Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


machen. Und dazu was wollet ihr euch ei-
ner solchen Vexiererey berühmen/ da ein
schlechter und einfältiger Gümpel durch gute
Worte berücket worden. Diese Kunst hätte
der schlimste Handwercks-Junge gleich so gut
zu practiciren gewust: wer Auffzüge machen
will/ der wage sich an verständige Leute/ die
vor übriger Klugheit das Gras wachsen hö-
ren; und hat er da was erhalten/ so will ich
helffen mit lachen/ und wil sagen/ daß die Pro-
be gut abgeleget sey. Diese Predigt hätte
ohn allen Zweiffel noch länger gewähret/ wenn
Eurylas nicht erinnert hätte/ ob sie bald ihr
recommendation-Schreiben an den vorneh-
men gelehrten Mann übergeben wolten. Ge-
lanor
war willig darzu/ allein Eurylas gedach-
te/ er hätte den Priester bey Vollendung des
Brieffes lachen sehen/ und zweifelte also nicht/
es müste was lächerliches darinn enthalten
seyn. Wenn es ihnen gefiele/ er wolte durch
ein sonderliches Kunststücke den Brieff auff
und wieder zumachen/ daß niemand etwas da-
ran mercken solte. Nun wolte sich Gelanor
schwerlich darzu verstehen/ wenn er nicht diß zum
Stichblat behalten/ auf allen Fall/ Wenn der
Brieff verderbet würde/ könte man ihn ohne
Schaden gar zurücke laßen, Also befanden sie
folgends:

Vir


machen. Und dazu was wollet ihr euch ei-
ner ſolchen Vexiererey beruͤhmen/ da ein
ſchlechter und einfaͤltiger Guͤmpel durch gute
Worte beruͤcket worden. Dieſe Kunſt haͤtte
der ſchlimſte Handwercks-Junge gleich ſo gut
zu practiciren gewuſt: wer Auffzuͤge machen
will/ der wage ſich an verſtaͤndige Leute/ die
vor uͤbriger Klugheit das Gras wachſen hoͤ-
ren; und hat er da was erhalten/ ſo will ich
helffen mit lachen/ und wil ſagen/ daß die Pro-
be gut abgeleget ſey. Dieſe Predigt haͤtte
ohn allen Zweiffel noch laͤnger gewaͤhret/ weñ
Eurylas nicht erinnert haͤtte/ ob ſie bald ihr
recommendation-Schreiben an den vorneh-
men gelehrten Mann uͤbergeben wolten. Ge-
lanor
war willig darzu/ allein Eurylas gedach-
te/ er haͤtte den Prieſter bey Vollendung des
Brieffes lachen ſehen/ und zweifelte alſo nicht/
es muͤſte was laͤcherliches darinn enthalten
ſeyn. Wenn es ihnen gefiele/ er wolte durch
ein ſonderliches Kunſtſtuͤcke den Brieff auff
und wieder zumachen/ daß niemand etwas da-
ran mercken ſolte. Nun wolte ſich Gelanor
ſchwerlich daꝛzu verſtehẽ/ weñ er nicht diß zum
Stichblat behalten/ auf allen Fall/ Wenn der
Brieff verderbet wuͤrde/ koͤnte man ihn ohne
Schaden gar zuruͤcke laßen, Alſo befanden ſie
folgends:

Vir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0051" n="45"/><lb/>
machen. Und dazu was wollet ihr euch ei-<lb/>
ner &#x017F;olchen Vexiererey beru&#x0364;hmen/ da ein<lb/>
&#x017F;chlechter und einfa&#x0364;ltiger Gu&#x0364;mpel durch gute<lb/>
Worte beru&#x0364;cket worden. Die&#x017F;e Kun&#x017F;t ha&#x0364;tte<lb/>
der &#x017F;chlim&#x017F;te Handwercks-Junge gleich &#x017F;o gut<lb/>
zu <hi rendition="#aq">practiciren</hi> gewu&#x017F;t: wer Auffzu&#x0364;ge machen<lb/>
will/ der wage &#x017F;ich an ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Leute/ die<lb/>
vor u&#x0364;briger Klugheit das Gras wach&#x017F;en ho&#x0364;-<lb/>
ren; und hat er da was erhalten/ &#x017F;o will ich<lb/>
helffen mit lachen/ und wil &#x017F;agen/ daß die Pro-<lb/>
be gut abgeleget &#x017F;ey. Die&#x017F;e Predigt ha&#x0364;tte<lb/>
ohn allen Zweiffel noch la&#x0364;nger gewa&#x0364;hret/ wen&#x0303;<lb/><hi rendition="#aq">Eurylas</hi> nicht erinnert ha&#x0364;tte/ ob &#x017F;ie bald ihr<lb/><hi rendition="#aq">recommendation</hi>-Schreiben an den vorneh-<lb/>
men gelehrten Mann u&#x0364;bergeben wolten. <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
lanor</hi> war willig darzu/ allein <hi rendition="#aq">Eurylas</hi> gedach-<lb/>
te/ er ha&#x0364;tte den Prie&#x017F;ter bey Vollendung des<lb/>
Brieffes lachen &#x017F;ehen/ und zweifelte al&#x017F;o nicht/<lb/>
es mu&#x0364;&#x017F;te was la&#x0364;cherliches darinn enthalten<lb/>
&#x017F;eyn. Wenn es ihnen gefiele/ er wolte durch<lb/>
ein &#x017F;onderliches Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;cke den Brieff auff<lb/>
und wieder zumachen/ daß niemand etwas da-<lb/>
ran mercken &#x017F;olte. Nun wolte &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Gelanor</hi><lb/>
&#x017F;chwerlich da&#xA75B;zu ver&#x017F;tehe&#x0303;/ wen&#x0303; er nicht diß zum<lb/>
Stichblat behalten/ auf allen Fall/ Wenn der<lb/>
Brieff verderbet wu&#x0364;rde/ ko&#x0364;nte man ihn ohne<lb/>
Schaden gar zuru&#x0364;cke laßen, Al&#x017F;o befanden &#x017F;ie<lb/>
folgends:</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Vir</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0051] machen. Und dazu was wollet ihr euch ei- ner ſolchen Vexiererey beruͤhmen/ da ein ſchlechter und einfaͤltiger Guͤmpel durch gute Worte beruͤcket worden. Dieſe Kunſt haͤtte der ſchlimſte Handwercks-Junge gleich ſo gut zu practiciren gewuſt: wer Auffzuͤge machen will/ der wage ſich an verſtaͤndige Leute/ die vor uͤbriger Klugheit das Gras wachſen hoͤ- ren; und hat er da was erhalten/ ſo will ich helffen mit lachen/ und wil ſagen/ daß die Pro- be gut abgeleget ſey. Dieſe Predigt haͤtte ohn allen Zweiffel noch laͤnger gewaͤhret/ weñ Eurylas nicht erinnert haͤtte/ ob ſie bald ihr recommendation-Schreiben an den vorneh- men gelehrten Mann uͤbergeben wolten. Ge- lanor war willig darzu/ allein Eurylas gedach- te/ er haͤtte den Prieſter bey Vollendung des Brieffes lachen ſehen/ und zweifelte alſo nicht/ es muͤſte was laͤcherliches darinn enthalten ſeyn. Wenn es ihnen gefiele/ er wolte durch ein ſonderliches Kunſtſtuͤcke den Brieff auff und wieder zumachen/ daß niemand etwas da- ran mercken ſolte. Nun wolte ſich Gelanor ſchwerlich daꝛzu verſtehẽ/ weñ er nicht diß zum Stichblat behalten/ auf allen Fall/ Wenn der Brieff verderbet wuͤrde/ koͤnte man ihn ohne Schaden gar zuruͤcke laßen, Alſo befanden ſie folgends: Vir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/51
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/51>, abgerufen am 24.11.2024.