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Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824.

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krampf zu wirken. Mercurial-Einreibungen
und der Gebrauch von Kalomel innerlich, ha-
ben sich nach neueren Beobachtungen unläug-
bar in vielen Fällen bewährt, wo Opium und
alle andere Reitzmittel für das Nerven-Sy-
stem, fruchtlos angewandt wurden. Contrain-
dicirt ist es nur bey ganz ungeheurem Spei-
chelchelfluss, bey dessen Eintritt aber gewöhnlich
die Krankheit schon gebrochen ist; bey so pro-
fuser Diarrhoe, so dass dadurch die Kräfte so
sehr erschöpft werden, nnd bey manchen Ent-
mischungen der Säfte.

Auenberger heilte einen funfzigjährigen
Mann, der seit zwey Tagen, nach einem frü-
her eingetretenen, paralytischen Zustand, in
wirklichen Tetanus mit soporösem Zustand ver-
bunden, befallen worden war, in kurzer Zeit
mit dem mercurius gummosus Pienkii. Delaroche
wandte sich beym Tetanus eines vierzehnjäh-
rigen Mädchens, der durch eine bedeutend
gerissene Wunde der Hand entstanden war,
da Opium und ungeheure Dosen von Moschus
(l50 Gr. in 24 Stunden) nichts wirkten, Bä-
der Beängstigung hervorbrachten, Ampu-
tation nicht gestattet wurde, zum Gebrauch
des Mercurs, und zwar, da dieser in Salben-
form bald ein Mercurial-Exanthem hervorbrachte,
zu dessen innerlichem Gebrauch, und heilte
die Kranke dadurch in drey Monaten. Merk-

krampf zu wirken. Mercurial-Einreibungen
und der Gebrauch von Kalomel innerlich, ha-
ben sich nach neueren Beobachtungen unläug-
bar in vielen Fällen bewährt, wo Opium und
alle andere Reitzmittel für das Nerven-Sy-
stem, fruchtlos angewandt wurden. Contrain-
dicirt ist es nur bey ganz ungeheurem Spei-
chelchelfluss, bey dessen Eintritt aber gewöhnlich
die Krankheit schon gebrochen ist; bey so pro-
fuser Diarrhoe, so dass dadurch die Kräfte so
sehr erschöpft werden, nnd bey manchen Ent-
mischungen der Säfte.

Auenberger heilte einen funfzigjährigen
Mann, der seit zwey Tagen, nach einem frü-
her eingetretenen, paralytischen Zustand, in
wirklichen Tetanus mit soporösem Zustand ver-
bunden, befallen worden war, in kurzer Zeit
mit dem mercurius gummosus Pienkii. Delaroche
wandte sich beym Tetanus eines vierzehnjäh-
rigen Mädchens, der durch eine bedeutend
gerissene Wunde der Hand entstanden war,
da Opium und ungeheure Dosen von Moschus
(l50 Gr. in 24 Stunden) nichts wirkten, Bä-
der Beängstigung hervorbrachten, Ampu-
tation nicht gestattet wurde, zum Gebrauch
des Mercurs, und zwar, da dieser in Salben-
form bald ein Mercurial-Exanthem hervorbrachte,
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die Kranke dadurch in drey Monaten. Merk-

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[71/0081] krampf zu wirken. Mercurial-Einreibungen und der Gebrauch von Kalomel innerlich, ha- ben sich nach neueren Beobachtungen unläug- bar in vielen Fällen bewährt, wo Opium und alle andere Reitzmittel für das Nerven-Sy- stem, fruchtlos angewandt wurden. Contrain- dicirt ist es nur bey ganz ungeheurem Spei- chelchelfluss, bey dessen Eintritt aber gewöhnlich die Krankheit schon gebrochen ist; bey so pro- fuser Diarrhoe, so dass dadurch die Kräfte so sehr erschöpft werden, nnd bey manchen Ent- mischungen der Säfte. Auenberger heilte einen funfzigjährigen Mann, der seit zwey Tagen, nach einem frü- her eingetretenen, paralytischen Zustand, in wirklichen Tetanus mit soporösem Zustand ver- bunden, befallen worden war, in kurzer Zeit mit dem mercurius gummosus Pienkii. Delaroche wandte sich beym Tetanus eines vierzehnjäh- rigen Mädchens, der durch eine bedeutend gerissene Wunde der Hand entstanden war, da Opium und ungeheure Dosen von Moschus (l50 Gr. in 24 Stunden) nichts wirkten, Bä- der Beängstigung hervorbrachten, Ampu- tation nicht gestattet wurde, zum Gebrauch des Mercurs, und zwar, da dieser in Salben- form bald ein Mercurial-Exanthem hervorbrachte, zu dessen innerlichem Gebrauch, und heilte die Kranke dadurch in drey Monaten. Merk-

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Zitationshilfe: Weiss, Philipp Friedrich: Ueber den Starrkrampf. Stuttgart, 1824, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weiss_starrkrampf_1824/81>, abgerufen am 27.11.2024.