Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_057.001 Erst recht kann ein kleiner Abriß, wie ihn Josef Körner1 für die pwe_057.018 Beginnen wir zunächst mit dem Versuch, ein paar zentrale Schlüsselbegriffe pwe_057.027 pwe_057.033 b) Stil und Werk pwe_057.034Wenn Stilkritik, Stilforschung die kennzeichnende Parole der heutigen pwe_057.035 1 pwe_057.038
) Josef Körner, Einführung in die Poetik. Frankfurt a. M. 1949. pwe_057.001 Erst recht kann ein kleiner Abriß, wie ihn Josef Körner1 für die pwe_057.018 Beginnen wir zunächst mit dem Versuch, ein paar zentrale Schlüsselbegriffe pwe_057.027 pwe_057.033 b) Stil und Werk pwe_057.034Wenn Stilkritik, Stilforschung die kennzeichnende Parole der heutigen pwe_057.035 1 pwe_057.038
) Josef Körner, Einführung in die Poetik. Frankfurt a. M. 1949. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0063" n="57"/><lb n="pwe_057.001"/> immer wieder in eins zu sehen sind. Daß diese Disposition <hi rendition="#k">Kaysers</hi> als <lb n="pwe_057.002"/> Vollzug einer Bewegung und nicht als eigentliches System zu fassen ist, <lb n="pwe_057.003"/> mag es auch verständlich machen, daß sich die einzelnen Problembezirke <lb n="pwe_057.004"/> überschneiden. Die umfassende Kategorie „Stil“ z. B. erscheint als eine <lb n="pwe_057.005"/> Stufe im Lehrgang, ist aber dennoch die umfassende Bezeichnung aller <lb n="pwe_057.006"/> Strukturmerkmale des Werkes und der Gattungstypen. <hi rendition="#k">Kayser</hi> widmet <lb n="pwe_057.007"/> sich ganz der Beschreibung des literarisch-sprachlichen Gegenstandes und <lb n="pwe_057.008"/> verzichtet auf eine ästhetisch-philosophische Begründung und Diskussion <lb n="pwe_057.009"/> der Phänomene, der Begriffe und Kategorien. Das ist ein Vorteil im Sinn <lb n="pwe_057.010"/> einer unbefangeneren und ungezwungeneren Einführung in die Vielfalt <lb n="pwe_057.011"/> der unterscheidbaren Erscheinungen, bedeutet aber auch wieder den Mangel <lb n="pwe_057.012"/> einer gewissen methodischen Kohärenz. Trotz des unbestreitbaren Fortschritts <lb n="pwe_057.013"/> gegenüber <hi rendition="#k">Petersens</hi> Darstellung scheint auch <hi rendition="#k">Kaysers</hi> Werk, dessen <lb n="pwe_057.014"/> Stärke die liebevolle, nüchtern-gespannte Werknähe ist, zu zeigen, daß <lb n="pwe_057.015"/> auch heute noch ein Lehrbuch der Poetik als echtes und einheitlich begründetes <lb n="pwe_057.016"/> System nicht möglich ist.</p> <lb n="pwe_057.017"/> <p> Erst recht kann ein kleiner Abriß, wie ihn <hi rendition="#k">Josef Körner</hi><note xml:id="PWE_057_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_057.038"/> ) Josef Körner, <hi rendition="#i">Einführung in die Poetik.</hi> Frankfurt a. M. 1949.</note> für die <lb n="pwe_057.018"/> Hand des Studenten bietet (mit drei Kapiteln über „Stilistik“ als die <lb n="pwe_057.019"/> Lehre von Bildern und Figuren, „Prosodik“ als die Lehre von den klanglichen <lb n="pwe_057.020"/> Kunstformen und „Generik“ als die Lehre von den Gattungen) <lb n="pwe_057.021"/> keinen Anspruch auf grundsätzliche oder gar vollständige Behandlung der <lb n="pwe_057.022"/> Probleme bieten. Umgekehrt leiden die weiter unten zu erwähnenden philosophischen <lb n="pwe_057.023"/> Begründungen der stilkritischen Methode an der Schwierigkeit, <lb n="pwe_057.024"/> sich die Vielfalt der bis jetzt erarbeiteten Einzelerkenntnisse einzuverleiben, <lb n="pwe_057.025"/> und bleiben damit z. T. einseitige Vorstöße.</p> <lb n="pwe_057.026"/> <p> Beginnen wir zunächst mit dem Versuch, ein paar zentrale Schlüsselbegriffe <lb n="pwe_057.027"/> der heutigen Werkpoetik an Hand ausgewählter Literatur zu beleuchten. <lb n="pwe_057.028"/> Es handelt sich zunächst um das übergeordnete Problem, den <lb n="pwe_057.029"/> <hi rendition="#i">Ganzheitscharakter</hi> des Kunstwerks (als Stilganzes, als Werk, als symbolische <lb n="pwe_057.030"/> Gestalt usw.) zu bestimmen. Von hier aus wird sich dann das <lb n="pwe_057.031"/> Problem der <hi rendition="#i">Gattungen</hi> und schließlich das des <hi rendition="#i">Aufbaus</hi> (der „Aspekte“) <lb n="pwe_057.032"/> des Einzelwerks stellen.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwe_057.033"/> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#i">b) Stil und Werk</hi> </hi> </head> <lb n="pwe_057.034"/> <p>Wenn Stilkritik, Stilforschung die kennzeichnende Parole der heutigen <lb n="pwe_057.035"/> Literaturwissenschaft ist, so erfordert wohl zuerst der Begriff des <hi rendition="#g">Stils</hi> <lb n="pwe_057.036"/> eine nähere Umschreibung. <hi rendition="#k">W. Kayser</hi> gibt einen ausgezeichneten Überblick <lb n="pwe_057.037"/> über die verschiedenen Wortbedeutungen und Möglichkeiten der modernen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
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immer wieder in eins zu sehen sind. Daß diese Disposition Kaysers als pwe_057.002
Vollzug einer Bewegung und nicht als eigentliches System zu fassen ist, pwe_057.003
mag es auch verständlich machen, daß sich die einzelnen Problembezirke pwe_057.004
überschneiden. Die umfassende Kategorie „Stil“ z. B. erscheint als eine pwe_057.005
Stufe im Lehrgang, ist aber dennoch die umfassende Bezeichnung aller pwe_057.006
Strukturmerkmale des Werkes und der Gattungstypen. Kayser widmet pwe_057.007
sich ganz der Beschreibung des literarisch-sprachlichen Gegenstandes und pwe_057.008
verzichtet auf eine ästhetisch-philosophische Begründung und Diskussion pwe_057.009
der Phänomene, der Begriffe und Kategorien. Das ist ein Vorteil im Sinn pwe_057.010
einer unbefangeneren und ungezwungeneren Einführung in die Vielfalt pwe_057.011
der unterscheidbaren Erscheinungen, bedeutet aber auch wieder den Mangel pwe_057.012
einer gewissen methodischen Kohärenz. Trotz des unbestreitbaren Fortschritts pwe_057.013
gegenüber Petersens Darstellung scheint auch Kaysers Werk, dessen pwe_057.014
Stärke die liebevolle, nüchtern-gespannte Werknähe ist, zu zeigen, daß pwe_057.015
auch heute noch ein Lehrbuch der Poetik als echtes und einheitlich begründetes pwe_057.016
System nicht möglich ist.
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Erst recht kann ein kleiner Abriß, wie ihn Josef Körner 1 für die pwe_057.018
Hand des Studenten bietet (mit drei Kapiteln über „Stilistik“ als die pwe_057.019
Lehre von Bildern und Figuren, „Prosodik“ als die Lehre von den klanglichen pwe_057.020
Kunstformen und „Generik“ als die Lehre von den Gattungen) pwe_057.021
keinen Anspruch auf grundsätzliche oder gar vollständige Behandlung der pwe_057.022
Probleme bieten. Umgekehrt leiden die weiter unten zu erwähnenden philosophischen pwe_057.023
Begründungen der stilkritischen Methode an der Schwierigkeit, pwe_057.024
sich die Vielfalt der bis jetzt erarbeiteten Einzelerkenntnisse einzuverleiben, pwe_057.025
und bleiben damit z. T. einseitige Vorstöße.
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Beginnen wir zunächst mit dem Versuch, ein paar zentrale Schlüsselbegriffe pwe_057.027
der heutigen Werkpoetik an Hand ausgewählter Literatur zu beleuchten. pwe_057.028
Es handelt sich zunächst um das übergeordnete Problem, den pwe_057.029
Ganzheitscharakter des Kunstwerks (als Stilganzes, als Werk, als symbolische pwe_057.030
Gestalt usw.) zu bestimmen. Von hier aus wird sich dann das pwe_057.031
Problem der Gattungen und schließlich das des Aufbaus (der „Aspekte“) pwe_057.032
des Einzelwerks stellen.
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b) Stil und Werk pwe_057.034
Wenn Stilkritik, Stilforschung die kennzeichnende Parole der heutigen pwe_057.035
Literaturwissenschaft ist, so erfordert wohl zuerst der Begriff des Stils pwe_057.036
eine nähere Umschreibung. W. Kayser gibt einen ausgezeichneten Überblick pwe_057.037
über die verschiedenen Wortbedeutungen und Möglichkeiten der modernen
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) Josef Körner, Einführung in die Poetik. Frankfurt a. M. 1949.
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