Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Andere Handlung. Soph. Jch glaube es nicht. Leon. Die sache ist zu klar/ ich muß es glauben. Soph. Camillo wird so falsch nicht handeln. Leon. Die sache hat es selbst erwiesen. Soph. Redet denn Borgia lauter evangelium. Leon. Es ist andem/ doch das bildnüß war gleich- wohl da. Soph. Dadurch wird nichts erwiesen. Leon. Der beweiß ist gar zu handgreiflich. Soph. Borgia ist sein feind. Leon. So hat sich Camillo gestellt/ vielleicht sind wir betrogen. Soph. Jh. Gn. halten noch inne/ biß briefe kom- men. Leon. Hätte der untreue mensch lust zu schreiben/ wir hätten längst briefe gehabt. Soph. Sie können unterwegens auffgehalten werden. Leon. Ach schmeichle mir nicht mit einer solchen vergebenen hoffnung. Jch bin verlohren. Ach wa- rum habe ich mich durch die schmeichelnden reden bewe- gen lassen? warum habe ich der falschen scheinheilig- keit so leichtlich glauben gegeben. Du grimmiges ty- gerthier/ gehe hin/ und rühme dich bey deinen damen in Franckreich/ wie viel personen du in Jtalien betrü- bet hast. Du mörder/ verachte mich nach deinem ge- fallen/ du wirst die ehre bald haben/ daß du mich in den tod gebracht hast/ alsdenn wil ich deiner untreu obsie- gen/ und dich mit meinem schatten ängstigen. Soph. Gnädiges fräulein/ wird Camillo hier- durch nicht beleidiget? Leon. Was beleidigen? der bluthund wil mich tödten. Soph. J i 2
Andere Handlung. Soph. Jch glaube es nicht. Leon. Die ſache iſt zu klar/ ich muß es glauben. Soph. Camillo wird ſo falſch nicht handeln. Leon. Die ſache hat es ſelbſt erwieſen. Soph. Redet denn Borgia lauter evangelium. Leon. Es iſt andem/ doch das bildnuͤß war gleich- wohl da. Soph. Dadurch wird nichts erwieſen. Leon. Der beweiß iſt gar zu handgreiflich. Soph. Borgia iſt ſein feind. Leon. So hat ſich Camillo geſtellt/ vielleicht ſind wir betrogen. Soph. Jh. Gn. halten noch inne/ biß briefe kom- men. Leon. Haͤtte der untreue menſch luſt zu ſchreiben/ wir haͤtten laͤngſt briefe gehabt. Soph. Sie koͤnnen unterwegens auffgehalten werden. Leon. Ach ſchmeichle mir nicht mit einer ſolchen vergebenen hoffnung. Jch bin verlohren. Ach wa- rum habe ich mich durch die ſchmeichelnden redẽ bewe- gen laſſen? warum habe ich der falſchen ſcheinheilig- keit ſo leichtlich glauben gegeben. Du grimmiges ty- gerthier/ gehe hin/ und ruͤhme dich bey deinen damen in Franckreich/ wie viel perſonen du in Jtalien betruͤ- bet haſt. Du moͤrder/ verachte mich nach deinem ge- fallen/ du wirſt die ehre bald haben/ daß du mich in den tod gebracht haſt/ alsdenn wil ich deiner untreu obſie- gen/ und dich mit meinem ſchatten aͤngſtigen. Soph. Gnaͤdiges fraͤulein/ wird Camillo hier- durch nicht beleidiget? Leon. Was beleidigẽ? der bluthund wil mich toͤdtẽ. Soph. J i 2
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Andere Handlung.
Soph. Jch glaube es nicht.
Leon. Die ſache iſt zu klar/ ich muß es glauben.
Soph. Camillo wird ſo falſch nicht handeln.
Leon. Die ſache hat es ſelbſt erwieſen.
Soph. Redet denn Borgia lauter evangelium.
Leon. Es iſt andem/ doch das bildnuͤß war gleich-
wohl da.
Soph. Dadurch wird nichts erwieſen.
Leon. Der beweiß iſt gar zu handgreiflich.
Soph. Borgia iſt ſein feind.
Leon. So hat ſich Camillo geſtellt/ vielleicht ſind
wir betrogen.
Soph. Jh. Gn. halten noch inne/ biß briefe kom-
men.
Leon. Haͤtte der untreue menſch luſt zu ſchreiben/
wir haͤtten laͤngſt briefe gehabt.
Soph. Sie koͤnnen unterwegens auffgehalten
werden.
Leon. Ach ſchmeichle mir nicht mit einer ſolchen
vergebenen hoffnung. Jch bin verlohren. Ach wa-
rum habe ich mich durch die ſchmeichelnden redẽ bewe-
gen laſſen? warum habe ich der falſchen ſcheinheilig-
keit ſo leichtlich glauben gegeben. Du grimmiges ty-
gerthier/ gehe hin/ und ruͤhme dich bey deinen damen
in Franckreich/ wie viel perſonen du in Jtalien betruͤ-
bet haſt. Du moͤrder/ verachte mich nach deinem ge-
fallen/ du wirſt die ehre bald haben/ daß du mich in den
tod gebracht haſt/ alsdenn wil ich deiner untreu obſie-
gen/ und dich mit meinem ſchatten aͤngſtigen.
Soph. Gnaͤdiges fraͤulein/ wird Camillo hier-
durch nicht beleidiget?
Leon. Was beleidigẽ? der bluthund wil mich toͤdtẽ.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/515>, abgerufen am 23.06.2024. |