Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner Von dem Quarterdeck erschallet: "Braßt die Hinterraaen back!" Von der Gaffel niederwallet Halben Stock's die Trauerflagg'. In dem Sarg, nach Seemanns Weise Nur aus rohem Holz gemacht, Wird er zu der letzten Reise An die Fallreep hingebracht. Einfach und mit schlichten Worten Betet jetzt der Kapitän, Und man siehet aller Orten Thränen in den Augen stehn. Leise rauscht es an der Stelle, Wo man senkt den Sarg hinab, Tändelnd spielen Wind und Welle Auf des Seemanns weitem Grab. Es wurde voll gebraßt und das Schiff lenkte wieder in Von der Rückreise habe ich nicht viel zu erzählen, als daß Werner Von dem Quarterdeck erſchallet: „Braßt die Hinterraaen back!“ Von der Gaffel niederwallet Halben Stock’s die Trauerflagg’. In dem Sarg, nach Seemanns Weiſe Nur aus rohem Holz gemacht, Wird er zu der letzten Reiſe An die Fallreep hingebracht. Einfach und mit ſchlichten Worten Betet jetzt der Kapitän, Und man ſiehet aller Orten Thränen in den Augen ſtehn. Leiſe rauſcht es an der Stelle, Wo man ſenkt den Sarg hinab, Tändelnd ſpielen Wind und Welle Auf des Seemanns weitem Grab. Es wurde voll gebraßt und das Schiff lenkte wieder in Von der Rückreiſe habe ich nicht viel zu erzählen, als daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0148" n="136"/> <fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> <lg n="6"> <l>Von dem Quarterdeck erſchallet:</l><lb/> <l>„Braßt die Hinterraaen back!“</l><lb/> <l>Von der Gaffel niederwallet</l><lb/> <l>Halben Stock’s die Trauerflagg’.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>In dem Sarg, nach Seemanns Weiſe</l><lb/> <l>Nur aus rohem Holz gemacht,</l><lb/> <l>Wird er zu der letzten Reiſe</l><lb/> <l>An die Fallreep hingebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Einfach und mit ſchlichten Worten</l><lb/> <l>Betet jetzt der Kapitän,</l><lb/> <l>Und man ſiehet aller Orten</l><lb/> <l>Thränen in den Augen ſtehn.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Leiſe rauſcht es an der Stelle,</l><lb/> <l>Wo man ſenkt den Sarg hinab,</l><lb/> <l>Tändelnd ſpielen Wind und Welle</l><lb/> <l>Auf des Seemanns weitem Grab.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Es wurde voll gebraßt und das Schiff lenkte wieder in<lb/> ſeinen Curs. Die Leute gingen ſtill an ihre Arbeit; einige<lb/> Tage lag es wie ein trüber Schatten über dem Schiffe, dann<lb/> nahm alles wieder ſein gewohntes Ausſehen an. Bisweilen<lb/> wurde des Verſtorbenen mit einigen ehrenden Worten gedacht,<lb/> dann ſprach man nicht weiter von ihm.</p><lb/> <p>Von der Rückreiſe habe ich nicht viel zu erzählen, als daß<lb/> ſie für mich ſehr traurig verlief. Das Fieber kehrte von Zeit<lb/> zu Zeit zurück und ließ mich nicht zu Kräften kommen. Bis-<lb/> weilen konnte ich eine Woche lang leichten Dienſt thun, dann<lb/> warf mich ein Rückfall wieder auf das Krankenlager und ich<lb/> durchkoſtete all’ das Schwere, was damit in den meiſten Fällen<lb/> auf Kauffarteiſchiffen verbunden iſt und von dem man oft nicht<lb/> begreifen kann, wie man es überhaupt überſteht. Je länger ſich<lb/> mein Leiden hinzog, deſto gleichgiltiger wurden die Uebrigen und<lb/> deſto weniger Rückſicht nahmen ſie auf mich. Als wir das Cap<lb/> der guten Hoffnung paſſirten war es Winterzeit und deshalb<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0148]
Werner
Von dem Quarterdeck erſchallet:
„Braßt die Hinterraaen back!“
Von der Gaffel niederwallet
Halben Stock’s die Trauerflagg’.
In dem Sarg, nach Seemanns Weiſe
Nur aus rohem Holz gemacht,
Wird er zu der letzten Reiſe
An die Fallreep hingebracht.
Einfach und mit ſchlichten Worten
Betet jetzt der Kapitän,
Und man ſiehet aller Orten
Thränen in den Augen ſtehn.
Leiſe rauſcht es an der Stelle,
Wo man ſenkt den Sarg hinab,
Tändelnd ſpielen Wind und Welle
Auf des Seemanns weitem Grab.
Es wurde voll gebraßt und das Schiff lenkte wieder in
ſeinen Curs. Die Leute gingen ſtill an ihre Arbeit; einige
Tage lag es wie ein trüber Schatten über dem Schiffe, dann
nahm alles wieder ſein gewohntes Ausſehen an. Bisweilen
wurde des Verſtorbenen mit einigen ehrenden Worten gedacht,
dann ſprach man nicht weiter von ihm.
Von der Rückreiſe habe ich nicht viel zu erzählen, als daß
ſie für mich ſehr traurig verlief. Das Fieber kehrte von Zeit
zu Zeit zurück und ließ mich nicht zu Kräften kommen. Bis-
weilen konnte ich eine Woche lang leichten Dienſt thun, dann
warf mich ein Rückfall wieder auf das Krankenlager und ich
durchkoſtete all’ das Schwere, was damit in den meiſten Fällen
auf Kauffarteiſchiffen verbunden iſt und von dem man oft nicht
begreifen kann, wie man es überhaupt überſteht. Je länger ſich
mein Leiden hinzog, deſto gleichgiltiger wurden die Uebrigen und
deſto weniger Rückſicht nahmen ſie auf mich. Als wir das Cap
der guten Hoffnung paſſirten war es Winterzeit und deshalb
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