Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdtes Gespräch. Ros. Was andere leute verderben/ helff ich nicht wieder gut machen. Mel. Warum nicht? wenn es ohne ihre mühe abgeht. Ros. Jch kenne die Herren/ es ist nicht gut mit ih- nen kirschen essen. Mel. Da müssen wir in der kirschenzeit davon reden. Ros. Da hab ich schon eins. O hätt ich mein wort wieder! Fill. Wie war es/ gab ihr Melintes eins an das bein? Ros. Jch dachte an die ferse/ er hört allzeit mit hal- ben ohren. Fill. Wie halbirt man die ohren/ daß man gewiß weiß/ wenn sie halb sind/ nichts drüber nichts drunter? Ros. Es steht mir nicht an daß ichs sage. Fill. So steht mir es nicht an daß ichs höre. Lis. Jhr leute schämt euch doch der unnützen reden. Jch dachte Mons. Fillidor würde was neues bringen. Aber er kan vor der muthwilligen klappermühle nicht darzu. Fill. Jch wolte ich wäre eine klappermühle/ und dürffte sie heyrathen/ so hätte ich eine mühle mit zwey gängen. Lis. Wir richten heute nichts bey ihm auß/ er ist gantz außgelassen. Ros. Jch habe ihn neulicher zeit nicht so lustig ge- sehen. Fill. Jhre gegenwart ergetzt mich so. Ros. Jch dachte wol ich wolte die ursache noch her- aus locken. Fill. Es ist meine manier ich bekenne gleich zu. Lis. Ja ja er geht gar gleich zu wie ein knieriemen. Mel. Wo keines dem andern die antwort schuldig bleibt/
Vierdtes Geſpraͤch. Roſ. Was andere leute verderben/ helff ich nicht wieder gut machen. Mel. Warum nicht? weñ es ohne ihre muͤhe abgeht. Roſ. Jch kenne die Herren/ es iſt nicht gut mit ih- nen kirſchen eſſen. Mel. Da muͤſſen wir in der kirſchenzeit davon redẽ. Roſ. Da hab ich ſchon eins. O haͤtt ich mein wort wieder! Fill. Wie waꝛ es/ gab ihr Melintes eins an das bein? Roſ. Jch dachte an die ferſe/ er hoͤrt allzeit mit hal- ben ohren. Fill. Wie halbirt man die ohren/ daß man gewiß weiß/ wenn ſie halb ſind/ nichts druͤber nichts drunter? Roſ. Es ſteht mir nicht an daß ichs ſage. Fill. So ſteht mir es nicht an daß ichs hoͤre. Liſ. Jhr leute ſchaͤmt euch doch der unnuͤtzen reden. Jch dachte Monſ. Fillidor wuͤrde was neues bringen. Aber er kan vor der muthwilligen klappermuͤhle nicht darzu. Fill. Jch wolte ich waͤre eine klappermuͤhle/ und duͤrffte ſie heyrathen/ ſo haͤtte ich eine muͤhle mit zwey gaͤngen. Liſ. Wir richten heute nichts bey ihm auß/ er iſt gantz außgelaſſen. Roſ. Jch habe ihn neulicher zeit nicht ſo luſtig ge- ſehen. Fill. Jhre gegenwart ergetzt mich ſo. Roſ. Jch dachte wol ich wolte die urſache noch her- aus locken. Fill. Es iſt meine manier ich bekenne gleich zu. Liſ. Ja ja er geht gar gleich zu wie ein knieriemen. Mel. Wo keines dem andern die antwort ſchuldig bleibt/
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Vierdtes Geſpraͤch.
Roſ. Was andere leute verderben/ helff ich nicht
wieder gut machen.
Mel. Warum nicht? weñ es ohne ihre muͤhe abgeht.
Roſ. Jch kenne die Herren/ es iſt nicht gut mit ih-
nen kirſchen eſſen.
Mel. Da muͤſſen wir in der kirſchenzeit davon redẽ.
Roſ. Da hab ich ſchon eins. O haͤtt ich mein wort
wieder!
Fill. Wie waꝛ es/ gab ihr Melintes eins an das bein?
Roſ. Jch dachte an die ferſe/ er hoͤrt allzeit mit hal-
ben ohren.
Fill. Wie halbirt man die ohren/ daß man gewiß
weiß/ wenn ſie halb ſind/ nichts druͤber nichts drunter?
Roſ. Es ſteht mir nicht an daß ichs ſage.
Fill. So ſteht mir es nicht an daß ichs hoͤre.
Liſ. Jhr leute ſchaͤmt euch doch der unnuͤtzen reden.
Jch dachte Monſ. Fillidor wuͤrde was neues bringen.
Aber er kan vor der muthwilligen klappermuͤhle nicht
darzu.
Fill. Jch wolte ich waͤre eine klappermuͤhle/ und
duͤrffte ſie heyrathen/ ſo haͤtte ich eine muͤhle mit zwey
gaͤngen.
Liſ. Wir richten heute nichts bey ihm auß/ er iſt
gantz außgelaſſen.
Roſ. Jch habe ihn neulicher zeit nicht ſo luſtig ge-
ſehen.
Fill. Jhre gegenwart ergetzt mich ſo.
Roſ. Jch dachte wol ich wolte die urſache noch her-
aus locken.
Fill. Es iſt meine manier ich bekenne gleich zu.
Liſ. Ja ja er geht gar gleich zu wie ein knieriemen.
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