Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Haupt-Rebelle
Erster Handlung
Sechster Aufftrit.
Arcos und die Vorigen.
Arc. Ach! ist es nun gewiß/ daß uns die bösen
Leute in dem Pallaste wollen todt schlagen?

Rocc. Es ist noch nicht so gefährlich/ es geschieht
nur zu einer gewissen Recreation.

Arc. Ich müste nicht sehen/ wie meine Frau
Mutter die Hände windet/ wie sie weinet/ und wie
sie mich etliche mahl so gar sehnlich gekösset hat.

Rocc. Mein Hertzog/ es ist wohl eher gesche-
hen/ daß die Frau Mutter mit jhren Liebkosungen
ist frey gewesen.

Arc. Ach nein! Ich weiß auch was: die Frau
Hofmeisterin hat mich oft mit dem bösen Manne
und mit dem Pophanse geschreckt/ und da ich nun
den H. Christ lerne kennen/ so hab ich gemeinet/
als wenn die Fabel mit dem bösen Manne leicht
könte ausgelachet werden: allein ich dencke/ der
Pophanß wird itzund auffwachen/ dabey auch die
alten Leute wenig Hertze behalten möchten.

Torr. Vor kurtzer Zeit haben wir die Warheit
von einem Narren gehöret/ itzt muß ein kleines
Kind den Discurs continuiren: Ach! unglückselige
Zeit/ da solche Personen über uns urtheilen müs-
sen.
Er-
Der Haupt-Rebelle
Erſter Handlung
Sechſter Aufftrit.
Arcos und die Vorigen.
Arc. Ach! iſt es nun gewiß/ daß uns die boͤſen
Leute in dem Pallaſte wollen todt ſchlagen?

Rocc. Es iſt noch nicht ſo gefaͤhrlich/ es geſchieht
nur zu einer gewiſſen Recreation.

Arc. Ich muͤſte nicht ſehen/ wie meine Frau
Mutter die Haͤnde windet/ wie ſie weinet/ und wie
ſie mich etliche mahl ſo gar ſehnlich gekoͤſſet hat.

Rocc. Mein Hertzog/ es iſt wohl eher geſche-
hen/ daß die Frau Mutter mit jhren Liebkoſungen
iſt frey geweſen.

Arc. Ach nein! Ich weiß auch was: die Frau
Hofmeiſterin hat mich oft mit dem boͤſen Manne
und mit dem Pophanſe geſchreckt/ und da ich nun
den H. Chriſt lerne kennen/ ſo hab ich gemeinet/
als wenn die Fabel mit dem boͤſen Manne leicht
koͤnte ausgelachet werden: allein ich dencke/ der
Pophanß wird itzund auffwachen/ dabey auch die
alten Leute wenig Hertze behalten moͤchten.

Torr. Vor kurtzer Zeit haben wir die Warheit
von einem Narren gehoͤret/ itzt muß ein kleines
Kind den Diſcurs continuiren: Ach! ungluͤckſelige
Zeit/ da ſolche Perſonen uͤber uns urtheilen muͤſ-
ſen.
Er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0363" n="22"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Haupt-Rebelle</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">E</hi>r&#x017F;ter <hi rendition="#in">H</hi>andlung</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;ter Aufftrit.</hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Arcos</hi> <hi rendition="#fr">und die Vorigen.</hi> </hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Arc.</hi> </speaker>
              <p>Ach! i&#x017F;t es nun gewiß/ daß uns die bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Leute in dem Palla&#x017F;te wollen todt &#x017F;chlagen?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rocc.</hi> </speaker>
              <p>Es i&#x017F;t noch nicht &#x017F;o gefa&#x0364;hrlich/ es ge&#x017F;chieht<lb/>
nur zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Recreation.</hi></p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Arc.</hi> </speaker>
              <p>Ich mu&#x0364;&#x017F;te nicht &#x017F;ehen/ wie meine Frau<lb/>
Mutter die Ha&#x0364;nde windet/ wie &#x017F;ie weinet/ und wie<lb/>
&#x017F;ie mich etliche mahl &#x017F;o gar &#x017F;ehnlich geko&#x0364;&#x017F;&#x017F;et hat.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rocc.</hi> </speaker>
              <p>Mein Hertzog/ es i&#x017F;t wohl eher ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ daß die Frau Mutter mit jhren Liebko&#x017F;ungen<lb/>
i&#x017F;t frey gewe&#x017F;en.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Arc.</hi> </speaker>
              <p>Ach nein! Ich weiß auch was: die Frau<lb/>
Hofmei&#x017F;terin hat mich oft mit dem bo&#x0364;&#x017F;en Manne<lb/>
und mit dem Pophan&#x017F;e ge&#x017F;chreckt/ und da ich nun<lb/>
den H. Chri&#x017F;t lerne kennen/ &#x017F;o hab ich gemeinet/<lb/>
als wenn die Fabel mit dem bo&#x0364;&#x017F;en Manne leicht<lb/>
ko&#x0364;nte ausgelachet werden: allein ich dencke/ der<lb/>
Pophanß wird itzund auffwachen/ dabey auch die<lb/>
alten Leute wenig Hertze behalten mo&#x0364;chten.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Torr.</hi> </speaker>
              <p>Vor kurtzer Zeit haben wir die Warheit<lb/>
von einem Narren geho&#x0364;ret/ itzt muß ein kleines<lb/>
Kind den <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs continui</hi>ren: Ach! unglu&#x0364;ck&#x017F;elige<lb/>
Zeit/ da &#x017F;olche Per&#x017F;onen u&#x0364;ber uns urtheilen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</p>
            </sp>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Er-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0363] Der Haupt-Rebelle Erſter Handlung Sechſter Aufftrit. Arcos und die Vorigen. Arc. Ach! iſt es nun gewiß/ daß uns die boͤſen Leute in dem Pallaſte wollen todt ſchlagen? Rocc. Es iſt noch nicht ſo gefaͤhrlich/ es geſchieht nur zu einer gewiſſen Recreation. Arc. Ich muͤſte nicht ſehen/ wie meine Frau Mutter die Haͤnde windet/ wie ſie weinet/ und wie ſie mich etliche mahl ſo gar ſehnlich gekoͤſſet hat. Rocc. Mein Hertzog/ es iſt wohl eher geſche- hen/ daß die Frau Mutter mit jhren Liebkoſungen iſt frey geweſen. Arc. Ach nein! Ich weiß auch was: die Frau Hofmeiſterin hat mich oft mit dem boͤſen Manne und mit dem Pophanſe geſchreckt/ und da ich nun den H. Chriſt lerne kennen/ ſo hab ich gemeinet/ als wenn die Fabel mit dem boͤſen Manne leicht koͤnte ausgelachet werden: allein ich dencke/ der Pophanß wird itzund auffwachen/ dabey auch die alten Leute wenig Hertze behalten moͤchten. Torr. Vor kurtzer Zeit haben wir die Warheit von einem Narren gehoͤret/ itzt muß ein kleines Kind den Diſcurs continuiren: Ach! ungluͤckſelige Zeit/ da ſolche Perſonen uͤber uns urtheilen muͤſ- ſen. Er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/363
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/363>, abgerufen am 21.11.2024.