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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 6 Die Medicin muss gut gewirkt haben, ich sah den Todtengräber aus dem Hause kommen, sagte der Bube, als ihn der Doctor fragte, wie die Arzenei der Frau bekommen sei.


Medicus.

10 Die Medici sind rechte Künstler, sie helffen manchem in den Himmel, der gern noch länger auf Erden leben wollte. - Wirth, I, 346.

11 Ein alter Medicus darff kein newen Kirchhof. - Herberger, Ib, 79.


Meer.

115 Das Meer treibt nicht alle Tage (Jahre) einen Wal ans Land.

116 Das schlafende Meer ist das Zifferblatt des Sturmes.

Lat.: Tranquillitas ubi adest, procellas prospice. (Sailer, Sprüche, 207.)

117 Der fürchtet nicht das Meer, dess Schiffer Noah ist.

118 Ehe man das Meer nicht sieht, braucht man die Schenkel nicht aufzustreifen. - Merx, 78.

119 Es wäre geschehen um das Meer, gäben die Flüsse kein Wasser her.

Die Russen: Die Seen wären übel dran, wenn die Bäche kein Wasser hineinführten. (Altmann V, 103.)

120 Im Meere ist kein Fischmarkt. - Merx, 173.

121 Man braucht nicht das ganze Meer auszutrinken, um zu wissen, dass das Wasser salzig ist.

Holl.: Men behoeft de gansche zee niet uit te drinken, om te proeven, dat haar water zout is. (Harrebomee, II, 499b.)

122 So lange man noch auf dem Meer ist, darf man es mit dem Teufel nicht verderben. - Schuller, 51.

123 Wenn auf dem Meer ein Unglück geschehn, kann man viel kluge Leut auf dem Lande sehn. - Bertram, 70.

124 Wer auf dem Meer gewesen ist, der weiss, was fürchten heisst.

Poln.: Kto zna morze, wie co gorze. Kto na morzu niebywal, ten dziwow niewidzal. (Celakovsky, 120.)

125 Wer das Meer austrinkt, kann dann trocknen Fusses hindurchgehen.

Holl.: Die de zee weet leeg te drinken, kan droogvoets aan land komen. (Harrebomee, II, 493.)

*126 Das Meer in Ravenna suchen.

Etwas am unrechten Orte suchen. Ravenna war nämlich zur Gothenzeit noch ein Hafenplatz am Adriatischen Meer, ist aber durch allmähliche Versumpfung und Anschwemmung jetzt dem Meer weit entrückt und Binnenstadt.

It.: Cercare Maria per Ravenna. (Giani, 1820.)

*127 Das Meer pflügen.

Von unfruchtbarer Thätigkeit.

Lat.: Litus arare. In litus arenas fundere. (Ovid.)


Meffert (s. Möffert).

*1 Peter Meffert.

Ob der sprichwörtliche Name Peter Meffert, der sowol in Berlin (Büchmann, 8. Aufl., S. 88) nach Brand, Die deutsche Sprache in Posen (S. 175), als auch in Posen und häufig in Schlesien, wie an andern Orten vorkommt, an eine wirkliche Person erinnert, oder der Volksbühne in ähnlicher Weise wie etwa Hanswurst entlehnt ist, weiss man nicht. In Christian Weisse's 1680 am 6. März in Zittau aufgeführten "Lustspiel von einer zweifachen Poetenzunft" wird Peter Meffert als Primus einer Schule genannt.

*2 Peter Meffert heft Waaren feil.

Lappenberg in seiner Ausgabe Laurembergs, in dessen viertem Scherzgedicht Von altmodischer Poesie und Reimen (S. 348) ein Peter Meffert vorkommt, bemerkt, dass die obige Redensart in Lübeck üblich sei, aber er sagt nicht, was sie bedeute. Nach Dr. Deecke bedeutet Peter Meffert in Bremen einen wohlgesättigten, aber keineswegs zufriedenen Mann, wie er im Thüringischen den Beigeschmack eines einfältigen habe.


Mehl.

77 Ein Sack voll Mehl und ein Beutel voll Geld, das sind die besten Vettern in der Welt. (Rumänisch.) - Franzos, Vom Don zur Donau.

78 Wer Mehl im Munde hat, kann kein Feuer anblasen.

[Spaltenumbruch] 79 Wo man Mehl findet, mag man auch nach Speck suchen. (Rumänisch.) - Neue Freie Presse, 4592.

*80 Das Mäl im Mund behalten vnd mummum sagen. - Theatr. Diabolorum, 412.


Mehlsack.

10 Wo Mehlsäcke stehn, da können wir auch Speck auf dem Boden sehn. - Schuller, 48.


Mehr.

14 Hett mancher nit mehr, dan syn wer mit recht, der mehr ist her, wer dan wol knecht. - Weinsberg, 107.

*15 Er kann mehr als groschen zelen. - Mathesius, Sarepta, XXXVIa.

*16 Er will mehr sein, denn ander leut. - Mathesius, Postilla, CCXXIb.

*17 'S woar mehr as zu viel. - Gomolcke, 1012.


Meidlin.

3 Wo Meitscheni sind, da find't der Teufel das thüri offen. - Gotthelf, Erzählungen, I, 229.


Meile.

25 Die letzte Meile ist die längste.

Die Russen: Unter sieben Werste ist die die längste, welche zur Herberge führt. (Altmann VI, 456.)

26 Eine Meile im Regen sind mehr als zehn Meilen.

Auch die Russen sind dieser Meinung. (Altmann VI, 406.)

27 Was für die Meile zu lang ist, muss man nicht mit der Elle messen.

28 Was nur drey Meilen hinterm Backofen kommen ist, das thut selten gut. - Herberger, I, 780.

29 Zehn Meilen hinter uns sind nicht so lang als eine vor uns.

Der zurückgelegte Weg erscheint kürzer als der, den wir noch vor uns haben, was auch die Russen behaupten. (Altmann VI, 428.)

*30 Twei Meile op jenseid Waiwai. (Litauen.) - Frischbier, 3966.


Mein.

27 Das mein und dein macht alle freundt vnrein. - Zinkgref, IV, 149.

28 Man sagt immer: mein Gott und unsere lieben Frauen.

Voltaire fragt boshaft: warum?

*29 Er kann mein und dein nicht unterscheiden.


Meinen (die).

Lass du mich bei den Meinen finden, so darfst mir Händ' und Füsse binden.

It.: Legami mani e piedi, ma gittami fra' miei. (Giani, 1070.)


Meinen.

178 As män meint, genarrt män sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird man zum Narren, täuscht sich. - Antwort auf die Redensart: "ich meinte".

179 Es ist nit, wie man's meint, es ist, wie's kommt. - Wurth, 46.

180 Gmoant und gloant is umgfaln. (Oesterreichisch.)

D. h. wer nur beispielsweise meint, dass er sich anlehnen könne, also keine Lehne da ist, der fällt natürlich um. Dieses Sprichwort wird angewendet, wenn einer durch eine irrige Meinung, die er theilte, einen Schaden erlitten hat.

181 Wer meynt, er kan es gar, der bleibet ein Narr jmmerdar. - Theatr. Diabolorum, 376a.

182 Wol gemeynet, vbel gerathen.

Lat.: Optima cogitata pessime cadunt. (Herberger, Ib 251.)

*183 A ment, als wenn a "gleise Gott" es ne besser verstanden hätte. (Hirschberg.)

*184 Er meint, er habe die Weisheit gepachtet.

Holl.: Hij denkt, dat hij de wijsheid in pacht heeft. (Harrebomee, II, 167a.)

*185 Er meint, er hot eingenömmen Otschakew1. (Podolien.)

1) Otschakow oder Oczakow, eine starke Festung am Schwarzen Meere. Ironisch, wenn jemand sich einbildet eine grosse Heldenthat vollbracht zu haben.

*186 Er meint nit die Drusche nor die Bakusche.

Er meint nicht die Predigt, nur die Bitte. - Es ist dem Prediger nicht um die Predigt zu thun, sondern um den Lohn, den er dafür erhält.

[Spaltenumbruch] 6 Die Medicin muss gut gewirkt haben, ich sah den Todtengräber aus dem Hause kommen, sagte der Bube, als ihn der Doctor fragte, wie die Arzenei der Frau bekommen sei.


Medicus.

10 Die Medici sind rechte Künstler, sie helffen manchem in den Himmel, der gern noch länger auf Erden leben wollte.Wirth, I, 346.

11 Ein alter Medicus darff kein newen Kirchhof.Herberger, Ib, 79.


Meer.

115 Das Meer treibt nicht alle Tage (Jahre) einen Wal ans Land.

116 Das schlafende Meer ist das Zifferblatt des Sturmes.

Lat.: Tranquillitas ubi adest, procellas prospice. (Sailer, Sprüche, 207.)

117 Der fürchtet nicht das Meer, dess Schiffer Noah ist.

118 Ehe man das Meer nicht sieht, braucht man die Schenkel nicht aufzustreifen.Merx, 78.

119 Es wäre geschehen um das Meer, gäben die Flüsse kein Wasser her.

Die Russen: Die Seen wären übel dran, wenn die Bäche kein Wasser hineinführten. (Altmann V, 103.)

120 Im Meere ist kein Fischmarkt.Merx, 173.

121 Man braucht nicht das ganze Meer auszutrinken, um zu wissen, dass das Wasser salzig ist.

Holl.: Men behoeft de gansche zee niet uit te drinken, om te proeven, dat haar water zout is. (Harrebomée, II, 499b.)

122 So lange man noch auf dem Meer ist, darf man es mit dem Teufel nicht verderben.Schuller, 51.

123 Wenn auf dem Meer ein Unglück geschehn, kann man viel kluge Leut auf dem Lande sehn.Bertram, 70.

124 Wer auf dem Meer gewesen ist, der weiss, was fürchten heisst.

Poln.: Kto zna morze, wie co gorze. Kto na morzu niebywał, ten dziwów niewidźał. (Čelakovský, 120.)

125 Wer das Meer austrinkt, kann dann trocknen Fusses hindurchgehen.

Holl.: Die de zee weet leêg te drinken, kan droogvoets aan land komen. (Harrebomée, II, 493.)

*126 Das Meer in Ravenna suchen.

Etwas am unrechten Orte suchen. Ravenna war nämlich zur Gothenzeit noch ein Hafenplatz am Adriatischen Meer, ist aber durch allmähliche Versumpfung und Anschwemmung jetzt dem Meer weit entrückt und Binnenstadt.

It.: Cercare Maria per Ravenna. (Giani, 1820.)

*127 Das Meer pflügen.

Von unfruchtbarer Thätigkeit.

Lat.: Litus arare. In litus arenas fundere. (Ovid.)


Meffert (s. Möffert).

*1 Peter Meffert.

Ob der sprichwörtliche Name Peter Meffert, der sowol in Berlin (Büchmann, 8. Aufl., S. 88) nach Brand, Die deutsche Sprache in Posen (S. 175), als auch in Posen und häufig in Schlesien, wie an andern Orten vorkommt, an eine wirkliche Person erinnert, oder der Volksbühne in ähnlicher Weise wie etwa Hanswurst entlehnt ist, weiss man nicht. In Christian Weisse's 1680 am 6. März in Zittau aufgeführten „Lustspiel von einer zweifachen Poetenzunft“ wird Peter Meffert als Primus einer Schule genannt.

*2 Peter Meffert heft Waaren feil.

Lappenberg in seiner Ausgabe Laurembergs, in dessen viertem Scherzgedicht Von altmodischer Poesie und Reimen (S. 348) ein Peter Meffert vorkommt, bemerkt, dass die obige Redensart in Lübeck üblich sei, aber er sagt nicht, was sie bedeute. Nach Dr. Deecke bedeutet Peter Meffert in Bremen einen wohlgesättigten, aber keineswegs zufriedenen Mann, wie er im Thüringischen den Beigeschmack eines einfältigen habe.


Mehl.

77 Ein Sack voll Mehl und ein Beutel voll Geld, das sind die besten Vettern in der Welt. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.

78 Wer Mehl im Munde hat, kann kein Feuer anblasen.

[Spaltenumbruch] 79 Wo man Mehl findet, mag man auch nach Speck suchen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.

*80 Das Mäl im Mund behalten vnd mummum sagen.Theatr. Diabolorum, 412.


Mehlsack.

10 Wo Mehlsäcke stehn, da können wir auch Speck auf dem Boden sehn.Schuller, 48.


Mehr.

14 Hett mancher nit mehr, dan syn wer mit recht, der mehr ist her, wer dan wol knecht.Weinsberg, 107.

*15 Er kann mehr als groschen zelen.Mathesius, Sarepta, XXXVIa.

*16 Er will mehr sein, denn ander leut.Mathesius, Postilla, CCXXIb.

*17 'S woar mehr as zu viel.Gomolcke, 1012.


Meidlin.

3 Wo Meitscheni sind, da find't der Teufel das thüri offen.Gotthelf, Erzählungen, I, 229.


Meile.

25 Die letzte Meile ist die längste.

Die Russen: Unter sieben Werste ist die die längste, welche zur Herberge führt. (Altmann VI, 456.)

26 Eine Meile im Regen sind mehr als zehn Meilen.

Auch die Russen sind dieser Meinung. (Altmann VI, 406.)

27 Was für die Meile zu lang ist, muss man nicht mit der Elle messen.

28 Was nur drey Meilen hinterm Backofen kommen ist, das thut selten gut.Herberger, I, 780.

29 Zehn Meilen hinter uns sind nicht so lang als eine vor uns.

Der zurückgelegte Weg erscheint kürzer als der, den wir noch vor uns haben, was auch die Russen behaupten. (Altmann VI, 428.)

*30 Twei Mîle op jensîd Waiwai. (Litauen.) – Frischbier, 3966.


Mein.

27 Das mein und dein macht alle freundt vnrein.Zinkgref, IV, 149.

28 Man sagt immer: mein Gott und unsere lieben Frauen.

Voltaire fragt boshaft: warum?

*29 Er kann mein und dein nicht unterscheiden.


Meinen (die).

Lass du mich bei den Meinen finden, so darfst mir Händ' und Füsse binden.

It.: Legami mani e piedi, ma gittami fra' miei. (Giani, 1070.)


Meinen.

178 As män meint, genarrt män sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird man zum Narren, täuscht sich. – Antwort auf die Redensart: „ich meinte“.

179 Es ist nit, wie man's meint, es ist, wie's kommt.Wurth, 46.

180 Gmoant und gloant is umgfåln. (Oesterreichisch.)

D. h. wer nur beispielsweise meint, dass er sich anlehnen könne, also keine Lehne da ist, der fällt natürlich um. Dieses Sprichwort wird angewendet, wenn einer durch eine irrige Meinung, die er theilte, einen Schaden erlitten hat.

181 Wer meynt, er kan es gar, der bleibet ein Narr jmmerdar.Theatr. Diabolorum, 376a.

182 Wol gemeynet, vbel gerathen.

Lat.: Optima cogitata pessime cadunt. (Herberger, Ib 251.)

*183 A mênt, als wenn a „gleise Gott“ es ne besser verstanden hätte. (Hirschberg.)

*184 Er meint, er habe die Weisheit gepachtet.

Holl.: Hij denkt, dat hij de wijsheid in pacht heeft. (Harrebomée, II, 167a.)

*185 Er meint, er hot eingenömmen Otschakew1. (Podolien.)

1) Otschakow oder Oczakow, eine starke Festung am Schwarzen Meere. Ironisch, wenn jemand sich einbildet eine grosse Heldenthat vollbracht zu haben.

*186 Er meint nit die Drusche nor die Bakusche.

Er meint nicht die Predigt, nur die Bitte. – Es ist dem Prediger nicht um die Predigt zu thun, sondern um den Lohn, den er dafür erhält.

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[[799]/0811] 6 Die Medicin muss gut gewirkt haben, ich sah den Todtengräber aus dem Hause kommen, sagte der Bube, als ihn der Doctor fragte, wie die Arzenei der Frau bekommen sei. Medicus. 10 Die Medici sind rechte Künstler, sie helffen manchem in den Himmel, der gern noch länger auf Erden leben wollte. – Wirth, I, 346. 11 Ein alter Medicus darff kein newen Kirchhof. – Herberger, Ib, 79. Meer. 115 Das Meer treibt nicht alle Tage (Jahre) einen Wal ans Land. 116 Das schlafende Meer ist das Zifferblatt des Sturmes. Lat.: Tranquillitas ubi adest, procellas prospice. (Sailer, Sprüche, 207.) 117 Der fürchtet nicht das Meer, dess Schiffer Noah ist. 118 Ehe man das Meer nicht sieht, braucht man die Schenkel nicht aufzustreifen. – Merx, 78. 119 Es wäre geschehen um das Meer, gäben die Flüsse kein Wasser her. Die Russen: Die Seen wären übel dran, wenn die Bäche kein Wasser hineinführten. (Altmann V, 103.) 120 Im Meere ist kein Fischmarkt. – Merx, 173. 121 Man braucht nicht das ganze Meer auszutrinken, um zu wissen, dass das Wasser salzig ist. Holl.: Men behoeft de gansche zee niet uit te drinken, om te proeven, dat haar water zout is. (Harrebomée, II, 499b.) 122 So lange man noch auf dem Meer ist, darf man es mit dem Teufel nicht verderben. – Schuller, 51. 123 Wenn auf dem Meer ein Unglück geschehn, kann man viel kluge Leut auf dem Lande sehn. – Bertram, 70. 124 Wer auf dem Meer gewesen ist, der weiss, was fürchten heisst. Poln.: Kto zna morze, wie co gorze. Kto na morzu niebywał, ten dziwów niewidźał. (Čelakovský, 120.) 125 Wer das Meer austrinkt, kann dann trocknen Fusses hindurchgehen. Holl.: Die de zee weet leêg te drinken, kan droogvoets aan land komen. (Harrebomée, II, 493.) *126 Das Meer in Ravenna suchen. Etwas am unrechten Orte suchen. Ravenna war nämlich zur Gothenzeit noch ein Hafenplatz am Adriatischen Meer, ist aber durch allmähliche Versumpfung und Anschwemmung jetzt dem Meer weit entrückt und Binnenstadt. It.: Cercare Maria per Ravenna. (Giani, 1820.) *127 Das Meer pflügen. Von unfruchtbarer Thätigkeit. Lat.: Litus arare. In litus arenas fundere. (Ovid.) Meffert (s. Möffert). *1 Peter Meffert. Ob der sprichwörtliche Name Peter Meffert, der sowol in Berlin (Büchmann, 8. Aufl., S. 88) nach Brand, Die deutsche Sprache in Posen (S. 175), als auch in Posen und häufig in Schlesien, wie an andern Orten vorkommt, an eine wirkliche Person erinnert, oder der Volksbühne in ähnlicher Weise wie etwa Hanswurst entlehnt ist, weiss man nicht. In Christian Weisse's 1680 am 6. März in Zittau aufgeführten „Lustspiel von einer zweifachen Poetenzunft“ wird Peter Meffert als Primus einer Schule genannt. *2 Peter Meffert heft Waaren feil. Lappenberg in seiner Ausgabe Laurembergs, in dessen viertem Scherzgedicht Von altmodischer Poesie und Reimen (S. 348) ein Peter Meffert vorkommt, bemerkt, dass die obige Redensart in Lübeck üblich sei, aber er sagt nicht, was sie bedeute. Nach Dr. Deecke bedeutet Peter Meffert in Bremen einen wohlgesättigten, aber keineswegs zufriedenen Mann, wie er im Thüringischen den Beigeschmack eines einfältigen habe. Mehl. 77 Ein Sack voll Mehl und ein Beutel voll Geld, das sind die besten Vettern in der Welt. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau. 78 Wer Mehl im Munde hat, kann kein Feuer anblasen. 79 Wo man Mehl findet, mag man auch nach Speck suchen. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592. *80 Das Mäl im Mund behalten vnd mummum sagen. – Theatr. Diabolorum, 412. Mehlsack. 10 Wo Mehlsäcke stehn, da können wir auch Speck auf dem Boden sehn. – Schuller, 48. Mehr. 14 Hett mancher nit mehr, dan syn wer mit recht, der mehr ist her, wer dan wol knecht. – Weinsberg, 107. *15 Er kann mehr als groschen zelen. – Mathesius, Sarepta, XXXVIa. *16 Er will mehr sein, denn ander leut. – Mathesius, Postilla, CCXXIb. *17 'S woar mehr as zu viel. – Gomolcke, 1012. Meidlin. 3 Wo Meitscheni sind, da find't der Teufel das thüri offen. – Gotthelf, Erzählungen, I, 229. Meile. 25 Die letzte Meile ist die längste. Die Russen: Unter sieben Werste ist die die längste, welche zur Herberge führt. (Altmann VI, 456.) 26 Eine Meile im Regen sind mehr als zehn Meilen. Auch die Russen sind dieser Meinung. (Altmann VI, 406.) 27 Was für die Meile zu lang ist, muss man nicht mit der Elle messen. 28 Was nur drey Meilen hinterm Backofen kommen ist, das thut selten gut. – Herberger, I, 780. 29 Zehn Meilen hinter uns sind nicht so lang als eine vor uns. Der zurückgelegte Weg erscheint kürzer als der, den wir noch vor uns haben, was auch die Russen behaupten. (Altmann VI, 428.) *30 Twei Mîle op jensîd Waiwai. (Litauen.) – Frischbier, 3966. Mein. 27 Das mein und dein macht alle freundt vnrein. – Zinkgref, IV, 149. 28 Man sagt immer: mein Gott und unsere lieben Frauen. Voltaire fragt boshaft: warum? *29 Er kann mein und dein nicht unterscheiden. Meinen (die). Lass du mich bei den Meinen finden, so darfst mir Händ' und Füsse binden. It.: Legami mani e piedi, ma gittami fra' miei. (Giani, 1070.) Meinen. 178 As män meint, genarrt män sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wird man zum Narren, täuscht sich. – Antwort auf die Redensart: „ich meinte“. 179 Es ist nit, wie man's meint, es ist, wie's kommt. – Wurth, 46. 180 Gmoant und gloant is umgfåln. (Oesterreichisch.) D. h. wer nur beispielsweise meint, dass er sich anlehnen könne, also keine Lehne da ist, der fällt natürlich um. Dieses Sprichwort wird angewendet, wenn einer durch eine irrige Meinung, die er theilte, einen Schaden erlitten hat. 181 Wer meynt, er kan es gar, der bleibet ein Narr jmmerdar. – Theatr. Diabolorum, 376a. 182 Wol gemeynet, vbel gerathen. Lat.: Optima cogitata pessime cadunt. (Herberger, Ib 251.) *183 A mênt, als wenn a „gleise Gott“ es ne besser verstanden hätte. (Hirschberg.) *184 Er meint, er habe die Weisheit gepachtet. Holl.: Hij denkt, dat hij de wijsheid in pacht heeft. (Harrebomée, II, 167a.) *185 Er meint, er hot eingenömmen Otschakew1. (Podolien.) 1) Otschakow oder Oczakow, eine starke Festung am Schwarzen Meere. Ironisch, wenn jemand sich einbildet eine grosse Heldenthat vollbracht zu haben. *186 Er meint nit die Drusche nor die Bakusche. Er meint nicht die Predigt, nur die Bitte. – Es ist dem Prediger nicht um die Predigt zu thun, sondern um den Lohn, den er dafür erhält.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [799]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/811>, abgerufen am 22.11.2024.