Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 361 Was ein Wolf gebissen, oder ein Pfaff, das heilet hart. - Eiselein, 648; Simrock, 11800. Lat.: Quod momordit vel lupus vel presbyter, insanabile est. (Eiselein, 648.) - Quod morsus lupi letiferi sint, et puellae a sacerdotibus corruptae raro ad continentiam reducantur. (Eiselein, 648.) 362 Was ein wolff odder ein pfaff anwendt, das lässt nit nach vnd thut selten gut. - Franck, I, 79a. 363 Was fragt der Wolf danach, wenn die Schafhürde zerstört wird. - Burckhardt, 100. 364 Was hat der Wolf dem Fuchsen des Raubes halben aufzuheben. "Wie es im Sprichwort ist." (Schaltjahr, V, 17.) 365 Was in des Wolfes Rachen kommt, kommt selten unbeschädigt heraus. Dän.: Der kommer ei aldt uskadt af ulfins mund som i kommer. (Prov. dan., 566.) 366 Was man sagt dem Wolff, so spricht er newr: Lamp, lamp! - Hofmann, 35, 110. 367 Was verweiset der Wolff dem Fuchs, dass er gestolen hab. - Henisch, 1274, 67. 368 Wat frocht der Waulf no de Schtatuten!1 (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 102; Firmenich, III, 424, 7. 1) "Statuten" ist der abgekürzte Titel des zum Theil aus gesammelten Gewohnheitsrechten zusammengestellten, seit dem Jahre 1583 in Kraft bestandenen, jetzt nicht mehr geltenden Gesetzbuchs der Sachsen in Siebenbürgen. Was kümmert sich der Wolf nach dem siebenbürgisch- sächsischen Landrecht oder Gesetzbuch. 369 We wet dem Wulf den Termen ofgewänen! - Schuster, 105. 370 Weder die Wölfe, noch die Austern fressen sich untereinander auf. Mit Bezug auf den grossen Austernverbrauch in Paris, der 1870 ausfiel, weshalb sie auch mehrere Meilen im Umkreise von Paris geschenkt zu haben waren, da die Preussen kein übermässiges Verlangen danach trugen; der deutsche Bär ist kein solcher Feinschmecker wie der gallische Hahn. So entstand das Sprichwort. (Vgl. Reichenberger Zeitung, 1871.) 371 Wehe dem Wolfe, der in ein böses Gerücht kommt. Holl.: Wee den wolf, die in een kwaad gerucht komt. (Harrebomee, II, 478a.) 372 Wehe dem Wolfe, der in einem schlechten Rufe steht. Uebel ist der Mensch daran, der guten Namen und Ruf verloren hat; wenn irgendwo etwas Böses geschieht, so kommt er in Verdacht. 373 Wem der Wolff ins Maul siht, der kan nicht schreyen. - Eyering, III, 443. 374 Wen der Wolf erwürget hat, der schreit zu spät. 375 Wen der Wolf rächt, der ist wohlgerochen. - Simrock, 11800a; Haupt, XII, 218. Mhd.: Als daz alte Sprichwort sprichet: swen der wolf richet, der ist errochen also wol daz mans niht fürbaz rechen sol. (Klage, 327, 15.) (Zingerle, 115.) - Man spricht: swen der wolf rach, der ist wol gerochen. Ich wolt, das es ain ander raeche, wann den der wolf richet, der ist gerochen. (M. Falkner.) (Zingerle, 178.) - Wen der wolff richet, der ist och errochen. (Lassberg, Liedersaal, XXXII, 234.) 376 Wen ma 's Wulffes gedenckt, su iess a do. - Robinson, 876; Frommann, III, 248, 229; hochdeutsch bei Lange, 415. Mhd.: So man den wolf nennet, so er zuo drenget. (Wackernagel.) - Ich schwig, der wolff ist mir nit verr. (Narrenschiff.) (Zingerle, 177.) 377 Wen man nicht für einen Wolf halten soll, der muss in keine Wolfshaut kriechen. It.: Chi non vuol rassomigliar al lupo non porti la sua pelle. (Pazzaglia, 205, 3.) 378 Wen Wölfe anfallen, der muss Hunde zu Hülfe nehmen. 379 Wenn auch der Wolf hungert, so tauscht er doch nicht mit dem Hunde, der die Teller des Kaufmanns ableckt. Bezieht sich auf die Nationalfreiheit der Ungarn. 380 Wenn dem Wolfe die Lämmer fehlen, holt er die alten Schafe. - Altmann V, 126. 381 Wenn der Wolf altet, so reiten ihn die Krähen. Holl.: Wann de wolff altet, soo reiten hem de krehen. (Cats, 281.) [Spaltenumbruch] 382 Wenn der Wolf auch ins Kloster geht, er hat immer noch Appetit auf Hammelfleisch. Mhd.: Swie dicke ein wolf gemünchet wirt, diu schaf er drumbe niht verbirt. (Freidank.) (Zingerle, 176.) 383 Wenn der Wolf begraben wird, tanzen die Schafe. It.: La morte de' lupi e la sanita delle pecore. (Cahier, 2972.) 384 Wenn der Wolf das Schaf gefressen, lässt er auch die Haut fahren, in die er sich gehüllt. - Storch, Freiknecht, I, 62. 385 Wenn der Wolf das Schaf grüsst, so frisst er es statt Dank. - Altmann VI, 428. Er wartet das Danken desselben nicht ab, er frisst es und erspart ihm so die Mühe des Dankens. 386 Wenn der Wolf den Gänsen predigt, so ist der Kragen sein Lehrgeld. "Zu Pfortgen, in der Kirche zu St.-Michael neben dem Altar, ward ein solches Gemälde funden: Ein Wolff stund auff der Kantzel in einer Mönchskutte, hat mit den fordern Füssen ein Buch in Händen gehabt, als wann er etwas draus lese, inn der Kutten, so jhm ob den Rücken gehangen, hat er ein Ganss stecken gehabt; vnter der Cantzel oben stund Reinicke Fuchss vnnd hielte die Wacht, vn vor jhm ein gantzer Hauffen Gense, so alle Paternoster in den Mäulern gehabt vnd dem Wolff im Predigen zugehört vnd seyen diese Worte darbey geschrieben gewesen: Ich wil euch wol vil von Fabeln sagen, bis ich fülle alle meine Kragen." (Dietrich, Buch der Weisheit, II, 551.) 387 Wenn der Wolf die Gänse beten lehrt, so frisst er sie auch für das Lehrgeld. - Henisch, 1497, 19; Petri, II, 640; Schottel, 1120b; Simrock, 11790; Sailer, 60; Rossmässler, Heimat, 1865. Frz.: Quand le loup enseigne aux oies leurs prieres, il les croque pour ses honoraires. (Masson, 108.) 388 Wenn der Wolf ein Schaf bittet, lässt er sich nicht abweisen. 389 Wenn der Wolf gefangen ist, so stellt er sich wie ein Schaf. - Simrock, 11792a. 390 Wenn der Wolf psalmodirt, gelüstet ihn der Schafe. - Haupt, XII, 216; Simrock, 11790a. Mhd.: Ein wolf seine sünde floch, in ein Kloster er sich zoch, er wolde geeistleichen leben. do hiez man in der schafe pflegen: seit wart er unstaete. do beiz er schaf unde swein: er jach daz ez des pfaffen rüde taete. (Spervogel.) (Zingerle, 176.) 391 Wenn der Wolf herumstreicht, trifft er auf etwas. 392 Wenn der Wolf heult, kehrt er das Maul zum Himmel. 393 Wenn der Wolf Hunger hat, darf das Schaf nicht blöken. Holl.: Wanneer de wolf honger krijgt, is't noodig, dat het schaapje zwijgt. (Harrebomee, II, 478a.) 394 Wenn der Wolf Hunger hat, ist es zu verwundern, wenn er das Schaf lieber frisst als küsst? "Frisst der Wolff in seinem Hunger ein Schäfflein, dass ist nit gross Wunder." Lat.: Si lupus est agnum, non est mirabile magnum. (Sutor, 142.) 395 Wenn der Wolf Hunger hat, zerreisst er, was ihm in die Zähne kommt. Schwed.: Ulfen achtar intet frei bref. (Grubb, 833.) 396 Wenn der Wolf im Dorfe ist, ist keine Zeit Hunde zu füttern. - Frischbier, 1725. Lit.: Wenn der Wolf Hunger hat. 397 Wenn der Wolf im Mai im Saatfeld liegt, die Last des Korns die Scheune biegt. (Dubeningken.) - Frischbier, 4102. 398 Wenn der Wolf in den Gemeindestall bricht, wehe dem, der nur ein Schaf hat. 399 Wenn der Wolf ins Geschrei kommt, so kommt er nicht bald wieder heraus. - Seybold, 490. Lat.: Qui in uno impingit, in omnibus exploditur. (Seybold, 490.) 400 Wenn der Wolf ist losgeschnallt, rennt er wieder in den Wald. Böhm.: Vecne vlkem orati nebudes, an rohuv nema. - Vlka v pluh, a on k certu v luh. (Celakovsky, 224.) Poln.: Wilcza natura do lasa ciagnie. (Celakovsky, 224.) 401 Wenn der Wolf kommt, werden die sich stossenden Kühe Freunde. Gemeinschaftliche Gefahr versöhnt.
[Spaltenumbruch] 361 Was ein Wolf gebissen, oder ein Pfaff, das heilet hart. – Eiselein, 648; Simrock, 11800. Lat.: Quod momordit vel lupus vel presbyter, insanabile est. (Eiselein, 648.) – Quod morsus lupi letiferi sint, et puellae a sacerdotibus corruptae raro ad continentiam reducantur. (Eiselein, 648.) 362 Was ein wolff odder ein pfaff anwendt, das lässt nit nach vnd thut selten gut. – Franck, I, 79a. 363 Was fragt der Wolf danach, wenn die Schafhürde zerstört wird. – Burckhardt, 100. 364 Was hat der Wolf dem Fuchsen des Raubes halben aufzuheben. „Wie es im Sprichwort ist.“ (Schaltjahr, V, 17.) 365 Was in des Wolfes Rachen kommt, kommt selten unbeschädigt heraus. Dän.: Der kommer ei aldt uskadt af ulfins mund som i kommer. 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Mit Bezug auf den grossen Austernverbrauch in Paris, der 1870 ausfiel, weshalb sie auch mehrere Meilen im Umkreise von Paris geschenkt zu haben waren, da die Preussen kein übermässiges Verlangen danach trugen; der deutsche Bär ist kein solcher Feinschmecker wie der gallische Hahn. So entstand das Sprichwort. (Vgl. Reichenberger Zeitung, 1871.) 371 Wehe dem Wolfe, der in ein böses Gerücht kommt. Holl.: Wee den wolf, die in een kwaad gerucht komt. (Harrebomée, II, 478a.) 372 Wehe dem Wolfe, der in einem schlechten Rufe steht. Uebel ist der Mensch daran, der guten Namen und Ruf verloren hat; wenn irgendwo etwas Böses geschieht, so kommt er in Verdacht. 373 Wem der Wolff ins Maul siht, der kan nicht schreyen. – Eyering, III, 443. 374 Wen der Wolf erwürget hat, der schreit zu spät. 375 Wen der Wolf rächt, der ist wohlgerochen. – Simrock, 11800a; Haupt, XII, 218. Mhd.: Als daz alte Sprichwort sprichet: swen der wolf richet, der ist errochen alsô wol daz mans niht fürbaz rechen sol. 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Böhm.: Vĕčnĕ vlkem orati nebudeš, an rohův nemâ. – Vlka v pluh, a on k čertu v luh. (Čelakovsky, 224.) Poln.: Wilcza natura do lasa ciągnie. (Čelakovsky, 224.) 401 Wenn der Wolf kommt, werden die sich stossenden Kühe Freunde. Gemeinschaftliche Gefahr versöhnt.
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361 Was ein Wolf gebissen, oder ein Pfaff, das heilet hart. – Eiselein, 648; Simrock, 11800.
Lat.: Quod momordit vel lupus vel presbyter, insanabile est. (Eiselein, 648.) – Quod morsus lupi letiferi sint, et puellae a sacerdotibus corruptae raro ad continentiam reducantur. (Eiselein, 648.)
362 Was ein wolff odder ein pfaff anwendt, das lässt nit nach vnd thut selten gut. – Franck, I, 79a.
363 Was fragt der Wolf danach, wenn die Schafhürde zerstört wird. – Burckhardt, 100.
364 Was hat der Wolf dem Fuchsen des Raubes halben aufzuheben.
„Wie es im Sprichwort ist.“ (Schaltjahr, V, 17.)
365 Was in des Wolfes Rachen kommt, kommt selten unbeschädigt heraus.
Dän.: Der kommer ei aldt uskadt af ulfins mund som i kommer. (Prov. dan., 566.)
366 Was man sagt dem Wolff, so spricht er newr: Lamp, lamp! – Hofmann, 35, 110.
367 Was verweiset der Wolff dem Fuchs, dass er gestolen hab. – Henisch, 1274, 67.
368 Wat frôcht der Wûlf no de Schtatuten!1 (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 102; Firmenich, III, 424, 7.
1) „Statuten“ ist der abgekürzte Titel des zum Theil aus gesammelten Gewohnheitsrechten zusammengestellten, seit dem Jahre 1583 in Kraft bestandenen, jetzt nicht mehr geltenden Gesetzbuchs der Sachsen in Siebenbürgen. Was kümmert sich der Wolf nach dem siebenbürgisch- sächsischen Landrecht oder Gesetzbuch.
369 Wê wet dem Wulf den Termen ofgewänen! – Schuster, 105.
370 Weder die Wölfe, noch die Austern fressen sich untereinander auf.
Mit Bezug auf den grossen Austernverbrauch in Paris, der 1870 ausfiel, weshalb sie auch mehrere Meilen im Umkreise von Paris geschenkt zu haben waren, da die Preussen kein übermässiges Verlangen danach trugen; der deutsche Bär ist kein solcher Feinschmecker wie der gallische Hahn. So entstand das Sprichwort. (Vgl. Reichenberger Zeitung, 1871.)
371 Wehe dem Wolfe, der in ein böses Gerücht kommt.
Holl.: Wee den wolf, die in een kwaad gerucht komt. (Harrebomée, II, 478a.)
372 Wehe dem Wolfe, der in einem schlechten Rufe steht.
Uebel ist der Mensch daran, der guten Namen und Ruf verloren hat; wenn irgendwo etwas Böses geschieht, so kommt er in Verdacht.
373 Wem der Wolff ins Maul siht, der kan nicht schreyen. – Eyering, III, 443.
374 Wen der Wolf erwürget hat, der schreit zu spät.
375 Wen der Wolf rächt, der ist wohlgerochen. – Simrock, 11800a; Haupt, XII, 218.
Mhd.: Als daz alte Sprichwort sprichet: swen der wolf richet, der ist errochen alsô wol daz mans niht fürbaz rechen sol. (Klage, 327, 15.) (Zingerle, 115.) – Man spricht: swen der wolf rach, der ist wol gerochen. Ich wolt, das es ain ander raeche, wann den der wolf richet, der ist gerochen. (M. Falkner.) (Zingerle, 178.) – Wen der wolff richet, der ist och errochen. (Lassberg, Liedersaal, XXXII, 234.)
376 Wen ma 's Wulffes gedenckt, su iess a do. – Robinson, 876; Frommann, III, 248, 229; hochdeutsch bei Lange, 415.
Mhd.: Sô man den wolf nennet, sô er zuo drenget. (Wackernagel.) – Ich schwig, der wolff ist mir nit verr. (Narrenschiff.) (Zingerle, 177.)
377 Wen man nicht für einen Wolf halten soll, der muss in keine Wolfshaut kriechen.
It.: Chi non vuol rassomigliar al lupo non porti la sua pelle. (Pazzaglia, 205, 3.)
378 Wen Wölfe anfallen, der muss Hunde zu Hülfe nehmen.
379 Wenn auch der Wolf hungert, so tauscht er doch nicht mit dem Hunde, der die Teller des Kaufmanns ableckt.
Bezieht sich auf die Nationalfreiheit der Ungarn.
380 Wenn dem Wolfe die Lämmer fehlen, holt er die alten Schafe. – Altmann V, 126.
381 Wenn der Wolf altet, so reiten ihn die Krähen.
Holl.: Wann de wolff altet, soo reiten hem de krehen. (Cats, 281.)
382 Wenn der Wolf auch ins Kloster geht, er hat immer noch Appetit auf Hammelfleisch.
Mhd.: Swie dicke ein wolf gemünchet wirt, diu schâf er drumbe niht verbirt. (Freidank.) (Zingerle, 176.)
383 Wenn der Wolf begraben wird, tanzen die Schafe.
It.: La morte de' lupi è la sanità delle pecore. (Cahier, 2972.)
384 Wenn der Wolf das Schaf gefressen, lässt er auch die Haut fahren, in die er sich gehüllt. – Storch, Freiknecht, I, 62.
385 Wenn der Wolf das Schaf grüsst, so frisst er es statt Dank. – Altmann VI, 428.
Er wartet das Danken desselben nicht ab, er frisst es und erspart ihm so die Mühe des Dankens.
386 Wenn der Wolf den Gänsen predigt, so ist der Kragen sein Lehrgeld.
„Zu Pfortgen, in der Kirche zu St.-Michael neben dem Altar, ward ein solches Gemälde funden: Ein Wolff stund auff der Kantzel in einer Mönchskutte, hat mit den fordern Füssen ein Buch in Händen gehabt, als wann er etwas draus lese, inn der Kutten, so jhm ob den Rücken gehangen, hat er ein Ganss stecken gehabt; vnter der Cantzel oben stund Reinicke Fuchss vnnd hielte die Wacht, vn vor jhm ein gantzer Hauffen Gense, so alle Paternoster in den Mäulern gehabt vnd dem Wolff im Predigen zugehört vnd seyen diese Worte darbey geschrieben gewesen: Ich wil euch wol vil von Fabeln sagen, bis ich fülle alle meine Kragen.“ (Dietrich, Buch der Weisheit, II, 551.)
387 Wenn der Wolf die Gänse beten lehrt, so frisst er sie auch für das Lehrgeld. – Henisch, 1497, 19; Petri, II, 640; Schottel, 1120b; Simrock, 11790; Sailer, 60; Rossmässler, Heimat, 1865.
Frz.: Quand le loup enseigne aux oies leurs prières, il les croque pour ses honoraires. (Masson, 108.)
388 Wenn der Wolf ein Schaf bittet, lässt er sich nicht abweisen.
389 Wenn der Wolf gefangen ist, so stellt er sich wie ein Schaf. – Simrock, 11792a.
390 Wenn der Wolf psalmodirt, gelüstet ihn der Schafe. – Haupt, XII, 216; Simrock, 11790a.
Mhd.: Ein wolf sîne sünde flôch, in ein Kloster er sich zôch, er wolde geîstlîchen leben. dô hiez man in der schâfe pflegen: sît wart er unstaete. dô beiz er schâf unde swîn: er jach daz ez des pfaffen rüde taete. (Spervogel.) (Zingerle, 176.)
391 Wenn der Wolf herumstreicht, trifft er auf etwas.
392 Wenn der Wolf heult, kehrt er das Maul zum Himmel.
393 Wenn der Wolf Hunger hat, darf das Schaf nicht blöken.
Holl.: Wanneer de wolf honger krijgt, is't noodig, dat het schaapje zwijgt. (Harrebomée, II, 478a.)
394 Wenn der Wolf Hunger hat, ist es zu verwundern, wenn er das Schaf lieber frisst als küsst?
„Frisst der Wolff in seinem Hunger ein Schäfflein, dass ist nit gross Wunder.“
Lat.: Si lupus est agnum, non est mirabile magnum. (Sutor, 142.)
395 Wenn der Wolf Hunger hat, zerreisst er, was ihm in die Zähne kommt.
Schwed.: Ulfen achtar intet frei bref. (Grubb, 833.)
396 Wenn der Wolf im Dorfe ist, ist keine Zeit Hunde zu füttern. – Frischbier, 1725.
Lit.: Wenn der Wolf Hunger hat.
397 Wenn der Wolf im Mai im Saatfeld liegt, die Last des Korns die Scheune biegt. (Dubeningken.) – Frischbier, 4102.
398 Wenn der Wolf in den Gemeindestall bricht, wehe dem, der nur ein Schaf hat.
399 Wenn der Wolf ins Geschrei kommt, so kommt er nicht bald wieder heraus. – Seybold, 490.
Lat.: Qui in uno impingit, in omnibus exploditur. (Seybold, 490.)
400 Wenn der Wolf ist losgeschnallt, rennt er wieder in den Wald.
Böhm.: Vĕčnĕ vlkem orati nebudeš, an rohův nemâ. – Vlka v pluh, a on k čertu v luh. (Čelakovsky, 224.)
Poln.: Wilcza natura do lasa ciągnie. (Čelakovsky, 224.)
401 Wenn der Wolf kommt, werden die sich stossenden Kühe Freunde.
Gemeinschaftliche Gefahr versöhnt.
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