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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Drittes Gespräch.
Desto wen'ger wird verricht.

3. Lernt einmahl zur sache greiffen/
Da besteht der rechte lohn.
Welche sich also verschweiffen/
Sind fürwahr noch weit davon.
Wenn die armen patienten
Nicht den sitz der kranckheit nennten/
Würde mancher kräuter frucht
Durch den artzt umsonst gesucht.
4. Gibt ein kauffmann vor die waaren
Nicht das allerbeste geld?
Drum was wolt ihr also sparen/
Wenn euch eine zier gefällt.
Würcklich und gewisse gaben
Wollen gleiches kauff-geld haben/
Und die arbeit muß allein
Jn der that bekräfftigt seyn.
5. Ach ihr ungewissen grillen
Was bemüht ihr euren sinn
Um der allerschönsten willen?
Geht und suchet den gewinn
Aus besuchen/ spielen/ schertzen:
Sie vergnüget eure hertzen.
Wer die boltzen anders richt/
Siht das ziel und trifft doch nicht.
Fill. Diß war noch gnädig. Es ist sonst nicht dei-
ne mode/ daß du sehr schonest.
Gil. Wo gute freunde interessirt seyn/ da mache ich
ein auge zu.
Fill. Vielleicht wie jener einäugigter bettelvogt.
Gil. Laß mich unvexirt/ oder ich weise dir das lied
nicht/ das mir itzt gleich in die hände kömmt.
Fill.
Z 3

Drittes Geſpraͤch.
Deſto wen’ger wird verricht.

3. Lernt einmahl zur ſache greiffen/
Da beſteht der rechte lohn.
Welche ſich alſo verſchweiffen/
Sind fuͤrwahr noch weit davon.
Wenn die armen patienten
Nicht den ſitz der kranckheit nennten/
Wuͤrde mancher kraͤuter frucht
Durch den artzt umſonſt geſucht.
4. Gibt ein kauffmann vor die waaren
Nicht das allerbeſte geld?
Drum was wolt ihr alſo ſparen/
Wenn euch eine zier gefaͤllt.
Wuͤrcklich und gewiſſe gaben
Wollen gleiches kauff-geld haben/
Und die arbeit muß allein
Jn der that bekraͤfftigt ſeyn.
5. Ach ihr ungewiſſen grillen
Was bemuͤht ihr euren ſinn
Um der allerſchoͤnſten willen?
Geht und ſuchet den gewinn
Aus beſuchen/ ſpielen/ ſchertzen:
Sie vergnuͤget eure hertzen.
Wer die boltzen anders richt/
Siht das ziel und trifft doch nicht.
Fill. Diß war noch gnaͤdig. Es iſt ſonſt nicht dei-
ne mode/ daß du ſehr ſchoneſt.
Gil. Wo gute freunde intereſſirt ſeyn/ da mache ich
ein auge zu.
Fill. Vielleicht wie jener einaͤugigter bettelvogt.
Gil. Laß mich unvexirt/ oder ich weiſe dir das lied
nicht/ das mir itzt gleich in die haͤnde koͤmmt.
Fill.
Z 3
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[357/0373] Drittes Geſpraͤch. Deſto wen’ger wird verricht. 3. Lernt einmahl zur ſache greiffen/ Da beſteht der rechte lohn. Welche ſich alſo verſchweiffen/ Sind fuͤrwahr noch weit davon. Wenn die armen patienten Nicht den ſitz der kranckheit nennten/ Wuͤrde mancher kraͤuter frucht Durch den artzt umſonſt geſucht. 4. Gibt ein kauffmann vor die waaren Nicht das allerbeſte geld? Drum was wolt ihr alſo ſparen/ Wenn euch eine zier gefaͤllt. Wuͤrcklich und gewiſſe gaben Wollen gleiches kauff-geld haben/ Und die arbeit muß allein Jn der that bekraͤfftigt ſeyn. 5. Ach ihr ungewiſſen grillen Was bemuͤht ihr euren ſinn Um der allerſchoͤnſten willen? Geht und ſuchet den gewinn Aus beſuchen/ ſpielen/ ſchertzen: Sie vergnuͤget eure hertzen. Wer die boltzen anders richt/ Siht das ziel und trifft doch nicht. Fill. Diß war noch gnaͤdig. Es iſt ſonſt nicht dei- ne mode/ daß du ſehr ſchoneſt. Gil. Wo gute freunde intereſſirt ſeyn/ da mache ich ein auge zu. Fill. Vielleicht wie jener einaͤugigter bettelvogt. Gil. Laß mich unvexirt/ oder ich weiſe dir das lied nicht/ das mir itzt gleich in die haͤnde koͤmmt. Fill. Z 3

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/373>, abgerufen am 01.06.2024.