Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_048.001 Sprache wie Literatur sind lautliche Zeichensysteme, an beiden ist pwe_048.005 Der Übergang wird vor allem dort deutlich, wo nicht die Stilganzheit pwe_048.026 Lautmalerei und Lautsymbolik werden heute von beiden Seiten in ihrer pwe_048.032 1 pwe_048.037
Erich Brock, Der heutige Stand der Lautbedeutungslehre. Trivium II (1944) pwe_048.038 199 ff. - Wilhelm Schneider, Über die Lautbedeutsamkeit. ZfdPh. (1938) 63, pwe_048.039 138 ff. - E. Fenz, Laut, Wort, Sprache und ihre Deutung. Grundlegung einer pwe_048.040 Lautdeutungslehre. Wien 1940. pwe_048.001 Sprache wie Literatur sind lautliche Zeichensysteme, an beiden ist pwe_048.005 Der Übergang wird vor allem dort deutlich, wo nicht die Stilganzheit pwe_048.026 Lautmalerei und Lautsymbolik werden heute von beiden Seiten in ihrer pwe_048.032 1 pwe_048.037
Erich Brock, Der heutige Stand der Lautbedeutungslehre. Trivium II (1944) pwe_048.038 199 ff. – Wilhelm Schneider, Über die Lautbedeutsamkeit. ZfdPh. (1938) 63, pwe_048.039 138 ff. – E. Fenz, Laut, Wort, Sprache und ihre Deutung. Grundlegung einer pwe_048.040 Lautdeutungslehre. Wien 1940. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0054" n="48"/><lb n="pwe_048.001"/> geführt, das die moderne angelsächsische Literaturtheorie eigentlich begründete, <lb n="pwe_048.002"/> im wesentlichen aber ohne Einfluß auf die deutsche Forschung <lb n="pwe_048.003"/> blieb. (Vgl. darüber <hi rendition="#k">Hyman.</hi>)</p> <lb n="pwe_048.004"/> <p> Sprache wie Literatur sind lautliche Zeichensysteme, an beiden ist <lb n="pwe_048.005"/> „ergon“ und „energeia“, ein soziales und ein individuelles Element, eine <lb n="pwe_048.006"/> äußere und eine „innere“ Form zu unterscheiden. Beide können stilkritisch, <lb n="pwe_048.007"/> physiognomisch betrachtet werden – bei beiden aber macht wohl die synchronistische <lb n="pwe_048.008"/> Betrachtung nach wie vor die diachronistische, d. h. historische <lb n="pwe_048.009"/> nicht überflüssig. Literaturgeschichte und Sprachgeschichte haben vielleicht <lb n="pwe_048.010"/> sogar parallelen Verlauf. Das Verhältnis besteht nicht in bloßer <lb n="pwe_048.011"/> Analogie, sondern ist ein enges Ineinander der Entsprechungen und Wirkungen. <lb n="pwe_048.012"/> Seit Herder weiß man, daß im Grunde jedes Wort ein Gedicht <lb n="pwe_048.013"/> darstellt. Umgekehrt spielt aber die Dichtung auch auf der festen Klaviatur <lb n="pwe_048.014"/> der grammatischen Systeme. Man kann die grammatischen Kategorien <lb n="pwe_048.015"/> sogar bis in die dichterischen Werkstrukturen hinein verfolgen. So hat man <lb n="pwe_048.016"/> etwa die Grundbegriffe lyrischer, epischer und dramatischer Dichtung mit <lb n="pwe_048.017"/> den grammatischen Dreiheiten Subjekt, Objekt, Prädikat oder der ersten, <lb n="pwe_048.018"/> dritten und zweiten Person oder Laut, Wort und Satz in Beziehung gesetzt <lb n="pwe_048.019"/> (<hi rendition="#k">Staiger, Petersen</hi> S. 119). Die Sprache ist zugleich Material, Werkzeug <lb n="pwe_048.020"/> und Werk der Dichtung. Damit ist sie immerhin mehr als eine bloße <lb n="pwe_048.021"/> „Schicht“ im Dichtwerk. Dennoch ist der Werkcharakter eines künstlerischen <lb n="pwe_048.022"/> Wortgebildes ein rangmäßig anderer als der Werkcharakter einer <lb n="pwe_048.023"/> Sprache; Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft sind aufeinander angewiesen, <lb n="pwe_048.024"/> aber nicht identisch.</p> <lb n="pwe_048.025"/> <p> Der Übergang wird vor allem dort deutlich, wo nicht die Stilganzheit <lb n="pwe_048.026"/> des Werks, sondern seine einzelnen „Aspekte“ (s. unten S. 93 ff.) des Lautlichen, <lb n="pwe_048.027"/> Vorstellungshaften, Gedanklichen in Frage stehen. Hier sei vorläufig <lb n="pwe_048.028"/> nur an ein paar Möglichkeiten des sprachwissenschaftlichen Zugangs <lb n="pwe_048.029"/> zur Dichtung von den drei entsprechenden Kategorien des Lautes, des <lb n="pwe_048.030"/> Wortes und des Satzes her erinnert.</p> <lb n="pwe_048.031"/> <p> <hi rendition="#i">Laut</hi>malerei und <hi rendition="#i">Laut</hi>symbolik werden heute von beiden Seiten in ihrer <lb n="pwe_048.032"/> sprachlichen wie literarischen Funktion wieder ernst genommen; darüber <lb n="pwe_048.033"/> referiert ausgezeichnet <hi rendition="#k">Erich Brock</hi><note xml:id="PWE_048_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_048.037"/> Erich Brock, <hi rendition="#i">Der heutige Stand der Lautbedeutungslehre.</hi> Trivium II (1944) <lb n="pwe_048.038"/> 199 ff. – Wilhelm Schneider, <hi rendition="#i">Über die Lautbedeutsamkeit.</hi> ZfdPh. (1938) 63, <lb n="pwe_048.039"/> 138 ff. – E. Fenz, <hi rendition="#i">Laut, Wort, Sprache und ihre Deutung. Grundlegung einer <lb n="pwe_048.040"/> Lautdeutungslehre.</hi> Wien 1940.</note>. Vom Lautlichen ins Rhythmische <lb n="pwe_048.034"/> führt die Analyse der Schallformen, die <hi rendition="#k">Eduard Sievers</hi> zu erstaunlichen <lb n="pwe_048.035"/> Ergebnissen geführt hat, die aber an ein persönlich-geniales Stilgefühl gebunden <lb n="pwe_048.036"/> waren.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0054]
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geführt, das die moderne angelsächsische Literaturtheorie eigentlich begründete, pwe_048.002
im wesentlichen aber ohne Einfluß auf die deutsche Forschung pwe_048.003
blieb. (Vgl. darüber Hyman.)
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Sprache wie Literatur sind lautliche Zeichensysteme, an beiden ist pwe_048.005
„ergon“ und „energeia“, ein soziales und ein individuelles Element, eine pwe_048.006
äußere und eine „innere“ Form zu unterscheiden. Beide können stilkritisch, pwe_048.007
physiognomisch betrachtet werden – bei beiden aber macht wohl die synchronistische pwe_048.008
Betrachtung nach wie vor die diachronistische, d. h. historische pwe_048.009
nicht überflüssig. Literaturgeschichte und Sprachgeschichte haben vielleicht pwe_048.010
sogar parallelen Verlauf. Das Verhältnis besteht nicht in bloßer pwe_048.011
Analogie, sondern ist ein enges Ineinander der Entsprechungen und Wirkungen. pwe_048.012
Seit Herder weiß man, daß im Grunde jedes Wort ein Gedicht pwe_048.013
darstellt. Umgekehrt spielt aber die Dichtung auch auf der festen Klaviatur pwe_048.014
der grammatischen Systeme. Man kann die grammatischen Kategorien pwe_048.015
sogar bis in die dichterischen Werkstrukturen hinein verfolgen. So hat man pwe_048.016
etwa die Grundbegriffe lyrischer, epischer und dramatischer Dichtung mit pwe_048.017
den grammatischen Dreiheiten Subjekt, Objekt, Prädikat oder der ersten, pwe_048.018
dritten und zweiten Person oder Laut, Wort und Satz in Beziehung gesetzt pwe_048.019
(Staiger, Petersen S. 119). Die Sprache ist zugleich Material, Werkzeug pwe_048.020
und Werk der Dichtung. Damit ist sie immerhin mehr als eine bloße pwe_048.021
„Schicht“ im Dichtwerk. Dennoch ist der Werkcharakter eines künstlerischen pwe_048.022
Wortgebildes ein rangmäßig anderer als der Werkcharakter einer pwe_048.023
Sprache; Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft sind aufeinander angewiesen, pwe_048.024
aber nicht identisch.
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Der Übergang wird vor allem dort deutlich, wo nicht die Stilganzheit pwe_048.026
des Werks, sondern seine einzelnen „Aspekte“ (s. unten S. 93 ff.) des Lautlichen, pwe_048.027
Vorstellungshaften, Gedanklichen in Frage stehen. Hier sei vorläufig pwe_048.028
nur an ein paar Möglichkeiten des sprachwissenschaftlichen Zugangs pwe_048.029
zur Dichtung von den drei entsprechenden Kategorien des Lautes, des pwe_048.030
Wortes und des Satzes her erinnert.
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Lautmalerei und Lautsymbolik werden heute von beiden Seiten in ihrer pwe_048.032
sprachlichen wie literarischen Funktion wieder ernst genommen; darüber pwe_048.033
referiert ausgezeichnet Erich Brock 1. Vom Lautlichen ins Rhythmische pwe_048.034
führt die Analyse der Schallformen, die Eduard Sievers zu erstaunlichen pwe_048.035
Ergebnissen geführt hat, die aber an ein persönlich-geniales Stilgefühl gebunden pwe_048.036
waren.
1 pwe_048.037
Erich Brock, Der heutige Stand der Lautbedeutungslehre. Trivium II (1944) pwe_048.038
199 ff. – Wilhelm Schneider, Über die Lautbedeutsamkeit. ZfdPh. (1938) 63, pwe_048.039
138 ff. – E. Fenz, Laut, Wort, Sprache und ihre Deutung. Grundlegung einer pwe_048.040
Lautdeutungslehre. Wien 1940.
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