Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Sir. Sind das nicht die ärgsten Betrieger?
Rais. Jch begehre es nicht zu läugnen.
Galat. Haben sie nicht den schändlichsten
Unfläth vor Artzney verkaufft?
Rais. Jch weiß alles wol/ und was sie ge-
than haben/ davon können die Herren
nicht einmal den zehenden Theil wis-
sen.
Sir. So haben sie eine leichtfertige That
begangen.
Rais. Jch sage auch nicht/ daß man ihre
Stücke unter die sieben freyen Künste
zehlen soll. Sie haben allerdings wi-
der ihr Gewissen gehandelt/ sie haben
ihren Segen auff das Spiel gesetzet/
mit einem Worte: Sie haben den
Credit und Respect verloren.
Sirup. Ein köstlicher Advocate/ damit sind
sie ohn allen Zweiffel in die schärffste
Straffe verfallen.
Rais. Jch sage nein darzu: Es wäre denn/
daß man bey diesem hohen Gerichte der
Gewalt mißbrauchen wolte.
Galat. Jch frage/ ist es nicht wahr/ nach-
dem einer sündiget/ nachdem muß er
leiden.

Rais.
Sir. Sind das nicht die aͤrgſten Betrieger?
Raiſ. Jch begehre es nicht zu laͤugnen.
Galat. Haben ſie nicht den ſchaͤndlichſten
Unflaͤth vor Artzney verkaufft?
Raiſ. Jch weiß alles wol/ und was ſie ge-
than haben/ davon koͤnnen die Herren
nicht einmal den zehenden Theil wiſ-
ſen.
Sir. So haben ſie eine leichtfertige That
begangen.
Raiſ. Jch ſage auch nicht/ daß man ihre
Stuͤcke unter die ſieben freyen Kuͤnſte
zehlen ſoll. Sie haben allerdings wi-
der ihr Gewiſſen gehandelt/ ſie haben
ihren Segen auff das Spiel geſetzet/
mit einem Worte: Sie haben den
Credit und Reſpect verloren.
Sirup. Ein koͤſtlicher Advocate/ damit ſind
ſie ohn allen Zweiffel in die ſchaͤrffſte
Straffe verfallen.
Raiſ. Jch ſage nein darzu: Es waͤre denn/
daß man bey dieſem hohen Gerichte der
Gewalt mißbrauchen wolte.
Galat. Jch frage/ iſt es nicht wahr/ nach-
dem einer ſuͤndiget/ nachdem muß er
leiden.

Raiſ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0824" n="656"/>
          <sp who="#SIR">
            <speaker>Sir.</speaker>
            <p>Sind das nicht die a&#x0364;rg&#x017F;ten Betrieger?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAI">
            <speaker>Rai&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch begehre es nicht zu la&#x0364;ugnen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GAL">
            <speaker>Galat.</speaker>
            <p>Haben &#x017F;ie nicht den &#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;ten<lb/>
Unfla&#x0364;th vor Artzney verkaufft?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAI">
            <speaker>Rai&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch weiß alles wol/ und was &#x017F;ie ge-<lb/>
than haben/ davon ko&#x0364;nnen die Herren<lb/>
nicht einmal den zehenden Theil wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIR">
            <speaker>Sir.</speaker>
            <p>So haben &#x017F;ie eine leichtfertige That<lb/>
begangen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAI">
            <speaker>Rai&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;age auch nicht/ daß man ihre<lb/>
Stu&#x0364;cke unter die &#x017F;ieben freyen Ku&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
zehlen &#x017F;oll. Sie haben allerdings wi-<lb/>
der ihr Gewi&#x017F;&#x017F;en gehandelt/ &#x017F;ie haben<lb/>
ihren Segen auff das Spiel ge&#x017F;etzet/<lb/>
mit einem Worte: Sie haben den<lb/><hi rendition="#aq">Credit</hi> und <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> verloren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SIR">
            <speaker>Sirup.</speaker>
            <p>Ein ko&#x0364;&#x017F;tlicher <hi rendition="#aq">Advoca</hi>te/ damit &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie ohn allen Zweiffel in die &#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;te<lb/>
Straffe verfallen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAI">
            <speaker>Rai&#x017F;.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;age nein darzu: Es wa&#x0364;re denn/<lb/>
daß man bey die&#x017F;em hohen Gerichte der<lb/>
Gewalt mißbrauchen wolte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GAL">
            <speaker>Galat.</speaker>
            <p>Jch frage/ i&#x017F;t es nicht wahr/ nach-<lb/>
dem einer &#x017F;u&#x0364;ndiget/ nachdem muß er<lb/>
leiden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[656/0824] Sir. Sind das nicht die aͤrgſten Betrieger? Raiſ. Jch begehre es nicht zu laͤugnen. Galat. Haben ſie nicht den ſchaͤndlichſten Unflaͤth vor Artzney verkaufft? Raiſ. Jch weiß alles wol/ und was ſie ge- than haben/ davon koͤnnen die Herren nicht einmal den zehenden Theil wiſ- ſen. Sir. So haben ſie eine leichtfertige That begangen. Raiſ. Jch ſage auch nicht/ daß man ihre Stuͤcke unter die ſieben freyen Kuͤnſte zehlen ſoll. Sie haben allerdings wi- der ihr Gewiſſen gehandelt/ ſie haben ihren Segen auff das Spiel geſetzet/ mit einem Worte: Sie haben den Credit und Reſpect verloren. Sirup. Ein koͤſtlicher Advocate/ damit ſind ſie ohn allen Zweiffel in die ſchaͤrffſte Straffe verfallen. Raiſ. Jch ſage nein darzu: Es waͤre denn/ daß man bey dieſem hohen Gerichte der Gewalt mißbrauchen wolte. Galat. Jch frage/ iſt es nicht wahr/ nach- dem einer ſuͤndiget/ nachdem muß er leiden. Raiſ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/824
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/824>, abgerufen am 25.06.2024.