Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner schwerer Havarie. Durch Unkenntniß ihres englischen Lootsenwar sie auf Terschelling fest gekommen, und man konnte es als ein besonderes Glück ansehen, daß sie nicht gänzlich ver- loren gegangen war. Ihre Beschädigungen stellten sich jedoch als so bedeutend heraus, daß eine Grundreparatur nöthig wurde, die sich nur in einem Trockendock ausführen ließ. Docks von einer Größe, um so lange Schiffe wie die "Acadia" aufzunehmen, besaß Deutschland damals noch nicht. Es mußte deshalb bei Brake erst ein solches provisorisch ausgegraben werden, und da- mit war zugleich ausgesprochen, daß die "Acadia", jetzt in "Erzherzog Johann" umgetauft, während die "Britannia" den Namen "Barbarossa" erhielt, vor Ablauf eines Jahres nicht wieder seefertig gemacht werden konnte. Das war ein höchst unangenehmer Strich durch die Rech- Mußten diese Gegenschläge schon höchst niederdrückend wir- Werner ſchwerer Havarie. Durch Unkenntniß ihres engliſchen Lootſenwar ſie auf Terſchelling feſt gekommen, und man konnte es als ein beſonderes Glück anſehen, daß ſie nicht gänzlich ver- loren gegangen war. Ihre Beſchädigungen ſtellten ſich jedoch als ſo bedeutend heraus, daß eine Grundreparatur nöthig wurde, die ſich nur in einem Trockendock ausführen ließ. Docks von einer Größe, um ſo lange Schiffe wie die „Acadia“ aufzunehmen, beſaß Deutſchland damals noch nicht. Es mußte deshalb bei Brake erſt ein ſolches proviſoriſch ausgegraben werden, und da- mit war zugleich ausgeſprochen, daß die „Acadia“, jetzt in „Erzherzog Johann“ umgetauft, während die „Britannia“ den Namen „Barbaroſſa“ erhielt, vor Ablauf eines Jahres nicht wieder ſeefertig gemacht werden konnte. Das war ein höchſt unangenehmer Strich durch die Rech- Mußten dieſe Gegenſchläge ſchon höchſt niederdrückend wir- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0172" n="160"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> ſchwerer Havarie. Durch Unkenntniß ihres engliſchen Lootſen<lb/> war ſie auf Terſchelling feſt gekommen, und man konnte es<lb/> als ein beſonderes Glück anſehen, daß ſie nicht gänzlich ver-<lb/> loren gegangen war. Ihre Beſchädigungen ſtellten ſich jedoch<lb/> als ſo bedeutend heraus, daß eine Grundreparatur nöthig wurde,<lb/> die ſich nur in einem Trockendock ausführen ließ. Docks von<lb/> einer Größe, um ſo lange Schiffe wie die „Acadia“ aufzunehmen,<lb/> beſaß Deutſchland damals noch nicht. Es mußte deshalb bei<lb/> Brake erſt ein ſolches proviſoriſch ausgegraben werden, und da-<lb/> mit war zugleich ausgeſprochen, daß die „Acadia“, jetzt in<lb/> „Erzherzog Johann“ umgetauft, während die „Britannia“ den<lb/> Namen „Barbaroſſa“ erhielt, vor Ablauf eines Jahres nicht<lb/> wieder ſeefertig gemacht werden konnte.</p><lb/> <p>Das war ein höchſt unangenehmer Strich durch die Rech-<lb/> nung; aber mit deſto mehr Energie wurde nun an die Ein-<lb/> richtung und Ausrüſtung des „Barbaroſſa“ gegangen. Man<lb/> wollte wenigſtens dies Schiff rechtzeitig fertig ſtellen, doch auch<lb/> hier ging alles quer. Geſchütze, Munition und die ſonſtige in<lb/> England beſchaffte Kriegsausrüſtung für „Barbaroſſa“ und<lb/> „Erzherzog Johann“ waren in einem Segelſchiffe verladen, das<lb/> im Februar nach der Weſer abging, aber, durch Havarie ge-<lb/> zwungen, wieder nach England zurückkehren mußte. Nun ver-<lb/> packte man die Gegenſtände in drei andere Schiffe, aber als<lb/> dieſe ſegelfertig waren, hatten die Dänen wieder die Blockade<lb/> der deutſchen Küſten eröffnet. Trotzdem erreichten zwei der<lb/> Schiffe noch mit Noth ihre Beſtimmung, während das dritte<lb/> nach England zurückging. Hier wurden die Sachen abermals<lb/> gelöſcht und dann über Oſtende nach Bremerhafen geſchickt, ſo<lb/> daß faſt der Monat Mai darüber hinging, bis endlich die Ein-<lb/> richtung des „Barbaroſſa“ vollendet werden konnte.</p><lb/> <p>Mußten dieſe Gegenſchläge ſchon höchſt niederdrückend wir-<lb/> ken, ſo war die Enttäuſchung, welche Duckwitz mit Bezug auf<lb/> die faſt ſicher erhoffte Acquiſition fremdländiſcher Marineofficiere<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0172]
Werner
ſchwerer Havarie. Durch Unkenntniß ihres engliſchen Lootſen
war ſie auf Terſchelling feſt gekommen, und man konnte es
als ein beſonderes Glück anſehen, daß ſie nicht gänzlich ver-
loren gegangen war. Ihre Beſchädigungen ſtellten ſich jedoch
als ſo bedeutend heraus, daß eine Grundreparatur nöthig wurde,
die ſich nur in einem Trockendock ausführen ließ. Docks von
einer Größe, um ſo lange Schiffe wie die „Acadia“ aufzunehmen,
beſaß Deutſchland damals noch nicht. Es mußte deshalb bei
Brake erſt ein ſolches proviſoriſch ausgegraben werden, und da-
mit war zugleich ausgeſprochen, daß die „Acadia“, jetzt in
„Erzherzog Johann“ umgetauft, während die „Britannia“ den
Namen „Barbaroſſa“ erhielt, vor Ablauf eines Jahres nicht
wieder ſeefertig gemacht werden konnte.
Das war ein höchſt unangenehmer Strich durch die Rech-
nung; aber mit deſto mehr Energie wurde nun an die Ein-
richtung und Ausrüſtung des „Barbaroſſa“ gegangen. Man
wollte wenigſtens dies Schiff rechtzeitig fertig ſtellen, doch auch
hier ging alles quer. Geſchütze, Munition und die ſonſtige in
England beſchaffte Kriegsausrüſtung für „Barbaroſſa“ und
„Erzherzog Johann“ waren in einem Segelſchiffe verladen, das
im Februar nach der Weſer abging, aber, durch Havarie ge-
zwungen, wieder nach England zurückkehren mußte. Nun ver-
packte man die Gegenſtände in drei andere Schiffe, aber als
dieſe ſegelfertig waren, hatten die Dänen wieder die Blockade
der deutſchen Küſten eröffnet. Trotzdem erreichten zwei der
Schiffe noch mit Noth ihre Beſtimmung, während das dritte
nach England zurückging. Hier wurden die Sachen abermals
gelöſcht und dann über Oſtende nach Bremerhafen geſchickt, ſo
daß faſt der Monat Mai darüber hinging, bis endlich die Ein-
richtung des „Barbaroſſa“ vollendet werden konnte.
Mußten dieſe Gegenſchläge ſchon höchſt niederdrückend wir-
ken, ſo war die Enttäuſchung, welche Duckwitz mit Bezug auf
die faſt ſicher erhoffte Acquiſition fremdländiſcher Marineofficiere
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