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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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Menschen Gemüther nicht wiederspen-
stig zuhaben/ muß sie verfinstern/ und sich
ihnen verhölen/ von dem irrdischen
Staats-Himmel kan dieses warhafftig
bestättiget werden/ daß er seine Geheim-
nüsse mit den dickesten Tüchern überzie-
hen/ und nichts/ als eusserliche Nebel der
Unerforschligkeit zu überlassen pflege/ in
welchem Punct sich Fürsten sehr behut-
sam erzeigen sollen/ nicht allein weil es ein
wesentlich Stücke Fürstlicher Obligen-
heit und höchst nöthig/ sondern auch wol
anständig ist/ Der offters gerühmte Vir-
gilio Malvezzi,
welcher in den Discur-
sen
über den Tacitus allerhand Politi-
sche Erfindungen auß der Heil. Schrifft
zu extrahiren Belieben träget/ meinet
man könne von Fürsten gar wol sagen/
was das Hohelied Salomonis von der
Sulamitin rühmet/ Oculi tui Oculi Co-
lumbarum extra quod intrinsecus la-
tet,
deine Augen sind wie Tauben Augen
zwischen den Zöpffen/ cioe essendo gli
occhi per se stessi belli, appajono piu
belli, quando sono in parte coperti, &
adombrati dalle piume, cosi i ragio-

namen-

Menſchen Gemuͤther nicht wiederſpen-
ſtig zuhaben/ muß ſie verfinſtern/ und ſich
ihnen verhoͤlen/ von dem irꝛdiſchen
Staats-Himmel kan dieſes warhafftig
beſtaͤttiget werden/ daß er ſeine Geheim-
nuͤſſe mit den dickeſten Tuͤchern uͤberzie-
hen/ und nichts/ als euſſerliche Nebel der
Unerforſchligkeit zu uͤberlaſſen pflege/ in
welchem Punct ſich Fuͤrſten ſehr behut-
ſam erzeigen ſollen/ nicht allein weil es ein
weſentlich Stuͤcke Fuͤrſtlicher Obligen-
heit und hoͤchſt noͤthig/ ſondern auch wol
anſtaͤndig iſt/ Der offters geruͤhmte Vir-
gilio Malvezzi,
welcher in den Diſcur-
ſen
uͤber den Tacitus allerhand Politi-
ſche Erfindungen auß der Heil. Schrifft
zu extrahiren Belieben traͤget/ meinet
man koͤnne von Fuͤrſten gar wol ſagen/
was das Hohelied Salomonis von der
Sulamitin ruͤhmet/ Oculi tui Oculi Co-
lumbarum extra quod intrinſecus la-
tet,
deine Augen ſind wie Tauben Augen
zwiſchen den Zoͤpffen/ cioe eſſendo gli
occhi per ſe ſteſſi belli, appajono piu
belli, quando ſono in parte coperti, &
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[0215] Menſchen Gemuͤther nicht wiederſpen- ſtig zuhaben/ muß ſie verfinſtern/ und ſich ihnen verhoͤlen/ von dem irꝛdiſchen Staats-Himmel kan dieſes warhafftig beſtaͤttiget werden/ daß er ſeine Geheim- nuͤſſe mit den dickeſten Tuͤchern uͤberzie- hen/ und nichts/ als euſſerliche Nebel der Unerforſchligkeit zu uͤberlaſſen pflege/ in welchem Punct ſich Fuͤrſten ſehr behut- ſam erzeigen ſollen/ nicht allein weil es ein weſentlich Stuͤcke Fuͤrſtlicher Obligen- heit und hoͤchſt noͤthig/ ſondern auch wol anſtaͤndig iſt/ Der offters geruͤhmte Vir- gilio Malvezzi, welcher in den Diſcur- ſen uͤber den Tacitus allerhand Politi- ſche Erfindungen auß der Heil. Schrifft zu extrahiren Belieben traͤget/ meinet man koͤnne von Fuͤrſten gar wol ſagen/ was das Hohelied Salomonis von der Sulamitin ruͤhmet/ Oculi tui Oculi Co- lumbarum extra quod intrinſecus la- tet, deine Augen ſind wie Tauben Augen zwiſchen den Zoͤpffen/ cioe eſſendo gli occhi per ſe ſteſſi belli, appajono piu belli, quando ſono in parte coperti, & adombrati dalle piume, coſi i ragio- namen-

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/215>, abgerufen am 29.11.2024.