Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.ET RESTAVR. DISCVRS. XXVII. An. 1540. beständige Freundschafft mit Calvino, demeer sich auchim folgenden Jahr zu Regenspurg gar nicht widersetzte/ sondern die Antwort/ so die Fürsten dem Pfaltzgraffen vnd Bischoffen von Ar- ras solten geben/ dergestalt abgefast/ daß sie mit der Calvinischen Meynung gäntzlich vberein stimmet. Vnd als jhn Bischoff Her- mann An. 1542. nach Cöln beruffen/ die Clerisey zu reformieren/ hat er die Anbetung der Hostien hindertrieben/ vnd im selben Jahr/ wie Hunnius bejahet/ die Zeugnüssen der Kirchenlehrer/ so er wider Zvinglium zusammen gelesen/ in einer Epistel widerruffen. Schrei- bet auch im folgenden Jahr an Vitum: Er hab gantz kein Gefallen bey dem/ daß Luther den Sacramentstreit auff ein newes wider an- gezündet/ verbessert auch seine Locos C. für das letzte mal/ die Luther gelesen/ vnd nicht gnugsam preisen können. Ferner bekümmert er sich höchlich/ daß Luther die kleine Bekantnüß lassen außgehen/ vnd den vnseligen Krieg verbittere/ wie auß seinem Schreiben an Bullin- gern zusehen: Ließ sichs auch zu Wittenberg vnverholen vermer- cken/ ob schon Luther deßwegen vmb etwas alteriert/ vnd bey dem Churfürsten klagte; doch allezeit frey gesagt: Er liebe jhn/ wie sein eygene Seel. Weil nun die Lutheraner sich je länger je weiter von den Calvinisten nach Luthers Tod/ abgethan/ ist Philippus jenen desto verhaßter/ vnd diesen desto beliebter worden: Doch hielten viel hochansehnliche Lutheraner allezeit viel von jhm: Vnd scheinet/ er habe/ vnter dem Vorwand/ eines Vergleichs/ auff beyden Achselen wollen tragen. Sonsten rechnete man ins gemein vnter die Lutheraner/ de- nach Tt ij
ET RESTAVR. DISCVRS. XXVII. An. 1540. beſtaͤndige Freundſchafft mit Calvino, demeer ſich auchim folgenden Jahr zu Regenſpurg gar nicht widerſetzte/ ſondern die Antwort/ ſo die Fuͤrſten dem Pfaltzgraffen vñ Biſchoffen von Ar- ras ſolten geben/ dergeſtalt abgefaſt/ daß ſie mit der Calviniſchen Meynung gaͤntzlich vberein ſtimmet. Vnd als jhn Biſchoff Her- mann An. 1542. nach Coͤln beruffen/ die Cleriſey zu reformieren/ hat er die Anbetung der Hoſtien hindertrieben/ vnd im ſelben Jahr/ wie Hunnius bejahet/ die Zeugnuͤſſen der Kirchenlehrer/ ſo er wider Zvinglium zuſam̃en geleſen/ in einer Epiſtel widerruffen. Schrei- bet auch im folgenden Jahr an Vitum: Er hab gantz kein Gefallen bey dem/ daß Luther den Sacramentſtreit auff ein newes wider an- gezuͤndet/ verbeſſert auch ſeine Locos C. fuͤr das letzte mal/ die Lutheꝛ geleſen/ vnd nicht gnugſam preiſen koͤnnen. Ferner bekuͤm̃ert er ſich hoͤchlich/ daß Luther die kleine Bekantnuͤß laſſen außgehen/ vnd den vnſeligen Krieg verbittere/ wie auß ſeinem Schreiben an Bullin- gern zuſehen: Ließ ſichs auch zu Wittenberg vnverholen vermer- cken/ ob ſchon Luther deßwegen vmb etwas alteriert/ vnd bey dem Churfuͤrſten klagte; doch allezeit frey geſagt: Er liebe jhn/ wie ſein eygene Seel. Weil nun die Lutheraner ſich je laͤnger je weiter von den Calviniſten nach Luthers Tod/ abgethan/ iſt Philippus jenen deſto verhaßter/ vnd dieſen deſto beliebter worden: Doch hielten viel hochanſehnliche Lutheraner allezeit viel von jhm: Vnd ſcheinet/ er habe/ vnter dem Vorwand/ eines Vergleichs/ auff beyden Achſelen wollen tragen. Sonſten rechnete man ins gemein vnter die Lutheraner/ de- nach Tt ij
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ET RESTAVR. DISCVRS. XXVII.
An. 1540. beſtaͤndige Freundſchafft mit Calvino, demeer ſich auch
im folgenden Jahr zu Regenſpurg gar nicht widerſetzte/ ſondern die
Antwort/ ſo die Fuͤrſten dem Pfaltzgraffen vñ Biſchoffen von Ar-
ras ſolten geben/ dergeſtalt abgefaſt/ daß ſie mit der Calviniſchen
Meynung gaͤntzlich vberein ſtimmet. Vnd als jhn Biſchoff Her-
mann An. 1542. nach Coͤln beruffen/ die Cleriſey zu reformieren/ hat
er die Anbetung der Hoſtien hindertrieben/ vnd im ſelben Jahr/ wie
Hunnius bejahet/ die Zeugnuͤſſen der Kirchenlehrer/ ſo er wider
Zvinglium zuſam̃en geleſen/ in einer Epiſtel widerruffen. Schrei-
bet auch im folgenden Jahr an Vitum: Er hab gantz kein Gefallen
bey dem/ daß Luther den Sacramentſtreit auff ein newes wider an-
gezuͤndet/ verbeſſert auch ſeine Locos C. fuͤr das letzte mal/ die Lutheꝛ
geleſen/ vnd nicht gnugſam preiſen koͤnnen. Ferner bekuͤm̃ert er ſich
hoͤchlich/ daß Luther die kleine Bekantnuͤß laſſen außgehen/ vnd den
vnſeligen Krieg verbittere/ wie auß ſeinem Schreiben an Bullin-
gern zuſehen: Ließ ſichs auch zu Wittenberg vnverholen vermer-
cken/ ob ſchon Luther deßwegen vmb etwas alteriert/ vnd bey dem
Churfuͤrſten klagte; doch allezeit frey geſagt: Er liebe jhn/ wie ſein
eygene Seel. Weil nun die Lutheraner ſich je laͤnger je weiter von
den Calviniſten nach Luthers Tod/ abgethan/ iſt Philippus jenen
deſto verhaßter/ vnd dieſen deſto beliebter worden: Doch hielten viel
hochanſehnliche Lutheraner allezeit viel von jhm: Vnd ſcheinet/ er
habe/ vnter dem Vorwand/ eines Vergleichs/ auff beyden Achſelen
wollen tragen.
Sonſten rechnete man ins gemein vnter die Lutheraner/ de-
ren ſie ſich gleichwol nicht wolten annehmen/ die Widertaͤuffer/ ſo
in vnzehliche Secten vnter ſich ſelbſt zerfielen/ weil ſie den Geiſt ei-
nem jeden frey laſſen: Die Zwinglianer/ ſo hernach/ wegen gemei-
ner Lehr vom Abendmahl/ Calviniſten genannt worden/ ſich aber
ſelbſt Reformierten nenncten/ als die alle Ceremonien deß Bapſt-
thumbs abgethan haͤtten: Die Schwenckfelder/ ſo ſich an dem Le-
ben aller Sectierer aͤrgerten/ alles auß dem Geiſt erforderten/ vnd
in vielen Stuͤcken es mit den Widertaͤuffern hielten/ aber zu
Schmalkalden verworffen worden. Die Socinianer/ welche alles
nach
Tt ij
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