Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Von dem Menschlichen Das I. dern als Eins gegen eine Anzahl.) Wann man aber einen ieden nurallein also stehen und ihn mit andern nicht Gesellschafft machen liesse/ hilff lieber Gott! was würde da vor eine Rechnung heraus kommen? wie wolte dieser wissen/ was alles in der Welt vorhanden? was des ge- samten Geschlechtes Vermögen sey? viel weniger würde er außrech- nen können/ wie sich einer gegen den andern/ wenn sie zusammen kä- men/ und ein ieder gegen alle/ zuverhalten. Zugeschweigen das Unge- mach/ welches ieder alleine/ ohne des andern seiner Hülffleistung/ von den wilden Thieren/ vom Wetter/ von seiner selbst eigenen Leibesbe- schaffenheit/ außzustehen hätte. §. 2. Wie nun die Zahlen/ Eins/ Eins/ Eins/ etc. wann Also müssen auch die Menschen/ wann man sie nach Verstand Geschlecht
Von dem Menſchlichen Das I. dern als Eins gegen eine Anzahl.) Wann man aber einen ieden nurallein alſo ſtehen und ihn mit andern nicht Geſellſchafft machen lieſſe/ hilff lieber Gott! was wuͤrde da vor eine Rechnung heraus kommen? wie wolte dieſer wiſſen/ was alles in der Welt vorhanden? was des ge- ſamten Geſchlechtes Vermoͤgen ſey? viel weniger wuͤrde er außrech- nen koͤnnen/ wie ſich einer gegen den andern/ wenn ſie zuſammen kaͤ- men/ und ein ieder gegen alle/ zuverhalten. Zugeſchweigen das Unge- mach/ welches ieder alleine/ ohne des andern ſeiner Huͤlffleiſtung/ von den wilden Thieren/ vom Wetter/ von ſeiner ſelbſt eigenen Leibesbe- ſchaffenheit/ außzuſtehen haͤtte. §. 2. Wie nun die Zahlen/ Eins/ Eins/ Eins/ ꝛc. wann Alſo muͤſſen auch die Menſchen/ wann man ſie nach Verſtand Geſchlecht
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Von dem Menſchlichen Das I.
dern als Eins gegen eine Anzahl.) Wann man aber einen ieden nur
allein alſo ſtehen und ihn mit andern nicht Geſellſchafft machen lieſſe/
hilff lieber Gott! was wuͤrde da vor eine Rechnung heraus kommen?
wie wolte dieſer wiſſen/ was alles in der Welt vorhanden? was des ge-
ſamten Geſchlechtes Vermoͤgen ſey? viel weniger wuͤrde er außrech-
nen koͤnnen/ wie ſich einer gegen den andern/ wenn ſie zuſammen kaͤ-
men/ und ein ieder gegen alle/ zuverhalten. Zugeſchweigen das Unge-
mach/ welches ieder alleine/ ohne des andern ſeiner Huͤlffleiſtung/ von
den wilden Thieren/ vom Wetter/ von ſeiner ſelbſt eigenen Leibesbe-
ſchaffenheit/ außzuſtehen haͤtte.
§. 2. Wie nun die Zahlen/ Eins/ Eins/ Eins/ ꝛc. wann
man ſie mit Verſtand tractiren wil/ nothwendig zuſammen muͤſſen ge-
nommen werden; und wie es unmuͤglich iſt/ daß iedes Eins allein
und vor ſich gleichſam nach dem Verſtand leben/ oder ein Object ei-
ner verſtaͤndigen Betrachtung ſeyn kan/ wann es nicht auch auff das
andere/ dritte/ vierdte/ ꝛc. gezogen/ und mit denſelben auff der Rechen-
Tafel des Verſtandes gegen einander berechnet werden ſolte/ worzu
vornehmlich Gott der Allmaͤchtige den Verſtand des Menſchen einge-
richtet hat/ als welcher nicht mehr thut in allen ſeinen foͤrmlichen Ver-
richtungen/ als daß er eines und eines componire/ das iſt/ eins mit
dem andern zuſammen halte/ oder eins von etlichen dividire/ das iſt/ ei-
nes ohne dem andern/ als einen Reſt/ betrachte/ wie ſolches im Vor-
trab etwas weiter außgefuͤhret worden:
Alſo muͤſſen auch die Menſchen/ wann man ſie nach Verſtand
tractiren/ und ieder ſelbſt ſeines Verſtandes ſich gebrauchen/ das iſt/
ein rechter vernuͤnfftiger Menſch/ nicht ein bloſſes Thier/ ſeyn wil/ noth-
wendig ſich zuſammen ſchlagen: und iſt es unmuͤglich/ daß einer al-
lein und vor ſich nach Verſtand leben/ oder als eine verſtaͤndige Crea-
tur betrachtet werden kan/ wann er nicht auch auff den andern/ dritten/
vierdten/ ꝛc. ſich beziehen/ und mit denenſelben auff der Rechentafel des
ewigen Rechenmeiſters gegen einander ſich berechnen laſſen wolte.
Weßwegen vornemlich Gott der Allmaͤchtige denen Menſchen den Ver-
ſtand als ein vornehmes Stuͤck ſeines Ebenbildes verliehen/ damit er
nehmlich mit ihnen/ als mit ſelbſt vernuͤnfftigen Rechenpfennigen/ ſei-
ne Kunſt-Rechnung anſtellen/ und wie ſonſt bey der Natur durch
nothwendige compoſition und diviſion; alſo bey dem Menſchlichen
Geſchlecht
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