Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
sich mehr vor einen stoltzen Hoff-Die-
ner/ als vor einen bußfertigen Jsraeli-
ten schicken.
Jez. Das ist die beste Demuth/ wenn man
in öffentlichen Zusammenkünfften sei-
ner gebührenden Ehren-Stelle wahr-
nimmt.
Laed. Und wenn andere zu dem Vorgange
genöthiget werden/ so will man unver-
diente Personen hoffärtig machen.
Nab. Der heilige Tag wird es nicht zuge-
ben/ daß wir uns mit unnöthigen Re-
den auffhalten.
Pal. (Kommt ihm entgegen) Mein
Herr kömmt eben zu gelegener Zeit.
Denn im Nahmen des gantzen Volcks
wird die Ansuchung gethan/ daß er bey
dieser Fasten die Ober-Stelle bekleiden
wolle.
Nab. Die Ober-Stelle gehöret vor den
König.
Pal. Und in dessen Abwesenheit vor den
nächsten Bluts-Freund des Königes.
Nab. Dem Könige zu unterthänigstem
Respecte soll sie unbesetzet bleiben.
Pal. Dem Volcke zu Troste/ und zu Ver-
meh-
ſich mehr vor einen ſtoltzen Hoff-Die-
ner/ als vor einen bußfertigen Jſraeli-
ten ſchicken.
Jez. Das iſt die beſte Demuth/ wenn man
in oͤffentlichen Zuſammenkuͤnfften ſei-
ner gebuͤhrenden Ehren-Stelle wahr-
nimmt.
Laed. Und wenn andere zu dem Vorgange
genoͤthiget werden/ ſo will man unver-
diente Perſonen hoffaͤrtig machen.
Nab. Der heilige Tag wird es nicht zuge-
ben/ daß wir uns mit unnoͤthigen Re-
den auffhalten.
Pal. (Kommt ihm entgegen) Mein
Herr koͤmmt eben zu gelegener Zeit.
Denn im Nahmen des gantzen Volcks
wird die Anſuchung gethan/ daß er bey
dieſer Faſten die Ober-Stelle bekleiden
wolle.
Nab. Die Ober-Stelle gehoͤret vor den
Koͤnig.
Pal. Und in deſſen Abweſenheit vor den
naͤchſten Bluts-Freund des Koͤniges.
Nab. Dem Koͤnige zu unterthaͤnigſtem
Reſpecte ſoll ſie unbeſetzet bleiben.
Pal. Dem Volcke zu Troſte/ und zu Ver-
meh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#NAB">
            <p><pb facs="#f0296" n="132"/>
&#x017F;ich mehr vor einen &#x017F;toltzen Hoff-Die-<lb/>
ner/ als vor einen bußfertigen J&#x017F;raeli-<lb/>
ten &#x017F;chicken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JEZ">
            <speaker>Jez.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t die be&#x017F;te Demuth/ wenn man<lb/>
in o&#x0364;ffentlichen Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nfften &#x017F;ei-<lb/>
ner gebu&#x0364;hrenden Ehren-Stelle wahr-<lb/>
nimmt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LAE">
            <speaker>Laed.</speaker>
            <p>Und wenn andere zu dem Vorgange<lb/>
geno&#x0364;thiget werden/ &#x017F;o will man unver-<lb/>
diente Per&#x017F;onen hoffa&#x0364;rtig machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#NAB">
            <speaker>Nab.</speaker>
            <p>Der heilige Tag wird es nicht zuge-<lb/>
ben/ daß wir uns mit unno&#x0364;thigen Re-<lb/>
den auffhalten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker>Pal.</speaker>
            <stage>(Kommt ihm entgegen)</stage>
            <p>Mein<lb/>
Herr ko&#x0364;mmt eben zu gelegener Zeit.<lb/>
Denn im Nahmen des gantzen Volcks<lb/>
wird die An&#x017F;uchung gethan/ daß er bey<lb/>
die&#x017F;er Fa&#x017F;ten die Ober-Stelle bekleiden<lb/>
wolle.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#NAB">
            <speaker>Nab.</speaker>
            <p>Die Ober-Stelle geho&#x0364;ret vor den<lb/>
Ko&#x0364;nig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker>Pal.</speaker>
            <p>Und in de&#x017F;&#x017F;en Abwe&#x017F;enheit vor den<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Bluts-Freund des Ko&#x0364;niges.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#NAB">
            <speaker>Nab.</speaker>
            <p>Dem Ko&#x0364;nige zu untertha&#x0364;nig&#x017F;tem<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi>e &#x017F;oll &#x017F;ie unbe&#x017F;etzet bleiben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAL">
            <speaker>Pal.</speaker>
            <p>Dem Volcke zu Tro&#x017F;te/ und zu Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">meh-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0296] ſich mehr vor einen ſtoltzen Hoff-Die- ner/ als vor einen bußfertigen Jſraeli- ten ſchicken. Jez. Das iſt die beſte Demuth/ wenn man in oͤffentlichen Zuſammenkuͤnfften ſei- ner gebuͤhrenden Ehren-Stelle wahr- nimmt. Laed. Und wenn andere zu dem Vorgange genoͤthiget werden/ ſo will man unver- diente Perſonen hoffaͤrtig machen. Nab. Der heilige Tag wird es nicht zuge- ben/ daß wir uns mit unnoͤthigen Re- den auffhalten. Pal. (Kommt ihm entgegen) Mein Herr koͤmmt eben zu gelegener Zeit. Denn im Nahmen des gantzen Volcks wird die Anſuchung gethan/ daß er bey dieſer Faſten die Ober-Stelle bekleiden wolle. Nab. Die Ober-Stelle gehoͤret vor den Koͤnig. Pal. Und in deſſen Abweſenheit vor den naͤchſten Bluts-Freund des Koͤniges. Nab. Dem Koͤnige zu unterthaͤnigſtem Reſpecte ſoll ſie unbeſetzet bleiben. Pal. Dem Volcke zu Troſte/ und zu Ver- meh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/296
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/296>, abgerufen am 22.11.2024.