Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
sechstes dutzent.
5. Zum wenigsten werd ich mich dürffen erkühnen/
Und werde/ wie mich längst gelüst/
Mich deines vollkommenen hertzen bedienen/
Darein mein hertz geschlossen ist.
Mein liebgen gib mir nur verlaub/
Ein billicher wechsel ist endlich kein Raub.
X.
Auff einen falschen Freund.
DU schändliche kröte/ nun hast du den gifft
An meiner unschuld ausgelassen/
Du drache/ dein gifftiges hauchen betrifft
Mein leben unverdienter massen/
Doch bleib daheim/ es hat nicht noth/
Ein solch basilisk der sieh't mich nicht todt.
2. Du fleischerner teuffel/ du wanderst herumb/
Als wie ein löw in finstern püschen/
Und siehest dich hinten und fornen wohl um/
Ob du was schwächers kanst erwischen!
Doch lauff nur fort du wildes thier/
Ein muthiger Hercules streitet bey mir.
3. Du hungriger wolfs-zahn/ ach wolst du nicht gern
Mich armes schaf zu todte beissen?
So lauschet ein listiger habicht von fern
Wann er die taube will zerreissen/
So schnappet ein räubischer hecht
Und jaget wol selber sein eignes geschlecht.
4. Du garstige fliege/ was schmirst du vor koth/
An das verhalten meiner jugend?
Du eyfriges lügen-maul wirst du nicht roth/
Jndem du meine reine tugend
Zu lauter grossen lastern machst/
Und meine gedancken so höhnisch verlachst?
5. Du
H 2
ſechſtes dutzent.
5. Zum wenigſten werd ich mich duͤrffen erkuͤhnen/
Und werde/ wie mich laͤngſt geluͤſt/
Mich deines vollkommenen hertzen bedienen/
Darein mein hertz geſchloſſen iſt.
Mein liebgen gib mir nur verlaub/
Ein billicher wechſel iſt endlich kein Raub.
X.
Auff einen falſchen Freund.
DU ſchaͤndliche kroͤte/ nun haſt du den gifft
An meiner unſchuld ausgelaſſen/
Du drache/ dein gifftiges hauchen betrifft
Mein leben unverdienter maſſen/
Doch bleib daheim/ es hat nicht noth/
Ein ſolch baſilisk der ſieh’t mich nicht todt.
2. Du fleiſcherner teuffel/ du wanderſt herumb/
Als wie ein loͤw in finſtern puͤſchen/
Und ſieheſt dich hinten und fornen wohl um/
Ob du was ſchwaͤchers kanſt erwiſchen!
Doch lauff nur fort du wildes thier/
Ein muthiger Hercules ſtreitet bey mir.
3. Du hungriger wolfs-zahn/ ach wolſt du nicht geꝛn
Mich armes ſchaf zu todte beiſſen?
So lauſchet ein liſtiger habicht von fern
Wann er die taube will zerreiſſen/
So ſchnappet ein raͤubiſcher hecht
Und jaget wol ſelber ſein eignes geſchlecht.
4. Du garſtige fliege/ was ſchmirſt du vor koth/
An das verhalten meiner jugend?
Du eyfriges luͤgen-maul wirſt du nicht roth/
Jndem du meine reine tugend
Zu lauter groſſen laſtern machſt/
Und meine gedancken ſo hoͤhniſch verlachſt?
5. Du
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0131" n="115"/>
            <fw place="top" type="header">&#x017F;ech&#x017F;tes dutzent.</fw><lb/>
            <lg n="5">
              <l>5. Zum wenig&#x017F;ten werd ich mich du&#x0364;rffen erku&#x0364;hnen/</l><lb/>
              <l>Und werde/ wie mich la&#x0364;ng&#x017F;t gelu&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Mich deines vollkommenen hertzen bedienen/</l><lb/>
              <l>Darein mein hertz ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Mein liebgen gib mir nur verlaub/</l><lb/>
              <l>Ein billicher wech&#x017F;el i&#x017F;t endlich kein Raub.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">X.</hi><lb/>
Auff einen fal&#x017F;chen Freund.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>U &#x017F;cha&#x0364;ndliche kro&#x0364;te/ nun ha&#x017F;t du den gifft</l><lb/>
              <l>An meiner un&#x017F;chuld ausgela&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Du drache/ dein gifftiges hauchen betrifft</l><lb/>
              <l>Mein leben unverdienter ma&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Doch bleib daheim/ es hat nicht noth/</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;olch ba&#x017F;ilisk der &#x017F;ieh&#x2019;t mich nicht todt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>2. Du flei&#x017F;cherner teuffel/ du wander&#x017F;t herumb/</l><lb/>
              <l>Als wie ein lo&#x0364;w in fin&#x017F;tern pu&#x0364;&#x017F;chen/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;iehe&#x017F;t dich hinten und fornen wohl um/</l><lb/>
              <l>Ob du was &#x017F;chwa&#x0364;chers kan&#x017F;t erwi&#x017F;chen!</l><lb/>
              <l>Doch lauff nur fort du wildes thier/</l><lb/>
              <l>Ein muthiger Hercules &#x017F;treitet bey mir.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>3. Du hungriger wolfs-zahn/ ach wol&#x017F;t du nicht ge&#xA75B;n</l><lb/>
              <l>Mich armes &#x017F;chaf zu todte bei&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
              <l>So lau&#x017F;chet ein li&#x017F;tiger habicht von fern</l><lb/>
              <l>Wann er die taube will zerrei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>So &#x017F;chnappet ein ra&#x0364;ubi&#x017F;cher hecht</l><lb/>
              <l>Und jaget wol &#x017F;elber &#x017F;ein eignes ge&#x017F;chlecht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>4. <hi rendition="#fr">D</hi>u gar&#x017F;tige fliege/ was &#x017F;chmir&#x017F;t du vor koth/</l><lb/>
              <l>An das verhalten meiner jugend?</l><lb/>
              <l>Du eyfriges lu&#x0364;gen-maul wir&#x017F;t du nicht roth/</l><lb/>
              <l>Jndem du meine reine tugend</l><lb/>
              <l>Zu lauter gro&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;tern mach&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Und meine gedancken &#x017F;o ho&#x0364;hni&#x017F;ch verlach&#x017F;t?</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">5. Du</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0131] ſechſtes dutzent. 5. Zum wenigſten werd ich mich duͤrffen erkuͤhnen/ Und werde/ wie mich laͤngſt geluͤſt/ Mich deines vollkommenen hertzen bedienen/ Darein mein hertz geſchloſſen iſt. Mein liebgen gib mir nur verlaub/ Ein billicher wechſel iſt endlich kein Raub. X. Auff einen falſchen Freund. DU ſchaͤndliche kroͤte/ nun haſt du den gifft An meiner unſchuld ausgelaſſen/ Du drache/ dein gifftiges hauchen betrifft Mein leben unverdienter maſſen/ Doch bleib daheim/ es hat nicht noth/ Ein ſolch baſilisk der ſieh’t mich nicht todt. 2. Du fleiſcherner teuffel/ du wanderſt herumb/ Als wie ein loͤw in finſtern puͤſchen/ Und ſieheſt dich hinten und fornen wohl um/ Ob du was ſchwaͤchers kanſt erwiſchen! Doch lauff nur fort du wildes thier/ Ein muthiger Hercules ſtreitet bey mir. 3. Du hungriger wolfs-zahn/ ach wolſt du nicht geꝛn Mich armes ſchaf zu todte beiſſen? So lauſchet ein liſtiger habicht von fern Wann er die taube will zerreiſſen/ So ſchnappet ein raͤubiſcher hecht Und jaget wol ſelber ſein eignes geſchlecht. 4. Du garſtige fliege/ was ſchmirſt du vor koth/ An das verhalten meiner jugend? Du eyfriges luͤgen-maul wirſt du nicht roth/ Jndem du meine reine tugend Zu lauter groſſen laſtern machſt/ Und meine gedancken ſo hoͤhniſch verlachſt? 5. Du H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/131
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/131>, abgerufen am 17.05.2024.