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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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tun hat, hat sie auch eine selbständige Wissenschaft außerhalb der Poetik pwe_098.002
werden können. Sie ist wohl heute praktisch noch immer von der klaren pwe_098.003
und bequemen Begrifflichkeit Heuslers bestimmt, dem das Hauptverdienst pwe_098.004
zufällt, den Sinn für die künstlerische Gehörgröße des Verses wieder geweckt pwe_098.005
zu haben. Er bekümmert sich allerdings nur um die metrischen Schemata, pwe_098.006
nicht um den Vers überhaupt. Das betont Saran1 gegen Heusler pwe_098.007
sehr stark: daß nämlich der Unterschied von Prosa und Vers "auf der pwe_098.008
ganzen Linie", nicht nur im Metrischen liege. Verslehre und Metrik sind für pwe_098.009
Saran nicht identisch. Aber es bleibt fraglich, ob die andern Determinanten pwe_098.010
- Melodie, Klangart, Tongestalt, Sprechweise - wirklich als Kunstformen pwe_098.011
faßbar sind und nicht nur physiologische oder allgemeine stilistische pwe_098.012
Merkmale darstellen. Das Versproblem stellt sich im übrigen natürlich von pwe_098.013
Sprache zu Sprache, ja vielleicht von Zeit zu Zeit wieder anders, und zwischen pwe_098.014
Theorie und Praxis können unvermerkt Unterschiede bestehen. So ist pwe_098.015
der Versuch W. Suchiers2 interessant, der vier verschiedene Arten des pwe_098.016
Versvortrags in der modernen französischen Praxis feststellt - ein Mehr pwe_098.017
oder Weniger an Berücksichtigung der Bindungen, die durch den Vers als pwe_098.018
rhythmisch-melodische Einheit gefordert sind - und von da aus erst die pwe_098.019
Wesensfrage des französischen Verses3 klären zu können glaubt. Zum pwe_098.020
englischen Vers sei wenigstens ein Aufsatz von E. H. Scholl4 angeführt.

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Auch Wolfgang Kaysers erfolgreiche Kleine deutsche Versschule5 steht pwe_098.022
im Gefolge Heuslers und des von Otto Paul verfaßten Konzentrats der pwe_098.023
Heuslerschen Verslehre6. Sie beschränkt sich auf die leichtfaßliche Herausarbeitung pwe_098.024
der elementaren Begriffe und die Vorführung der wichtigsten pwe_098.025
noch aktuellen Formen der neueren Literatur, aber unter völligem Verzicht pwe_098.026
auf die Dimension der Versgeschichte. Dafür schärft sie aufs neue den Blick pwe_098.027
für die Funktion des Metrums im individuellen Ganzen. Das kommt dadurch pwe_098.028
zur Geltung, daß Kayser zu einer Darstellung von Grundbegriffen pwe_098.029
der Rhythmik fortzuschreiten versucht.

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Nicht dem Worte, wohl aber der Sache nach gehört zur Metrik auch die pwe_098.031
Erscheinung der sogenannten freien Rhythmen, die man wohl besser pwe_098.032
als freie Takte bezeichnen würde. L. Beriger, in der schon oben (s. S. 53)

1 pwe_098.033
Franz Saran, Deutsche Verskunst. Ein Handbuch. Berlin 1934.
2 pwe_098.034
Walther Suchier, Vortrag und Rhythmus des französischen Verses. "Zeitschrift pwe_098.035
für franz. Sprache u. Literatur" 64 (1940/42) 1 ff.
3 pwe_098.036
J. Suberville, Histoire et theorie de la versification francaise. Paris 1946.
4 pwe_098.037
Evelyn H. Scholl, English Metre once more. PLMA LXIII (1948) 293 ff.
5 pwe_098.038
Wolfgang Kayser, Kleine deutsche Versschule, 2. Aufl., Bern 1949. - Ders., pwe_098.039
Vom Rhythmus in deutschen Gedichten. DuV 39 (1938) 487 ff.
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Otto Paul, Deutsche Metrik. 3. Aufl., München 1951.

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  Auch Wolfgang Kaysers erfolgreiche Kleine deutsche Versschule5 steht pwe_098.022
im Gefolge Heuslers und des von Otto Paul verfaßten Konzentrats der pwe_098.023
Heuslerschen Verslehre6. Sie beschränkt sich auf die leichtfaßliche Herausarbeitung pwe_098.024
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  Nicht dem Worte, wohl aber der Sache nach gehört zur Metrik auch die pwe_098.031
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/104>, abgerufen am 22.11.2024.