Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_050.001 Im Bereich der syntaktischen Sprach- und Redeformen wird die Verquickung pwe_050.029 1 pwe_050.036 G. Udny Yule, The Statistical Study of Literary Vocabulary. Cambridge pwe_050.037 1944. 2 pwe_050.038
Hermann Gumbel, Deutsche Sonderrenaissance in deutscher Prosa. Strukturanalyse pwe_050.039 deutscher Prosa im 16. Jh. Frankfurt a. M. 1930. pwe_050.001 Im Bereich der syntaktischen Sprach- und Redeformen wird die Verquickung pwe_050.029 1 pwe_050.036 G. Udny Yule, The Statistical Study of Literary Vocabulary. Cambridge pwe_050.037 1944. 2 pwe_050.038
Hermann Gumbel, Deutsche Sonderrenaissance in deutscher Prosa. Strukturanalyse pwe_050.039 deutscher Prosa im 16. Jh. Frankfurt a. M. 1930. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0056" n="50"/><lb n="pwe_050.001"/> Zahl der Hauptsätze, Zahl der Nebensätze, Arten und Verhältnisse <lb n="pwe_050.002"/> von Hypotaxe und Parataxe) fest und bringt ebenso den Gebrauch des <lb n="pwe_050.003"/> Wortes nach Wortstellung, Proportion und Behandlung der einzelnen <lb n="pwe_050.004"/> Wortgattungen auf zahlenmäßige Form. Diese Analyse wird dann aber <lb n="pwe_050.005"/> in einem zweiten Teil in den Dienst einer synthetischen und allgemeinen <lb n="pwe_050.006"/> Umschreibung des persönlichen Stils Weckherlins gestellt und auf sprachgeschichtliche, <lb n="pwe_050.007"/> psychologisch-metaphysische, soziologische, bildungs- und <lb n="pwe_050.008"/> konfessionsgeschichtliche Zusammenhänge hin bezogen. Ein viel enger umrissenes <lb n="pwe_050.009"/> Ziel steckt sich der statistische Fachmann <hi rendition="#k">G. Udny Yule</hi><note xml:id="PWE_050_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_050.036"/> G. Udny Yule, <hi rendition="#i">The Statistical Study of Literary Vocabulary.</hi> Cambridge <lb n="pwe_050.037"/> 1944.</note> am <lb n="pwe_050.010"/> Beispiel der <hi rendition="#i">Imitatio Christi.</hi> Er beschränkt sich auf die Untersuchung des <lb n="pwe_050.011"/> Wortschatzes und hier wieder fast nur des Substantivs in diesem Text <lb n="pwe_050.012"/> und passenden Vergleichstexten, ausgehend von Tabellen über die Häufigkeitsverteilung <lb n="pwe_050.013"/> (Anzahl der 1, 2, 3 usw. mal gebrauchten Substantive) und <lb n="pwe_050.014"/> von Tabellen über das Vorkommen jedes einzelnen Substantivs; in einem <lb n="pwe_050.015"/> späteren Kapitel wird auch die alphabetische Verteilung berücksichtigt. Vor <lb n="pwe_050.016"/> der mathematischen Auswertung der entsprechenden Tabellen und der Diskussion <lb n="pwe_050.017"/> der damit aufgeworfenen Probleme statistischer Theorie überhaupt <lb n="pwe_050.018"/> muß der Laie in dieser Wissenschaft allerdings rasch kapitulieren. <lb n="pwe_050.019"/> Die Methode mag – wenn die verglichenen Texte oder Textgruppen <lb n="pwe_050.020"/> wirklich vergleichbar sind – charakteristische Unterschiede herausarbeiten, <lb n="pwe_050.021"/> aber diese werden höchstens für eine Bestimmung des Autors etwas <lb n="pwe_050.022"/> hergeben (in diesem Falle ist es der Nachweis, daß die Imitatio sehr wohl <lb n="pwe_050.023"/> von Thomas a Kempis, nicht aber von Johannes Gerson verfaßt sein <lb n="pwe_050.024"/> kann), kaum aber für eine stilistische Deutung des Autors, geschweige denn <lb n="pwe_050.025"/> des Einzelwerks. Die statistische Befragung müßte wie bei <hi rendition="#k">Gaitanides</hi> <lb n="pwe_050.026"/> zum vorneherein von stilistischen Gesichtspunkten gelenkt und korrigiert <lb n="pwe_050.027"/> sein. Eine Automatik der statistischen Methode kann es nicht geben.</p> <lb n="pwe_050.028"/> <p> Im Bereich der <hi rendition="#i">syntaktischen</hi> Sprach- und Redeformen wird die Verquickung <lb n="pwe_050.029"/> von Sprach- und Literaturwissenschaft besonders deutlich, denn <lb n="pwe_050.030"/> der Satz ist in höherem und reicherem Maße Stilträger als das Wort. Den <lb n="pwe_050.031"/> besten Einblick in die Schwierigkeit, aber auch die Wichtigkeit dieser syntaktisch-stilistischen <lb n="pwe_050.032"/> Probleme gibt wohl für den deutschen Bereich noch <lb n="pwe_050.033"/> immer <hi rendition="#k">Hermann Gumbels</hi> Werk<note xml:id="PWE_050_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_050.038"/> Hermann Gumbel, <hi rendition="#i">Deutsche Sonderrenaissance in deutscher Prosa. Strukturanalyse <lb n="pwe_050.039"/> deutscher Prosa im 16. Jh.</hi> Frankfurt a. M. 1930.</note>; das Zeitalter von Spätmittelalter und <lb n="pwe_050.034"/> Renaissance ist gerade für diese Forschungen das wichtigste Untersuchungsfeld, <lb n="pwe_050.035"/> da es sich hier um die Zeit der entscheidendsten Umwandlungen und </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0056]
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Zahl der Hauptsätze, Zahl der Nebensätze, Arten und Verhältnisse pwe_050.002
von Hypotaxe und Parataxe) fest und bringt ebenso den Gebrauch des pwe_050.003
Wortes nach Wortstellung, Proportion und Behandlung der einzelnen pwe_050.004
Wortgattungen auf zahlenmäßige Form. Diese Analyse wird dann aber pwe_050.005
in einem zweiten Teil in den Dienst einer synthetischen und allgemeinen pwe_050.006
Umschreibung des persönlichen Stils Weckherlins gestellt und auf sprachgeschichtliche, pwe_050.007
psychologisch-metaphysische, soziologische, bildungs- und pwe_050.008
konfessionsgeschichtliche Zusammenhänge hin bezogen. Ein viel enger umrissenes pwe_050.009
Ziel steckt sich der statistische Fachmann G. Udny Yule 1 am pwe_050.010
Beispiel der Imitatio Christi. Er beschränkt sich auf die Untersuchung des pwe_050.011
Wortschatzes und hier wieder fast nur des Substantivs in diesem Text pwe_050.012
und passenden Vergleichstexten, ausgehend von Tabellen über die Häufigkeitsverteilung pwe_050.013
(Anzahl der 1, 2, 3 usw. mal gebrauchten Substantive) und pwe_050.014
von Tabellen über das Vorkommen jedes einzelnen Substantivs; in einem pwe_050.015
späteren Kapitel wird auch die alphabetische Verteilung berücksichtigt. Vor pwe_050.016
der mathematischen Auswertung der entsprechenden Tabellen und der Diskussion pwe_050.017
der damit aufgeworfenen Probleme statistischer Theorie überhaupt pwe_050.018
muß der Laie in dieser Wissenschaft allerdings rasch kapitulieren. pwe_050.019
Die Methode mag – wenn die verglichenen Texte oder Textgruppen pwe_050.020
wirklich vergleichbar sind – charakteristische Unterschiede herausarbeiten, pwe_050.021
aber diese werden höchstens für eine Bestimmung des Autors etwas pwe_050.022
hergeben (in diesem Falle ist es der Nachweis, daß die Imitatio sehr wohl pwe_050.023
von Thomas a Kempis, nicht aber von Johannes Gerson verfaßt sein pwe_050.024
kann), kaum aber für eine stilistische Deutung des Autors, geschweige denn pwe_050.025
des Einzelwerks. Die statistische Befragung müßte wie bei Gaitanides pwe_050.026
zum vorneherein von stilistischen Gesichtspunkten gelenkt und korrigiert pwe_050.027
sein. Eine Automatik der statistischen Methode kann es nicht geben.
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Im Bereich der syntaktischen Sprach- und Redeformen wird die Verquickung pwe_050.029
von Sprach- und Literaturwissenschaft besonders deutlich, denn pwe_050.030
der Satz ist in höherem und reicherem Maße Stilträger als das Wort. Den pwe_050.031
besten Einblick in die Schwierigkeit, aber auch die Wichtigkeit dieser syntaktisch-stilistischen pwe_050.032
Probleme gibt wohl für den deutschen Bereich noch pwe_050.033
immer Hermann Gumbels Werk 2; das Zeitalter von Spätmittelalter und pwe_050.034
Renaissance ist gerade für diese Forschungen das wichtigste Untersuchungsfeld, pwe_050.035
da es sich hier um die Zeit der entscheidendsten Umwandlungen und
1 pwe_050.036
G. Udny Yule, The Statistical Study of Literary Vocabulary. Cambridge pwe_050.037
1944.
2 pwe_050.038
Hermann Gumbel, Deutsche Sonderrenaissance in deutscher Prosa. Strukturanalyse pwe_050.039
deutscher Prosa im 16. Jh. Frankfurt a. M. 1930.
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