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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Wasser zu gebrauchen waren. Leider nahm der "von der Tann"
ein trauriges Ende. Im Jahre 1851 wurde er in der Neu-
städter Bucht von einer dänischen Fregatte gejagt und mußte sich
vor der Uebermacht nach der Trave zurückziehen. Er konnte
diese jedoch nicht mehr erreichen, und um das Boot nicht in die
Hände des Feindes fallen zu lassen, wurde es von seinem
Commandanten auf den Strand gesetzt und verbrannt.

Noch in einer anderen Hinsicht ging Schleswig-Holstein
allen anderen Nationen voran: in der Vertheidigung der Häfen
mit Torpedos, die jetzt in der Seekriegführung eine so hervor-
ragende Rolle spielen. Am 24. März 1848 wurde die provi-
sorische Regierung für Schleswig-Holstein proclamirt. Am 26.
März brachte der dänische Kriegsdampfer "Hecla" die Schleswig-
Holsteinische Deputation nach Kiel zurück, welche dem König
von Dänemark die Wünsche der Herzogthümer vorgetragen hatte.
Diese Wünsche waren zurückgewiesen und damit der Krieg er-
klärt. Friedrichsort war verlassen und nicht befestigt. Da galt
es, den Hafen von Kiel gegen feindliche Angriffe zu schützen
und Professor Himly, Chemiker an der Kieler Universität, machte
den Vorschlag, dies durch Torpedos zu thun. Der Vorschlag
wurde von der provisorischen Regierung angenommen und Himly
legte im Fahrwasser in der Gegend der Düsternbrooker Badean-
stalt zwei solcher Wasserminen. Die eine bestand aus einem
Kautschucksack, die andere aus einer doppelten Tonne, beide
waren mit Pulver gefüllt. Die Zündung sollte auf electrischem
Wege, d. h. in der Weise geschehen, wie es jetzt allgemein ge-
bräuchlich ist, während z. B. die Russen im Krimkriege noch
die weit unzuverlässigere Contactzündung anwandten. Dabei
mußte das feindliche Schiff gegen den Torpedo stoßen und eine
Röhre zerbrechen, deren Säureinhalt sich auf ein chemisches Ele-
ment ergoß und die Zündung herbeiführte.

Die Lage der Himly'schen Wasserminen war durch genaue
Visirung festgestellt. Beim Passiren derselben durch ein feind-

Werner
Waſſer zu gebrauchen waren. Leider nahm der „von der Tann“
ein trauriges Ende. Im Jahre 1851 wurde er in der Neu-
ſtädter Bucht von einer däniſchen Fregatte gejagt und mußte ſich
vor der Uebermacht nach der Trave zurückziehen. Er konnte
dieſe jedoch nicht mehr erreichen, und um das Boot nicht in die
Hände des Feindes fallen zu laſſen, wurde es von ſeinem
Commandanten auf den Strand geſetzt und verbrannt.

Noch in einer anderen Hinſicht ging Schleswig-Holſtein
allen anderen Nationen voran: in der Vertheidigung der Häfen
mit Torpedos, die jetzt in der Seekriegführung eine ſo hervor-
ragende Rolle ſpielen. Am 24. März 1848 wurde die provi-
ſoriſche Regierung für Schleswig-Holſtein proclamirt. Am 26.
März brachte der däniſche Kriegsdampfer „Hecla“ die Schleswig-
Holſteiniſche Deputation nach Kiel zurück, welche dem König
von Dänemark die Wünſche der Herzogthümer vorgetragen hatte.
Dieſe Wünſche waren zurückgewieſen und damit der Krieg er-
klärt. Friedrichsort war verlaſſen und nicht befeſtigt. Da galt
es, den Hafen von Kiel gegen feindliche Angriffe zu ſchützen
und Profeſſor Himly, Chemiker an der Kieler Univerſität, machte
den Vorſchlag, dies durch Torpedos zu thun. Der Vorſchlag
wurde von der proviſoriſchen Regierung angenommen und Himly
legte im Fahrwaſſer in der Gegend der Düſternbrooker Badean-
ſtalt zwei ſolcher Waſſerminen. Die eine beſtand aus einem
Kautſchuckſack, die andere aus einer doppelten Tonne, beide
waren mit Pulver gefüllt. Die Zündung ſollte auf electriſchem
Wege, d. h. in der Weiſe geſchehen, wie es jetzt allgemein ge-
bräuchlich iſt, während z. B. die Ruſſen im Krimkriege noch
die weit unzuverläſſigere Contactzündung anwandten. Dabei
mußte das feindliche Schiff gegen den Torpedo ſtoßen und eine
Röhre zerbrechen, deren Säureinhalt ſich auf ein chemiſches Ele-
ment ergoß und die Zündung herbeiführte.

Die Lage der Himly’ſchen Waſſerminen war durch genaue
Viſirung feſtgeſtellt. Beim Paſſiren derſelben durch ein feind-

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[172/0184] Werner Waſſer zu gebrauchen waren. Leider nahm der „von der Tann“ ein trauriges Ende. Im Jahre 1851 wurde er in der Neu- ſtädter Bucht von einer däniſchen Fregatte gejagt und mußte ſich vor der Uebermacht nach der Trave zurückziehen. Er konnte dieſe jedoch nicht mehr erreichen, und um das Boot nicht in die Hände des Feindes fallen zu laſſen, wurde es von ſeinem Commandanten auf den Strand geſetzt und verbrannt. Noch in einer anderen Hinſicht ging Schleswig-Holſtein allen anderen Nationen voran: in der Vertheidigung der Häfen mit Torpedos, die jetzt in der Seekriegführung eine ſo hervor- ragende Rolle ſpielen. Am 24. März 1848 wurde die provi- ſoriſche Regierung für Schleswig-Holſtein proclamirt. Am 26. März brachte der däniſche Kriegsdampfer „Hecla“ die Schleswig- Holſteiniſche Deputation nach Kiel zurück, welche dem König von Dänemark die Wünſche der Herzogthümer vorgetragen hatte. Dieſe Wünſche waren zurückgewieſen und damit der Krieg er- klärt. Friedrichsort war verlaſſen und nicht befeſtigt. Da galt es, den Hafen von Kiel gegen feindliche Angriffe zu ſchützen und Profeſſor Himly, Chemiker an der Kieler Univerſität, machte den Vorſchlag, dies durch Torpedos zu thun. Der Vorſchlag wurde von der proviſoriſchen Regierung angenommen und Himly legte im Fahrwaſſer in der Gegend der Düſternbrooker Badean- ſtalt zwei ſolcher Waſſerminen. Die eine beſtand aus einem Kautſchuckſack, die andere aus einer doppelten Tonne, beide waren mit Pulver gefüllt. Die Zündung ſollte auf electriſchem Wege, d. h. in der Weiſe geſchehen, wie es jetzt allgemein ge- bräuchlich iſt, während z. B. die Ruſſen im Krimkriege noch die weit unzuverläſſigere Contactzündung anwandten. Dabei mußte das feindliche Schiff gegen den Torpedo ſtoßen und eine Röhre zerbrechen, deren Säureinhalt ſich auf ein chemiſches Ele- ment ergoß und die Zündung herbeiführte. Die Lage der Himly’ſchen Waſſerminen war durch genaue Viſirung feſtgeſtellt. Beim Paſſiren derſelben durch ein feind-

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/184>, abgerufen am 21.11.2024.