Idioplasmatisch wird dies heissen, dass die nördliche Rasse einfache Determinanten der Flügelschuppen besitzt, die süd- liche Doppeldeterminanten; wenn wir dieselben nach der Farbe, die sie hervorrufen, bezeichnen, so hätte also die letztere Rasse Doppeldeterminanten, deren männliche Hälfte gelb, deren weib- liche schwarz ist, während die einfachen Determinanten der nördlichen Rasse gelb wären. Wir hätten also eigentlich keine dreigestaltige Art, sondern zwei Lokal-Varietäten einer Art, von denen die eine zweigestaltig ist. Wenn nun Kreuzung zwischen diesen beiden Varietäten eintritt, wie solche thatsächlich da vorkommt, wo die Verbreitungsgebiete der beiden Formen an- einander stossen, so werden die Doppeldeterminanten der süd- lichen mit den einfachen Determinanten der nördlichen Form im Keimplasma der Brut zusammentreffen. Die männlichen Nachkommen solcher Kreuzung werden unverändert bleiben, die weiblichen aber werden je nach der Vererbungsstärke der weiblichen Determinanten-Hälften entweder schwarz oder gelb, oder -- wie dies von Edwards beobachtet wurde1) -- gelb und schwarz gemischt ausfallen. Solche Mischungen können sowohl durch Kreuzung eines gelben Weibchens mit einem gelben Männchen der dimorphen Varietät, als durch Kreuzung eines schwarzen Weibchens mit einem gelben Männchen der mono- morphen Form entstehen, da in den Männchen der dimorphen Form das Keimplasma ebenso gut Doppeldeterminanten enthält, als in den Weibchen. Denken wir uns diese Kreuzungen häufig fortgesetzt, so werden auf dem Grenzgebiet der beiden Varietäten nach und nach immer mehr Zwischenformen von Weibchen auftreten müssen, und schliesslich könnte eine constante Mittel- form der Weibchen die Folge sein. Sollte aber irgend eine Vorliebe der Männchen für die ihnen adäquaten Weibchen
1) W. H. Edwards, "Butterflies of Northamerica".
Idioplasmatisch wird dies heissen, dass die nördliche Rasse einfache Determinanten der Flügelschuppen besitzt, die süd- liche Doppeldeterminanten; wenn wir dieselben nach der Farbe, die sie hervorrufen, bezeichnen, so hätte also die letztere Rasse Doppeldeterminanten, deren männliche Hälfte gelb, deren weib- liche schwarz ist, während die einfachen Determinanten der nördlichen Rasse gelb wären. Wir hätten also eigentlich keine dreigestaltige Art, sondern zwei Lokal-Varietäten einer Art, von denen die eine zweigestaltig ist. Wenn nun Kreuzung zwischen diesen beiden Varietäten eintritt, wie solche thatsächlich da vorkommt, wo die Verbreitungsgebiete der beiden Formen an- einander stossen, so werden die Doppeldeterminanten der süd- lichen mit den einfachen Determinanten der nördlichen Form im Keimplasma der Brut zusammentreffen. Die männlichen Nachkommen solcher Kreuzung werden unverändert bleiben, die weiblichen aber werden je nach der Vererbungsstärke der weiblichen Determinanten-Hälften entweder schwarz oder gelb, oder — wie dies von Edwards beobachtet wurde1) — gelb und schwarz gemischt ausfallen. Solche Mischungen können sowohl durch Kreuzung eines gelben Weibchens mit einem gelben Männchen der dimorphen Varietät, als durch Kreuzung eines schwarzen Weibchens mit einem gelben Männchen der mono- morphen Form entstehen, da in den Männchen der dimorphen Form das Keimplasma ebenso gut Doppeldeterminanten enthält, als in den Weibchen. Denken wir uns diese Kreuzungen häufig fortgesetzt, so werden auf dem Grenzgebiet der beiden Varietäten nach und nach immer mehr Zwischenformen von Weibchen auftreten müssen, und schliesslich könnte eine constante Mittel- form der Weibchen die Folge sein. Sollte aber irgend eine Vorliebe der Männchen für die ihnen adäquaten Weibchen
1) W. H. Edwards, „Butterflies of Northamerica“.
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Idioplasmatisch wird dies heissen, dass die nördliche Rasse
einfache Determinanten der Flügelschuppen besitzt, die süd-
liche Doppeldeterminanten; wenn wir dieselben nach der Farbe,
die sie hervorrufen, bezeichnen, so hätte also die letztere Rasse
Doppeldeterminanten, deren männliche Hälfte gelb, deren weib-
liche schwarz ist, während die einfachen Determinanten der
nördlichen Rasse gelb wären. Wir hätten also eigentlich keine
dreigestaltige Art, sondern zwei Lokal-Varietäten einer Art, von
denen die eine zweigestaltig ist. Wenn nun Kreuzung zwischen
diesen beiden Varietäten eintritt, wie solche thatsächlich da
vorkommt, wo die Verbreitungsgebiete der beiden Formen an-
einander stossen, so werden die Doppeldeterminanten der süd-
lichen mit den einfachen Determinanten der nördlichen Form
im Keimplasma der Brut zusammentreffen. Die männlichen
Nachkommen solcher Kreuzung werden unverändert bleiben,
die weiblichen aber werden je nach der Vererbungsstärke der
weiblichen Determinanten-Hälften entweder schwarz oder gelb,
oder — wie dies von Edwards beobachtet wurde 1) — gelb und
schwarz gemischt ausfallen. Solche Mischungen können sowohl
durch Kreuzung eines gelben Weibchens mit einem gelben
Männchen der dimorphen Varietät, als durch Kreuzung eines
schwarzen Weibchens mit einem gelben Männchen der mono-
morphen Form entstehen, da in den Männchen der dimorphen
Form das Keimplasma ebenso gut Doppeldeterminanten enthält,
als in den Weibchen. Denken wir uns diese Kreuzungen häufig
fortgesetzt, so werden auf dem Grenzgebiet der beiden Varietäten
nach und nach immer mehr Zwischenformen von Weibchen
auftreten müssen, und schliesslich könnte eine constante Mittel-
form der Weibchen die Folge sein. Sollte aber irgend eine
Vorliebe der Männchen für die ihnen adäquaten Weibchen
1) W. H. Edwards, „Butterflies of Northamerica“.
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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