Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
auf C
auf C
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="49"/><lb/> er in dem <hi rendition="#aq">ſundament</hi> ſelbſt ſo einen Mangel/<lb/> daß wenn man ihm die Pralerey mit der groſ-<lb/> ſen und abſcheulichen <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> benommen<lb/> haͤtte/ er kaum einen Dorff-Schulmeiſter<lb/> waͤre aͤhnlich geweſen. Drum als <hi rendition="#aq">Gelanor</hi><lb/> wieder ins Wirths-haus kam/ und <hi rendition="#aq">Florindo</hi><lb/> ſich uͤber den weltberuͤhmtẽ Mañ trefflich ver-<lb/> wunderte/ bat ihn der Hoffmeiſter/ er moͤchte<lb/> ſeine Verwunderung biß auf andere Gele-<lb/> genheit laſſen verſparet ſeyn. Denn/ ſagte<lb/> er/ iſt das nicht eine hauptſaͤchliche Thorheit/<lb/> daß einer mir etliche 1000 Buͤchern die <hi rendition="#aq">Erudi-<lb/> tion</hi> erzwingen will/ gleich als wenn dieſer<lb/> ein <hi rendition="#aq">perfecter Medicus</hi> ſeyn muͤſte/ der ſeine<lb/> Simſe mit lauter Apothecker-buͤchſen beſetzet<lb/> haͤtte. Die Buͤcher ſind gut/aber von den auß-<lb/> wendigen Schalen wird kein <hi rendition="#aq">Doctor.</hi> Jch<lb/> weiß auch/ daß der Tuͤrckiſche Keyſer viel<lb/> Gelt hat/ aber darum bin ich nicht reich: Alſo<lb/> kan ich wohl wiſſen/ wer von dieſer oder jener<lb/> Sache geſchrieben; unterdeſſen folgt es nicht<lb/> daß ich die Sach ſelbſt verſtehe. Ach wie wahr<lb/> wird das Sprichwort: <hi rendition="#aq">Mundus vult decipi.</hi><lb/> Denn wo die <hi rendition="#fr">F</hi>rantzoͤſiſche Baͤnde gleiſſen/ da<lb/> fallen die <hi rendition="#aq">Judicia</hi> hin: Ungeacht/ ob mancher<lb/> vielmehr mit ſeinem papiernen Hausrath auf-<lb/> richte als ein Eſel/ der einen Sack voll Buͤcher<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0055]
er in dem ſundament ſelbſt ſo einen Mangel/
daß wenn man ihm die Pralerey mit der groſ-
ſen und abſcheulichen Bibliothec benommen
haͤtte/ er kaum einen Dorff-Schulmeiſter
waͤre aͤhnlich geweſen. Drum als Gelanor
wieder ins Wirths-haus kam/ und Florindo
ſich uͤber den weltberuͤhmtẽ Mañ trefflich ver-
wunderte/ bat ihn der Hoffmeiſter/ er moͤchte
ſeine Verwunderung biß auf andere Gele-
genheit laſſen verſparet ſeyn. Denn/ ſagte
er/ iſt das nicht eine hauptſaͤchliche Thorheit/
daß einer mir etliche 1000 Buͤchern die Erudi-
tion erzwingen will/ gleich als wenn dieſer
ein perfecter Medicus ſeyn muͤſte/ der ſeine
Simſe mit lauter Apothecker-buͤchſen beſetzet
haͤtte. Die Buͤcher ſind gut/aber von den auß-
wendigen Schalen wird kein Doctor. Jch
weiß auch/ daß der Tuͤrckiſche Keyſer viel
Gelt hat/ aber darum bin ich nicht reich: Alſo
kan ich wohl wiſſen/ wer von dieſer oder jener
Sache geſchrieben; unterdeſſen folgt es nicht
daß ich die Sach ſelbſt verſtehe. Ach wie wahr
wird das Sprichwort: Mundus vult decipi.
Denn wo die Frantzoͤſiſche Baͤnde gleiſſen/ da
fallen die Judicia hin: Ungeacht/ ob mancher
vielmehr mit ſeinem papiernen Hausrath auf-
richte als ein Eſel/ der einen Sack voll Buͤcher
auf
C
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeBei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |