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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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bestimmten Anzahl von Molekülen vorhanden ist und auch bei
Substitutionen in derselben Anzahl von Molekülen beibehalten
wird. So enthalten die Alaune stets 24 Moleküle Krystall-
wasser, was offenbar auf Affinitätsbeziehungen zwischen den
Molekülen hindeutet. Solche werden wir auch für das Biophor
annehmen müssen, da ohne sie das Biophor überhaupt keine
wirkliche Einheit wäre. Wir werden aber auch weiterhin
schliessen dürfen, dass diese Affinitätsbeziehungen mannigfacher
Art sind, dass die Moleküle in vielfacher, verschiedener Weise
sich aneinanderhängen und gruppiren können, so dass isomere
Molekülverbindungen entstehen. Solche isomere Verbindungen
werden aber wie die isomeren Gruppirungen der Atome im
einzelnen Molekül andere Eigenschaften besitzen, und wir
kommen so zu dem Schluss, dass die speciellen Eigenschaften
eines Biophors nicht nur von der chemisch-physikalischen Be-
schaffenheit seiner Moleküle, sondern sehr wesentlich auch von
deren Stellung und Beziehung zu einander abhängig zu denken
sind, so dass ein Biophor schon dadurch zu einem andern
werden kann, dass seine Moleküle sich anders gruppiren.

Es giebt also nach dieser Darlegung vielerlei Arten von
Biophoren, je nach der absoluten Zahl der Moleküle, den Ver-
hältnisszahlen derselben, je nach der chemischen Beschaffenheit
(Isomerie mit eingerechnet) und der Gruppirung der Moleküle;
ja man wird sagen dürfen, dass die Zahl der möglichen
Biophoren-Arten eine unbegrenzte
ist, etwa so wie die
Zahl der denkbaren organischen Moleküle. Wir werden jeden-
falls von dieser Seite her auf keine theoretischen Schwierig-
keiten stossen, wenn wir auch eine noch so grosse Zahl ver-
schiedener Biophoren-Arten zur Erklärung der Vererbungs-
erscheinungen bedürften.

Diese Biophoren sind nun, wie ich glaube, keines-
wegs rein hypothetische Einheiten; sie müssen exi-

bestimmten Anzahl von Molekülen vorhanden ist und auch bei
Substitutionen in derselben Anzahl von Molekülen beibehalten
wird. So enthalten die Alaune stets 24 Moleküle Krystall-
wasser, was offenbar auf Affinitätsbeziehungen zwischen den
Molekülen hindeutet. Solche werden wir auch für das Biophor
annehmen müssen, da ohne sie das Biophor überhaupt keine
wirkliche Einheit wäre. Wir werden aber auch weiterhin
schliessen dürfen, dass diese Affinitätsbeziehungen mannigfacher
Art sind, dass die Moleküle in vielfacher, verschiedener Weise
sich aneinanderhängen und gruppiren können, so dass isomere
Molekülverbindungen entstehen. Solche isomere Verbindungen
werden aber wie die isomeren Gruppirungen der Atome im
einzelnen Molekül andere Eigenschaften besitzen, und wir
kommen so zu dem Schluss, dass die speciellen Eigenschaften
eines Biophors nicht nur von der chemisch-physikalischen Be-
schaffenheit seiner Moleküle, sondern sehr wesentlich auch von
deren Stellung und Beziehung zu einander abhängig zu denken
sind, so dass ein Biophor schon dadurch zu einem andern
werden kann, dass seine Moleküle sich anders gruppiren.

Es giebt also nach dieser Darlegung vielerlei Arten von
Biophoren, je nach der absoluten Zahl der Moleküle, den Ver-
hältnisszahlen derselben, je nach der chemischen Beschaffenheit
(Isomerie mit eingerechnet) und der Gruppirung der Moleküle;
ja man wird sagen dürfen, dass die Zahl der möglichen
Biophoren-Arten eine unbegrenzte
ist, etwa so wie die
Zahl der denkbaren organischen Moleküle. Wir werden jeden-
falls von dieser Seite her auf keine theoretischen Schwierig-
keiten stossen, wenn wir auch eine noch so grosse Zahl ver-
schiedener Biophoren-Arten zur Erklärung der Vererbungs-
erscheinungen bedürften.

Diese Biophoren sind nun, wie ich glaube, keines-
wegs rein hypothetische Einheiten; sie müssen exi-

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[59/0083] bestimmten Anzahl von Molekülen vorhanden ist und auch bei Substitutionen in derselben Anzahl von Molekülen beibehalten wird. So enthalten die Alaune stets 24 Moleküle Krystall- wasser, was offenbar auf Affinitätsbeziehungen zwischen den Molekülen hindeutet. Solche werden wir auch für das Biophor annehmen müssen, da ohne sie das Biophor überhaupt keine wirkliche Einheit wäre. Wir werden aber auch weiterhin schliessen dürfen, dass diese Affinitätsbeziehungen mannigfacher Art sind, dass die Moleküle in vielfacher, verschiedener Weise sich aneinanderhängen und gruppiren können, so dass isomere Molekülverbindungen entstehen. Solche isomere Verbindungen werden aber wie die isomeren Gruppirungen der Atome im einzelnen Molekül andere Eigenschaften besitzen, und wir kommen so zu dem Schluss, dass die speciellen Eigenschaften eines Biophors nicht nur von der chemisch-physikalischen Be- schaffenheit seiner Moleküle, sondern sehr wesentlich auch von deren Stellung und Beziehung zu einander abhängig zu denken sind, so dass ein Biophor schon dadurch zu einem andern werden kann, dass seine Moleküle sich anders gruppiren. Es giebt also nach dieser Darlegung vielerlei Arten von Biophoren, je nach der absoluten Zahl der Moleküle, den Ver- hältnisszahlen derselben, je nach der chemischen Beschaffenheit (Isomerie mit eingerechnet) und der Gruppirung der Moleküle; ja man wird sagen dürfen, dass die Zahl der möglichen Biophoren-Arten eine unbegrenzte ist, etwa so wie die Zahl der denkbaren organischen Moleküle. Wir werden jeden- falls von dieser Seite her auf keine theoretischen Schwierig- keiten stossen, wenn wir auch eine noch so grosse Zahl ver- schiedener Biophoren-Arten zur Erklärung der Vererbungs- erscheinungen bedürften. Diese Biophoren sind nun, wie ich glaube, keines- wegs rein hypothetische Einheiten; sie müssen exi-

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/83>, abgerufen am 29.11.2024.