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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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besser wiedergifft erfunden werden kan/
als vor aller Welt redlich und auffrich-
tig zuhandeln; Die Unschuld ist ein
Stein/ darwieder alle rasende Hunde
beissen mögen/ sie ist das beste Mittel der
Boßheit allen Gifft aus den Zähnen zu-
reissen/ und sie offentlich Schau zutra-
gen; Was ist hingegen spöttlicher und ver-
ächtlicher/ als falsch oder nicht gleiche zu-
gehende befunden werden? Ein solcher
machet sich unwürdig aller Gemein-
schafft/ er setzet sich unter die Zahl der je-
nigen/ che, wie in der Furba des Gio
Battista Marzi
geredet wird/ godono
uno bellissimo privilegio, che niuno
si fida di essi, e sono in pessimo con-
cetto appresso ogni qualita di perso-
ne,
welche eines schönen Privilegii ge-
niessen/ daß ihnen keiner trauet/ und sie
bey allen Standes-Personen in schlech-
tem Werthe seyn. Der jenige/ welcher
etwas Böses beginnen wolte/ solte sich/
wo nicht vor Gott/ jedoch vor den Men-
schen scheuen/ welche Bewegungs-Rede
der berühmte Perez an Fürsten ergehen
lässet/ sino de miedo dell Cielo a lo me-

nos

beſſer wiedergifft erfunden werden kan/
als vor aller Welt redlich und auffrich-
tig zuhandeln; Die Unſchuld iſt ein
Stein/ darwieder alle raſende Hunde
beiſſen moͤgen/ ſie iſt das beſte Mittel der
Boßheit allen Gifft aus den Zaͤhnen zu-
reiſſen/ und ſie offentlich Schau zutra-
gen; Was iſt hingegẽ ſpoͤttlicher und ver-
aͤchtlicher/ als falſch oder nicht gleiche zu-
gehende befunden werden? Ein ſolcher
machet ſich unwuͤrdig aller Gemein-
ſchafft/ er ſetzet ſich unter die Zahl der je-
nigen/ che, wie in der Furba des Gio
Battiſta Marzi
geredet wird/ godono
uno belliſſimo privilegio, che niuno
ſi fida di eſſi, e ſono in peſſimo con-
cetto appreſſo ogni qualita di perſo-
ne,
welche eines ſchoͤnen Privilegii ge-
nieſſen/ daß ihnen keiner trauet/ und ſie
bey allen Standes-Perſonen in ſchlech-
tem Werthe ſeyn. Der jenige/ welcher
etwas Boͤſes beginnen wolte/ ſolte ſich/
wo nicht vor Gott/ jedoch vor den Men-
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[0226] beſſer wiedergifft erfunden werden kan/ als vor aller Welt redlich und auffrich- tig zuhandeln; Die Unſchuld iſt ein Stein/ darwieder alle raſende Hunde beiſſen moͤgen/ ſie iſt das beſte Mittel der Boßheit allen Gifft aus den Zaͤhnen zu- reiſſen/ und ſie offentlich Schau zutra- gen; Was iſt hingegẽ ſpoͤttlicher und ver- aͤchtlicher/ als falſch oder nicht gleiche zu- gehende befunden werden? Ein ſolcher machet ſich unwuͤrdig aller Gemein- ſchafft/ er ſetzet ſich unter die Zahl der je- nigen/ che, wie in der Furba des Gio Battiſta Marzi geredet wird/ godono uno belliſſimo privilegio, che niuno ſi fida di eſſi, e ſono in peſſimo con- cetto appreſſo ogni qualita di perſo- ne, welche eines ſchoͤnen Privilegii ge- nieſſen/ daß ihnen keiner trauet/ und ſie bey allen Standes-Perſonen in ſchlech- tem Werthe ſeyn. Der jenige/ welcher etwas Boͤſes beginnen wolte/ ſolte ſich/ wo nicht vor Gott/ jedoch vor den Men- ſchen ſcheuen/ welche Bewegungs-Rede der beruͤhmte Perez an Fuͤrſten ergehen laͤſſet/ ſino de miedo dell Cielo a lo me- nos

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/226>, abgerufen am 28.11.2024.