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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
Rod. Der Auf-stand wird nicht so gefährlich
seyn/ und wenn es zum eusersten komt/ so wird dem
Volcke viel versprochen/ das man hernach desto
weniger halten darff.

Leon. Eben dieses besorge ich/ das Volck wer-
de sich ins künfftige mit solchen Versprechungen
nicht abweisen lassen. Es ist wahr/ wir haben un-
fern Leuthen zu viel nachgesehen; wir haben dem
Volcke manche unnöthige Last auf dem Rücken ge-
lassen/ nun wird die Rache zugleich auf uns herein-
stürmen/ und so werden wir so wohl die eigene/ als
die fremde Schuld ertragen müssen.

Rod. Mein allergnädigster König hat mir eine
Autorität beygelegt/ welche kein Sclavisches Lum-
pen Gesinde zweifelhafftig machen sol. Ich bin
des Adels versichert/ welcher mich nimmermehr ver-
lassen wird: So hab ich vier Theile von der Stadt:
wer fragt nach dem fünfften Theile/ der aus ge-
ringschätziger Canaille bestehet?

Leon. Desto schlimmer ist es vor uns/ wenn uns
die Canaille so weit bringt/ daß wir von derselben
Gnade bitten müssen.

Rod. Ich sehe wohl/ die Furcht ist eine Kranck-
heit/ die sich so bald nicht vertreiben läst. Wir haben
das neue Castell in der Nähe/ jhre Liebden machen
sich bereit/ daß sie mit den furchtsamen Personen
daselbst verwahret werden.

Leon. Auch dieser Platz wird uns zu keiner ste-
ten Sicherheit dienlich seyn: Doch wo das Was-
ser
MASANIELLO.
Rod. Der Auf-ſtand wird nicht ſo gefaͤhrlich
ſeyn/ und wenn es zum euſerſten komt/ ſo wird dem
Volcke viel verſprochen/ das man hernach deſto
weniger halten darff.

Leon. Eben dieſes beſorge ich/ das Volck wer-
de ſich ins kuͤnfftige mit ſolchen Verſprechungen
nicht abweiſen laſſen. Es iſt wahr/ wir haben un-
fern Leuthen zu viel nachgeſehen; wir haben dem
Volcke manche unnoͤthige Laſt auf dem Ruͤcken ge-
laſſen/ nun wird die Rache zugleich auf uns herein-
ſtuͤrmen/ und ſo werden wir ſo wohl die eigene/ als
die fremde Schuld ertragen muͤſſen.

Rod. Mein allergnaͤdigſter Koͤnig hat mir eine
Autorität beygelegt/ welche kein Sclaviſches Lum-
pen Geſinde zweifelhafftig machen ſol. Ich bin
des Adels verſichert/ welcher mich nimmermehr ver-
laſſen wird: So hab ich vier Theile von der Stadt:
wer fragt nach dem fuͤnfften Theile/ der aus ge-
ringſchaͤtziger Canaille beſtehet?

Leon. Deſto ſchlimmer iſt es vor uns/ wenn uns
die Canaille ſo weit bringt/ daß wir von derſelben
Gnade bitten muͤſſen.

Rod. Ich ſehe wohl/ die Furcht iſt eine Kranck-
heit/ die ſich ſo bald nicht vertreiben laͤſt. Wir haben
das neue Caſtell in der Naͤhe/ jhre Liebden machen
ſich bereit/ daß ſie mit den furchtſamen Perſonen
daſelbſt verwahret werden.

Leon. Auch dieſer Platz wird uns zu keiner ſte-
ten Sicherheit dienlich ſeyn: Doch wo das Waſ-
ſer
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[11/0352] MASANIELLO. Rod. Der Auf-ſtand wird nicht ſo gefaͤhrlich ſeyn/ und wenn es zum euſerſten komt/ ſo wird dem Volcke viel verſprochen/ das man hernach deſto weniger halten darff. Leon. Eben dieſes beſorge ich/ das Volck wer- de ſich ins kuͤnfftige mit ſolchen Verſprechungen nicht abweiſen laſſen. Es iſt wahr/ wir haben un- fern Leuthen zu viel nachgeſehen; wir haben dem Volcke manche unnoͤthige Laſt auf dem Ruͤcken ge- laſſen/ nun wird die Rache zugleich auf uns herein- ſtuͤrmen/ und ſo werden wir ſo wohl die eigene/ als die fremde Schuld ertragen muͤſſen. Rod. Mein allergnaͤdigſter Koͤnig hat mir eine Autorität beygelegt/ welche kein Sclaviſches Lum- pen Geſinde zweifelhafftig machen ſol. Ich bin des Adels verſichert/ welcher mich nimmermehr ver- laſſen wird: So hab ich vier Theile von der Stadt: wer fragt nach dem fuͤnfften Theile/ der aus ge- ringſchaͤtziger Canaille beſtehet? Leon. Deſto ſchlimmer iſt es vor uns/ wenn uns die Canaille ſo weit bringt/ daß wir von derſelben Gnade bitten muͤſſen. Rod. Ich ſehe wohl/ die Furcht iſt eine Kranck- heit/ die ſich ſo bald nicht vertreiben laͤſt. Wir haben das neue Caſtell in der Naͤhe/ jhre Liebden machen ſich bereit/ daß ſie mit den furchtſamen Perſonen daſelbſt verwahret werden. Leon. Auch dieſer Platz wird uns zu keiner ſte- ten Sicherheit dienlich ſeyn: Doch wo das Waſ- ſer

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/352>, abgerufen am 21.11.2024.