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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
desto mehr mußte es mich freuen, daß die junge Flotte in
Ihnen, Herr Commodore Brommy, einen Chef gefunden
hatte, dessen Umsicht und Energie so manche Schwierigkeiten
zu besiegen wußte, für so manches Fehlende Ersatz leistete.

Ich will daher nicht aus meiner jetzigen Stellung schei-
den, ohne Ihnen einen besonderen Beweis meiner Zufrieden-
heit mit Ihrer Ausführung zu geben und habe zu diesem
Zwecke Sie unter heutigem Datum zum Contreadmiral ernannt.

Frankfurt, den 11. November 1849.

Der Reichsverweser
gez. Erzherzog Johann.

Schließlich sei noch kurz der Schleswig-Holstein'schen Ma-
rine erwähnt, die zwar selbständig neben der deutschen existirte,
aber in gewisser Beziehung doch wieder einen Theil derselben
bildete. Sie bestand aus zwölf Ruder-Kanonenbooten, aus dem
Dampfer "Bonin" -- ein früheres Kauffarteischiff, das von
der Größe der Dampfcorvette "Hamburg", wie diese umgebaut
und armirt war -- und aus dem Schuner "Elbe", der bei
Ausbruch des Krieges als dänisches Wachtschiff bei Altona ge-
legen hatte und von den Schleswig-Holsteinern genommen war.

Die zwölf Kanonenboote bildeten das Contingent, welches
Schleswig-Holstein auf Requisition der Centralgewalt zum deut-
schen Küstenschutz stellte. Außerdem bauten die Herzogthümer
aber noch ein Dampfkanonenboot, "von der Tann", und zwar
war dies das erste dieser Classe von Fahrzeugen, das über-
haupt construirt wurde und anderen Marinen nach dieser Rich-
tung den Weg zeigte. Während des Krimkrieges schufen Eng-
land und Frankreich Hunderte von diesen Booten, einige Jahre
danach folgte auch Preußen, und damit wurden die bisher zum
Küstenschutz verwendeten Ruderkanonenboote aus der Welt ge-
schafft, welche einer sehr großen Besatzung bedurften, ungemein
langsam und schwerfällig in der Bewegung und nur in stillem

Die deutſche Marine 1848—1852
deſto mehr mußte es mich freuen, daß die junge Flotte in
Ihnen, Herr Commodore Brommy, einen Chef gefunden
hatte, deſſen Umſicht und Energie ſo manche Schwierigkeiten
zu beſiegen wußte, für ſo manches Fehlende Erſatz leiſtete.

Ich will daher nicht aus meiner jetzigen Stellung ſchei-
den, ohne Ihnen einen beſonderen Beweis meiner Zufrieden-
heit mit Ihrer Ausführung zu geben und habe zu dieſem
Zwecke Sie unter heutigem Datum zum Contreadmiral ernannt.

Frankfurt, den 11. November 1849.

Der Reichsverweſer
gez. Erzherzog Johann.

Schließlich ſei noch kurz der Schleswig-Holſtein’ſchen Ma-
rine erwähnt, die zwar ſelbſtändig neben der deutſchen exiſtirte,
aber in gewiſſer Beziehung doch wieder einen Theil derſelben
bildete. Sie beſtand aus zwölf Ruder-Kanonenbooten, aus dem
Dampfer „Bonin“ — ein früheres Kauffarteiſchiff, das von
der Größe der Dampfcorvette „Hamburg“, wie dieſe umgebaut
und armirt war — und aus dem Schuner „Elbe“, der bei
Ausbruch des Krieges als däniſches Wachtſchiff bei Altona ge-
legen hatte und von den Schleswig-Holſteinern genommen war.

Die zwölf Kanonenboote bildeten das Contingent, welches
Schleswig-Holſtein auf Requiſition der Centralgewalt zum deut-
ſchen Küſtenſchutz ſtellte. Außerdem bauten die Herzogthümer
aber noch ein Dampfkanonenboot, „von der Tann“, und zwar
war dies das erſte dieſer Claſſe von Fahrzeugen, das über-
haupt conſtruirt wurde und anderen Marinen nach dieſer Rich-
tung den Weg zeigte. Während des Krimkrieges ſchufen Eng-
land und Frankreich Hunderte von dieſen Booten, einige Jahre
danach folgte auch Preußen, und damit wurden die bisher zum
Küſtenſchutz verwendeten Ruderkanonenboote aus der Welt ge-
ſchafft, welche einer ſehr großen Beſatzung bedurften, ungemein
langſam und ſchwerfällig in der Bewegung und nur in ſtillem

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[171/0183] Die deutſche Marine 1848—1852 deſto mehr mußte es mich freuen, daß die junge Flotte in Ihnen, Herr Commodore Brommy, einen Chef gefunden hatte, deſſen Umſicht und Energie ſo manche Schwierigkeiten zu beſiegen wußte, für ſo manches Fehlende Erſatz leiſtete. Ich will daher nicht aus meiner jetzigen Stellung ſchei- den, ohne Ihnen einen beſonderen Beweis meiner Zufrieden- heit mit Ihrer Ausführung zu geben und habe zu dieſem Zwecke Sie unter heutigem Datum zum Contreadmiral ernannt. Frankfurt, den 11. November 1849. Der Reichsverweſer gez. Erzherzog Johann. Schließlich ſei noch kurz der Schleswig-Holſtein’ſchen Ma- rine erwähnt, die zwar ſelbſtändig neben der deutſchen exiſtirte, aber in gewiſſer Beziehung doch wieder einen Theil derſelben bildete. Sie beſtand aus zwölf Ruder-Kanonenbooten, aus dem Dampfer „Bonin“ — ein früheres Kauffarteiſchiff, das von der Größe der Dampfcorvette „Hamburg“, wie dieſe umgebaut und armirt war — und aus dem Schuner „Elbe“, der bei Ausbruch des Krieges als däniſches Wachtſchiff bei Altona ge- legen hatte und von den Schleswig-Holſteinern genommen war. Die zwölf Kanonenboote bildeten das Contingent, welches Schleswig-Holſtein auf Requiſition der Centralgewalt zum deut- ſchen Küſtenſchutz ſtellte. Außerdem bauten die Herzogthümer aber noch ein Dampfkanonenboot, „von der Tann“, und zwar war dies das erſte dieſer Claſſe von Fahrzeugen, das über- haupt conſtruirt wurde und anderen Marinen nach dieſer Rich- tung den Weg zeigte. Während des Krimkrieges ſchufen Eng- land und Frankreich Hunderte von dieſen Booten, einige Jahre danach folgte auch Preußen, und damit wurden die bisher zum Küſtenſchutz verwendeten Ruderkanonenboote aus der Welt ge- ſchafft, welche einer ſehr großen Beſatzung bedurften, ungemein langſam und ſchwerfällig in der Bewegung und nur in ſtillem

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/183>, abgerufen am 21.11.2024.