lungen (Pfützen) leben, wechseln die beiden Arten der Eibildung sehr rasch miteinander ab, weil nur die Wintereier mit ihren dicken Schalen das Aussterben der Kolonie verhindern, falls die Pfütze plötzlich austrocknet, während alle Arten, welche in grossen Wasseransammlungen leben, in Teichen und Seen, die niemals austrocknen, eine grosse Zahl von Generationen hindurch nur Sommereier hervorbringen und erst bei Herannahen des Winters zur Erzeugung der anderen Eiart übergehen, welche auch nach dem Absterben der Kolonie den Bestand derselben durch Überwintern sicher stellen.
In ähnlicher Weise wird man es sich vorzustellen haben, wenn die Endstadien der Ontogenese sich verändern.
Bei den Blattläusen der Gattung Aphis kommen aus dem befruchteten Ei weibliche, aber zur Begattung unfähige Thiere, da ihnen das zur Befruchtung der Eier unentbehrliche Receptaculum seminis fehlt. Dafür besitzen sie die Fähigkeit, ihre Eier schon im Ovarium auf parthenogenetischem Wege zur Entwickelung zu bringen. Aus ihren Jungen gehen ähn- liche Weibchen ohne Begattungs-Vorrichtung hervor, die wieder ihres Gleichen hervorbringen, zuletzt aber bringt eines dieser durch Parthenogenese entstandenen Weibchen auch wieder durch Parthenogenese zugleich begattungsfähige Weibchen hervor und Männchen, die sich beide meist schon durch Körperform und Farbe, immer aber durch den Bau der Fortpflanzungsorgane und Geschlechtsprodukte von den vorhergehenden Generationen unterscheiden. Die Embryogenese aber dieser Geschlechtsthiere ist dieselbe, wie bei jenen.
Hier sind die Determinanten des reifen Thieres in den parthenogenetischen Generationen verändert worden, denn die geschlechtliche Fortpflanzung ist die ursprünglichere. Nehmen wir also einmal an, die Geschlechtsgeneration sei sich ganz gleich geblieben seit der Einführung des Generationswechsels
lungen (Pfützen) leben, wechseln die beiden Arten der Eibildung sehr rasch miteinander ab, weil nur die Wintereier mit ihren dicken Schalen das Aussterben der Kolonie verhindern, falls die Pfütze plötzlich austrocknet, während alle Arten, welche in grossen Wasseransammlungen leben, in Teichen und Seen, die niemals austrocknen, eine grosse Zahl von Generationen hindurch nur Sommereier hervorbringen und erst bei Herannahen des Winters zur Erzeugung der anderen Eiart übergehen, welche auch nach dem Absterben der Kolonie den Bestand derselben durch Überwintern sicher stellen.
In ähnlicher Weise wird man es sich vorzustellen haben, wenn die Endstadien der Ontogenese sich verändern.
Bei den Blattläusen der Gattung Aphis kommen aus dem befruchteten Ei weibliche, aber zur Begattung unfähige Thiere, da ihnen das zur Befruchtung der Eier unentbehrliche Receptaculum seminis fehlt. Dafür besitzen sie die Fähigkeit, ihre Eier schon im Ovarium auf parthenogenetischem Wege zur Entwickelung zu bringen. Aus ihren Jungen gehen ähn- liche Weibchen ohne Begattungs-Vorrichtung hervor, die wieder ihres Gleichen hervorbringen, zuletzt aber bringt eines dieser durch Parthenogenese entstandenen Weibchen auch wieder durch Parthenogenese zugleich begattungsfähige Weibchen hervor und Männchen, die sich beide meist schon durch Körperform und Farbe, immer aber durch den Bau der Fortpflanzungsorgane und Geschlechtsprodukte von den vorhergehenden Generationen unterscheiden. Die Embryogenese aber dieser Geschlechtsthiere ist dieselbe, wie bei jenen.
Hier sind die Determinanten des reifen Thieres in den parthenogenetischen Generationen verändert worden, denn die geschlechtliche Fortpflanzung ist die ursprünglichere. Nehmen wir also einmal an, die Geschlechtsgeneration sei sich ganz gleich geblieben seit der Einführung des Generationswechsels
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0259"n="235"/>
lungen (Pfützen) leben, wechseln die beiden Arten der Eibildung<lb/>
sehr rasch miteinander ab, weil nur die Wintereier mit ihren<lb/>
dicken Schalen das Aussterben der Kolonie verhindern, falls<lb/>
die Pfütze plötzlich austrocknet, während alle Arten, welche in<lb/>
grossen Wasseransammlungen leben, in Teichen und Seen, die<lb/>
niemals austrocknen, eine grosse Zahl von Generationen hindurch<lb/>
nur Sommereier hervorbringen und erst bei Herannahen des<lb/>
Winters zur Erzeugung der anderen Eiart übergehen, welche<lb/>
auch nach dem Absterben der Kolonie den Bestand derselben<lb/>
durch Überwintern sicher stellen.</p><lb/><p>In ähnlicher Weise wird man es sich vorzustellen haben,<lb/>
wenn die <hirendition="#g">Endstadien</hi> der Ontogenese sich verändern.</p><lb/><p>Bei den <hirendition="#g">Blattläusen</hi> der Gattung Aphis kommen aus<lb/>
dem befruchteten Ei weibliche, aber zur Begattung unfähige<lb/>
Thiere, da ihnen das zur Befruchtung der Eier unentbehrliche<lb/>
Receptaculum seminis fehlt. Dafür besitzen sie die Fähigkeit,<lb/>
ihre Eier schon im Ovarium auf parthenogenetischem Wege<lb/>
zur Entwickelung zu bringen. Aus ihren Jungen gehen ähn-<lb/>
liche Weibchen ohne Begattungs-Vorrichtung hervor, die wieder<lb/>
ihres Gleichen hervorbringen, zuletzt aber bringt eines dieser<lb/>
durch Parthenogenese entstandenen Weibchen auch wieder durch<lb/>
Parthenogenese zugleich begattungsfähige Weibchen hervor und<lb/>
Männchen, die sich beide meist schon durch Körperform und<lb/>
Farbe, immer aber durch den Bau der Fortpflanzungsorgane<lb/>
und Geschlechtsprodukte von den vorhergehenden Generationen<lb/>
unterscheiden. Die Embryogenese aber dieser Geschlechtsthiere<lb/>
ist dieselbe, wie bei jenen.</p><lb/><p>Hier sind die Determinanten des reifen Thieres in den<lb/>
parthenogenetischen Generationen verändert worden, denn die<lb/>
geschlechtliche Fortpflanzung ist die ursprünglichere. Nehmen<lb/>
wir also einmal an, die Geschlechtsgeneration sei sich ganz<lb/>
gleich geblieben seit der Einführung des Generationswechsels<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[235/0259]
lungen (Pfützen) leben, wechseln die beiden Arten der Eibildung
sehr rasch miteinander ab, weil nur die Wintereier mit ihren
dicken Schalen das Aussterben der Kolonie verhindern, falls
die Pfütze plötzlich austrocknet, während alle Arten, welche in
grossen Wasseransammlungen leben, in Teichen und Seen, die
niemals austrocknen, eine grosse Zahl von Generationen hindurch
nur Sommereier hervorbringen und erst bei Herannahen des
Winters zur Erzeugung der anderen Eiart übergehen, welche
auch nach dem Absterben der Kolonie den Bestand derselben
durch Überwintern sicher stellen.
In ähnlicher Weise wird man es sich vorzustellen haben,
wenn die Endstadien der Ontogenese sich verändern.
Bei den Blattläusen der Gattung Aphis kommen aus
dem befruchteten Ei weibliche, aber zur Begattung unfähige
Thiere, da ihnen das zur Befruchtung der Eier unentbehrliche
Receptaculum seminis fehlt. Dafür besitzen sie die Fähigkeit,
ihre Eier schon im Ovarium auf parthenogenetischem Wege
zur Entwickelung zu bringen. Aus ihren Jungen gehen ähn-
liche Weibchen ohne Begattungs-Vorrichtung hervor, die wieder
ihres Gleichen hervorbringen, zuletzt aber bringt eines dieser
durch Parthenogenese entstandenen Weibchen auch wieder durch
Parthenogenese zugleich begattungsfähige Weibchen hervor und
Männchen, die sich beide meist schon durch Körperform und
Farbe, immer aber durch den Bau der Fortpflanzungsorgane
und Geschlechtsprodukte von den vorhergehenden Generationen
unterscheiden. Die Embryogenese aber dieser Geschlechtsthiere
ist dieselbe, wie bei jenen.
Hier sind die Determinanten des reifen Thieres in den
parthenogenetischen Generationen verändert worden, denn die
geschlechtliche Fortpflanzung ist die ursprünglichere. Nehmen
wir also einmal an, die Geschlechtsgeneration sei sich ganz
gleich geblieben seit der Einführung des Generationswechsels
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/259>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.