Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der beschützten Unschuld (Camillo erwacht) Cam. Wo bin ich? wer ist da? wer wil mir den schlaff verstören. Leon. Ach komm Sophie/ es ist Camillo/ ich er- schrecke/ daß ich kein bein fortsetzen kan/ ach ich unglück- felige. Soph. Wie zum unglück sind wir hieher gebracht! Leon. Führe mich Sophie/ ich kan nicht von der stelle gehn. Ach ist im himmel kein donnerkeil übrig/ der diesem ehrvergessenen verräther das hertze entzwey schlägt: Oder ist keine wolcke mehr vorhanden/ darin- nen ich unsichtbar werde. Soph. Jhr Gn. zittern nicht so sehr; sonst kom- men wir nicht fort. Leon. Ach hilff himmel/ er steht auff. Cam. (steht auff) wer ist bey mir? schlaffe ich oder träumt mir? Seh ich nicht meine Leonore/ oder bethört mich ein gesichte? ach nein sie ist es selber. (er laufft hinten nach.) Cam. Schönste Leonore vor wem fliehet sie? Leon. Ach weh ich bin gefangen. Cam. Liebste Leonore kennet sie ihren Camillo nicht mehr? Leon. Ach Sophie höre die verrätherische stimme. Cam. (Er greiffet sie) Wie wils wertheste Leo- nore/ hat Camillo nicht so viel freyheit/ daß er sich ih- res wolergehens erfreuen kan? Leon. (stösset ihn von sich) Geh du verrähter/ wilstu mir auch das leben nehmen. Cam. Ein verräther? ach Leonore was sol ich noch vor eine probe außstehn. Leon.
Der beſchuͤtzten Unſchuld (Camillo erwacht) Cam. Wo bin ich? wer iſt da? wer wil mir den ſchlaff verſtoͤren. Leon. Ach komm Sophie/ es iſt Camillo/ ich er- ſchrecke/ daß ich kein bein foꝛtſetzen kan/ ach ich ungluͤck- felige. Soph. Wie zum ungluͤck ſind wir hieher gebracht! Leon. Fuͤhre mich Sophie/ ich kan nicht von der ſtelle gehn. Ach iſt im himmel kein donnerkeil uͤbrig/ der dieſem ehrvergeſſenen veꝛraͤther das hertze entzwey ſchlaͤgt: Oder iſt keine wolcke mehr vorhanden/ darin- nen ich unſichtbar werde. Soph. Jhr Gn. zittern nicht ſo ſehr; ſonſt kom- men wir nicht fort. Leon. Ach hilff himmel/ er ſteht auff. Cam. (ſteht auff) wer iſt bey mir? ſchlaffe ich oder traͤumt mir? Seh ich nicht meine Leonore/ oder bethoͤrt mich ein geſichte? ach nein ſie iſt es ſelber. (er laufft hinten nach.) Cam. Schoͤnſte Leonore vor wem fliehet ſie? Leon. Ach weh ich bin gefangen. Cam. Liebſte Leonore keñet ſie ihren Camillo nicht mehr? Leon. Ach Sophie hoͤre die verꝛaͤtheriſche ſtimme. Cam. (Er greiffet ſie) Wie wils wertheſte Leo- nore/ hat Camillo nicht ſo viel freyheit/ daß er ſich ih- res wolergehens erfreuen kan? Leon. (ſtoͤſſet ihn von ſich) Geh du verꝛaͤhter/ wilſtu mir auch das leben nehmen. Cam. Ein verꝛaͤther? ach Leonore was ſol ich noch vor eine probe außſtehn. Leon.
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Der beſchuͤtzten Unſchuld
(Camillo erwacht)
Cam. Wo bin ich? wer iſt da? wer wil mir den
ſchlaff verſtoͤren.
Leon. Ach komm Sophie/ es iſt Camillo/ ich er-
ſchrecke/ daß ich kein bein foꝛtſetzen kan/ ach ich ungluͤck-
felige.
Soph. Wie zum ungluͤck ſind wir hieher gebracht!
Leon. Fuͤhre mich Sophie/ ich kan nicht von der
ſtelle gehn. Ach iſt im himmel kein donnerkeil uͤbrig/
der dieſem ehrvergeſſenen veꝛraͤther das hertze entzwey
ſchlaͤgt: Oder iſt keine wolcke mehr vorhanden/ darin-
nen ich unſichtbar werde.
Soph. Jhr Gn. zittern nicht ſo ſehr; ſonſt kom-
men wir nicht fort.
Leon. Ach hilff himmel/ er ſteht auff.
Cam. (ſteht auff) wer iſt bey mir? ſchlaffe ich
oder traͤumt mir? Seh ich nicht meine Leonore/ oder
bethoͤrt mich ein geſichte? ach nein ſie iſt es ſelber.
(er laufft hinten nach.)
Cam. Schoͤnſte Leonore vor wem fliehet ſie?
Leon. Ach weh ich bin gefangen.
Cam. Liebſte Leonore keñet ſie ihren Camillo nicht
mehr?
Leon. Ach Sophie hoͤre die verꝛaͤtheriſche ſtimme.
Cam. (Er greiffet ſie) Wie wils wertheſte Leo-
nore/ hat Camillo nicht ſo viel freyheit/ daß er ſich ih-
res wolergehens erfreuen kan?
Leon. (ſtoͤſſet ihn von ſich) Geh du verꝛaͤhter/
wilſtu mir auch das leben nehmen.
Cam. Ein verꝛaͤther? ach Leonore was ſol ich noch
vor eine probe außſtehn.
Leon.
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