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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] und Ohrenbläsern. "Ich heiss knecht heintz, vnd hab mer gsellen, die alzeit mehr aussrichten wöllen, dann man jn beuolhen hat, doch selten mit einer guten that. Nur mit falschen Schelmenstücken, das wir all Ding zu vnfal schicken, vnd vnserm Herrn zu ohren tragen, was wir wissen, jnen sagen. Was wir nit wissen, liegen wir; bist du weise, hüt dich vor mir. Wer mich dingt, fart an ein stock, vnd muss mir geben ein grawen Rock." (Murner, Schelm., 10, in Kloster, I, 840.)

*111 Einen steinernen Rock anziehen.

Ins Gefängniss kommen.

Frz.: Epouser une tour. (Kritzinger, 685a.)

*112 Er hat einen Rock ausgezogen.

Er ist infolge von Krankheit u. s. w. magerer geworden.

Holl.: Hij heeft een rokje uitgetrokken. (Harrebomee, II, 226b.)

*113 Er hat Einen Rock und Einen Gott. - Frischbier2, 3153.

*114 Er hat einen Rock von Sammt, woraus man Mehlsäcke macht. - Parömiakon, 976.

D. h. einen rohen Leinwandkittel.

*115 Er hat keinen Rock am Leibe und nimmt ein Weib.

Ein afrikanischer Negerstamm: Einer hat nicht Kleider und verlangt ein Weib. (Reinsberg, I, 97.)

*116 Er hat sich den Rock deshalb nicht zerreissen lassen.

Er hat sich nicht zwingen lassen, sondern hat sich mit guter Art dazu verstanden.

Frz.: Il ne s'est pas fait dechirer le manteau.

*117 Er hat zwei Röcke, wie die Hummelbauern. (Oberfranken.)

Die Hummelbauern oder Mistelgauer (s. d.) haben zwei Röcke, einen kurzen für den gewöhnlichen Verkehr, das "Hummelröcklein" genannt, und einen langen für die Kirche. (Vgl. Gartenlaube, 1858, S. 262.)

*118 Er hoat senen Ruck zu Gefottern geschickt. - Gomolcke, 374.

*119 Er hot da Rock wenda laun. - Nefflen, 457.

Er hat seine Grundsätze geändert.

*120 Er schüttelt den Rock und geht davon. - Tendlau, 375.

Vorwürfe u. s. w. machen keinen Eindruck auf ihn.

*121 Er wird sich damit keinen grauen Rock verdienen. - Simrock, 8484.

*122 Es dient weder zum Rock noch zum hosen. (S. Nützen 39.) - Lehmann, 834, 3.

*123 He hät'n papiernen Rock anne. (Lippe.)

Wenn jemand in einer Gesellschaft, bei einem Besuch verweilt, wenn auch seine Anwesenheit, wie z. B. bei einem Arzte, an einem andern Orte nothwendig wäre.

*124 He tüt den Rok an, eer he Büxen anhett. - Schütze, I, 127.

So sagt der Bauer, wenn der Buchweizen eben aufgekeimt ist und schon Blüten trägt. Also: er blüht zu früh, er blüht, ehe er grünt.

*125 Hi hinget a Rok efter alle Mans Winj. (Amrum.) - Haupt, VIII, 361, 158.

Er hängt den Rock nach jedermanns Winde.

*126 Ich reiss' ihm den Rock nicht herunter. - Tendlau, 363.

Um ihn zurückzuhalten, wenn er fort will. Von einem, den der Gastfreund weder zum Bleiben überreden, noch viel weniger nöthigen wollte. Wahrscheinlich ist dies Sprichwort aus folgendem lateinischen entstanden. Wenn ein Römer einen Fremden zu Gaste einlud, so ergriff er denselben so lange beim Oberkleide, bis der Geladene sich entschlossen hatte. Daher die lateinische Redensart: Paenulam mihi scidit. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, Nr. 79.)

*127 Ik heff en Rock un en Gott. (Holst.) - Schütze, II, 27.

*128 Man wird ihm den Rock ausklopfen.

*129 Nüer Rock möt ole Lächer (Flicken). - Frischbier2, 3154.

*130 O jetersch, do hoa eich a rechte Rok ne oa. (Kreis Hirschberg.)

Ach je, da hab' ich den rechten Rock nicht an. Wird gesagt, wenn jemand, der bezahlen will, findet, dass er kein Geld hat. Von einer Frau, die, als sie im Laden eingekauft hatte, bemerkte, dass sie ihr Geld gerade in dem Rocke hatte, der zu Hause hing. Man sagt daher auch scherzweis von jemand, der nicht bezahlen kann: Er hat den rechten Rock nicht an.

*131 Op 'ne weisse Rock e raut Krägelche sätze. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 74.

Nachdem man weissen Wein getrunken hat, rothen trinken.

[Spaltenumbruch] *132 Rock und Aermel zugleich verlieren.

*133 Schüttel den Rock oder Mantel, so fällts ab. - Lehmann, 841, 7.

*134 Se hett 'n grönen Rock. - Bueren, 1020; Hauskalender, III.

Ist bereits längst gestorben, auf ihrem Grabe wächst schon Gras.

*135 Sein Rock führt ihm überall frische Luft zu.

Die Aegypter sagen: Sein Obergewand ist voller Löcher; er kann die Hand herausstecken, wo er will. (Burckhardt, 174.)

*136 Sein Rock hat ein Loch.

Er ist nicht vorwurfsfrei, nicht zuverlässig, taktfest.

*137 Sich einen neuen (bunten, rothen) Rock verdienen. - Ayrer, V, 3337, 5.

Als Lohn für verrätherische Mittheilungen, Zuträgereien.

Frz.: Vous aves peur de me couper, vous me donnes du plat. (Kritzinger, 181b.)

*138 Sie weiss den Rock nach dem Winde zu halten (kehren).

Mhd.: Swa der wint her gie, da wart ir roc hin gewant. (Gut Frau.) (Zingerle, 98.)

*139 Sin Rock is so kal, dar kann ken Laus up krupen. (Holst.) - Schütze, III, 65.

Von abgetragenen, kahlen Kleidern.

*140 Wenn ich den rock schütte, so fellet es alles abe. - Agricola I, 171; Schottel, 1131a; Eiselein, 530; Simrock, 8483; Körte, 5085b.

*141 Wenn sein Rock reden könnte.

Er wird manches erzählen, vielleicht gäbe er auch der Klage des Schneiders Ausdruck. Die Finnen: Wenn der Rock sprechen würde und das Hemd eine Zunge hätte, so würde man vielen Männern nicht glauben und manchen Mädchen nicht trauen. (Bertram, 58.)


Röckel.

* E roth's Reckel verdiene. - Stöber, Alsatia, 1850.

Im 16. Jahrhundert scheint der graue Rock vorgezogen worden zu sein.


Rocken.

1 Den Rocken, den man angelegt, muss man auch abspinnen.

Lat.: Colo quod aptasti, tibi ipsi nendum est. - Tute hoc intristi, tibi omne exedendum est. (Egeria, 33; Gaal, 345.)

2 Einer legt den Rocken an, der andere muss ihn abspinnen.

Die Russen: Einer hat den Rocken, einer das Gewebe. (Altmann VI, 412.)

3 Schöne Rocken machen faule Mägde nicht lustig zum Spinnen. - Sailer, 351.

Ebenso wenig vergoldete Bücher faule Studenten fleissig zum Lernen.

4 Was du an Rocken gelegt, das spinn auch selber ab. - Suringar, CCXXX, 25.

5 Was man am Rocken hat, muss man abspinnen. (S. Kunkel 3.) - Suringar, CCXXX, 2; Eiselein, 531; Simrock, 8485.

"Vnd was einr an sein rocken bindt, ist bilch, das ers auch selb abspinnt." (Waldis, II, 23.)

Holl.: Ghy hebt dit gerockent, ghy sult het ook self afspinnen. (Sartorius; Latendorf, 220.)

Lat.: Tute hoc intristi, omne tibi est exedendum. (Terenz.) (Tappius, 96b.)

6 Wenn man meint, der Rocken sey bald abgesponnen, so führt der Teuffel new verworren wergk daran. - Lehmann, 630, 47; Eiselein, 530; Körte, 4965.

Herzog Julius von Braunschweig vom Rechtswesen (Processen).

7 Wie man den Rocken anlegt, muss man ihn abspinnen.

8 Wo der Rocken commandirt, ist das Haus übel regiert.

Port.: Mal vai a casa, onde a roca manda a espada. (Bohn II, 282.)

*9 A eis m'r amol zum Rocka kumma. (S. Messer 91 und Schoten.) (Oesterr.-Schles.) - Peter, 450.

*10 An Einem Rocken mit jemand spinnen. - Eiselein, 530; Simrock, 8486; Körte, 5085.

*11 Den angefangenen Rocken vollends abspinnen. - Coler, 500a.

*12 Er weiss wol, was er noch am Rocken hat. - Eiselein, 830; Simrock, 8487.

*13 Spinne deinen Rocken ab. - Oec. rur., 946.

Vollführe deine Arbeit.


[Spaltenumbruch] und Ohrenbläsern. „Ich heiss knecht heintz, vnd hab mer gsellen, die alzeit mehr aussrichten wöllen, dann man jn beuolhen hat, doch selten mit einer guten that. Nur mit falschen Schelmenstücken, das wir all Ding zu vnfal schicken, vnd vnserm Herrn zu ohren tragen, was wir wissen, jnen sagen. Was wir nit wissen, liegen wir; bist du weise, hüt dich vor mir. Wer mich dingt, fart an ein stock, vnd muss mir geben ein grawen Rock.“ (Murner, Schelm., 10, in Kloster, I, 840.)

*111 Einen steinernen Rock anziehen.

Ins Gefängniss kommen.

Frz.: Épouser une tour. (Kritzinger, 685a.)

*112 Er hat einen Rock ausgezogen.

Er ist infolge von Krankheit u. s. w. magerer geworden.

Holl.: Hij heeft een rokje uitgetrokken. (Harrebomée, II, 226b.)

*113 Er hat Einen Rock und Einen Gott.Frischbier2, 3153.

*114 Er hat einen Rock von Sammt, woraus man Mehlsäcke macht.Parömiakon, 976.

D. h. einen rohen Leinwandkittel.

*115 Er hat keinen Rock am Leibe und nimmt ein Weib.

Ein afrikanischer Negerstamm: Einer hat nicht Kleider und verlangt ein Weib. (Reinsberg, I, 97.)

*116 Er hat sich den Rock deshalb nicht zerreissen lassen.

Er hat sich nicht zwingen lassen, sondern hat sich mit guter Art dazu verstanden.

Frz.: Il ne s'est pas fait déchirer le manteau.

*117 Er hat zwei Röcke, wie die Hummelbauern. (Oberfranken.)

Die Hummelbauern oder Mistelgauer (s. d.) haben zwei Röcke, einen kurzen für den gewöhnlichen Verkehr, das „Hummelröcklein“ genannt, und einen langen für die Kirche. (Vgl. Gartenlaube, 1858, S. 262.)

*118 Er hoat sênen Ruck zu Gefottern geschickt.Gomolcke, 374.

*119 Er hôt da Rock wenda laun.Nefflen, 457.

Er hat seine Grundsätze geändert.

*120 Er schüttelt den Rock und geht davon.Tendlau, 375.

Vorwürfe u. s. w. machen keinen Eindruck auf ihn.

*121 Er wird sich damit keinen grauen Rock verdienen.Simrock, 8484.

*122 Es dient weder zum Rock noch zum hosen. (S. Nützen 39.) – Lehmann, 834, 3.

*123 He hät'n papiernen Rock anne. (Lippe.)

Wenn jemand in einer Gesellschaft, bei einem Besuch verweilt, wenn auch seine Anwesenheit, wie z. B. bei einem Arzte, an einem andern Orte nothwendig wäre.

*124 He tüt den Rok an, eer he Büxen anhett.Schütze, I, 127.

So sagt der Bauer, wenn der Buchweizen eben aufgekeimt ist und schon Blüten trägt. Also: er blüht zu früh, er blüht, ehe er grünt.

*125 Hi hinget a Rok efter alle Mâns Winj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 158.

Er hängt den Rock nach jedermanns Winde.

*126 Ich reiss' ihm den Rock nicht herunter.Tendlau, 363.

Um ihn zurückzuhalten, wenn er fort will. Von einem, den der Gastfreund weder zum Bleiben überreden, noch viel weniger nöthigen wollte. Wahrscheinlich ist dies Sprichwort aus folgendem lateinischen entstanden. Wenn ein Römer einen Fremden zu Gaste einlud, so ergriff er denselben so lange beim Oberkleide, bis der Geladene sich entschlossen hatte. Daher die lateinische Redensart: Paenulam mihi scidit. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, Nr. 79.)

*127 Ik heff ên Rock un ên Gott. (Holst.) – Schütze, II, 27.

*128 Man wird ihm den Rock ausklopfen.

*129 Nüer Rock möt ôle Lächer (Flicken).Frischbier2, 3154.

*130 O jêtersch, do hoa îch a rechte Rôk nê oa. (Kreis Hirschberg.)

Ach je, da hab' ich den rechten Rock nicht an. Wird gesagt, wenn jemand, der bezahlen will, findet, dass er kein Geld hat. Von einer Frau, die, als sie im Laden eingekauft hatte, bemerkte, dass sie ihr Geld gerade in dem Rocke hatte, der zu Hause hing. Man sagt daher auch scherzweis von jemand, der nicht bezahlen kann: Er hat den rechten Rock nicht an.

*131 Op 'ne wîsse Rock e rût Krägelche sätze. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 74.

Nachdem man weissen Wein getrunken hat, rothen trinken.

[Spaltenumbruch] *132 Rock und Aermel zugleich verlieren.

*133 Schüttel den Rock oder Mantel, so fällts ab.Lehmann, 841, 7.

*134 Se hett 'n grönen Rock.Bueren, 1020; Hauskalender, III.

Ist bereits längst gestorben, auf ihrem Grabe wächst schon Gras.

*135 Sein Rock führt ihm überall frische Luft zu.

Die Aegypter sagen: Sein Obergewand ist voller Löcher; er kann die Hand herausstecken, wo er will. (Burckhardt, 174.)

*136 Sein Rock hat ein Loch.

Er ist nicht vorwurfsfrei, nicht zuverlässig, taktfest.

*137 Sich einen neuen (bunten, rothen) Rock verdienen.Ayrer, V, 3337, 5.

Als Lohn für verrätherische Mittheilungen, Zuträgereien.

Frz.: Vous avés peur de me couper, vous me donnés du plat. (Kritzinger, 181b.)

*138 Sie weiss den Rock nach dem Winde zu halten (kehren).

Mhd.: Swâ der wint her gie, dâ wart ir roc hin gewant. (Gut Frau.) (Zingerle, 98.)

*139 Sin Rock is so kâl, dar kann kên Lûs up krupen. (Holst.) – Schütze, III, 65.

Von abgetragenen, kahlen Kleidern.

*140 Wenn ich den rock schütte, so fellet es alles abe.Agricola I, 171; Schottel, 1131a; Eiselein, 530; Simrock, 8483; Körte, 5085b.

*141 Wenn sein Rock reden könnte.

Er wird manches erzählen, vielleicht gäbe er auch der Klage des Schneiders Ausdruck. Die Finnen: Wenn der Rock sprechen würde und das Hemd eine Zunge hätte, so würde man vielen Männern nicht glauben und manchen Mädchen nicht trauen. (Bertram, 58.)


Röckel.

* E roth's Reckel verdiene.Stöber, Alsatia, 1850.

Im 16. Jahrhundert scheint der graue Rock vorgezogen worden zu sein.


Rocken.

1 Den Rocken, den man angelegt, muss man auch abspinnen.

Lat.: Colo quod aptasti, tibi ipsi nendum est. – Tute hoc intristi, tibi omne exedendum est. (Egeria, 33; Gaal, 345.)

2 Einer legt den Rocken an, der andere muss ihn abspinnen.

Die Russen: Einer hat den Rocken, einer das Gewebe. (Altmann VI, 412.)

3 Schöne Rocken machen faule Mägde nicht lustig zum Spinnen.Sailer, 351.

Ebenso wenig vergoldete Bücher faule Studenten fleissig zum Lernen.

4 Was du an Rocken gelegt, das spinn auch selber ab.Suringar, CCXXX, 25.

5 Was man am Rocken hat, muss man abspinnen. (S. Kunkel 3.) – Suringar, CCXXX, 2; Eiselein, 531; Simrock, 8485.

„Vnd was einr an sein rocken bindt, ist bilch, das ers auch selb abspinnt.“ (Waldis, II, 23.)

Holl.: Ghy hebt dit gerockent, ghy sult het ook self afspinnen. (Sartorius; Latendorf, 220.)

Lat.: Tute hoc intristi, omne tibi est exedendum. (Terenz.) (Tappius, 96b.)

6 Wenn man meint, der Rocken sey bald abgesponnen, so führt der Teuffel new verworren wergk daran.Lehmann, 630, 47; Eiselein, 530; Körte, 4965.

Herzog Julius von Braunschweig vom Rechtswesen (Processen).

7 Wie man den Rocken anlegt, muss man ihn abspinnen.

8 Wo der Rocken commandirt, ist das Haus übel regiert.

Port.: Mal vai á casa, onde a roca manda á espada. (Bohn II, 282.)

*9 A îs m'r amôl zum Rocka kumma. (S. Messer 91 und Schoten.) (Oesterr.-Schles.) – Peter, 450.

*10 An Einem Rocken mit jemand spinnen.Eiselein, 530; Simrock, 8486; Körte, 5085.

*11 Den angefangenen Rocken vollends abspinnen.Coler, 500a.

*12 Er weiss wol, was er noch am Rocken hat.Eiselein, 830; Simrock, 8487.

*13 Spinne deinen Rocken ab.Oec. rur., 946.

Vollführe deine Arbeit.


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[[853]/0867] und Ohrenbläsern. „Ich heiss knecht heintz, vnd hab mer gsellen, die alzeit mehr aussrichten wöllen, dann man jn beuolhen hat, doch selten mit einer guten that. Nur mit falschen Schelmenstücken, das wir all Ding zu vnfal schicken, vnd vnserm Herrn zu ohren tragen, was wir wissen, jnen sagen. Was wir nit wissen, liegen wir; bist du weise, hüt dich vor mir. Wer mich dingt, fart an ein stock, vnd muss mir geben ein grawen Rock.“ (Murner, Schelm., 10, in Kloster, I, 840.) *111 Einen steinernen Rock anziehen. Ins Gefängniss kommen. Frz.: Épouser une tour. (Kritzinger, 685a.) *112 Er hat einen Rock ausgezogen. Er ist infolge von Krankheit u. s. w. magerer geworden. Holl.: Hij heeft een rokje uitgetrokken. (Harrebomée, II, 226b.) *113 Er hat Einen Rock und Einen Gott. – Frischbier2, 3153. *114 Er hat einen Rock von Sammt, woraus man Mehlsäcke macht. – Parömiakon, 976. D. h. einen rohen Leinwandkittel. *115 Er hat keinen Rock am Leibe und nimmt ein Weib. Ein afrikanischer Negerstamm: Einer hat nicht Kleider und verlangt ein Weib. (Reinsberg, I, 97.) *116 Er hat sich den Rock deshalb nicht zerreissen lassen. Er hat sich nicht zwingen lassen, sondern hat sich mit guter Art dazu verstanden. Frz.: Il ne s'est pas fait déchirer le manteau. *117 Er hat zwei Röcke, wie die Hummelbauern. (Oberfranken.) Die Hummelbauern oder Mistelgauer (s. d.) haben zwei Röcke, einen kurzen für den gewöhnlichen Verkehr, das „Hummelröcklein“ genannt, und einen langen für die Kirche. (Vgl. Gartenlaube, 1858, S. 262.) *118 Er hoat sênen Ruck zu Gefottern geschickt. – Gomolcke, 374. *119 Er hôt da Rock wenda laun. – Nefflen, 457. Er hat seine Grundsätze geändert. *120 Er schüttelt den Rock und geht davon. – Tendlau, 375. Vorwürfe u. s. w. machen keinen Eindruck auf ihn. *121 Er wird sich damit keinen grauen Rock verdienen. – Simrock, 8484. *122 Es dient weder zum Rock noch zum hosen. (S. Nützen 39.) – Lehmann, 834, 3. *123 He hät'n papiernen Rock anne. (Lippe.) Wenn jemand in einer Gesellschaft, bei einem Besuch verweilt, wenn auch seine Anwesenheit, wie z. B. bei einem Arzte, an einem andern Orte nothwendig wäre. *124 He tüt den Rok an, eer he Büxen anhett. – Schütze, I, 127. So sagt der Bauer, wenn der Buchweizen eben aufgekeimt ist und schon Blüten trägt. Also: er blüht zu früh, er blüht, ehe er grünt. *125 Hi hinget a Rok efter alle Mâns Winj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 158. Er hängt den Rock nach jedermanns Winde. *126 Ich reiss' ihm den Rock nicht herunter. – Tendlau, 363. Um ihn zurückzuhalten, wenn er fort will. Von einem, den der Gastfreund weder zum Bleiben überreden, noch viel weniger nöthigen wollte. Wahrscheinlich ist dies Sprichwort aus folgendem lateinischen entstanden. Wenn ein Römer einen Fremden zu Gaste einlud, so ergriff er denselben so lange beim Oberkleide, bis der Geladene sich entschlossen hatte. Daher die lateinische Redensart: Paenulam mihi scidit. (Zeitung für die elegante Welt, 1831, Nr. 79.) *127 Ik heff ên Rock un ên Gott. (Holst.) – Schütze, II, 27. *128 Man wird ihm den Rock ausklopfen. *129 Nüer Rock möt ôle Lächer (Flicken). – Frischbier2, 3154. *130 O jêtersch, do hoa îch a rechte Rôk nê oa. (Kreis Hirschberg.) Ach je, da hab' ich den rechten Rock nicht an. Wird gesagt, wenn jemand, der bezahlen will, findet, dass er kein Geld hat. Von einer Frau, die, als sie im Laden eingekauft hatte, bemerkte, dass sie ihr Geld gerade in dem Rocke hatte, der zu Hause hing. Man sagt daher auch scherzweis von jemand, der nicht bezahlen kann: Er hat den rechten Rock nicht an. *131 Op 'ne wîsse Rock e rût Krägelche sätze. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 74. Nachdem man weissen Wein getrunken hat, rothen trinken. *132 Rock und Aermel zugleich verlieren. *133 Schüttel den Rock oder Mantel, so fällts ab. – Lehmann, 841, 7. *134 Se hett 'n grönen Rock. – Bueren, 1020; Hauskalender, III. Ist bereits längst gestorben, auf ihrem Grabe wächst schon Gras. *135 Sein Rock führt ihm überall frische Luft zu. Die Aegypter sagen: Sein Obergewand ist voller Löcher; er kann die Hand herausstecken, wo er will. (Burckhardt, 174.) *136 Sein Rock hat ein Loch. Er ist nicht vorwurfsfrei, nicht zuverlässig, taktfest. *137 Sich einen neuen (bunten, rothen) Rock verdienen. – Ayrer, V, 3337, 5. Als Lohn für verrätherische Mittheilungen, Zuträgereien. Frz.: Vous avés peur de me couper, vous me donnés du plat. (Kritzinger, 181b.) *138 Sie weiss den Rock nach dem Winde zu halten (kehren). Mhd.: Swâ der wint her gie, dâ wart ir roc hin gewant. (Gut Frau.) (Zingerle, 98.) *139 Sin Rock is so kâl, dar kann kên Lûs up krupen. (Holst.) – Schütze, III, 65. Von abgetragenen, kahlen Kleidern. *140 Wenn ich den rock schütte, so fellet es alles abe. – Agricola I, 171; Schottel, 1131a; Eiselein, 530; Simrock, 8483; Körte, 5085b. *141 Wenn sein Rock reden könnte. Er wird manches erzählen, vielleicht gäbe er auch der Klage des Schneiders Ausdruck. Die Finnen: Wenn der Rock sprechen würde und das Hemd eine Zunge hätte, so würde man vielen Männern nicht glauben und manchen Mädchen nicht trauen. (Bertram, 58.) Röckel. * E roth's Reckel verdiene. – Stöber, Alsatia, 1850. Im 16. Jahrhundert scheint der graue Rock vorgezogen worden zu sein. Rocken. 1 Den Rocken, den man angelegt, muss man auch abspinnen. Lat.: Colo quod aptasti, tibi ipsi nendum est. – Tute hoc intristi, tibi omne exedendum est. (Egeria, 33; Gaal, 345.) 2 Einer legt den Rocken an, der andere muss ihn abspinnen. Die Russen: Einer hat den Rocken, einer das Gewebe. (Altmann VI, 412.) 3 Schöne Rocken machen faule Mägde nicht lustig zum Spinnen. – Sailer, 351. Ebenso wenig vergoldete Bücher faule Studenten fleissig zum Lernen. 4 Was du an Rocken gelegt, das spinn auch selber ab. – Suringar, CCXXX, 25. 5 Was man am Rocken hat, muss man abspinnen. (S. Kunkel 3.) – Suringar, CCXXX, 2; Eiselein, 531; Simrock, 8485. „Vnd was einr an sein rocken bindt, ist bilch, das ers auch selb abspinnt.“ (Waldis, II, 23.) Holl.: Ghy hebt dit gerockent, ghy sult het ook self afspinnen. (Sartorius; Latendorf, 220.) Lat.: Tute hoc intristi, omne tibi est exedendum. (Terenz.) (Tappius, 96b.) 6 Wenn man meint, der Rocken sey bald abgesponnen, so führt der Teuffel new verworren wergk daran. – Lehmann, 630, 47; Eiselein, 530; Körte, 4965. Herzog Julius von Braunschweig vom Rechtswesen (Processen). 7 Wie man den Rocken anlegt, muss man ihn abspinnen. 8 Wo der Rocken commandirt, ist das Haus übel regiert. Port.: Mal vai á casa, onde a roca manda á espada. (Bohn II, 282.) *9 A îs m'r amôl zum Rocka kumma. (S. Messer 91 und Schoten.) (Oesterr.-Schles.) – Peter, 450. *10 An Einem Rocken mit jemand spinnen. – Eiselein, 530; Simrock, 8486; Körte, 5085. *11 Den angefangenen Rocken vollends abspinnen. – Coler, 500a. *12 Er weiss wol, was er noch am Rocken hat. – Eiselein, 830; Simrock, 8487. *13 Spinne deinen Rocken ab. – Oec. rur., 946. Vollführe deine Arbeit.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [853]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/867>, abgerufen am 22.11.2024.