Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Haußhaltung einen aus seinen Knechten/
welchen er am tüchtigsten befand/ pflegte
dem Haußwesen vorzusetzen; Also tragen
Regenten offters Belieben das vor eine
Person fast zu schwere Regiments-Gewich-
te auff einen seiner Diener niederzusencken/
und zwar dem jenigen zuvertrauen/ welchem
sie/ weil sie ohne affecten nicht sind/ am mei-
sten geneigt seyn/ daß e gleichsam/ nach dem
Matteo Peregrini, una specie posta in
mezzo fra la Servitu e la perfetta ami-
cizia,
eine Mittel-Art unter der Dinstbar-
keit und vollkommenen Freundschafft ma-
chen. Weilen dann eine derogestalt über-
lassene oder mitgetheilte Regier-Macht und
Würde mehrentheils herrühret von einer
Flamme/ welche der Standes Ungleichheit
vergessende beyde Hertzen vereiniget/ und in
einen Willen zusammenschmeltzet/ als ist
hierauß leichte zuermessen/ daß/ dessen Ge-
müths-Regungen mercklicher/ als des Für-
sten selbst/ welcher sich der Regiments-Sor-
gen begeben/ in das Unterliegende würcken/
dann auch/ weilen der Fürsten Gemüther
nach natürlicher Unbeständigkeit eines ge-
schwinde satt bekommen/ oder auch die in

so
Q iiij

Haußhaltung einen aus ſeinen Knechten/
welchen er am tuͤchtigſten befand/ pflegte
dem Haußweſen vorzuſetzen; Alſo tragen
Regenten offters Belieben das vor eine
Perſon faſt zu ſchwere Regiments-Gewich-
te auff einen ſeiner Diener niederzuſencken/
und zwar dem jenigen zuvertrauen/ welchem
ſie/ weil ſie ohne affecten nicht ſind/ am mei-
ſten geneigt ſeyn/ daß e gleichſam/ nach dem
Matteo Peregrini, una ſpecie poſta in
mezzo fra la Servitu e la perfetta ami-
cizia,
eine Mittel-Art unter der Dinſtbar-
keit und vollkommenen Freundſchafft ma-
chen. Weilen dann eine derogeſtalt uͤber-
laſſene oder mitgetheilte Regier-Macht und
Wuͤrde mehrentheils herruͤhret von einer
Flamme/ welche der Standes Ungleichheit
vergeſſende beyde Hertzen vereiniget/ und in
einen Willen zuſammenſchmeltzet/ als iſt
hierauß leichte zuermeſſen/ daß/ deſſen Ge-
muͤths-Regungen mercklicher/ als des Fuͤr-
ſten ſelbſt/ welcher ſich der Regiments-Sor-
gen begeben/ in das Unterliegende wuͤrcken/
dann auch/ weilen der Fuͤrſten Gemuͤther
nach natuͤrlicher Unbeſtaͤndigkeit eines ge-
ſchwinde ſatt bekommen/ oder auch die in

ſo
Q iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0391"/>
Haußhaltung einen aus &#x017F;einen Knechten/<lb/>
welchen er am tu&#x0364;chtig&#x017F;ten befand/ pflegte<lb/>
dem Haußwe&#x017F;en vorzu&#x017F;etzen; Al&#x017F;o tragen<lb/>
Regenten offters Belieben das vor eine<lb/>
Per&#x017F;on fa&#x017F;t zu &#x017F;chwere Regiments-Gewich-<lb/>
te auff einen &#x017F;einer Diener niederzu&#x017F;encken/<lb/>
und zwar dem jenigen zuvertrauen/ welchem<lb/>
&#x017F;ie/ weil &#x017F;ie ohne <hi rendition="#aq">affect</hi>en nicht &#x017F;ind/ am mei-<lb/>
&#x017F;ten geneigt &#x017F;eyn/ daß e gleich&#x017F;am/ nach dem<lb/><hi rendition="#aq">Matteo Peregrini, una &#x017F;pecie po&#x017F;ta in<lb/>
mezzo fra la Servitu e la perfetta ami-<lb/>
cizia,</hi> eine Mittel-Art unter der Din&#x017F;tbar-<lb/>
keit und vollkommenen Freund&#x017F;chafft ma-<lb/>
chen. Weilen dann eine deroge&#x017F;talt u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ene oder mitgetheilte Regier-Macht und<lb/>
Wu&#x0364;rde mehrentheils herru&#x0364;hret von einer<lb/>
Flamme/ welche der Standes Ungleichheit<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;ende beyde Hertzen vereiniget/ und in<lb/>
einen Willen zu&#x017F;ammen&#x017F;chmeltzet/ als i&#x017F;t<lb/>
hierauß leichte zuerme&#x017F;&#x017F;en/ daß/ de&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
mu&#x0364;ths-Regungen mercklicher/ als des Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;elb&#x017F;t/ welcher &#x017F;ich der Regiments-Sor-<lb/>
gen begeben/ in das Unterliegende wu&#x0364;rcken/<lb/>
dann auch/ weilen der Fu&#x0364;r&#x017F;ten Gemu&#x0364;ther<lb/>
nach natu&#x0364;rlicher Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit eines ge-<lb/>
&#x017F;chwinde &#x017F;att bekommen/ oder auch die in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0391] Haußhaltung einen aus ſeinen Knechten/ welchen er am tuͤchtigſten befand/ pflegte dem Haußweſen vorzuſetzen; Alſo tragen Regenten offters Belieben das vor eine Perſon faſt zu ſchwere Regiments-Gewich- te auff einen ſeiner Diener niederzuſencken/ und zwar dem jenigen zuvertrauen/ welchem ſie/ weil ſie ohne affecten nicht ſind/ am mei- ſten geneigt ſeyn/ daß e gleichſam/ nach dem Matteo Peregrini, una ſpecie poſta in mezzo fra la Servitu e la perfetta ami- cizia, eine Mittel-Art unter der Dinſtbar- keit und vollkommenen Freundſchafft ma- chen. Weilen dann eine derogeſtalt uͤber- laſſene oder mitgetheilte Regier-Macht und Wuͤrde mehrentheils herruͤhret von einer Flamme/ welche der Standes Ungleichheit vergeſſende beyde Hertzen vereiniget/ und in einen Willen zuſammenſchmeltzet/ als iſt hierauß leichte zuermeſſen/ daß/ deſſen Ge- muͤths-Regungen mercklicher/ als des Fuͤr- ſten ſelbſt/ welcher ſich der Regiments-Sor- gen begeben/ in das Unterliegende wuͤrcken/ dann auch/ weilen der Fuͤrſten Gemuͤther nach natuͤrlicher Unbeſtaͤndigkeit eines ge- ſchwinde ſatt bekommen/ oder auch die in ſo Q iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/391
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/391>, abgerufen am 27.11.2024.