Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 5 Ohne Zwirn macht man aus dem bessten (schönsten) Zeuge kein Kleid. Wir sind der Zwirn, mit dem die Kleider des Königs gemacht (d. h. die Eroberungs-, Raub- und Verwüstungszüge ausgeführt) werden, rief ein weibliches Mitglied aus dem herrlichen Kriegsheere des afrikanischen Königs von Dahome. (Schattenbild aus Dahome von K. Andree. Hausblätter, 1861, 2. Bd.) 6 Wenn man mit Zwirn näht, wird er kürzer. "Saht ers wenn ma mit Zwirne neht, wird a kürzer." (Keller, 170a.) 7 Wer 'n Zwirn nit spart, kummt sein Lebtag zu käun Knal. (Steiermark.) Zu keinem Knäuel. 8 Wer wirren Zwirn ordnen will, muss sich Zeit nehmen. Die Chinesen: Je mehr man eilet, eine Strähne Zwirn auseinander zu wickeln, desto mehr verwirrt man dieselbe. (Hlawatsch, 742.) 9 Wie Zwirn, so Naht; wie Gesetz, so Staat. 10 Zwirn und eine Nadel, das ist das halbe Kleid. *11 A verschteit sich uw a bloe Zwern. (Schles.) - Frommann, III, 414, 549. *12 Das ist mit blauem Zwirn genäht. - Körte, 7202a. Von unhaltbaren Behauptungen und Beweisen. *13 Das war schlechter Zwirn. Mittel und Verfahren taugten nichts. *14 Der Zwirn geit em aus. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 126; Frischbier, 4193. Seine Gedanken sind erschöpft, er weiss nichts mehr zu sagen. In Ostpreussen auch, um männliche Unfruchtbarkeit zu bezeichnen. *15 Der Zwirn ist (war) aus schlechtem Garn gesponnen. *16 Du himmelblauer Zwirn! Ausruf der Entrüstung. *17 Er hat den guten Zwirn früher in schlechte Säcke vernäht. - Körte, 7202b. Wenn z. B. des ledigen Lebemanns endlicher Ehestand kinderlos bleibt. *18 Er will seinen junge Zwirn in keine alten Lumpen vernähen. Von jungen Männern, die keine alten Frauen heirathen wollen. *19 Ich will diesen verwirrten Zwirn nicht aufwickeln. Von einer sehr verworrenen Angelegenheit. Frz.: Donner du fil a quelqu'un. (Lendroy, 750.) *20 Sein Zwirn ist alle (zu Ende). Seine Mittel sind erschöpft. *21 Sich auf blauen Zwirn verstehen. *22 Sie hat blauen Zwirn feil. (Meiningen.) Von einem Mädchen, das zum Tanz gegangen ist, aber nicht dazu aufgefordert wird. *23 Sie ist vom Zwirn auf die Nadel gekommen. Sie ist von einem aufs andere gekommen, hat alles haarklein mit allen Nebenumständen erzählt. *24 Solcher Zwirn gibt solche Naht. Zwischen. 1 Zwischen zwölf (Uhr) und Mittag vieles noch geschehen mag. - Eiselein, 663. Engl.: Many things fall between the cup and the lip. Frz.: Il arrive beaucoup de choses entre la bouche et le verre. It.: Dalla mano alla bocca spesso si perde la zuppa. Lat.: Inter manum et mentum. (Eiselein, 662.) - Inter os et offam (multa intervenire possunt). - Insperata accidunt magis saepe quam quae speres. - Multa cadunt inter calicem, supremaque labra. Schwed.: Man wet ej hwad som kan ske innan aftonen. (Marin, 20.) *2 Zwischen zwölf Uhr und Mittag. Zwischenraum. Steck in den Zwischenraum deine Aehre. Dies Sprichwort sagt: Steh mir bei, gib dein Scherflein auch dazu. (Schleicher, Litauische Märchen, 188.) Zwist. 1 Ein kleiner Zwist bringt oft die Herzen näher. Lat.: Discordia fit carior concordia. (Philippi, I, 122.) 2 Ein Zwist erzeugt den andern. Holl.: De eene twist bringt den anderen voort. (Harrebomee, II, 350a.) 3 Twist makt Quist. - Eichwald, 1965. [Spaltenumbruch] 4 Zwist unter Liebesleuten hat nicht viel zu bedeuten. Holl.: Geliefdens twist is haast bekost. (Harrebomee, II, 250a.) Zwitzizmatz. * Er ist ein Zwitzizmatz. - Sutermeister, 92. Unschlüssig. Zwitter. 1 Auf Zwitter und Zwerge erstirbt weder Lehen noch Erbe. - Graf, 210, 194. Sie waren nach deutschem Rechte erbunfähig, wie Mönche. (S. Hand 25; Kloster 1; Leute 308; Mann 264.) Mhd.: Uppe altvile unde uppe twerge ne irstirft weder len noch erve. (Sachsenspiegel, I, 4.) *2 Zwei Zwitter verbinden, der Nachkommenschaft wegen. - Altmann VI, 519. Zwittergestalt. Zwittergestalten haben dem Teufel den Segen erhalten. Wol allgemein wahr. Selbst Ortschaften, bei denen man nicht weiss, ob sie eigentliche Städte oder Dörfer sind, nennt Riehl (in: Land und Leute) solche "Zwittergestalten", die der Teufel gesegnet habe. Zwölf. 1 Bis zwölf liegt heut der Faule grollend im Bett, weil er gestern bis elf geschlafen hat. - Altmann VI, 457. 2 Nach Zwölf is aans, was mer thut. - Tendlau, 884. Wortspiel mit Eins und gleichgültig. 3 Tüsken twalf un een sünd alle Düfels to Been. (Ostfr.) - Bueren, 1161; Hauskalender, III. 4 Tausken Twialben un Eine send oalle Düfels (Geister) to Beine. (Bielefeld.) - Firmenich, I, 282, 21; Kern, 1235. Die Mitternachtsstunde als bekannte Geisterstunde. 5 Von twölfen bet einen sind alle Geister to Beinen. (Göttingen.) - Schambach, 377. Von zwölf bis eins sind alle Geister auf den Beinen. 6 Von zwelwe bäs auf Mätag äs net lang. - Schuster, 1051. *7 Es währt von zwölf bis Mittag. - Binder III, 4234. *8 Zwölf solche geben auch ein Dutzend. Zwölfe. 1 Helle (d. h. mondhelle) Zwölften, dunkle1 Scheunen (und umgekehrt). - Boebel, 69. 1) Bei Frischbier (368) heisst es statt dessen: helle d. i. leere Scheunen. Was ist richtig? 2 In den Zwölfen soll man den Wolf nicht bei seinem Namen nennen. - Blum, 365. Unter den Zwölfen sind die Tage von Weihnachten bis zum heiligen Dreikönigstage (25. December bis 6. Januar) zu verstehen. Ein alter Aberglaube, weil man meint, er falle sonst die Heerde an; man soll ihn nicht Wolf, sondern Ding, Unthier u. dgl. nennen. In der Regel braucht man es uneigentlich, wenn man sich scheut, den Namen von jemand, der uns schaden kann, zu nennen. (Vgl. Sandvoss, Sprichwörterlese, S. 137 fg.) 3 Man setzet Zwölfe im Rath; was Einer nicht weiss, der Andere verstaht. "Es saget das deutsche Sprichwort, dass man jr deshalben zwölff im Rath setzet, was einer nicht sehen vnd verstehen kann, das es der andere thue." (Lauterbeck, Regentenbuch, IIb.) 4 Wenn es in den Zwölften rohr reift, geräth die Gerste gut. - Boebel, 69. 5 Wenn in den Twölfen de Böme gaut böcket, sau giht et vele owest. - Schambach, II, 685. Wenn in den Zwölfen die Bäume gut "böcken", so soll es nach dem Volksglauben viel Obst geben. Unter "gaut böcken" ist das durch Wind veranlasste Zusammenschlagen der Zweige gemeint, wodurch nach dem Glauben des Volks eine starke Befruchtung bewirkt werde. Man hofft also auf ein gutes Obstjahr, wenn der Wind in den Zwölfen geht. - Die zwölf Tage nach Neujahr gelten als Schicksalstage. Jeder Tag ist an sich schon die Vorbedeutung für Wetter und Schicksal eines Monats des folgenden Jahres. Man glaubt auch, wenn während dieser zwölf Tage ein Kleidungsstück zerrissen werde, so sterbe zwölf Jahre nacheinander jährlich ein Mensch aus dem Hause. (Vgl. Ad. Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart.)
[Spaltenumbruch] 5 Ohne Zwirn macht man aus dem bessten (schönsten) Zeuge kein Kleid. Wir sind der Zwirn, mit dem die Kleider des Königs gemacht (d. h. die Eroberungs-, Raub- und Verwüstungszüge ausgeführt) werden, rief ein weibliches Mitglied aus dem herrlichen Kriegsheere des afrikanischen Königs von Dahome. (Schattenbild aus Dahome von K. Andree. Hausblätter, 1861, 2. Bd.) 6 Wenn man mit Zwirn näht, wird er kürzer. „Saht ers wenn ma mit Zwirne neht, wird a kürzer.“ (Keller, 170a.) 7 Wer 'n Zwirn nit spârt, kummt sein Lebtâg zu käun Knâl. (Steiermark.) Zu keinem Knäuel. 8 Wer wirren Zwirn ordnen will, muss sich Zeit nehmen. Die Chinesen: Je mehr man eilet, eine Strähne Zwirn auseinander zu wickeln, desto mehr verwirrt man dieselbe. (Hlawatsch, 742.) 9 Wie Zwirn, so Naht; wie Gesetz, so Staat. 10 Zwirn und eine Nadel, das ist das halbe Kleid. *11 A verschtît sich uw a blôe Zwern. (Schles.) – Frommann, III, 414, 549. *12 Das ist mit blauem Zwirn genäht. – Körte, 7202a. 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Zwist. 1 Ein kleiner Zwist bringt oft die Herzen näher. Lat.: Discordia fit carior concordia. (Philippi, I, 122.) 2 Ein Zwist erzeugt den andern. Holl.: De eene twist bringt den anderen voort. (Harrebomée, II, 350a.) 3 Twist makt Quist. – Eichwald, 1965. [Spaltenumbruch] 4 Zwist unter Liebesleuten hat nicht viel zu bedeuten. Holl.: Geliefdens twist is haast bekost. (Harrebomée, II, 250a.) Zwitzizmatz. * Er ist ein Zwitzizmatz. – Sutermeister, 92. Unschlüssig. Zwitter. 1 Auf Zwitter und Zwerge erstirbt weder Lehen noch Erbe. – Graf, 210, 194. Sie waren nach deutschem Rechte erbunfähig, wie Mönche. (S. Hand 25; Kloster 1; Leute 308; Mann 264.) Mhd.: Uppe altvile unde uppe twerge ne irstirft weder len noch erve. (Sachsenspiegel, I, 4.) *2 Zwei Zwitter verbinden, der Nachkommenschaft wegen. – Altmann VI, 519. Zwittergestalt. Zwittergestalten haben dem Teufel den Segen erhalten. Wol allgemein wahr. 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Sandvoss, Sprichwörterlese, S. 137 fg.) 3 Man setzet Zwölfe im Rath; was Einer nicht weiss, der Andere verstaht. „Es saget das deutsche Sprichwort, dass man jr deshalben zwölff im Rath setzet, was einer nicht sehen vnd verstehen kann, das es der andere thue.“ (Lauterbeck, Regentenbuch, IIb.) 4 Wenn es in den Zwölften rohr reift, geräth die Gerste gut. – Boebel, 69. 5 Wenn in den Twölfen de Böme gaut böcket, sau giht et vêle ôwest. – Schambach, II, 685. Wenn in den Zwölfen die Bäume gut „böcken“, so soll es nach dem Volksglauben viel Obst geben. Unter „gaut böcken“ ist das durch Wind veranlasste Zusammenschlagen der Zweige gemeint, wodurch nach dem Glauben des Volks eine starke Befruchtung bewirkt werde. Man hofft also auf ein gutes Obstjahr, wenn der Wind in den Zwölfen geht. – Die zwölf Tage nach Neujahr gelten als Schicksalstage. Jeder Tag ist an sich schon die Vorbedeutung für Wetter und Schicksal eines Monats des folgenden Jahres. 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5 Ohne Zwirn macht man aus dem bessten (schönsten) Zeuge kein Kleid.
Wir sind der Zwirn, mit dem die Kleider des Königs gemacht (d. h. die Eroberungs-, Raub- und Verwüstungszüge ausgeführt) werden, rief ein weibliches Mitglied aus dem herrlichen Kriegsheere des afrikanischen Königs von Dahome. (Schattenbild aus Dahome von K. Andree. Hausblätter, 1861, 2. Bd.)
6 Wenn man mit Zwirn näht, wird er kürzer.
„Saht ers wenn ma mit Zwirne neht, wird a kürzer.“ (Keller, 170a.)
7 Wer 'n Zwirn nit spârt, kummt sein Lebtâg zu käun Knâl. (Steiermark.)
Zu keinem Knäuel.
8 Wer wirren Zwirn ordnen will, muss sich Zeit nehmen.
Die Chinesen: Je mehr man eilet, eine Strähne Zwirn auseinander zu wickeln, desto mehr verwirrt man dieselbe. (Hlawatsch, 742.)
9 Wie Zwirn, so Naht; wie Gesetz, so Staat.
10 Zwirn und eine Nadel, das ist das halbe Kleid.
*11 A verschtît sich uw a blôe Zwern. (Schles.) – Frommann, III, 414, 549.
*12 Das ist mit blauem Zwirn genäht. – Körte, 7202a.
Von unhaltbaren Behauptungen und Beweisen.
*13 Das war schlechter Zwirn.
Mittel und Verfahren taugten nichts.
*14 Der Zwirn gît em aus. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 126; Frischbier, 4193.
Seine Gedanken sind erschöpft, er weiss nichts mehr zu sagen. In Ostpreussen auch, um männliche Unfruchtbarkeit zu bezeichnen.
*15 Der Zwirn ist (war) aus schlechtem Garn gesponnen.
*16 Du himmelblauer Zwirn!
Ausruf der Entrüstung.
*17 Er hat den guten Zwirn früher in schlechte Säcke vernäht. – Körte, 7202b.
Wenn z. B. des ledigen Lebemanns endlicher Ehestand kinderlos bleibt.
*18 Er will seinen junge Zwirn in keine alten Lumpen vernähen.
Von jungen Männern, die keine alten Frauen heirathen wollen.
*19 Ich will diesen verwirrten Zwirn nicht aufwickeln.
Von einer sehr verworrenen Angelegenheit.
Frz.: Donner du fil à quelqu'un. (Lendroy, 750.)
*20 Sein Zwirn ist alle (zu Ende).
Seine Mittel sind erschöpft.
*21 Sich auf blauen Zwirn verstehen.
*22 Sie hat blauen Zwirn feil. (Meiningen.)
Von einem Mädchen, das zum Tanz gegangen ist, aber nicht dazu aufgefordert wird.
*23 Sie ist vom Zwirn auf die Nadel gekommen.
Sie ist von einem aufs andere gekommen, hat alles haarklein mit allen Nebenumständen erzählt.
*24 Solcher Zwirn gibt solche Naht.
Zwischen.
1 Zwischen zwölf (Uhr) und Mittag vieles noch geschehen mag. – Eiselein, 663.
Engl.: Many things fall between the cup and the lip.
Frz.: Il arrive beaucoup de choses entre la bouche et le verre.
It.: Dalla mano alla bocca spesso si perde la zuppa.
Lat.: Inter manum et mentum. (Eiselein, 662.) – Inter os et offam (multa intervenire possunt). – Insperata accidunt magis saepe quam quae speres. – Multa cadunt inter calicem, supremaque labra.
Schwed.: Man wet ej hwad som kan ske innan aftonen. (Marin, 20.)
*2 Zwischen zwölf Uhr und Mittag.
Zwischenraum.
Steck in den Zwischenraum deine Aehre.
Dies Sprichwort sagt: Steh mir bei, gib dein Scherflein auch dazu. (Schleicher, Litauische Märchen, 188.)
Zwist.
1 Ein kleiner Zwist bringt oft die Herzen näher.
Lat.: Discordia fit carior concordia. (Philippi, I, 122.)
2 Ein Zwist erzeugt den andern.
Holl.: De eene twist bringt den anderen voort. (Harrebomée, II, 350a.)
3 Twist makt Quist. – Eichwald, 1965.
4 Zwist unter Liebesleuten hat nicht viel zu bedeuten.
Holl.: Geliefdens twist is haast bekost. (Harrebomée, II, 250a.)
Zwitzizmatz.
* Er ist ein Zwitzizmatz. – Sutermeister, 92.
Unschlüssig.
Zwitter.
1 Auf Zwitter und Zwerge erstirbt weder Lehen noch Erbe. – Graf, 210, 194.
Sie waren nach deutschem Rechte erbunfähig, wie Mönche. (S. Hand 25; Kloster 1; Leute 308; Mann 264.)
Mhd.: Uppe altvile unde uppe twerge ne irstirft weder len noch erve. (Sachsenspiegel, I, 4.)
*2 Zwei Zwitter verbinden, der Nachkommenschaft wegen. – Altmann VI, 519.
Zwittergestalt.
Zwittergestalten haben dem Teufel den Segen erhalten.
Wol allgemein wahr. Selbst Ortschaften, bei denen man nicht weiss, ob sie eigentliche Städte oder Dörfer sind, nennt Riehl (in: Land und Leute) solche „Zwittergestalten“, die der Teufel gesegnet habe.
Zwölf.
1 Bis zwölf liegt heut der Faule grollend im Bett, weil er gestern bis elf geschlafen hat. – Altmann VI, 457.
2 Nach Zwölf is aans, was mer thut. – Tendlau, 884.
Wortspiel mit Eins und gleichgültig.
3 Tüsken twalf un een sünd alle Düfels to Been. (Ostfr.) – Bueren, 1161; Hauskalender, III.
4 Tûsken Twialben un Eine send oalle Düfels (Geister) to Beine. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 282, 21; Kern, 1235.
Die Mitternachtsstunde als bekannte Geisterstunde.
5 Von twölfen bet einen sind alle Geister to Beinen. (Göttingen.) – Schambach, 377.
Von zwölf bis eins sind alle Geister auf den Beinen.
6 Von zwelwe bäs ûf Mätâg äs net lang. – Schuster, 1051.
*7 Es währt von zwölf bis Mittag. – Binder III, 4234.
*8 Zwölf solche geben auch ein Dutzend.
Zwölfe.
1 Helle (d. h. mondhelle) Zwölften, dunkle1 Scheunen (und umgekehrt). – Boebel, 69.
1) Bei Frischbier (368) heisst es statt dessen: helle d. i. leere Scheunen. Was ist richtig?
2 In den Zwölfen soll man den Wolf nicht bei seinem Namen nennen. – Blum, 365.
Unter den Zwölfen sind die Tage von Weihnachten bis zum heiligen Dreikönigstage (25. December bis 6. Januar) zu verstehen. Ein alter Aberglaube, weil man meint, er falle sonst die Heerde an; man soll ihn nicht Wolf, sondern Ding, Unthier u. dgl. nennen. In der Regel braucht man es uneigentlich, wenn man sich scheut, den Namen von jemand, der uns schaden kann, zu nennen. (Vgl. Sandvoss, Sprichwörterlese, S. 137 fg.)
3 Man setzet Zwölfe im Rath; was Einer nicht weiss, der Andere verstaht.
„Es saget das deutsche Sprichwort, dass man jr deshalben zwölff im Rath setzet, was einer nicht sehen vnd verstehen kann, das es der andere thue.“ (Lauterbeck, Regentenbuch, IIb.)
4 Wenn es in den Zwölften rohr reift, geräth die Gerste gut. – Boebel, 69.
5 Wenn in den Twölfen de Böme gaut böcket, sau giht et vêle ôwest. – Schambach, II, 685.
Wenn in den Zwölfen die Bäume gut „böcken“, so soll es nach dem Volksglauben viel Obst geben. Unter „gaut böcken“ ist das durch Wind veranlasste Zusammenschlagen der Zweige gemeint, wodurch nach dem Glauben des Volks eine starke Befruchtung bewirkt werde. Man hofft also auf ein gutes Obstjahr, wenn der Wind in den Zwölfen geht. – Die zwölf Tage nach Neujahr gelten als Schicksalstage. Jeder Tag ist an sich schon die Vorbedeutung für Wetter und Schicksal eines Monats des folgenden Jahres. Man glaubt auch, wenn während dieser zwölf Tage ein Kleidungsstück zerrissen werde, so sterbe zwölf Jahre nacheinander jährlich ein Mensch aus dem Hause. (Vgl. Ad. Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart.)
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