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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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und klärenden Ausführungen Dietrich Seckels1 und seine Definition pwe_097.002
des sprachlich-dichterischen Rhythmus "als die individuell charakteristische, pwe_097.003
gestalthafte Bewegungsform, die sich in dem durch feinste dynamische pwe_097.004
Abstufungen unterschiedenen Akzenten (Schweregraden) eines sprachlichen pwe_097.005
Gebildes ausprägt". D. h., es wird erstens, für die deutsche Sprache pwe_097.006
wenigstens, das eigentlich führende Gestaltprinzip des Rhythmus in der pwe_097.007
Tonstärke gesehen, von welcher Tondauer und Tonhöhe meistens beeinflußt pwe_097.008
sind; auch damit bleibt der Rhythmus nur ein Element innerhalb der pwe_097.009
komplexen sprachlichen Gesamtform. Und zweitens wird von Seckel pwe_097.010
Rhythmus, mit Andreas Heusler, jeder prosaischen oder versmäßigen pwe_097.011
Redefolge zuerkannt. Auch dann ergeben sich für den Versrhythmus noch pwe_097.012
zwei verschiedene Verwendungen des Begriffs, da sich im Verse die schematische pwe_097.013
Ordnung des Metrums mit dem von der konkreten sprachlichen pwe_097.014
Füllung jeweils mitgebrachtem Rhythmus zu einer höheren Einheit verbindet. pwe_097.015
Dann kann man entweder von der Spannung zwischen Metrum und pwe_097.016
Rhythmus im Verse sprechen oder unter Versrhythmus diese höhere Resultante, pwe_097.017
diese höhere Art von Rhythmus verstehen. Und so möchte Kayser pwe_097.018
schließlich den Begriff Rhythmus am liebsten überhaupt auf die Verssprache pwe_097.019
einschränken, ohne freilich für die "Prosagliederung" einen eigenen pwe_097.020
Ausdruck zu prägen. Daneben bleibt der Name allerdings auch im allgemeinsten pwe_097.021
Sinne verwendet und wird, als "sinnvolles Einswerden von Ruhe pwe_097.022
und Bewegung" (Theophil Spoerri), als "Urbewegung des Daseins" (Emil pwe_097.023
Staiger
), als Einheit von Dauer und Wechsel letztlich im Kunstwerk soviel pwe_097.024
wie Stil.

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Schon diese terminologischen Schwierigkeiten beruhen wohl darauf, daß pwe_097.026
das Rhythmische am deutlichsten in Erscheinung tritt dort, wo es in fester pwe_097.027
Weise geregelt und sozusagen bewußt zu einer eigenen Kunstsprache ausgebildet pwe_097.028
wird: im Vers. Hier wird - im deutschen Vers - durch Vereinheitlichung pwe_097.029
der Akzentabstände die Rede in Takte und Taktgruppen pwe_097.030
gezwungen, und werden rhythmische Formen zu bestimmten übertragbaren pwe_097.031
Schemata von Versen und Strophen abstrahiert. Wobei diese Schemata, pwe_097.032
dieses Metrum in rhythmisch wechselnder Weise realisiert werden, umspielt pwe_097.033
werden können. Takt (als schematische Erwartung) und konkreter pwe_097.034
Sprachrhythmus sind dann Gegensätze, die sich z. T. erst gegenseitig hervortreiben pwe_097.035
und in einem höheren Ganzen finden; Klages bezieht den Gegensatz pwe_097.036
auf den Grundgegensatz von Leben und Geist.

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Da es die Metrik als Lehre von Wesen und Geschichte dieser Schemata pwe_097.038
mit weithin abstrahierten, dem individuellen Stil entrückten Gebilden zu

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Dietrich Seckel, Hölderlins Sprachrhythmus. Mit einer Einleitung über das pwe_097.040
Problem des Rhythmus und einer Bibliographie zur Rhythmusforschung.
(Palaestra pwe_097.041
207, Leipzig 1937). Besprechung von Friedrich Beissner DuV 39 (1938) 375 ff.

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und klärenden Ausführungen Dietrich Seckels1 und seine Definition pwe_097.002
des sprachlich-dichterischen Rhythmus „als die individuell charakteristische, pwe_097.003
gestalthafte Bewegungsform, die sich in dem durch feinste dynamische pwe_097.004
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einschränken, ohne freilich für die „Prosagliederung“ einen eigenen pwe_097.020
Ausdruck zu prägen. Daneben bleibt der Name allerdings auch im allgemeinsten pwe_097.021
Sinne verwendet und wird, als „sinnvolles Einswerden von Ruhe pwe_097.022
und Bewegung“ (Theophil Spoerri), als „Urbewegung des Daseins“ (Emil pwe_097.023
Staiger
), als Einheit von Dauer und Wechsel letztlich im Kunstwerk soviel pwe_097.024
wie Stil.

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das Rhythmische am deutlichsten in Erscheinung tritt dort, wo es in fester pwe_097.027
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und in einem höheren Ganzen finden; Klages bezieht den Gegensatz pwe_097.036
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  Da es die Metrik als Lehre von Wesen und Geschichte dieser Schemata pwe_097.038
mit weithin abstrahierten, dem individuellen Stil entrückten Gebilden zu

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Dietrich Seckel, Hölderlins Sprachrhythmus. Mit einer Einleitung über das pwe_097.040
Problem des Rhythmus und einer Bibliographie zur Rhythmusforschung.
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/103>, abgerufen am 22.11.2024.