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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
abschließen. Im erstern Falle kann das Kreuzgewölbe in der Kämpfer-
höhe der Schildbögen beginnen und macht man jeden Pfeilervorsprung
gleich dem Abstand t u, d. h. etwa 1/2 -- 3/4 Ziegel; im anderen Falle
liegt der Fuß des Kreuzgewölbes bedeutend höher und zwar um das
Stück a c. Diese Erhöhung nennt man auch wohl "Stelzung"
und ergiebt sich, wenn im Scheitel des Schildbogens der Abstand
b d = 1/2 -- 3/4 Ziegel abgesteckt und dann vom Schildbogenmittel-
punkt aus ein concentrischer Kreis gezogen wird. Im Grundrisse
giebt a1 c2 die Stelzung an; die Stechung der Scheitellinie darf
selbstverständlich auch nicht fehlen.

Diese Stechung macht man meistens 1/40 der Diagonale.

Bei den bis jetzt erwähnten Kreuzgewölben wurden die Schild-
bögen halbkreisförmig angenommen, zuweilen sind letztere auch ge-
drückte Bögen.

Auch können die Kappen flach sein, wie Fig. 416 zeigt. Die
Stechung ist hier nicht angegeben, weil wir angenommen haben, das

[Abbildung] Fig. 416.
Gewölbe habe sich bereits vollständig gesetzt. Die Stechung wird
überhaupt in Entwürfen niemals berücksichtigt, da sie nur bei der
praktischen Ausführung der Kreuzgewölbe einen Werth hat.

Die spitzbogigen Kreuzgewölbe mit linsenförmigen Kappen nach
Fig. 420 -- 423 bedürfen einer Stechung nicht. Fig. 417 zeigt das
System eines spitzbogigen Kreuzgewölbes mit geraden Kappen.

Bei dem Kreuzgewölbe über einem rechteckigen Raume liegt der
Scheitel stets über dem Schwerpunkte der Grundfläche, nämlich über
dem Durchschnitt der beiden Diagonalen; zum Wand- resp. Schildbogen
nimmt man über der kleineren Rechteck-Seite einen Halbkreis an, nach

Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
abſchließen. Im erſtern Falle kann das Kreuzgewölbe in der Kämpfer-
höhe der Schildbögen beginnen und macht man jeden Pfeilervorſprung
gleich dem Abſtand t u, d. h. etwa ½ — ¾ Ziegel; im anderen Falle
liegt der Fuß des Kreuzgewölbes bedeutend höher und zwar um das
Stück a c. Dieſe Erhöhung nennt man auch wohl „Stelzung
und ergiebt ſich, wenn im Scheitel des Schildbogens der Abſtand
b d = ½ — ¾ Ziegel abgeſteckt und dann vom Schildbogenmittel-
punkt aus ein concentriſcher Kreis gezogen wird. Im Grundriſſe
giebt a1 c2 die Stelzung an; die Stechung der Scheitellinie darf
ſelbſtverſtändlich auch nicht fehlen.

Dieſe Stechung macht man meiſtens 1/40 der Diagonale.

Bei den bis jetzt erwähnten Kreuzgewölben wurden die Schild-
bögen halbkreisförmig angenommen, zuweilen ſind letztere auch ge-
drückte Bögen.

Auch können die Kappen flach ſein, wie Fig. 416 zeigt. Die
Stechung iſt hier nicht angegeben, weil wir angenommen haben, das

[Abbildung] Fig. 416.
Gewölbe habe ſich bereits vollſtändig geſetzt. Die Stechung wird
überhaupt in Entwürfen niemals berückſichtigt, da ſie nur bei der
praktiſchen Ausführung der Kreuzgewölbe einen Werth hat.

Die ſpitzbogigen Kreuzgewölbe mit linſenförmigen Kappen nach
Fig. 420 — 423 bedürfen einer Stechung nicht. Fig. 417 zeigt das
Syſtem eines ſpitzbogigen Kreuzgewölbes mit geraden Kappen.

Bei dem Kreuzgewölbe über einem rechteckigen Raume liegt der
Scheitel ſtets über dem Schwerpunkte der Grundfläche, nämlich über
dem Durchſchnitt der beiden Diagonalen; zum Wand- reſp. Schildbogen
nimmt man über der kleineren Rechteck-Seite einen Halbkreis an, nach

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[404/0420] Zweites Kapitel. Die Gewölbe. abſchließen. Im erſtern Falle kann das Kreuzgewölbe in der Kämpfer- höhe der Schildbögen beginnen und macht man jeden Pfeilervorſprung gleich dem Abſtand t u, d. h. etwa ½ — ¾ Ziegel; im anderen Falle liegt der Fuß des Kreuzgewölbes bedeutend höher und zwar um das Stück a c. Dieſe Erhöhung nennt man auch wohl „Stelzung“ und ergiebt ſich, wenn im Scheitel des Schildbogens der Abſtand b d = ½ — ¾ Ziegel abgeſteckt und dann vom Schildbogenmittel- punkt aus ein concentriſcher Kreis gezogen wird. Im Grundriſſe giebt a1 c2 die Stelzung an; die Stechung der Scheitellinie darf ſelbſtverſtändlich auch nicht fehlen. Dieſe Stechung macht man meiſtens 1/40 der Diagonale. Bei den bis jetzt erwähnten Kreuzgewölben wurden die Schild- bögen halbkreisförmig angenommen, zuweilen ſind letztere auch ge- drückte Bögen. Auch können die Kappen flach ſein, wie Fig. 416 zeigt. Die Stechung iſt hier nicht angegeben, weil wir angenommen haben, das [Abbildung Fig. 416.] Gewölbe habe ſich bereits vollſtändig geſetzt. Die Stechung wird überhaupt in Entwürfen niemals berückſichtigt, da ſie nur bei der praktiſchen Ausführung der Kreuzgewölbe einen Werth hat. Die ſpitzbogigen Kreuzgewölbe mit linſenförmigen Kappen nach Fig. 420 — 423 bedürfen einer Stechung nicht. Fig. 417 zeigt das Syſtem eines ſpitzbogigen Kreuzgewölbes mit geraden Kappen. Bei dem Kreuzgewölbe über einem rechteckigen Raume liegt der Scheitel ſtets über dem Schwerpunkte der Grundfläche, nämlich über dem Durchſchnitt der beiden Diagonalen; zum Wand- reſp. Schildbogen nimmt man über der kleineren Rechteck-Seite einen Halbkreis an, nach

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/420>, abgerufen am 22.11.2024.