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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Eine erste Seereise
zur Fallreepstreppe geschafft war, wurde als Zeichen der Trauer
die Flagge halbstocks geheißt und im Großtop back gebraßt, um
das Schiff zum Stillstande zu bringen. Die Besatzung ver-
sammelte sich um die Leiche und der Kapitän betete ein Vater-
unser. Dann wurde der Sarg auf die Reiling gehoben und
langsam in die blaue Fluth hinabgelassen. Tiefer und tiefer
sank er, seine Formen wurden undeutlicher, zuletzt sah man noch
einen dunkeln Schimmer, dann war er verschwunden und nur
noch einige Blasen stiegen empor zur Oberfläche, um sich mit
dem Perlenschaum der nächsten Welle zu mischen. Ruhe sanft,
alter Mann, ich habe Dich nicht vergessen und werde Dir stets
ein treues Andenken bewahren.

Leise rauschend durch die Wogen
Zieht das Schiff im ebnen Lauf,
An dem lichten Himmelsbogen
Flammt des Tages Kön'gin auf.
Unverhüllet, purpurglühend
Taucht sie aus der Fluth hervor,
Tausend gold'ne Strahlen sprühend
Steigt im Aether sie empor.
Neues Treiben, neues Leben
Wird erweckt durch ihren Glanz,
Und die blauen Wellen heben
Kosend sich zum Morgentanz.
Doch an Bord ist's trüb und stille
Trotz der Sonne gold'nem Licht,
Denn der Landesflagge Hülle
Deckt ein Todtenangesicht.
Aus der Kameraden Kreise
Rief es Gott zur ew'gen Ruh,
Nach der langen Lebensreise
Schloß er ihm die Augen zu.

Eine erſte Seereiſe
zur Fallreepstreppe geſchafft war, wurde als Zeichen der Trauer
die Flagge halbſtocks geheißt und im Großtop back gebraßt, um
das Schiff zum Stillſtande zu bringen. Die Beſatzung ver-
ſammelte ſich um die Leiche und der Kapitän betete ein Vater-
unſer. Dann wurde der Sarg auf die Reiling gehoben und
langſam in die blaue Fluth hinabgelaſſen. Tiefer und tiefer
ſank er, ſeine Formen wurden undeutlicher, zuletzt ſah man noch
einen dunkeln Schimmer, dann war er verſchwunden und nur
noch einige Blaſen ſtiegen empor zur Oberfläche, um ſich mit
dem Perlenſchaum der nächſten Welle zu miſchen. Ruhe ſanft,
alter Mann, ich habe Dich nicht vergeſſen und werde Dir ſtets
ein treues Andenken bewahren.

Leiſe rauſchend durch die Wogen
Zieht das Schiff im ebnen Lauf,
An dem lichten Himmelsbogen
Flammt des Tages Kön’gin auf.
Unverhüllet, purpurglühend
Taucht ſie aus der Fluth hervor,
Tauſend gold’ne Strahlen ſprühend
Steigt im Aether ſie empor.
Neues Treiben, neues Leben
Wird erweckt durch ihren Glanz,
Und die blauen Wellen heben
Koſend ſich zum Morgentanz.
Doch an Bord iſt’s trüb und ſtille
Trotz der Sonne gold’nem Licht,
Denn der Landesflagge Hülle
Deckt ein Todtenangeſicht.
Aus der Kameraden Kreiſe
Rief es Gott zur ew’gen Ruh,
Nach der langen Lebensreiſe
Schloß er ihm die Augen zu.

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[135/0147] Eine erſte Seereiſe zur Fallreepstreppe geſchafft war, wurde als Zeichen der Trauer die Flagge halbſtocks geheißt und im Großtop back gebraßt, um das Schiff zum Stillſtande zu bringen. Die Beſatzung ver- ſammelte ſich um die Leiche und der Kapitän betete ein Vater- unſer. Dann wurde der Sarg auf die Reiling gehoben und langſam in die blaue Fluth hinabgelaſſen. Tiefer und tiefer ſank er, ſeine Formen wurden undeutlicher, zuletzt ſah man noch einen dunkeln Schimmer, dann war er verſchwunden und nur noch einige Blaſen ſtiegen empor zur Oberfläche, um ſich mit dem Perlenſchaum der nächſten Welle zu miſchen. Ruhe ſanft, alter Mann, ich habe Dich nicht vergeſſen und werde Dir ſtets ein treues Andenken bewahren. Leiſe rauſchend durch die Wogen Zieht das Schiff im ebnen Lauf, An dem lichten Himmelsbogen Flammt des Tages Kön’gin auf. Unverhüllet, purpurglühend Taucht ſie aus der Fluth hervor, Tauſend gold’ne Strahlen ſprühend Steigt im Aether ſie empor. Neues Treiben, neues Leben Wird erweckt durch ihren Glanz, Und die blauen Wellen heben Koſend ſich zum Morgentanz. Doch an Bord iſt’s trüb und ſtille Trotz der Sonne gold’nem Licht, Denn der Landesflagge Hülle Deckt ein Todtenangeſicht. Aus der Kameraden Kreiſe Rief es Gott zur ew’gen Ruh, Nach der langen Lebensreiſe Schloß er ihm die Augen zu.

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/147>, abgerufen am 24.11.2024.