Anwendung der preußischen Kappen über Corridoren etc.
Die Anwendung der preußischen Kappen über Corri- doren, Zimmern u. s. w. unterscheidet sich von dem, in den vor- genannten Beispielen gegebenen Verfahren nicht wesentlich; im Allge- meinen vermeidet man die Spannweiten über 2,5m, weil sonst zu starke Widerlagsmauern erforderlich sind. Einen sehr häufig vorkommenden Fall erkennen wir in Fig. 319, in welcher der seitliche 2,5m breite Gang mit einer preußischen Kappe bedeckt worden ist; da die Widerlags- mauern in den Etagen die genügende Stärke nicht besitzen, um dem Kappenschub hinreichenden Widerstand leisten zu können, sind in Ent- fernung von 2m Schließen (Zugstangen) zum Auffangen des Gewölbe- schubs angeordnet worden. Die Kappen sind 1/2 Ziegel stark und ohne Verstärkungsrippen ausgeführt.
Weit vortheilhafter wäre es, die Kappenaxen normal zur Außen- mauer zu verlegen und zwar derartig, daß in 1,5--2m Entfer- nungen Traversen verlegt werden, auf welche die Kappenanläufe zu liegen kommen, wie die Skizze Fig. 320 angiebt. Auf diese Weise erleiden die Mauern gar keinen Seitenschub, sondern macht sich nur ein verticaler Druck geltend.
Wie bereits erwähnt wurde, können die Kappen auch eine solche Lage erhalten, daß die Axe entweder ansteigt oder auch ganz vertical zu stehen kommt; in letzterem Falle befinden sich die Anläufe und die Axe in einer verticalen Ebene.
Die beiden letzten Anordnungen finden wir sehr häufig bei Isolirung der äußeren Funda- mente vom feuchten Erdboden und in den
[Abbildung]
Fig. 320.
Fig. 321 und 322 veranschaulicht. In dem Beispiel Fig. 321 legt sich eine lange Kappe, deren Widerlager vertical übereinander liegen, gegen die Außenmauer, wodurch ein linsenförmiger Luftkanal entsteht; die Kappe hält die Erde von der Gebäudemauer ab und den Keller trocken. Zwischen dem Isolirkanal und der äußeren Luft sind einige Circulationsschläuche b vorhanden, damit im Sommer die Luft im Kanal gehörig austrockne. Bei feuchter Witterung wird die äußere Mündung des Schlauches b mittelst einer Klappe gesperrt. Um auch das Aufsteigen der Erdfeuchtigkeit durch das Bruchsteinbanquett zu
Anwendung der preußiſchen Kappen über Corridoren ꝛc.
Die Anwendung der preußiſchen Kappen über Corri- doren, Zimmern u. ſ. w. unterſcheidet ſich von dem, in den vor- genannten Beiſpielen gegebenen Verfahren nicht weſentlich; im Allge- meinen vermeidet man die Spannweiten über 2,5m, weil ſonſt zu ſtarke Widerlagsmauern erforderlich ſind. Einen ſehr häufig vorkommenden Fall erkennen wir in Fig. 319, in welcher der ſeitliche 2,5m breite Gang mit einer preußiſchen Kappe bedeckt worden iſt; da die Widerlags- mauern in den Etagen die genügende Stärke nicht beſitzen, um dem Kappenſchub hinreichenden Widerſtand leiſten zu können, ſind in Ent- fernung von 2m Schließen (Zugſtangen) zum Auffangen des Gewölbe- ſchubs angeordnet worden. Die Kappen ſind ½ Ziegel ſtark und ohne Verſtärkungsrippen ausgeführt.
Weit vortheilhafter wäre es, die Kappenaxen normal zur Außen- mauer zu verlegen und zwar derartig, daß in 1,5—2m Entfer- nungen Traverſen verlegt werden, auf welche die Kappenanläufe zu liegen kommen, wie die Skizze Fig. 320 angiebt. Auf dieſe Weiſe erleiden die Mauern gar keinen Seitenſchub, ſondern macht ſich nur ein verticaler Druck geltend.
Wie bereits erwähnt wurde, können die Kappen auch eine ſolche Lage erhalten, daß die Axe entweder anſteigt oder auch ganz vertical zu ſtehen kommt; in letzterem Falle befinden ſich die Anläufe und die Axe in einer verticalen Ebene.
Die beiden letzten Anordnungen finden wir ſehr häufig bei Iſolirung der äußeren Funda- mente vom feuchten Erdboden und in den
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Fig. 320.
Fig. 321 und 322 veranſchaulicht. In dem Beiſpiel Fig. 321 legt ſich eine lange Kappe, deren Widerlager vertical übereinander liegen, gegen die Außenmauer, wodurch ein linſenförmiger Luftkanal entſteht; die Kappe hält die Erde von der Gebäudemauer ab und den Keller trocken. Zwiſchen dem Iſolirkanal und der äußeren Luft ſind einige Circulationsſchläuche b vorhanden, damit im Sommer die Luft im Kanal gehörig austrockne. Bei feuchter Witterung wird die äußere Mündung des Schlauches b mittelſt einer Klappe geſperrt. Um auch das Aufſteigen der Erdfeuchtigkeit durch das Bruchſteinbanquett zu
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Anwendung der preußiſchen Kappen über Corridoren ꝛc.
Die Anwendung der preußiſchen Kappen über Corri-
doren, Zimmern u. ſ. w. unterſcheidet ſich von dem, in den vor-
genannten Beiſpielen gegebenen Verfahren nicht weſentlich; im Allge-
meinen vermeidet man die Spannweiten über 2,5m, weil ſonſt zu ſtarke
Widerlagsmauern erforderlich ſind. Einen ſehr häufig vorkommenden
Fall erkennen wir in Fig. 319, in welcher der ſeitliche 2,5m breite Gang
mit einer preußiſchen Kappe bedeckt worden iſt; da die Widerlags-
mauern in den Etagen die genügende Stärke nicht beſitzen, um dem
Kappenſchub hinreichenden Widerſtand leiſten zu können, ſind in Ent-
fernung von 2m Schließen (Zugſtangen) zum Auffangen des Gewölbe-
ſchubs angeordnet worden. Die Kappen ſind ½ Ziegel ſtark und
ohne Verſtärkungsrippen ausgeführt.
Weit vortheilhafter wäre es, die Kappenaxen normal zur Außen-
mauer zu verlegen und zwar derartig, daß in 1,5—2m Entfer-
nungen Traverſen verlegt werden, auf welche
die Kappenanläufe zu liegen kommen, wie
die Skizze Fig. 320 angiebt. Auf dieſe Weiſe
erleiden die Mauern gar keinen Seitenſchub,
ſondern macht ſich nur ein verticaler Druck
geltend.
Wie bereits erwähnt wurde, können die
Kappen auch eine ſolche Lage erhalten, daß
die Axe entweder anſteigt oder auch ganz
vertical zu ſtehen kommt; in letzterem Falle
befinden ſich die Anläufe und die Axe in einer
verticalen Ebene.
Die beiden letzten Anordnungen finden wir
ſehr häufig bei Iſolirung der äußeren Funda-
mente vom feuchten Erdboden und in den
[Abbildung Fig. 320.]
Fig. 321 und 322 veranſchaulicht. In dem Beiſpiel Fig. 321 legt ſich
eine lange Kappe, deren Widerlager vertical übereinander liegen,
gegen die Außenmauer, wodurch ein linſenförmiger Luftkanal entſteht;
die Kappe hält die Erde von der Gebäudemauer ab und den Keller
trocken. Zwiſchen dem Iſolirkanal und der äußeren Luft ſind einige
Circulationsſchläuche b vorhanden, damit im Sommer die Luft im
Kanal gehörig austrockne. Bei feuchter Witterung wird die äußere
Mündung des Schlauches b mittelſt einer Klappe geſperrt. Um auch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/327>, abgerufen am 26.06.2024.
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