Deutschen sagen in jhrem Sprichwort: Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.“
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0796" n="[782]"/><cb n="1563"/> 220 Wer da redet, das jhm geliebt, der muss offt hören, das jhn betrübt.</hi> – <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 353.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quem semel horrendis maculis infamia turpat, ad bene tergendum multa laborat aqua. (<hi rendition="#i">Chaos, 480.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">221 Wer dir zu nahe redet, schlägt dir damit noch kein Loch in den Kopf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">222 Wer do redet, wass yhn gelüstet, der muss offt horen, dass er nicht gern horet.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola I, 159; Lehmann, II, 839, 235; Müller, 51, 1; Körte, 4993; Simrock, 8278.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that speaks lavishly, shall hear as knavishly. (<hi rendition="#i">Gaal, 1295.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui quae vult dicit, quae non vult audiet ille. (<hi rendition="#i">Masson, 285; Seybold, 496.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mas vale bien callar que mal hablar. (<hi rendition="#i">Masson, 284.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">223 Wer dunckl vnnd verschraufft redt, der strickt garn im mund vnd gild: hab acht.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 648, 86.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sei auf der Hut vor ihm.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">224 Wer einem nicht redet nach Sinn, der verliert den Gewinn.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">225 Wer gern höret wol reden, der lässt sich leicht überreden.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 767, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">226 Wer iedem redt, was jhme gefellt, der kompt damit durch die Welt.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 645, 46.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">227 Wer immer reden will, dem glaubt man selten viel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">228 Wer immer redet, redet übel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">229 Wer kurtz redt, ob es schon vnwitzig ist, so ists doch nur ein kurtz vnwitz.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 646, 52.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">230 Wer kürzlich vnd wol reden kan, der ist dem Herrn ein werder man.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Est domino gratum verbum uerum breviatum. (<hi rendition="#i">Loci comm., 182.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">231 Wer nicht reden kan, der ist ein stummer Mann.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, III, 517-518.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">232 Wer nicht reden kann, was die Leute gern hören, der ist nicht lange ihr Freund.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Welch Mann woll bey den Leuten sein, jr Freundschaft behalten in gemein, der red was man gern hören wil, oder sitz bey jn, schweig stockstil.“ (<hi rendition="#i">H. Sachs, III, LVIII, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">233 Wer nicht reden will, dem geht das kürzeste Wort nicht über die Zunge.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">234 Wer nicht redet, den kann man nicht hören.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Celui qui ne parle, Dieu ne l'oit pas. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 509.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">235 Wer nicht übel redet, den können alle hören.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non parla male di nessuno può ben esser udito da ciascuno. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 387, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">236 Wer nicht viel redt, der hat wenig zu verantworten.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 744.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">237 Wer nicht weislich reden kann und schweigt, der ist ein weiser Mann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein brediger sprach also: Der nint wol reden kan, der swîge und schîne ein wîser man. (<hi rendition="#i">Frz. Pfeiffer, Sprüche deutscher Mystiker in der Germania, III, 232.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">238 Wer nicht wohl reden kann, der schweig'.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 522.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swer niht wol gereden kan, der swîge und sî ein wîser man. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 136.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">239 Wer nicht wol (verständig) reden kan, dem stehet schweigen sehr wol (besser) an.</hi> – <hi rendition="#i">Werdea, Aiiij; Petri, II, 745; Lehmann, 714, 43; Pauli, Postilla, I, 570<hi rendition="#sup">b</hi>; Mathesy, I, 24<hi rendition="#sup">b</hi>; Chaos, 487.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Als denen die Zung gelemet, die nichts wissen, die verleumbden, die ergernus erwecken, die lügen zu marckt tragen, den Rültzen vnd Filtzen, die ihrn vnwitz plaudern, denen steht schweigen wol an, dass sie damit die lang ohren Grobianus vnnd Fabian verbergen.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo ei kand tale vel, hannem lader taushed vel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 544.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">240 Wer nicht wol reden kan, wil mehr reden denn eyn ander man.</hi> – <hi rendition="#i">Werdea, Biiij.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">241 Wer nicht zu reden weiss, der weiss auch nicht zu schweigen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Scire loqui decus est, sed plus est scire tacere. (<hi rendition="#i">Seybold, 283.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">242 Wer reden kan, dass besser ist als geschwiegen, der soll nicht schweigen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 711, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Als man einmal bei den Amyklern die Ankunft der Feinde meldete, ohne dass diese wirklich erschienen, <cb n="1564"/> wurde gesetzlich angeordnet, dass niemand wieder die Ankunft der Feinde melden solle. Später kam der Feind wirklich, da aber niemand seine Ankunft zu melden wagte, ging die Stadt verloren.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die wîle daz swîgot der man, so enweiz man niht waz er kan. (<hi rendition="#i">Diutisca.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 136.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Amyclae urbs silentio capta. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 29.</hi>) – Amyclas perdidit silentium. – Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (<hi rendition="#i">Erasm., 893.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">243 Wer reden kan, dass nutzen schafft, der macht jhme gunst, wer zu schaden schweigt, der macht jhme vngunst.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 711, 10.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">244 Wer reden lernen will, muss erst stammeln lernen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„ ... Dann wer reden will lehrnen, muss vor stamlen lehrnen.“ (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 256.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">245 Wer reden lernen will, muss nicht den Mund verschliessen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Denn durch Reden lernt man reden, durch Schmieden wird man ein Schmied, durch Singen und Spielen lernt man die Musik.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">246 Wer reden sol, bedenck sich wol.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 748.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">247 Wer reden vnd schweigen kan, zu Rechte, der ist ain weyser man.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola II, 78.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">248 Wer reden will und die Wahrheit nicht sagt, der muss lügen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">249 Wer redet, der säet, wer höret (schweigt), der erntet.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVII, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi parla semina, chi tace raccoglie. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 264, 50.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">250 Wer redet gut Latein, der trinke Edelwein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ille bibat vinum, qui scit dictare latinum. (<hi rendition="#i">Eiselein, 636.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">251 Wer redet, muss sich bereden lassen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">252 Wer redet ohne zu denken, schiesst ohne zu zielen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Parlar senza pensare è tirar senza mirare. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 264, 40.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">253 Wer redet ohne Zügel, bekommt schlechten Brei in den eigenen Tiegel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">254 Wer redet ohne Zügel, verdient die erhaltenen Prügel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">255 Wer redet, rede scharf, sodass man zum Verstehen keine Zigeuner bedarf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">256 Wer redet, thut gut, wer schweigt, thut besser.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">257 Wer redet, was einem jeden gefällt, der kommt glücklich durch die Welt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">258 Wer redet, was er nicht sollte, muss hören, was er nicht wollte.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi dice ciò che non dovria, ode sovvente quel che non vorria. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 387, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quae non vis audire, ea ne quoque dicito. (<hi rendition="#i">Chaos, 487.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">259 Wer redet, was ihn gelüstet, muss hören, was ihn entrüstet.</hi> – <hi rendition="#i">Suringar, CXC, 35.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">260 Wer redet, will verstanden werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A quoi sert de parler, que pour être entendu? (<hi rendition="#i">Cahier, 1271.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">261 Wer redt das best zu allen Sachen, der kan jhm gunst vnnd Freunde machen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 645, 43.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">262 Wer redt, was er will, muss hören, was er nicht will.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 649, 106; Luther, 305 u. 433; Lehmann, II, 66, 164; Simrock, 8277; Körte, 4994; Masson, 284.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo mluví, co chce, uslyší, co by nerad. – Kdo mluví, co se mu chce, musí slyšeti, co se mu nechce. – Kdo mluví, co ví, svých vad se doví. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 73.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He who says what he likes, hears what he does not like. (<hi rendition="#i">Marin, 9.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui dira tout ce qu'il voudra, ouïra ce qui ne lui plaira. (<hi rendition="#i">Marin, 9; Masson, 284.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi dice quel che vuole, ode quel che non vorrebbe. (<hi rendition="#i">Gaal, 1295.</hi>) – Chi vuol dire tutto quello che sà, hà da sentire quello che non vuole. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 96, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (<hi rendition="#i">Binder II, 832; Buchler, 399.</hi>) – Os, qui non claudit, quae non vult, saepius audit. (<hi rendition="#i">Gaal, 1295.</hi>) – Qui, quae vult, dicit, quae non vult audiet. (<hi rendition="#i">Erasm., 590; Tappius, 121<hi rendition="#sup">a</hi>; Hauer, Kij; Philippi, II, 136.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kto mi mówi, co chce, usłyszy, czego niechce (czego by nierad). – Kto mówi, co wié, swych się wad dowié. (<hi rendition="#i">Čelakovský, 73.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">263 Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Klage ist alt. Bei <hi rendition="#i">Dietrich (I, 226)</hi> heisst es schon: „Unsere Deutschen sagen in jhrem Sprichwort: Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.“</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[782]/0796]
220 Wer da redet, das jhm geliebt, der muss offt hören, das jhn betrübt. – Zinkgref, IV, 353.
Lat.: Quem semel horrendis maculis infamia turpat, ad bene tergendum multa laborat aqua. (Chaos, 480.)
221 Wer dir zu nahe redet, schlägt dir damit noch kein Loch in den Kopf.
222 Wer do redet, wass yhn gelüstet, der muss offt horen, dass er nicht gern horet. – Agricola I, 159; Lehmann, II, 839, 235; Müller, 51, 1; Körte, 4993; Simrock, 8278.
Engl.: He that speaks lavishly, shall hear as knavishly. (Gaal, 1295.)
Lat.: Qui quae vult dicit, quae non vult audiet ille. (Masson, 285; Seybold, 496.)
Span.: Mas vale bien callar que mal hablar. (Masson, 284.)
223 Wer dunckl vnnd verschraufft redt, der strickt garn im mund vnd gild: hab acht. – Lehmann, 648, 86.
Sei auf der Hut vor ihm.
224 Wer einem nicht redet nach Sinn, der verliert den Gewinn.
225 Wer gern höret wol reden, der lässt sich leicht überreden. – Lehmann, 767, 3.
226 Wer iedem redt, was jhme gefellt, der kompt damit durch die Welt. – Lehmann, 645, 46.
227 Wer immer reden will, dem glaubt man selten viel.
228 Wer immer redet, redet übel.
229 Wer kurtz redt, ob es schon vnwitzig ist, so ists doch nur ein kurtz vnwitz. – Lehmann, 646, 52.
230 Wer kürzlich vnd wol reden kan, der ist dem Herrn ein werder man.
Lat.: Est domino gratum verbum uerum breviatum. (Loci comm., 182.)
231 Wer nicht reden kan, der ist ein stummer Mann. – Eyering, III, 517-518.
232 Wer nicht reden kann, was die Leute gern hören, der ist nicht lange ihr Freund.
„Welch Mann woll bey den Leuten sein, jr Freundschaft behalten in gemein, der red was man gern hören wil, oder sitz bey jn, schweig stockstil.“ (H. Sachs, III, LVIII, 2.)
233 Wer nicht reden will, dem geht das kürzeste Wort nicht über die Zunge.
234 Wer nicht redet, den kann man nicht hören.
Frz.: Celui qui ne parle, Dieu ne l'oit pas. (Kritzinger, 509.)
235 Wer nicht übel redet, den können alle hören.
It.: Chi non parla male di nessuno può ben esser udito da ciascuno. (Pazzaglia, 387, 2.)
236 Wer nicht viel redt, der hat wenig zu verantworten. – Petri, II, 744.
237 Wer nicht weislich reden kann und schweigt, der ist ein weiser Mann.
Ein brediger sprach also: Der nint wol reden kan, der swîge und schîne ein wîser man. (Frz. Pfeiffer, Sprüche deutscher Mystiker in der Germania, III, 232.)
238 Wer nicht wohl reden kann, der schweig'. – Eiselein, 522.
Mhd.: Swer niht wol gereden kan, der swîge und sî ein wîser man. (Freidank.) (Zingerle, 136.)
239 Wer nicht wol (verständig) reden kan, dem stehet schweigen sehr wol (besser) an. – Werdea, Aiiij; Petri, II, 745; Lehmann, 714, 43; Pauli, Postilla, I, 570b; Mathesy, I, 24b; Chaos, 487.
„Als denen die Zung gelemet, die nichts wissen, die verleumbden, die ergernus erwecken, die lügen zu marckt tragen, den Rültzen vnd Filtzen, die ihrn vnwitz plaudern, denen steht schweigen wol an, dass sie damit die lang ohren Grobianus vnnd Fabian verbergen.“
Dän.: Hvo ei kand tale vel, hannem lader taushed vel. (Prov. dan., 544.)
240 Wer nicht wol reden kan, wil mehr reden denn eyn ander man. – Werdea, Biiij.
241 Wer nicht zu reden weiss, der weiss auch nicht zu schweigen.
Lat.: Scire loqui decus est, sed plus est scire tacere. (Seybold, 283.)
242 Wer reden kan, dass besser ist als geschwiegen, der soll nicht schweigen. – Lehmann, 711, 11.
Als man einmal bei den Amyklern die Ankunft der Feinde meldete, ohne dass diese wirklich erschienen,
wurde gesetzlich angeordnet, dass niemand wieder die Ankunft der Feinde melden solle. Später kam der Feind wirklich, da aber niemand seine Ankunft zu melden wagte, ging die Stadt verloren.
Mhd.: Die wîle daz swîgot der man, so enweiz man niht waz er kan. (Diutisca.) (Zingerle, 136.)
Lat.: Amyclae urbs silentio capta. (Philippi, I, 29.) – Amyclas perdidit silentium. – Nunc est dicendum, nunc est ratione silendum. (Erasm., 893.)
243 Wer reden kan, dass nutzen schafft, der macht jhme gunst, wer zu schaden schweigt, der macht jhme vngunst. – Lehmann, 711, 10.
244 Wer reden lernen will, muss erst stammeln lernen.
„ ... Dann wer reden will lehrnen, muss vor stamlen lehrnen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 256.)
245 Wer reden lernen will, muss nicht den Mund verschliessen.
Denn durch Reden lernt man reden, durch Schmieden wird man ein Schmied, durch Singen und Spielen lernt man die Musik.
246 Wer reden sol, bedenck sich wol. – Petri, II, 748.
247 Wer reden vnd schweigen kan, zu Rechte, der ist ain weyser man. – Agricola II, 78.
248 Wer reden will und die Wahrheit nicht sagt, der muss lügen.
249 Wer redet, der säet, wer höret (schweigt), der erntet. – Winckler, XVII, 64.
It.: Chi parla semina, chi tace raccoglie. (Pazzaglia, 264, 50.)
250 Wer redet gut Latein, der trinke Edelwein.
Lat.: Ille bibat vinum, qui scit dictare latinum. (Eiselein, 636.)
251 Wer redet, muss sich bereden lassen.
252 Wer redet ohne zu denken, schiesst ohne zu zielen.
It.: Parlar senza pensare è tirar senza mirare. (Pazzaglia, 264, 40.)
253 Wer redet ohne Zügel, bekommt schlechten Brei in den eigenen Tiegel.
254 Wer redet ohne Zügel, verdient die erhaltenen Prügel.
255 Wer redet, rede scharf, sodass man zum Verstehen keine Zigeuner bedarf.
256 Wer redet, thut gut, wer schweigt, thut besser.
257 Wer redet, was einem jeden gefällt, der kommt glücklich durch die Welt.
258 Wer redet, was er nicht sollte, muss hören, was er nicht wollte.
It.: Chi dice ciò che non dovria, ode sovvente quel che non vorria. (Pazzaglia, 387, 1.)
Lat.: Quae non vis audire, ea ne quoque dicito. (Chaos, 487.)
259 Wer redet, was ihn gelüstet, muss hören, was ihn entrüstet. – Suringar, CXC, 35.
260 Wer redet, will verstanden werden.
Frz.: A quoi sert de parler, que pour être entendu? (Cahier, 1271.)
261 Wer redt das best zu allen Sachen, der kan jhm gunst vnnd Freunde machen. – Lehmann, 645, 43.
262 Wer redt, was er will, muss hören, was er nicht will. – Lehmann, 649, 106; Luther, 305 u. 433; Lehmann, II, 66, 164; Simrock, 8277; Körte, 4994; Masson, 284.
Böhm.: Kdo mluví, co chce, uslyší, co by nerad. – Kdo mluví, co se mu chce, musí slyšeti, co se mu nechce. – Kdo mluví, co ví, svých vad se doví. (Čelakovský, 73.)
Engl.: He who says what he likes, hears what he does not like. (Marin, 9.)
Frz.: Qui dira tout ce qu'il voudra, ouïra ce qui ne lui plaira. (Marin, 9; Masson, 284.)
It.: Chi dice quel che vuole, ode quel che non vorrebbe. (Gaal, 1295.) – Chi vuol dire tutto quello che sà, hà da sentire quello che non vuole. (Pazzaglia, 96, 1.)
Lat.: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (Binder II, 832; Buchler, 399.) – Os, qui non claudit, quae non vult, saepius audit. (Gaal, 1295.) – Qui, quae vult, dicit, quae non vult audiet. (Erasm., 590; Tappius, 121a; Hauer, Kij; Philippi, II, 136.)
Poln.: Kto mi mówi, co chce, usłyszy, czego niechce (czego by nierad). – Kto mówi, co wié, swych się wad dowié. (Čelakovský, 73.)
263 Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.
Die Klage ist alt. Bei Dietrich (I, 226) heisst es schon: „Unsere Deutschen sagen in jhrem Sprichwort: Wer treulich redet für die Gemein, der bleibt zuletzt gar allein.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |