Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
eine D iij
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mochte es mein Famulus abtrennen. Dann
der Kauffmann creditirte ſchon aufs neue/
und was der Eitelkeiten mehr ſeyn. Das
wuſte die gantze Stadt/ daß ich ein perfecter
Narr war/ und ich werde es meine Lebtage
nicht vergeſſen/ was mein Beichtvater zu mir
ſagte: Ach Haͤnſgen/ ſprach er/ wie will das
ablauffen/ ach beſtellt den Bettelſtab/ weil ihr
Geld habt/ ſonſt werdet ihr einen Knittel von
der erſten Weide abſchneiden muͤſſen. Ja
wohl/ ich habe ihn gar zu offt abſchneiden
muͤſſen. Dann ob ſich zwar die Obrigkeit
ins Mittel ſchlug/ und mir als einem verthuli-
chen Menſchen nichts folgen ließ/ war es
doch zu lang geharret/ und ich hatte doch
nichts anders gelernet/ als boͤſes thun. Uber
diß kunten ſie mir meine nothduͤrfftige Unter-
haltung nicht wehren/ daß ich alſo mein gan-
tzes Reichthum durchbracht/ biß auf 200.
Guͤlden/ ehe ich 23. Jahr alt war/ darauff ſol-
teich nun in der Welt fort kommen/ und wohl
gar eine Frau nehmen. Auf die letzt trat mich
zwar die ſchwartze Kuh/ aber zu ſpat/ ich wu-
ſte nicht wohin/ meine Freunde hätten mich
gern befoͤrdert/ aber ich haͤtte lieber einen
Dienſt gehabt/ da ich einen Sammetpeltz al-
le Tage anziehen/ und in ſechs Tagen kaum
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