Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdtes Gespräch. Biß ihr rath-schluß ordre gibt/Daß ihr etwas mehr beliebt. Fill. Jhr lieben kinder/ weil wir gleich an die po- merantzen gedencken/ so muß ich ein schönes rätzel an- führen/ welches ich eben auf die pomerantzen in einer braut-suppe gelesen. EJn wunderschönes ding ist glatt und kugelrund/ Nur mitten giebet sich ein kleines wärtzgen kund. Jm anfang ist es hart: Doch wo mans gar zu viel Zur kurtzweil oder sonst zum handspiel brauchen wil/ So wird es ziemlich weich/ und schlappert ungefehr/ Als wie ein sack voll teig bald hin bald wieder her. Man hat es groß und klein: Und wers zu kauffe trägt/ Der hat es vor den kram zur schau heraus gelegt. Lis. Er ist ein liebes hertzgen/ man wird irgend nicht mercken/ wie seine kreide schreibt. Fill. Meine kreide schreibt weiß/ schreibt ihre schwartz/ so weise sie auf/ was sie mit beschrieben hat. Mel. Jch muß selbst dem Fillidor ein schlechtes zeugnis geben/ er hat sich mit dem rätzel nicht wohl ge- halten. Ros. Er muß einmahl gestrafft werden. Fill. Meinetwegen/ ich will mich zur straffe verste- hen. Aber mit dem bedinge/ daß ich mir die straffe selbst aufflege. Ros. Es solte eine artige straffe heraus kommen. Fill. Fürwahr grausam gnung. Sie geben mir den staup-besen. Ros. Das kömmt uns nicht zu. Fill. Jch habe meiner nicht verschont/ und habe die straffe grausam gnung gemacht: wollen sie nun so barmhertzig seyn/ und meiner verschonen/ so kan ich nicht davor. Ros. A a 4
Vierdtes Geſpraͤch. Biß ihr rath-ſchluß ordre gibt/Daß ihr etwas mehr beliebt. Fill. Jhr lieben kinder/ weil wir gleich an die po- merantzen gedencken/ ſo muß ich ein ſchoͤnes raͤtzel an- fuͤhren/ welches ich eben auf die pomerantzen in einer braut-ſuppe geleſen. EJn wunderſchoͤnes ding iſt glatt und kugelrund/ Nur mitten giebet ſich ein kleines waͤrtzgen kund. Jm anfang iſt es hart: Doch wo mans gar zu viel Zur kurtzweil oder ſonſt zum handſpiel brauchen wil/ So wird es ziemlich weich/ und ſchlappert ungefehr/ Als wie ein ſack voll teig bald hin bald wieder her. Man hat es groß und klein: Und wers zu kauffe traͤgt/ Der hat es vor den kram zur ſchau heraus gelegt. Liſ. Er iſt ein liebes hertzgen/ man wird irgend nicht mercken/ wie ſeine kreide ſchreibt. Fill. Meine kreide ſchreibt weiß/ ſchreibt ihre ſchwartz/ ſo weiſe ſie auf/ was ſie mit beſchrieben hat. Mel. Jch muß ſelbſt dem Fillidor ein ſchlechtes zeugnis geben/ er hat ſich mit dem raͤtzel nicht wohl ge- halten. Roſ. Er muß einmahl geſtrafft werden. Fill. Meinetwegen/ ich will mich zur ſtraffe verſte- hen. Aber mit dem bedinge/ daß ich mir die ſtraffe ſelbſt aufflege. Roſ. Es ſolte eine artige ſtraffe heraus kommen. Fill. Fuͤrwahr grauſam gnung. Sie geben mir den ſtaup-beſen. Roſ. Das koͤmmt uns nicht zu. Fill. Jch habe meiner nicht verſchont/ und habe die ſtraffe grauſam gnung gemacht: wollen ſie nun ſo barmhertzig ſeyn/ und meiner verſchonen/ ſo kan ich nicht davor. Roſ. A a 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0391" n="375"/> <fw place="top" type="header">Vierdtes Geſpraͤch.</fw><lb/> <l>Biß ihr rath-ſchluß ordre gibt/</l><lb/> <l>Daß ihr etwas mehr beliebt.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Jhr lieben kinder/ weil wir gleich an die po-<lb/> merantzen gedencken/ ſo muß ich ein ſchoͤnes raͤtzel an-<lb/> fuͤhren/ welches ich eben auf die pomerantzen in einer<lb/> braut-ſuppe geleſen.</p><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn wunderſchoͤnes ding iſt glatt und kugelrund/</l><lb/> <l>Nur mitten giebet ſich ein kleines waͤrtzgen kund.</l><lb/> <l>Jm anfang iſt es hart: Doch wo mans gar zu viel</l><lb/> <l>Zur kurtzweil oder ſonſt zum handſpiel brauchen wil/</l><lb/> <l>So wird es ziemlich weich/ und ſchlappert ungefehr/</l><lb/> <l>Als wie ein ſack voll teig bald hin bald wieder her.</l><lb/> <l>Man hat es groß und klein: Und wers zu kauffe traͤgt/</l><lb/> <l>Der hat es vor den kram zur ſchau heraus gelegt.</l> </lg> </sp><lb/> <sp> <speaker>Liſ.</speaker> <p>Er iſt ein liebes hertzgen/ man wird irgend<lb/> nicht mercken/ wie ſeine kreide ſchreibt.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Meine kreide ſchreibt weiß/ ſchreibt ihre<lb/> ſchwartz/ ſo weiſe ſie auf/ was ſie mit beſchrieben hat.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Mel.</speaker> <p>Jch muß ſelbſt dem Fillidor ein ſchlechtes<lb/> zeugnis geben/ er hat ſich mit dem raͤtzel nicht wohl ge-<lb/> halten.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Roſ.</speaker> <p>Er muß einmahl geſtrafft werden.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Meinetwegen/ ich will mich zur ſtraffe verſte-<lb/> hen. Aber mit dem bedinge/ daß ich mir die ſtraffe<lb/> ſelbſt aufflege.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Roſ.</speaker> <p>Es ſolte eine artige ſtraffe heraus kommen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Fuͤrwahr grauſam gnung. Sie geben mir<lb/> den ſtaup-beſen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Roſ.</speaker> <p>Das koͤmmt uns nicht zu.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Fill.</speaker> <p>Jch habe meiner nicht verſchont/ und habe die<lb/> ſtraffe grauſam gnung gemacht: wollen ſie nun ſo<lb/> barmhertzig ſeyn/ und meiner verſchonen/ ſo kan ich<lb/> nicht davor.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Roſ.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [375/0391]
Vierdtes Geſpraͤch.
Biß ihr rath-ſchluß ordre gibt/
Daß ihr etwas mehr beliebt.
Fill. Jhr lieben kinder/ weil wir gleich an die po-
merantzen gedencken/ ſo muß ich ein ſchoͤnes raͤtzel an-
fuͤhren/ welches ich eben auf die pomerantzen in einer
braut-ſuppe geleſen.
EJn wunderſchoͤnes ding iſt glatt und kugelrund/
Nur mitten giebet ſich ein kleines waͤrtzgen kund.
Jm anfang iſt es hart: Doch wo mans gar zu viel
Zur kurtzweil oder ſonſt zum handſpiel brauchen wil/
So wird es ziemlich weich/ und ſchlappert ungefehr/
Als wie ein ſack voll teig bald hin bald wieder her.
Man hat es groß und klein: Und wers zu kauffe traͤgt/
Der hat es vor den kram zur ſchau heraus gelegt.
Liſ. Er iſt ein liebes hertzgen/ man wird irgend
nicht mercken/ wie ſeine kreide ſchreibt.
Fill. Meine kreide ſchreibt weiß/ ſchreibt ihre
ſchwartz/ ſo weiſe ſie auf/ was ſie mit beſchrieben hat.
Mel. Jch muß ſelbſt dem Fillidor ein ſchlechtes
zeugnis geben/ er hat ſich mit dem raͤtzel nicht wohl ge-
halten.
Roſ. Er muß einmahl geſtrafft werden.
Fill. Meinetwegen/ ich will mich zur ſtraffe verſte-
hen. Aber mit dem bedinge/ daß ich mir die ſtraffe
ſelbſt aufflege.
Roſ. Es ſolte eine artige ſtraffe heraus kommen.
Fill. Fuͤrwahr grauſam gnung. Sie geben mir
den ſtaup-beſen.
Roſ. Das koͤmmt uns nicht zu.
Fill. Jch habe meiner nicht verſchont/ und habe die
ſtraffe grauſam gnung gemacht: wollen ſie nun ſo
barmhertzig ſeyn/ und meiner verſchonen/ ſo kan ich
nicht davor.
Roſ.
A a 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |