Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.ET RESTAVR. DISCVRS. IV. thät er diß hinzu/ der Zanck solte in der Hoff-Eantzley/ vnd zwarnach Belieben vnd Entscheid Ewer Gottseligkeit vorgehen. Hier- auff antworte ich (wie ich meyne) bescheidentlich: Soll mich auch niemand deßwegen vor halßstarrig achten/ weil ich das jenige be- haupte/ was nicht nur Ewer Vatter hochlöblichen Andenckens/ mit Sprachen geantwortet/ sondern auch mit Gesatzen bestättiget hat: Nämlich/ es solte in Glaubenssachen/ oder/ was die Clerisey betreffe/ der jenige vrtheilen/ der weder am Ampt geringer/ noch am Recht vngleich wäre (dann also lauten die Wort der Keyserlichen Erk ärung) das ist/ es solten Priester von Priesternvrtheilen. Vnd im Fall auch sonsten ein Bischoff beschuldiget würde/ vnd es vber sein Thun vnd Lassen gienge; war sein Will/ daß auch solches al- lein vor das Bischoffliche Gericht käme. Wer hat dann nun Ew. Gnad halßstarriger Weise geantwortet? Der jenige/ so ein Ver- langen hat/ daß jhr ewrem Vatter gleich seyet; oder der ander/ der euch jhm wil vngleich haben? Es wäre dann Sach/ daß eines so grossen Keysers Außspruch/ einem oder dem andern/ geringachtig vorkäme/ da doch sein Glaub durch beständige Bekantnüß bey Je- dermänniglich erwiesen ist/ vnd seine Klugheit bey dem Nutzen deß verbesserten gemeinen Wesens noch jmmer gebessert wird. Wann habt jhr/ Allergnädigster Keyser/ vernommen/ daß je- neh- C iij
ET RESTAVR. DISCVRS. IV. thaͤt er diß hinzu/ der Zanck ſolte in der Hoff-Eantzley/ vnd zwarnach Belieben vnd Entſcheid Ewer Gottſeligkeit vorgehen. Hier- auff antworte ich (wie ich meyne) beſcheidentlich: Soll mich auch niemand deßwegen vor halßſtarrig achten/ weil ich das jenige be- haupte/ was nicht nur Ewer Vatter hochloͤblichen Andenckens/ mit Sprachen geantwortet/ ſondern auch mit Geſatzen beſtaͤttiget hat: Naͤmlich/ es ſolte in Glaubensſachen/ oder/ was die Cleriſey betreffe/ der jenige vrtheilen/ der weder am Ampt geringer/ noch am Recht vngleich waͤre (dann alſo lauten die Wort der Keyſerlichen Erk aͤrung) das iſt/ es ſolten Prieſter von Prieſternvrtheilen. Vnd im Fall auch ſonſten ein Biſchoff beſchuldiget wuͤrde/ vnd es vber ſein Thun vnd Laſſen gienge; war ſein Will/ daß auch ſolches al- lein vor das Biſchoffliche Gericht kaͤme. Wer hat dann nun Ew. Gnad halßſtarriger Weiſe geantwortet? Der jenige/ ſo ein Ver- langen hat/ daß jhr ewrem Vatter gleich ſeyet; oder der ander/ der euch jhm wil vngleich haben? Es waͤre dann Sach/ daß eines ſo groſſen Keyſers Außſpruch/ einem oder dem andern/ geringachtig vorkaͤme/ da doch ſein Glaub durch beſtaͤndige Bekantnuͤß bey Je- dermaͤnniglich erwieſen iſt/ vnd ſeine Klugheit bey dem Nutzen deß verbeſſerten gemeinen Weſens noch jmmer gebeſſert wird. Wann habt jhr/ Allergnaͤdigſter Keyſer/ vernommen/ daß je- neh- C iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="21"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ET RESTAVR. DISCVRS. IV.</hi></hi></fw><lb/> thaͤt er diß hinzu/ der Zanck ſolte in der Hoff-Eantzley/ vnd zwar<lb/> nach Belieben vnd Entſcheid Ewer Gottſeligkeit vorgehen. Hier-<lb/> auff antworte ich (wie ich meyne) beſcheidentlich: Soll mich auch<lb/> niemand deßwegen vor halßſtarrig achten/ weil ich das jenige be-<lb/> haupte/ was nicht nur Ewer Vatter hochloͤblichen Andenckens/<lb/> mit Sprachen geantwortet/ ſondern auch mit Geſatzen beſtaͤttiget<lb/> hat: Naͤmlich/ es ſolte in Glaubensſachen/ oder/ was die Cleriſey<lb/> betreffe/ der jenige vrtheilen/ der weder am Ampt geringer/ noch am<lb/> Recht vngleich waͤre (dann alſo lauten die Wort der Keyſerlichen<lb/> Erk aͤrung) das iſt/ es ſolten Prieſter von Prieſternvrtheilen. Vnd<lb/> im Fall auch ſonſten ein Biſchoff beſchuldiget wuͤrde/ vnd es vber<lb/> ſein Thun vnd Laſſen gienge; war ſein Will/ daß auch ſolches al-<lb/> lein vor das Biſchoffliche Gericht kaͤme. Wer hat dann nun Ew.<lb/> Gnad halßſtarriger Weiſe geantwortet? Der jenige/ ſo ein Ver-<lb/> langen hat/ daß jhr ewrem Vatter gleich ſeyet; oder der ander/ der<lb/> euch jhm wil vngleich haben? Es waͤre dann Sach/ daß eines ſo<lb/> groſſen Keyſers Außſpruch/ einem oder dem andern/ geringachtig<lb/> vorkaͤme/ da doch ſein Glaub durch beſtaͤndige Bekantnuͤß bey Je-<lb/> dermaͤnniglich erwieſen iſt/ vnd ſeine Klugheit bey dem Nutzen deß<lb/> verbeſſerten gemeinen Weſens noch jmmer gebeſſert wird.</p><lb/> <p>Wann habt jhr/ Allergnaͤdigſter Keyſer/ vernommen/ daß je-<lb/> mals in Glaubensſachen/ die Layen vber einen Biſchoff gevrthei-<lb/> let haben? Buͤcken wir vns dann durch einige Liebkoſung/ daß wir<lb/> deß Prieſterrechts vergeſſen; vnd daß ich/ was mir Gott auß Gna-<lb/> den verliehen/ eben daſſelbe andern wolte vertrawen? Vnd wann<lb/> ein Biſchoff von einem Layen ſoll Vnterricht nehmen/ was wird<lb/> erfolgen? Naͤmlich/ der Lay wird zancken/ vnd der Biſchoff zuhoͤ-<lb/> ren; demnach der Biſchoff von dem Layen lernen. Vnd gewiß/<lb/> wann wir die Goͤttliche Schrifft von End zu End/ oder auch die<lb/> alte Zeiten durchgehen/ wer wird in Abred ſeyn/ daß in Glaubens-<lb/> ſachen/ ſprich ich in Glaubensſachen: Die Biſchoͤffe pflegten von<lb/> den Chriſtlichen Keyſern/ vnd nicht die Keyſer von den Biſchoffen<lb/> zuvrtheilen? Jhr werd durch Gottes Gnad/ noch an Jahren zu-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C iij</fw><fw place="bottom" type="catch">neh-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0029]
ET RESTAVR. DISCVRS. IV.
thaͤt er diß hinzu/ der Zanck ſolte in der Hoff-Eantzley/ vnd zwar
nach Belieben vnd Entſcheid Ewer Gottſeligkeit vorgehen. Hier-
auff antworte ich (wie ich meyne) beſcheidentlich: Soll mich auch
niemand deßwegen vor halßſtarrig achten/ weil ich das jenige be-
haupte/ was nicht nur Ewer Vatter hochloͤblichen Andenckens/
mit Sprachen geantwortet/ ſondern auch mit Geſatzen beſtaͤttiget
hat: Naͤmlich/ es ſolte in Glaubensſachen/ oder/ was die Cleriſey
betreffe/ der jenige vrtheilen/ der weder am Ampt geringer/ noch am
Recht vngleich waͤre (dann alſo lauten die Wort der Keyſerlichen
Erk aͤrung) das iſt/ es ſolten Prieſter von Prieſternvrtheilen. Vnd
im Fall auch ſonſten ein Biſchoff beſchuldiget wuͤrde/ vnd es vber
ſein Thun vnd Laſſen gienge; war ſein Will/ daß auch ſolches al-
lein vor das Biſchoffliche Gericht kaͤme. Wer hat dann nun Ew.
Gnad halßſtarriger Weiſe geantwortet? Der jenige/ ſo ein Ver-
langen hat/ daß jhr ewrem Vatter gleich ſeyet; oder der ander/ der
euch jhm wil vngleich haben? Es waͤre dann Sach/ daß eines ſo
groſſen Keyſers Außſpruch/ einem oder dem andern/ geringachtig
vorkaͤme/ da doch ſein Glaub durch beſtaͤndige Bekantnuͤß bey Je-
dermaͤnniglich erwieſen iſt/ vnd ſeine Klugheit bey dem Nutzen deß
verbeſſerten gemeinen Weſens noch jmmer gebeſſert wird.
Wann habt jhr/ Allergnaͤdigſter Keyſer/ vernommen/ daß je-
mals in Glaubensſachen/ die Layen vber einen Biſchoff gevrthei-
let haben? Buͤcken wir vns dann durch einige Liebkoſung/ daß wir
deß Prieſterrechts vergeſſen; vnd daß ich/ was mir Gott auß Gna-
den verliehen/ eben daſſelbe andern wolte vertrawen? Vnd wann
ein Biſchoff von einem Layen ſoll Vnterricht nehmen/ was wird
erfolgen? Naͤmlich/ der Lay wird zancken/ vnd der Biſchoff zuhoͤ-
ren; demnach der Biſchoff von dem Layen lernen. Vnd gewiß/
wann wir die Goͤttliche Schrifft von End zu End/ oder auch die
alte Zeiten durchgehen/ wer wird in Abred ſeyn/ daß in Glaubens-
ſachen/ ſprich ich in Glaubensſachen: Die Biſchoͤffe pflegten von
den Chriſtlichen Keyſern/ vnd nicht die Keyſer von den Biſchoffen
zuvrtheilen? Jhr werd durch Gottes Gnad/ noch an Jahren zu-
neh-
C iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |