Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierdtes Gespräch.
Es ist zu bethauren/ daß man keinen unterscheid im re-
den brauchen kan/ man mag es gut oder böse meinen.
Mel. Bruder wer weiß ob dir es leid ist.
Fill. Es ist mir leid gnung. Man sehe nur/ wie
sich die lieben jungfern erzürnet haben/ daß sie mir nicht
einmahl das maul gönnen. Ach hätt ich an der hertz-
grube ein kapp-fenstergen/ so würden sie wol sehen/ daß
kein mensch unter der Sonne von besser inclination ist.
Lis. Ey siehe da/ will er zum creutze kriechen.
Fill. Jch thäte es gerne/ wenn ich nur wüste wo sie
ihr creutz hätte/ wo es die pferde haben/ weiß ich wohl.
Doch ich habe zu singen.

6. Komm Sonne/ weil das rund der erden
Das licht von deiner fackel hat/
So laß es hier auch helle werden/
Und wirstu eine missethat
An mir und meiner treu erkennen/
So laß mich lebendig verbrennen.
Mel. Ey das war zu viel. Es soll sich kein mensch
um liederlicher sachen willen so hoch vermessen.
Gil. Es ist nicht ohne. Wann ich es in meinem
nahmen machen solte/ würde ich mit dergleichen re-
dens-art wol zurück halten. So begehrte es einer/
der ausdrücklich bedingte/ ich solte nichts unterlassen/
was zu seiner entschuldigung dienen möchte.
Mel. Die liebe muß hefftig gewesen seyn. Doch
wir halten uns zu lang auff/ und wissen ohn diß nicht/
wie wir uns bey dem frauenzimmer entschuldigen sol-
len/ denn Mons. Fillidor/ auff dessen wort wir uns
verlassen solten/ hat es so verderbt/ daß mir selbst ban-
ge darbey ist.
Liß. Es bedarff keiner entschuldigung. Solchen
leuten
Vierdtes Geſpraͤch.
Es iſt zu bethauren/ daß man keinen unterſcheid im re-
den brauchen kan/ man mag es gut oder boͤſe meinen.
Mel. Bruder wer weiß ob dir es leid iſt.
Fill. Es iſt mir leid gnung. Man ſehe nur/ wie
ſich die lieben jungfern erzuͤꝛnet haben/ daß ſie mir nicht
einmahl das maul goͤnnen. Ach haͤtt ich an der hertz-
grube ein kapp-fenſtergen/ ſo wuͤrden ſie wol ſehen/ daß
kein menſch unter der Sonne von beſſer inclination iſt.
Liſ. Ey ſiehe da/ will er zum creutze kriechen.
Fill. Jch thaͤte es gerne/ wenn ich nur wuͤſte wo ſie
ihr creutz haͤtte/ wo es die pferde haben/ weiß ich wohl.
Doch ich habe zu ſingen.

6. Komm Sonne/ weil das rund der erden
Das licht von deiner fackel hat/
So laß es hier auch helle werden/
Und wirſtu eine miſſethat
An mir und meiner treu erkennen/
So laß mich lebendig verbrennen.
Mel. Ey das war zu viel. Es ſoll ſich kein menſch
um liederlicher ſachen willen ſo hoch vermeſſen.
Gil. Es iſt nicht ohne. Wann ich es in meinem
nahmen machen ſolte/ wuͤrde ich mit dergleichen re-
dens-art wol zuruͤck halten. So begehrte es einer/
der ausdruͤcklich bedingte/ ich ſolte nichts unterlaſſen/
was zu ſeiner entſchuldigung dienen moͤchte.
Mel. Die liebe muß hefftig geweſen ſeyn. Doch
wir halten uns zu lang auff/ und wiſſen ohn diß nicht/
wie wir uns bey dem frauenzimmer entſchuldigen ſol-
len/ denn Monſ. Fillidor/ auff deſſen wort wir uns
verlaſſen ſolten/ hat es ſo verderbt/ daß mir ſelbſt ban-
ge darbey iſt.
Liß. Es bedarff keiner entſchuldigung. Solchen
leuten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <pb facs="#f0399" n="383"/>
            <fw place="top" type="header">Vierdtes Ge&#x017F;pra&#x0364;ch.</fw><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t zu bethauren/ daß man keinen unter&#x017F;cheid im re-<lb/>
den brauchen kan/ man mag es gut oder bo&#x0364;&#x017F;e meinen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Bruder wer weiß ob dir es leid i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t mir leid gnung. Man &#x017F;ehe nur/ wie<lb/>
&#x017F;ich die lieben jungfern erzu&#x0364;&#xA75B;net haben/ daß &#x017F;ie mir nicht<lb/>
einmahl das maul go&#x0364;nnen. Ach ha&#x0364;tt ich an der hertz-<lb/>
grube ein kapp-fen&#x017F;tergen/ &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie wol &#x017F;ehen/ daß<lb/>
kein men&#x017F;ch unter der Sonne von be&#x017F;&#x017F;er inclination i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Li&#x017F;.</speaker>
            <p>Ey &#x017F;iehe da/ will er zum creutze kriechen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Fill.</speaker>
            <p>Jch tha&#x0364;te es gerne/ wenn ich nur wu&#x0364;&#x017F;te wo &#x017F;ie<lb/>
ihr creutz ha&#x0364;tte/ wo es die pferde haben/ weiß ich wohl.<lb/>
Doch ich habe zu &#x017F;ingen.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>6. Komm Sonne/ weil das rund der erden</l><lb/>
                <l>Das licht von deiner fackel hat/</l><lb/>
                <l>So laß es hier auch helle werden/</l><lb/>
                <l>Und wir&#x017F;tu eine mi&#x017F;&#x017F;ethat</l><lb/>
                <l>An mir und meiner treu erkennen/</l><lb/>
                <l>So laß mich lebendig verbrennen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Ey das war zu viel. Es &#x017F;oll &#x017F;ich kein men&#x017F;ch<lb/>
um liederlicher &#x017F;achen willen &#x017F;o hoch verme&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Gil.</speaker>
            <p>Es i&#x017F;t nicht ohne. Wann ich es in meinem<lb/>
nahmen machen &#x017F;olte/ wu&#x0364;rde ich mit dergleichen re-<lb/>
dens-art wol zuru&#x0364;ck halten. So begehrte es einer/<lb/>
der ausdru&#x0364;cklich bedingte/ ich &#x017F;olte nichts unterla&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
was zu &#x017F;einer ent&#x017F;chuldigung dienen mo&#x0364;chte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Mel.</speaker>
            <p>Die liebe muß hefftig gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. <hi rendition="#fr">D</hi>och<lb/>
wir halten uns zu lang auff/ und wi&#x017F;&#x017F;en ohn diß nicht/<lb/>
wie wir uns bey dem frauenzimmer ent&#x017F;chuldigen &#x017F;ol-<lb/>
len/ denn Mon&#x017F;. Fillidor/ auff de&#x017F;&#x017F;en wort wir uns<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten/ hat es &#x017F;o verderbt/ daß mir &#x017F;elb&#x017F;t ban-<lb/>
ge darbey i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Liß.</speaker>
            <p>Es bedarff keiner ent&#x017F;chuldigung. Solchen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leuten</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0399] Vierdtes Geſpraͤch. Es iſt zu bethauren/ daß man keinen unterſcheid im re- den brauchen kan/ man mag es gut oder boͤſe meinen. Mel. Bruder wer weiß ob dir es leid iſt. Fill. Es iſt mir leid gnung. Man ſehe nur/ wie ſich die lieben jungfern erzuͤꝛnet haben/ daß ſie mir nicht einmahl das maul goͤnnen. Ach haͤtt ich an der hertz- grube ein kapp-fenſtergen/ ſo wuͤrden ſie wol ſehen/ daß kein menſch unter der Sonne von beſſer inclination iſt. Liſ. Ey ſiehe da/ will er zum creutze kriechen. Fill. Jch thaͤte es gerne/ wenn ich nur wuͤſte wo ſie ihr creutz haͤtte/ wo es die pferde haben/ weiß ich wohl. Doch ich habe zu ſingen. 6. Komm Sonne/ weil das rund der erden Das licht von deiner fackel hat/ So laß es hier auch helle werden/ Und wirſtu eine miſſethat An mir und meiner treu erkennen/ So laß mich lebendig verbrennen. Mel. Ey das war zu viel. Es ſoll ſich kein menſch um liederlicher ſachen willen ſo hoch vermeſſen. Gil. Es iſt nicht ohne. Wann ich es in meinem nahmen machen ſolte/ wuͤrde ich mit dergleichen re- dens-art wol zuruͤck halten. So begehrte es einer/ der ausdruͤcklich bedingte/ ich ſolte nichts unterlaſſen/ was zu ſeiner entſchuldigung dienen moͤchte. Mel. Die liebe muß hefftig geweſen ſeyn. Doch wir halten uns zu lang auff/ und wiſſen ohn diß nicht/ wie wir uns bey dem frauenzimmer entſchuldigen ſol- len/ denn Monſ. Fillidor/ auff deſſen wort wir uns verlaſſen ſolten/ hat es ſo verderbt/ daß mir ſelbſt ban- ge darbey iſt. Liß. Es bedarff keiner entſchuldigung. Solchen leuten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/399
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/399>, abgerufen am 01.06.2024.