Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Andere Handlung. Borg. So recht/ so muß man sie fangen. Flavio hat schon einen argwohn auf den Camillo gefast. Jtzt hab ich der Leonore eine falsche eifersucht in das hertze gesetzt/ dadurch ich zu meinen zweck desto leichter ge- langen wil/ zwar die gute Leon. tauert mich/ daß sie mit vergebener sorge betrübt wird: Denn sie konte fast die thränen nicht halten/ und muste zu den garten hin- aus eilen/ doch was hilffts? wer den Camillo zugethan ist/ der kan den Borgia nicht zum freunde behalten. (Geht ab.) Der Schauplatz verwandelt sich. Poncinello hat sich besoffen. Heysa liederlich/ fein lustig! das ist ein leben/ scha- de/ daß es nicht tausend jahr und vierzehen tage weh- ren sol/ heysa! geld ist die losung/ wer das nicht hat/ der mag mit einem dürren maule zu bette gehn. Jch hatte nicht gedacht daß so viel ehrliche kerlen in der welt wären/ als ich itzt erfahre. Da kommt einer nach dem andern/ Signor Poncinello/ sein schuldigster/ sein gehorsamster/ sein untergebenster diener/ dem herrn einen freundlichen trunck/ des herrn eigne gesundheit/ nun recht ehrlich ausgetruncken. Heysa/ das stutzt besser/ als da es noch hieß: Poncinello du etc. butze die schuh/ schmiere die stiefeln. Ein rechter bärnhäuter bin ich/ daß ich nicht etliche jahr eher bin zum schelmen worden/ da doch so ein herrlich leben dabey ist. Nun nun last sehn/ kan ich auch das haus finden/ (er tau- melt und tappt herum/ biß er die thür findet/ da laufft er hinein.) Diego. Nun Gott lob! daß ich einmahl Ferrar er- reichet habe/ wird mir doch der weg so sauer/ daß ich das botschafft lauffen verschwören möchte. Ja wir alten
Andere Handlung. Borg. So recht/ ſo muß man ſie fangen. Flavio hat ſchon einen argwohn auf den Camillo gefaſt. Jtzt hab ich der Leonore eine falſche eiferſucht in das hertze geſetzt/ dadurch ich zu meinen zweck deſto leichter ge- langen wil/ zwar die gute Leon. tauert mich/ daß ſie mit veꝛgebener ſoꝛge betruͤbt wird: Denn ſie konte faſt die thraͤnen nicht halten/ und muſte zu den garten hin- aus eilen/ doch was hilffts? wer den Camillo zugethan iſt/ der kan den Borgia nicht zum freunde behalten. (Geht ab.) Der Schauplatz verwandelt ſich. Poncinello hat ſich beſoffen. Heyſa liederlich/ fein luſtig! das iſt ein leben/ ſcha- de/ daß es nicht tauſend jahr und vierzehen tage weh- ren ſol/ heyſa! geld iſt die loſung/ wer das nicht hat/ der mag mit einem duͤrren maule zu bette gehn. Jch hatte nicht gedacht daß ſo viel ehrliche kerlen in der welt waͤren/ als ich itzt erfahre. Da kommt einer nach dem andern/ Signor Poncinello/ ſein ſchuldigſter/ ſein gehorſamſter/ ſein untergebenſter diener/ dem herrn einen freundlichen trunck/ des herꝛn eigne geſundheit/ nun recht ehrlich ausgetruncken. Heyſa/ das ſtutzt beſſer/ als da es noch hieß: Poncinello du ꝛc. butze die ſchuh/ ſchmiere die ſtiefeln. Ein rechter baͤrnhaͤuter bin ich/ daß ich nicht etliche jahr eher bin zum ſchelmen worden/ da doch ſo ein herrlich leben dabey iſt. Nun nun laſt ſehn/ kan ich auch das haus finden/ (er tau- melt und tappt herum/ biß er die thuͤr findet/ da laufft er hinein.) Diego. Nun Gott lob! daß ich einmahl Ferrar er- reichet habe/ wird mir doch der weg ſo ſauer/ daß ich das botſchafft lauffen verſchwoͤren moͤchte. Ja wir alten
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Andere Handlung.
Borg. So recht/ ſo muß man ſie fangen. Flavio
hat ſchon einen argwohn auf den Camillo gefaſt. Jtzt
hab ich der Leonore eine falſche eiferſucht in das hertze
geſetzt/ dadurch ich zu meinen zweck deſto leichter ge-
langen wil/ zwar die gute Leon. tauert mich/ daß ſie
mit veꝛgebener ſoꝛge betruͤbt wird: Denn ſie konte faſt
die thraͤnen nicht halten/ und muſte zu den garten hin-
aus eilen/ doch was hilffts? wer den Camillo zugethan
iſt/ der kan den Borgia nicht zum freunde behalten.
(Geht ab.)
Der Schauplatz verwandelt ſich.
Poncinello hat ſich beſoffen.
Heyſa liederlich/ fein luſtig! das iſt ein leben/ ſcha-
de/ daß es nicht tauſend jahr und vierzehen tage weh-
ren ſol/ heyſa! geld iſt die loſung/ wer das nicht hat/
der mag mit einem duͤrren maule zu bette gehn. Jch
hatte nicht gedacht daß ſo viel ehrliche kerlen in der
welt waͤren/ als ich itzt erfahre. Da kommt einer nach
dem andern/ Signor Poncinello/ ſein ſchuldigſter/ ſein
gehorſamſter/ ſein untergebenſter diener/ dem herrn
einen freundlichen trunck/ des herꝛn eigne geſundheit/
nun recht ehrlich ausgetruncken. Heyſa/ das ſtutzt
beſſer/ als da es noch hieß: Poncinello du ꝛc. butze die
ſchuh/ ſchmiere die ſtiefeln. Ein rechter baͤrnhaͤuter
bin ich/ daß ich nicht etliche jahr eher bin zum ſchelmen
worden/ da doch ſo ein herrlich leben dabey iſt. Nun
nun laſt ſehn/ kan ich auch das haus finden/
(er tau-
melt und tappt herum/ biß er die thuͤr findet/
da laufft er hinein.)
Diego. Nun Gott lob! daß ich einmahl Ferrar er-
reichet habe/ wird mir doch der weg ſo ſauer/ daß ich
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